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EINLEITUNG

Lernprobleme belasten Kinder, Jugendliche und Eltern. Sie können sich negativ auf das ganze Familienleben auswirken und sogar zu Erkrankungen wie Schlafstörungen, Burn-out oder Depressionen führen. Um dieses große Thema angemessen zu behandeln, ist es daher erforderlich, Kenntnisse aus Pädagogik, Medizin und Psychologie zusammenzutragen – nur mit einem ganzheitlichen Blick kann es gelingen, nachhaltige Lösungen zu finden. Genau darum geht es in diesem Buch: Welche Stolpersteine liegen im Weg und welche Lösungen sind sinnvollerweise anzusteuern?

Für jedes Lernproblem gibt’s eine Lösung

In über 25 Jahren Praxiserfahrung als Lerntherapeut, Supervisor, Coach, Lehrer und Vater ist ein großer Erfahrungsschatz entstanden, den ich in diesem Buch weitergeben möchte. Es geht um Legasthenie, Dyskalkulie, ADHS, Prüfungsangst, schlechte Noten und andere Lernprobleme. Viele Eltern, die sich wegen Schul- und Lernproblemen an mich wenden, haben mit ihren Kindern und Jugendlichen bereits viel geübt. Sie sind von Pontius zu Pilatus gelaufen und verzweifelt, weil sie dennoch keine plausiblen Erklärungen und vor allem keine wirkungsvollen Lösungen bekommen haben. Damit all diese Eltern schnellstmöglich ans Ziel gelangen, habe ich dieses Buch geschrieben. Mein Wissen und meine Erfahrungen sollen ihnen und allen, die mit Kindern zu tun haben, zugutekommen – und damit natürlich auch den Kindern selbst.

Mit Kindern arbeiten zu dürfen ist für mich ein großes Geschenk. Ich mag meinen Beruf »Lerntherapeut« sehr. Ich kenne aber auch sehr wohl die Belastungen, die solch eine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit sich bringen kann: Unwissenheit, die stressen, Überforderung, die lähmen und Alleingelassen-Werden, das verbittern kann – Eltern genauso wie Lehrer und Erzieher. Ich möchte mit diesem Buch dazu beitragen, dass Sie Ihr Kind besser verstehen und besser mit ihm umgehen können.

Dieses Buch soll …

 entlasten, indem es aufgezeigt, dass Eltern oft nichts dafür können, wenn ihr Kind nicht so lernt, wie es lernen sollte, oder wenn es schlechte Noten schreibt. Es kann sein, dass das Kind völlig in Ordnung und begabt ist, aber einfach zu früh eingeschult wurde oder unter dem Schulsystem leidet. Wenn das Lernen erschwert wird, weil Lernstörungen oder andere Stolpersteine im Wege liegen, gilt es, diese beiseite zu räumen. Oftmals entlastet es, wenn man von diesen Ursachen erfährt.

 bewusst machen, wie die Situation aus der Sicht eines Kindes aussieht, das anders lernt als landläufig üblich. Ein Mensch, bei dem die Sinnesreize verzerrt oder hochsensibel sind, nimmt die Welt ganz anders wahr und tut sich mit Sprache und Schriftsprache viel schwerer, als wir denken.

 Neues vermitteln, zum Beispiel über verschiedene Denk- und Lernstile, vor allem über Bilddenker.

 informieren über den aktuellen Stand der Wissenschaft und darüber, was Sie selbst mit Ihrem und für Ihr Kind tun können.

 Orientierung geben im Dschungel der vielfältigen Therapie- und Lernmethoden und beraten, welche Fachleute oder Beratungsstellen man sinnvollerweise aufsuchen kann.

 Mut machen, da es von vielen erfolgreichen Menschen erzählt, die früher erfolglose Schüler oder sogar Schulabbrecher waren.

 helfen, indem es nützliche Adressen nennt und konkrete Tipps gibt, wie Sie Ihr Kind unterstützen können.

 Ihren Blick schärfen für das, was im Leben eines Kindes wirklich wichtig ist, für Gründe, die eigene Haltung zu überdenken, und für die Gefahr, den Noten zu viel Bedeutung beizumessen.

Der Aufbau des Buches

Im ersten Kapitel des Buches geht es um die Grundlagen des Lernens. Sinnvolles Lernen ist, ohne Freude daran zu haben, nämlich kaum möglich (Stichwort »Lernfrust«). Die Fachleute sprechen hier von Lernflow (Lernfluss) – und genau diesen Zustand gilt es anzustreben. Der Lernflow wird begünstigt, wenn Kinder sich ihrem Alter entsprechend entwickeln dürfen und nicht mit übertriebenen Fördermaßnahmen gepusht werden.

Auf diesen ersten Seiten geht es auch um eine sinnvolle beziehungsweise angemessene Erziehung in den verschiedenen Entwicklungsabschnitten – und wie sie sich auf den Lernprozess auswirkt. Kindgerechte (altersentsprechende) Mediennutzung und echte Motivation sind zwei weitere Voraussetzungen beziehungsweise Einflussfaktoren, damit das Lernen gelingt.

Und es geht spannend weiter: Viele Kinder, die sich beim Lernen schwertun, haben nämlich »nur« einen anderen Lernstil, sie lernen als Bilddenker anders als ihre Altersgenossen. Aber die Schule vermittelt den Unterrichtsstoff meist nicht bildhaft, sondern sprachlich. Daher kommen viele Lernprobleme.

Nicht zuletzt gilt es, drei weit verbreitete Irrtümer über das Lernen kritisch zu hinterfragen. Einer davon lautet: Sich-Anstrengen hilft beim Lernen. Dabei zeigt die Erfahrung ganz klar, dass in vielen Fällen genau das Gegenteil zutrifft. Und last not least ist da noch der alte Spruch: Übung macht den Meister. Ja, dem stimme ich eigentlich zu, ohne Üben geht’s meistens nicht. Aber doch erlebe ich bei vielen Schülern (und Eltern!), dass fast maßlos geübt wird, ohne entsprechende Erfolge zu erlangen. Genau hier gilt es zu schauen, warum Üben nicht zum erhofften Lernerfolg führt und welche Steine im Wege liegen, die es beiseite zu räumen gilt.

Genau darum geht es dann in den weiteren Kapiteln des Buches. Dort werden die verschiedenen Lernprobleme systematisch abgehandelt: Lesen, Schreiben/Rechtschreiben, Rechnen, Sich-Konzentrieren, Prüfungsangst und schlechte Noten. Anhand von kurzen Fragen und Checklisten können Sie selbst herausfinden, warum das jeweilige Problem besteht. Im Anschluss daran gebe ich jeweils vielfältige praktische Tipps, wie Sie als Eltern unterstützen und welche Therapiemethode beziehungsweise welche Expertinnen und Experten wirklich helfen können. Hier stelle ich mein gesamtes Wissen aus 25 Jahren Berufserfahrung zur Verfügung. Auch wenn dies natürlich nicht immer das Aufsuchen von Fachleuten ersetzen kann, lässt sich doch oft klären, wie der nächste Schritt aussieht und was man alles selbst tun kann. Immer wieder habe ich Familien kennengelernt, die eine wahre Odyssee hinter sich hatten, um den Lernproblemen auf die Spur zu kommen, und die erst durch den hier beschriebenen ganzheitlichen Blick endlich eine klare Sicht bekamen. Vertrauen Sie also nicht nur auf Fachleute, sondern bilden Sie sich mithilfe der hier geschilderten Übersicht eine eigene Meinung. So erhalten Sie Orientierung und können mit klarem Blick den direkten Kurs zum Ziel ansteuern.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind dabei viel Erfolg!

Stefan Reiner

Jedes Kind kann Schule

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