Читать книгу Die POPkörner (1). Ein Stern für Lou - Stefanie Taschinski - Страница 9

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3. Song


Die Wohnung oben im alten Kutscherhaus war winzig – fast so klein, als stammte sie aus dem Reich Lilliput, dachte Lou. Aber Grandmère hatte alles getan, um sie für die Blums behaglich zu machen. Die Räume waren in frischen Creme- und Blautönen gestrichen, und da die Möbel der Blums noch gut verpackt auf einem Containerschiff über den Ozean fuhren, hatte Grandmère sie mit Möbeln aus der Villa eingerichtet. Im Wohnzimmer gleich neben dem Fenster stand ein wunderschöner Sekretär. Frau Blum stellte sofort ihre Tasche daneben. Dies war der Platz, an dem sie ihre Patientenberichte verfassen wollte.

In der Küche entdeckte Herr Blum den großen Gasherd, den Grandmère für ihn besorgt hatte. Herr Blum drehte das Gas auf und ließ den vorderen rechten Metallkreis auflodern. Dies war genau der Herd, an dem er für seine Familie kochen wollte.

»Und wo ist mein Zimmer?«, fragte Anton, der von seiner Meerschweinchentour zurück war. Herr Blum füllte gerade Wasser in die Espressokanne. »Gleich neben unserem Schlafzimmer«, erklärte er und schraubte die Kanne fest zu. »Gehst du mit, Lou?«

Lou atmete geräuschvoll aus. Eigentlich hätte sie jetzt gern ihr Zimmer gesehen. Aber sie wusste, dass es für ihren Bruder viel schwieriger war, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. So ging sie vor bis zu dem Zimmer, das ihr Vater beschrieben hatte. Die Tür stand halb offen und die Nachmittagssonne schien durch zwei große Fenster. Anton stieß einen Jubelschrei aus. Das Zimmer war leuchtend blau gestrichen – und es hatte ein Hochbett.

»Lusi! Lusi«, rief er aufgeregt. »Halt mal!« Er drückte ihr Kirk in die Hand und kletterte die Leiter hoch. »Komm!«, rief er. »Komm doch!«

Aber jetzt wollte Lou wirklich ihr Zimmer sehen! Sie warf Kirk aufs Bett. »Gleich«, rief sie und war schon wieder draußen im Flur. Sie sah sich um. Wo war ihr Zimmer?

Lou war schon auf dem Weg zurück in die Küche, als sie die Leiter entdeckte. Oben in der Decke war eine Luke. Das musste der Durchgang zum Dachboden sein. Ob ihr Zimmer dort…? Lou nahm die Leiter und hakte sie ein. Als sie die oberste Sprosse erreicht hatte, drückte sie die Luke nach oben und streckte den Kopf hindurch.

Vor Überraschung wäre sie beinahe von der Leiter gefallen. Das war kein staubiger Rumpelboden. Grandmère hatte für Lou ein wunderschönes Zimmer eingerichtet. Die Wände waren schneeweiß und durch die Schrägen hatte Lou gleich das Gefühl, in einem Zelt zu stehen. Das Zimmer hatte ein großes Fenster zum Garten, zwei kleine Dachfenster und eines nach vorn zur Villa. Und an der Wand stand ein schmales, verschnörkeltes Messingbett mit einer bunten Patchworkdecke. Lou setzte sich ganz vorsichtig darauf und schnupperte an der Decke. Sie roch herrlich frisch – sogar ein bisschen nach Waldmeister. Lou beugte sich so weit vor, bis sie unter das Bett sehen konnte, und überzeugte sich davon, dass genug Platz für ihren Gitarrenkoffer war. Lou kam wieder hoch. An die Wände würde sie die Fotos hängen, die sie auf ihrer letzten Kajaktour von den Orcas gemacht hatte. Das Bücherregal neben dem Schreibtisch war zwar etwas klein, aber bis die Bücher mit dem Schiff ankamen, reichte es allemal.

Lou nahm ihre türkisfarbene Umhängetasche ab und zog ihr Notizbuch heraus. Ma hatte es ihr bei einem ihrer Ausflüge nach Vancouver spendiert. Das Umschlagbild hatte ein indianischer Künstler gestaltet. Über das nachtblaue Meer flog Thunderbird, der geheimnisvolle Adler. Seit über einem Jahr schrieb Lou jeden Morgen, wenn sie aufwachte, ihre Träume auf. Nun kuschelte sie sich auf ihr neues Bett und las noch einmal, was sie während des Fluges von Vancouver nach Frankfurt geträumt hatte:

Das war echt mal ein schöner Traum. Ob er etwas bedeutet? Ma sagt, dass in Erfüllung geht, was man in der ersten Nacht in einem neuen Zuhause träumt. Na, vielleicht zählt auch eine Nacht im Flugzeug. Ich war auf einer Schaukel. Irgendwo, in einem Garten, den ich gar nicht kannte. Und ich hatte eine neue Freundin. Wenn wir zusammen geschaukelt haben, konnten wir uns an jeden Ort der Welt wünschen. Und schon waren wir da!


Die POPkörner (1). Ein Stern für Lou

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