Читать книгу Die POPkörner (1). Ein Stern für Lou - Stefanie Taschinski - Страница 6
ОглавлениеProlog
Auf den Wellen tanzte das rote Wasserflugzeug, das sie nach Vancouver bringen sollte. »Seid ihr alle gut angeschnallt?«, fragte der Pilot und griff nach dem Zündschlüssel.
Lou, die vorne auf dem Sitz neben dem Piloten saß, zog ihren Gurt fester und drehte sich um. »Startklar?«
»Ja, Lusi!«, antwortete ihr kleiner Bruder Anton.
Herr Blum legte den Arm um seine Frau. »Sind wir so weit?«
»Ja«, seufzte Frau Blum und sah mit geröteten Augen hinter ihrem Taschentuch hervor. Auch Lous Herz fühlte sich ziemlich schwer für so ein kleines Flugzeug an.
In diesem Moment startete der Pilot den Motor. Ein Beben ging durch die Maschine, und während das Flugzeug langsam auf seinen Kufen über das Wasser glitt, drehte sich der Propeller immer schneller, bis die einzelnen Propellerblätter nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Unter Lous Füßen vibrierte der Metallboden und sie fühlte, wie ihre Beine zitterten.
»Auf Wiedersehen… Alert Bay«, flüsterte sie der grünen Insel zu, auf der sie die letzten fünf Jahre gelebt hatte. Hinter den Felsen und moosbewachsenen Sitkafichten leuchtete noch einmal das helle Holz ihrer Blockhütte auf. »Auf Wiedersehen!«
Fünf Jahre hatte die Familie Blum auf der kanadischen Insel gelebt. Fünf Jahre war Lou jeden Morgen mit ihrem Kajak zur Schule auf die Nachbarinsel gefahren und ihre Mutter hatte in dem winzigen Inselkrankenhaus als Ärztin gearbeitet. Nun hatte Frau Blum eine Stelle als Oberärztin in Deutschland angenommen und Anton sollte dort eingeschult werden.
Der Pilot lenkte das Flugzeug die letzten Meter aus der Bucht hinaus und beschleunigte. Lou klammerte sich an ihren Armlehnen fest. Die Nase des Fliegers stieg nach oben, noch ein-, zweimal stießen die Wellen von unten gegen die Kufen, dann hob das Flugzeug ab. Lou wurde tief in den weichen Sitz gedrückt. Das Flugzeug stieg und stieg.
In weniger als zwei Tagen würden sie in Hamburg ankommen: bei ihrer Großmutter, ihrem Onkel und ihrer Tante, den Zwillingen und vor allem bei MOTTE!
Lou war so gespannt auf ihre Cousine. Wie sah sie inzwischen aus? Was mochte Motte für Musik? Hatte sie ein Lieblingsbuch? Wollte sie überhaupt noch Motte genannt werden?
Bisher hatte Lou ihre Cousine erst ein einziges Mal getroffen – vor vier Jahren auf dem sechzigsten Geburtstag ihrer Großmutter –, aber ab übermorgen würden sie sogar Haus an Haus leben! Dann konnte Motte ihr alles zeigen: die neue Stadt, die neue Schule, und wenn sie Lust hatten, machten sie jede Nacht eine Pyjamaparty und quatschten bis nach Mitternacht! Endlich würde sie eine Freundin haben, die ganz nah bei ihr wohnte – und nicht zwei Inseln weiter.