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Die Entwicklung der Libido

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Bald nach der Geburt „setzt das Sexualleben mit deutlichen Äußerungen ein“. Die Libido heftet sich an Mund, Lippen und Zunge. Der Mundbereich ist also die erogene Zone, das Zentrum von Wünschen und Befriedigungen in dieser oralen Phase (lat. os, der Mund), die etwa eineinhalb Jahre dauert. Das Kind saugt an der Brust der Mutter, lutscht am Daumen, steckt Gegenstände in den Mund. In der darauffolgenden analen Phase ist die Libido an die Afterschleimhaut, den Darmausgang (lat. anus) gebunden. Lustgefühle entstehen beim Herauslassen des Darminhalts, aber auch beim Zurückhalten. Etwa gegen Ende des dritten Lebensjahres beginnt die phallische Phase (griech. phallos, Glied). Zentrum der Libido, also erogene Zonen, sind nun Klitoris und Penis; die Kinder onanieren oder spielen Doktorspiele, bei denen auch der – wie Freud es nannte – Partialtrieb15 der Schau- und Zeigelust eine Rolle spielt. Um das 5. und 6. Lebensjahr herum tritt die Latenzperiode16 ein: Die Libidoentwicklung ist zum Stillstand gekommen, die Sexualität ruht gewissermaßen. Sie wird erst während der Pubertät wieder aufleben; jetzt vollzieht sich die Entwicklung zur reifen Erwachsenensexualität, die Freud genital nannte und deren Ziel die körperliche Vereinigung ist.

Wenn diese Entwicklung normal verlaufen ist, müssen wir einschränkend hinzufügen. Denn natürlich entwickelt sich die Libido selten so glatt und ungestört wie hier beschrieben (auch die Zeiteinteilung ist hier schematischer als im wirklichen Leben: Die Phasen können früher oder später beginnen und überschneiden sich im Allgemeinen auch). Die Libido fließt, wie schon gesagt, während der Sexualentwicklung von einer erogenen Zone zur nächsten, von einer Befriedigungsform zur nächsten, von einem Lustobjekt zum anderen. Bei jeder Station bleibt gewissermaßen ein bisschen Libido „hängen“; das ist normal. Auch Erwachsene mit einer reifen genitalen Sexualität haben Lust am Schauen oder Zeigen und genießen die orale Befriedigung des Essens oder Trinkens; auch der Kuss ist eine Form der oralen Befriedigung.

Freuds Psychoanalyse - kurz & einfach

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