Читать книгу Camping in Australien - Stefanie Stadon - Страница 15
2.2 Fahren nach Jahreszeit
ОглавлениеUm eines der hartnäckigsten Klischees gleich zu Beginn auszuräumen – nein, in Australien scheint nicht an 365 Tagen im Jahr die Sonne. Hier fällt sogar Schnee, was für Camperreisen nicht unbedeutend ist. Als sechstgrößtes Land besitzt Australien mehr als eine Klimazone. Hier prallen tropische auf europäische Wetterverhältnisse, die sich grob gesagt am Wendekreis des Steinbocks die Hand reichen. Dieser durchläuft Australien von Exmouth in Western Australia über Alice Springs im Zentrum hinüber nach Rockhampton in Queensland.
Der Winter Australiens bringt Bodenfrost im Süden
Im Norden drohen zur Regensaison überflutete Straßen
Südlich davon herrscht weitestgehend gemäßigtes Wetter, das sich in vier Jahreszeiten aufteilt, die unseren entgegengesetzt sind. Der Frühling dauert von September bis November, die Sommermonate Dezember bis Februar gehen in den Herbst von März bis Mai über. Und zwischen Juni und August hält der australische Winter Einzug. Dieser fällt nicht annähernd so frostig aus wie unserer. Vielmehr entspricht er von den Temperaturen her dem Herbst. Einige Gebiete wie die Victorian Alps oder Snowy Mountains verwandeln sich allerdings in ein Winter-Wonderland mit Skipisten und Sesselliften. In den letzten Jahren meldeten auch die Blue Mountains bei Sydney oder die Grampians nördlich der Great Ocean Road Schneefall. Der sorgt aber in den seltensten Fällen für Chaos auf den Straßen. Doch es schadet nicht, den Vermieter nach Schneeketten zu fragen, falls man in den Wintermonaten in den höheren Lagen zwischen Melbourne und Sydney unterwegs sein möchte. Auch ohne Frau Holle sorgen Minusgrade nachts für Eiskristalle an den Fensterscheiben und vereiste Türen. Dickere Kleidung, gerade zum Schlafen, kann ich nur wärmstes empfehlen. Als wir im Juni von Melbourne aus mit dem Camper Richtung Queensland aufbrachen, schliefen wir die ersten Nächte stilsicher mit Mütze, Handschuhen, Socken & Co, Kuscheln inklusive. Denn eine Standheizung hatte unser kleiner Minivan damals nicht. Ist man allerdings erst einmal an der Küste unterwegs, sind die Nächte gleich spürbar milder.
TIPP: Camping im Winter
Aufgrund der kühlen Außentemperaturen verbringt der Urlauber während der Wintermonate tendenziell mehr Zeit im Camper, vor allem abends. Die Campingstühle werden nur selten aufgestellt, die Markise so gut wie gar nicht ausgefahren. Hinsichtlich des Komforts sollte daher ein Fahrzeug gewählt werden, in dem man sich ohne Platzangst länger auf der Pelle hocken kann.
Während die Wintermonate einen Insektenschutz unnötig machen, gehören Mückennetze im Sommer zu den unbedingten Ausstattungsmerkmalen eines Wohnmobils. Nächtliche Temperaturen über 20 Grad sind keine Seltenheit. Wer unter diesen Umständen das Fenster nicht öffnen kann, da sonst unzählige Blutsauger mit der Arbeit loslegen, sitzt morgens sehr unausgeschlafen am Steuer. Auch eine Klimaanlage gehört nicht bei jedem Modell und Vermieter zur Grundausstattung. Bläst die Lüftung bei 35 Grad Außentemperatur zu viel heiße Luft ins Auto, sorgt selbst die beste Playlist beim schweißtreibenden Fahren für keine gute Laune. Doch all der Jammer ist vergessen, sobald die Füße ins Meer tauchen und vom Grill leckerer Steakgeruch hinüber weht. Schließlich ist man im Sommerurlaub!
Je weiter der Urlauber Richtung Norden fährt, desto mehr wird das Klima von der Trocken- und Regenzeit bestimmt. Während der dry season von April bis Oktober sind die Temperaturen angenehm warm bis heiß und das Wetter größtenteils trocken. Von November an hält die wet season Einzug in die Region der Kimberleys in Western Australia, in das Top End rund um Darwin im Northern Territory sowie auf der Cape York Peninsula und in der Region um Cairns in Queensland. Bis in den März hinein fällt wiederholt mal schwacher, mal starker Regen, tropische Gewitterstürme ziehen durch das Land, die Temperaturen sinken kaum, die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch, es wird unerträglich schwül. Der November ist zumeist der heißeste, unerträglichste Monat, Januar und Februar sind die nassesten Monate der wet season.
Von Camperfahrten hinauf in den Norden raten die Vermieter während der Regenzeit ab. Nicht selten schließen sie in den betroffenen Monaten ihre dortigen Depots oder passen die Öffnungszeiten an. Die Gründe dafür sind naheliegend: Mit einsetzendem Regen werden viele der Straßen überflutet. Davon betroffen sind nicht nur Zufahrtsstraßen, sondern auch die zentralen Highways. An ein Weiterkommen ist ohne Geländewagen nicht zu denken. Selbst wenn das Wasser allmählich zurückweicht, ist die Straße darunter oft so stark beschädigt, dass diese zunächst unbefahrbar bleibt. Sofern keine alternative Route zur Verfügung steht, hängt der Camper fest und die Reiseplanung kommt gehörig ins Wanken. Naht ein Zyklon, ist ein Wohnmobil darüber hinaus kein geeigneter Zufluchtsort. Wer zur Regenzeit fährt, reist auf eigenes Risiko und sollte daher vor allem Flexibilität hinsichtlich Zeit und Streckenführung einplanen. Sowohl der Rückgabeort als auch das Abgabedatum stehen bei Einbuchung fest. Gibt der Mieter den Camper aufgrund von Überschwemmung zu spät oder anderswo als vertraglich vereinbart ab, muss er mit nachträglichen Gebühren rechnen.
Günstige Reisezeiten nach Wetterlage