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Das große Chaos in Großburgklein

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Die Mittagssonne strahlt Hannah direkt ins Gesicht. Sie muss blinzeln. Hätte sie nur ihre Sonnenbrille dabei, denkt sie sich. Geblendet von der Sonne kneift sie die Augen noch ein paar Mal fest zusammen, denn sie kann nicht glauben, was sie da vor sich sieht. Ein kunterbuntes Riesen-Monchichi mit Kopfhörern auf seinen Ohren tanzt durch die Hauptstraße von Großburgklein. Diese Art von Plüschfigur kennt Hannah nur aus der alten Spielzeugkiste ihrer Mutter. Was ein Monchichi ist, konnte aber selbst ihre Mama nicht genau erklären. Halb Affe, halb Bär, vermutet sie. Eigentlich findet Hannah diese Figuren mit den runden Köpfchen und den Daumen aus Plastik, die man den Monchichis wie einen Schnuller in den Mund stecken kann, total süß. Doch dieser hier macht ihr Angst. Das Riesen-Monchichi hat nur ein Auge. Das zweite ist nicht vorhanden. Als wäre ein Loch im Kopf des Mega-Plüschtieres. Normalerweise ist in ihrer kleinen Heimatstadt nicht viel los. Die Busse fahren auf Busspuren. Die Autos fahren auf den Autostraßen entlang, halten an roten Ampeln oder geben Gas, wenn die Ampellichter wieder grün leuchten. Okay, manchmal gibt es Demonstrationen, dann herrscht etwas Chaos, wenn Menschen sich auf der Straße versammeln, um etwas Bestimmtes zu fordern, oder etwas Bestimmtes abschaffen zu wollen. Bei Demonstrationen hält sich dann auch in ihrer Heimatstadt Großburgklein niemand an die Verkehrsregeln. Die Fußgänger laufen über die große Kreuzung, obwohl die Fußgängerampeln das rote Männchen zeigen. Schrille Trillerpfeifen ertönen und die Busse fahren nicht mehr. Aber dann sind zumindest Polizisten hier, die den Verkehr regeln und aufpassen, dass niemandem etwas passiert. Hannah kommt es gerade vor, als wäre sie in einer Demonstration. Nur dass nicht eine Menschenmasse, sondern nur ein Riesen-Monchichi für Aufsehen und Chaos sorgt. Doch die Polizisten, die den Verkehr regeln könnten, fehlen. Das macht Hannah Angst. „Was soll das?“, denkt sie sich. „Das kann doch nicht sein!“ Plötzlich hört Hannah einen lauten Knall. Reifen quietschen. Kinder schreien. Ein Schulbus kracht dem Spielzeugtier in die Ferse, als es gerade über die größte Kreuzung der Stadt hüpfen will. Das Monchichi bleibt kurz stehen und blickt sich um. Es ist aber zu groß, um den Bus an seinem Riesenfuß überhaupt zu bemerken. Wahrscheinlich kennen Monchichis auch gar keine Verkehrsregeln. Noch mehr Reifen quietschen. Autos hupen. Fußgänger schreien und flüchten hinter Hecken, als sie das bonbonbunte Ungetüm sehen. Doch das Monchichi stört das nicht. Es geht zu der Ampel, die hoch über der Kreuzung hängt, streckt die Zunge heraus und leckt am roten Ampellicht. Hannah hört einen langen Seufzer des Plüschtieres. Es schließt sein Auge, als ob es den Geschmack des Lichtes so wie eine Kugel saftiges Himbeereis genießt.

Monchichis lieben Himbeereis, äh rote Ampeln?“, fragt sich Hannah selbst. Sie überlegt fieberhaft. Hat sie dieses ampelschleckendes Monstrum mit ihrer Ollopa2 in ihre Heimatstadt ollopafiert? Sie kann sich nicht daran erinnern. Nach ihrer Rückkehr aus Lumeria vor einem halben Jahr hat sie mit Leo viele lustige Sachen ollopafiert. Sie hat sich und Leo eines Morgens in die Schule gebeamt, um nicht im überfüllten Schulbus sitzen zu müssen. Sie musste nur im Blaulicht-Modus ein Foto der Schule und dann sich und Leo ollopafieren und schwups waren sie in der Schule. Das hatte super geklappt. Sie hat mit Leo im Wunschmodus die süße Nachbarskatze so groß wie ein Pferd ollopafiert, um darauf wie auf einem Tiger reiten zu können. War das ein Spaß! Im Gelblichtmodus hat sie öfter überprüft, ob ihre Hausaufgaben richtig sind und im Zeitreisemodus wurde die Nachbarskatze in eine Babykatze ollopafiert, um wieder mit ihr schmusen zu können. Ja, es gab auch nicht so kluge Ollopafien. Zum Beispiel die mit dem Vollmond. Eigentlich war es eine sehr blöde Idee von Leo, ihrem besten Freund gewesen. Er hatte gewettet, dass der Mond aus Käse besteht. Wegen der Löcher, die man mit Fernrohren oder Teleskopen in manchen Nächten auf seiner Oberfläche sehen kann. Da hatte Hannah den Mond einfach in ihre Hand ollopafiert und Leo den Miniaturmond zum Probieren gereicht. Leo hatte doch tatsächlich in dieses Stück Stein gebissen und sich fast einen seiner Zähne daran abgebrochen. Dennoch fand Hannah auch diese Ollopafie harmlos. Den Mond hat sie danach sofort wieder zurück an den Himmel ollopafiert. Ja, das war verrückt. Verrückt, aber lustig und harmlos.Das Monchichi hier ist aber alles andere als harmlos, findet Hannah und gefährliche Dinge darf sie mit ihrer Zauberkamera Ollopa2 gar nicht ollopafieren. Erstens erkennt das die Kamera automatisch und verweigert ihren Dienst. Und zweitens hat Hannah nach der Rückkehr aus Lumeria ihrer Mutter versprechen müssen, nur harmlose Dinge zu ollopafieren. Hannah ist sich jedenfalls sicher, dass sie kein Halblicht aus Lumeria nach Großburgklein ollopafiert hat. Sie hat sich oft gewünscht, ihren Vater oder den weißen Hund Blacky oder die schwarze Katze White von Lumeria zu sich in ihr Kinderzimmer zu ollopafieren. Aber sie hat sich immer an die Regeln gehalten.

Jetzt kann Hannah nicht glauben, dass trotzdem ein Riesen-Monchichi mit seiner Zunge an einem roten Ampellicht schleckt. Das kann doch nicht sein, denkt sich Hannah. Woher kommt nur dieses Riesenplüschtier und wie kann man es zähmen?„Ich muss den Monchichi wegollopafieren“, denkt Hannah und greift nach ihrer Ollopa2. In diesem Moment beginnt das riesige Tier zu tanzen. Es hat einen großen Kopfhörer auf dem flauschiegn, braunen Kopf sitzen und hört wohl gerade ein besonders schnelles Lied, denn plötzlich wird das bunte Ungetüm immer schneller, macht Tippelschritte und rennt in Richtung Hafen. Es wird immer schneller. Hüpft herum, dreht sich im Sprung wie eine Ballerina und sprintet direkt auf das Wasser zu. Dort macht es einen eleganten Sprung kopfüber in die Fluten und ist im Meer verschwunden. Plumps! Weg! Einfach so!

Hannah traut ihren Augen nicht. An der Stelle, an der das Plüschwesen eingetaucht ist, türmt sich eine meterhohe Wasserfontäne auf, aus der eine Riesenbadeente herausspringt. Darauf sitzt ein Pirat. Es ist Kapitän Hoogi Klapperapp. „Hey wackeres Halblicht! Hannah Halblicht! Ich dachte schon, du lässt dich gar nicht mehr bei uns blicken. Wir haben dich vermisst! Harrharrharr! Endlich bist du zurück!




Hannah Halblicht

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