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Libido-Fixierung

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Die Libido kann jedoch auch ganz „stecken bleiben“, auf ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Art der Befriedigung festgelegt sein. Dann werden die folgenden Phasen der Entwicklung nicht oder nur oberflächlich durchlaufen und der Mensch bleibt unreif. Man nennt dies die Fixierung17 der Libido. Etwa das berühmte „Muttersöhnchen“: ein Mann, der auf seine Mutter als Objekt der Befriedigung fixiert ist, also auf der oralen Stufe, in der vor allem die Mutter die Befriedigung gewährt, stehengeblieben ist. Alkoholismus und pathologische18 Esssucht sind Beispiele einer Fixierung auf die orale Befriedigungsform. Auch die Perversionen finden ihre Erklärung in der Libido-Fixierung. So wird sexuelle Befriedigung bei manchen nur auf analem oder oralem Wege beziehungsweise durch Voyeurismus oder Exhibitionismus (Fixierung der Libido auf den Partialtrieb der Schau- und Zeigelust) erreicht.

Ist ein Kind – oder ein Erwachsener – in einer Konfliktsituation, so kann es zu einer Triebregression kommen (lat. regredi, zurückgehen). Da zieht man sich, in einer Lage, mit der man nicht zurechtkommt, also auch keine Befriedigung findet, auf eine frühere Stufe zurück, von der man weiß, dass hier die Befriedigung sicher ist. Etwa der kleine Junge, der eben eine Schwester bekommen hat, auf die sich nun die ganze Aufmerksamkeit konzentriert: Er fängt, obwohl er schon vor Monaten damit aufgehört hat, wieder das Daumenlutschen an. Da weiß er, was er hat, findet Trost und Sicherheit in einer unsicheren Welt. Oder die junge Frau, deren Ehe in die Brüche gegangen ist und die – unsicher, ängstlich, traurig – sich nicht zurechtfinden kann: Sie tröstet sich beispielsweise mit übermäßigem Essen. Beides sind Regressionen auf die orale Stufe.

Freuds Theorie enthält noch eine Form der Libido: die Ich- oder narzisstische19 Libido, die wir beim Neugeborenen finden. Es ist „egoistisch“, weiß nur von sich, seinen Wünschen und Befriedigungen, liebt nur sich (die Psychologie spricht von primärem Narzissmus). Schon in den ersten Monaten jedoch wandelt sich diese Selbstbezogenheit des Säuglings. Er beginnt, seine Energie und sein Interesse auf die Umwelt zu richten, zunächst auf die Mutter. Psychoanalytisch gesprochen: Die narzisstische Libido wird zur Objekt-Libido. Diese Umwandlung ist äußerst wichtig für die Entwicklung des Kindes: Sprechen- und Laufenlernen, die Intelligenzentwicklung hängen davon ab und nicht zuletzt auch die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen, andere zu lieben. Bekommt ein Säugling nicht die Zuwendung und Liebe, die er braucht, um sich allmählich von sich selbst weg auf andere zu konzentrieren, dann bleibt seine narzisstische Selbstbezogenheit bestehen (sekundärer Narzissmus). Das ist bei vielen Heimkindern der Fall, die wenig oder keine liebevolle Zuwendung bekommen, oder aber, wenn die Beziehung zwischen Mutter und Kind schwer gestört ist, wenn also die Mutter ihrem Kind gegenüber vorwiegend Ablehnung oder gar Hass verspürt und das Kind folglich vor allem Angst erlebt. Das führt zu einer schweren Störung, die es dem Kind und auch dem späteren Erwachsenen unmöglich macht, die Realität der Welt um sich her zu erkennen, Beziehungen aufzunehmen, zu lieben und sich lieben zu lassen. Eine schwere Störung umso mehr, als sie so früh eintritt und damit die ganze weitere Entwicklung in entscheidendem Maße beeinträchtigt.

Freuds Psychoanalyse - kurz & einfach

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