Читать книгу Erweitern Sie Ihr Beuteschema - Stefan Woinoff - Страница 9

Оглавление

Wie wirkt sich das archaische Beuteschema heute aus?

Geld und Status

Während die Körpergröße sehr einfach in Zentimetern gemessen werden kann, wird die gesellschaftliche »Größe« heute durch vielerlei Kriterien bestimmt: den Beruf, die Menge Geld, das man mit diesem Beruf verdient, und die Karrierestufe, auf der man gerade steht.

In diese gefühlte Rangordnung können auch andere Punkte einfließen, zum Beispiel aus welcher Familie man stammt, ob man sehr reich ist, einen Adelstitel hat oder auch irgendwelche besonderen Körpermerkmale, Eigenschaften oder Begabungen, selbst wenn daraus kein Beruf und kein Geld gemacht werden. Außerdem kann wichtig sein, wen man kennt und welche Freunde man hat. Wie gesagt, diese Rangordnung ist »gefühlt«. Das heißt, jeder einzelne Mensch empfindet sie etwas anders.

Der Psychologieprofessor und Evolutionsforscher David M. Buss untersuchte an 10047 Versuchspersonen in 37 Kulturen die Kriterien der Partnerwahl. Das Ergebnis war eindeutig. In den unterschiedlichsten Kulturen und ethnischen Gruppen, egal, ob im Kapitalismus, Kommunismus oder Sozialismus, sowie bei Frauen aller Einkommensschichten, es galt immer die gleiche Regel: Alle wollten einen Mann mit hohem Status und gutem Einkommen.

Die Ergebnisse galten für sechs Kontinente, für verschiedenste Gesellschaftsarten, vom agrarischen Stammesverband bis hin zur Industrienation, für Vielweiberei und Einehe, über eine weite ökologische und geografische Spanne und in den unterschiedlichsten sozioökonomischen Bedingungen. Selbst Religion, Ausbildung, Alter, Familienstatus, Herkunft aus Land oder Stadt variierten nur das Ausmaß des immer wieder gleichen Resultats: Mit hohem Status und gutem Einkommen ist ein Mann bei den Frauen gefragt – weltweit.

Aber trifft das auch und immer noch bei uns, in unserer postfeministischen Gesellschaft zu? Die Frauenbewegung hat in den letzten Jahrzehnten für die Stellung der Frau in Partnerschaft und Gesellschaft schließlich einiges erreicht. Außerdem ist die Frau von heute meist finanziell unabhängig vom Mann. Demnach sollte der Status des Mannes bei der Partnerwahl der Frauen ebenfalls an Bedeutung verlieren und nicht mehr dieselbe große Rolle spielen wie früher oder wie in anderen Gesellschaften, in denen sich die Frauen nicht oder weniger emanzipiert haben.

»Unsere Ergebnisse belehren uns eines anderen«, schreibt der Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe Karl Grammer in seinem Buch Die Signale der Liebe. »Wir finden den Status des Partners bei Frauen an dritter Stelle ihrer Wahlkriterien und beim Mann den Status der Frau erst an zehnter Stelle.«

Sonstige Merkmale und eigener Status

Es mag überraschen, aber es ist so: Trotz andauernder kultureller Veränderungen – auch im Verhältnis von Männern zu Frauen – haben sich die Hauptkriterien der Partnerwahl als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen. Der Mensch als kulturelles Wesen hat also offensichtlich nur einen geringen Einfluss darauf: Frauen finden Männer sexy, wenn sie emotionale Wärme ausstrahlen, einen hohen Status haben und außerdem gesund und dominant sind. Männer stellen sich ihre Traumfrau etwas anders vor: Sie sollte zwar auch emotionale Wärme besitzen, dazu aber attraktiv und sexy und nicht zuletzt gesund und häuslich sein. Das haben Untersuchungen ergeben. Zwei gemeinsame Kriterien beider Geschlechter sind also Gesundheit und emotionale Wärme – aber sie sind nicht das Problem.

Interessant ist, dass die Höhe des eigenen Status das Beuteschema leicht variiert. Karl Grammer schreibt: »Für Männer mit hohem Einkommen spielen emotionale Wärme, Gesundheit, Häuslichkeit und Kinderwunsch (der Partnerin) eine eher geringe Rolle. Die Wunschpartnerin sollte attraktiv, sexy, submissiv, eine aufregende Persönlichkeit und, überraschenderweise, konservativ sein. Männer mit geringem Status favorisieren emotionale Wärme, Häuslichkeit, Kinderwunsch und Dominanz. Männer verrechnen also von ihrem Status ausgehend ihre Wünsche – die Männer mit hohem Status stellen die Obergrenze der Anforderungen dar –, für sie scheinen Frauen eher Spielzeug zu sein.«

Ganz anders die Frauen: Beruflich erfolgreiche Frauen mit hohem Nettoverdienst, also mit hohem gesellschaftlichem Status, favorisieren in erster Linie Männer mit noch höherem Status. Frauen verrechnen also ihren eigenen Status in der Partnerwahl: Das heißt, je höher sie beruflich aufsteigen, umso höher muss der Status ihres zukünftigen Partners sein. Der Wunschpartner sollte darüber hinaus auch künstlerisch intelligent sein und eine aufregende Persönlichkeit haben. Der eher konservative Typ ist ebenfalls sehr beliebt. Zudem ziehen Frauen den älteren Partner einem Jungspund vor, und zwar in allen Kulturen.

Alter

Häufig korreliert der gesellschaftliche Status, insbesondere, wenn er sich über die erklommene Stufe der Karriereleiter erklärt, mit dem Alter (in Jahren). Das heißt, je älter der Mann oder die Frau ist, desto mehr Zeit hatte er oder sie, im Beruf aufzusteigen. Damit konnten sich die etwas älteren Männer häufig einen höheren Rangordnungsplatz bei den Frauen ergattern. Daher ist der Mann meist nicht nur körperlich und gesellschaftlich »größer«, sondern häufig auch älter als seine Frau. So erklärt sich unter anderem, warum in allen 37 von David M. Buss untersuchten Kulturen Frauen einen älteren Partner einem jüngeren vorziehen. Das hat allerdings gewisse Grenzen nach oben, da Frauen natürlich auch wollen, dass ihr Partner noch jung genug ist, um Kinder zeugen und für den Unterhalt der Kinder sorgen zu können.

Die etwas älteren, beruflich bereits aufgestiegenen Frauen nehmen in der Rangordnung, die sich Männer von Frauen machen, dagegen keineswegs einen höheren Platz ein. Dieses Kriterium steht bei den Männern in der Beurteilung der Frauen auf einem unbedeutend niedrigen Platz. Im Grunde ist es für die Frauen noch viel schlimmer: Die beruflich erfolgreichen Frauen, die im Laufe ihres Aufstiegs ein gewisses Alter erreicht haben, verlieren sogar bei den Männern, weil ihre Zeit der höchsten Fruchtbarkeit und damit der höchsten Attraktivität bei den Männern schon um einige Jahre überschritten ist.

Noch dazu wollen diese Frauen einen Mann, der ihren eigenen hohen Status erreicht oder noch übertrifft. Doch gerade diese Männer wollen etwas ganz anderes: Je höher der Nettoverdienst des Mannes, umso jünger sollte seine Partnerin sein, so Karl Grammer. Auch David M. Buss fand in seiner groß angelegten Studie heraus, dass in allen untersuchten 37 Kulturen die Männer sich eine jüngere Partnerin wünschten.

Erweitern Sie Ihr Beuteschema

Подняться наверх