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Erfolgsfaktor der Vergangenheit – Durchhaltevermögen
ОглавлениеTrainierst du gerade für einen Ironman®? Oder willst du einen Wüstenlauf gewinnen? Wenn du diese Fragen mit Nein beantwortest, wozu brauchst du dann heute noch Durchhaltevermögen?
Schon klar, in jedem zweiten Hollywoodfilm wird uns »Gib niemals auf, dann kannst du alles erreichen« vorgelebt. Rocky, Gladiator, Braveheart, wie sie alle heißen. Das ewige Durchhalten wird verherrlicht. Dabei kann Durchhalten auch einfach Feigheit sein. Steckt jemand in einem unglücklichen Job fest und hält immer weiter durch, ist das keine Leistung, sondern eine Folge der Angst davor, sich zu verändern. Daher ist es wichtig, genau hinzusehen, ob durchhalten wirklich sinnvoll ist. Loslassen ist meist sehr viel anstrengender und auch schmerzhafter als durchhalten. Man gewöhnt sich ja an alles. Der Durchhalteschmerz ist dann zwar ständig vorhanden, aber man kann ihn aushalten. Der Schmerz des Loslassens ist akut wirklich schlimm. Aber er hat eine Perspektive.
Durchhalten kann auch Feigheit sein.
Also vergiss die ganzen Scheinweisheiten wie »Nur die Harten kommen in den Garten«, »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« oder »Was dich nicht tötet, macht dich stärker«. Der Volksmund verkauft uns den Durchhalteschmerz als glücklich machende Fähigkeit. Aber das ist Quatsch! Du bist nicht auf der Welt, um etwas aushalten zu müssen!
Die Tugend des Durchhaltens stammt aus einer Zeit, in der einem gar nichts anderes übrig blieb, als durchzuhalten. Unsere Eltern und Großeltern hatten nach zwei Weltkriegen gar keine andere Wahl. Ohne die Zähne zusammenzubeißen und einen übergroßen Durchhaltewillen wären ein Wiederaufbau und auch das Wiedererstarken der deutschen Wirtschaft nicht möglich gewesen. Viele hätten schlicht nicht überlebt. Das ist so ähnlich wie den Mount Everest zu besteigen und sich beim Abstieg so schwer zu verletzen, dass man nicht mehr gehen kann. Dann hast du nur eine Möglichkeit: durchzuhalten und dich den Rest der Strecke durchzubeißen. Sonst erfrierst du. Aber, Hand aufs Herz, wie oft besteigst du den Mount Everest? Durchhalten ist Schnee von gestern und spielt heute meistens keine Rolle mehr. Vielmehr geht es darum, Dinge, die wir bisher immer durchhalten mussten, loszulassen.
An etwas festzuhalten, was wir nicht oder nicht mehr brauchen, ist völlig out. Der Job, der dich jeden Tag unglücklich macht – weg damit! Die Auswahl an anderen Stellen oder gar Berufen ist viel zu groß, um dich täglich nur durchzubeißen. Schon heute herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Aber auch die Schritt-für-Schritt-Karriere in ein und demselben Beruf, das ganze Leben lang, hat ausgedient. Immer um die gleiche Zeit am selben Arbeitsplatz zu sitzen, gehört in vielen Fällen bereits der Vergangenheit an. Heute gibt es schon eine Fülle von Menschen, die sich in Communitys zusammentun, als »Nomaden« um die Welt ziehen und von überall arbeiten, solange das WLAN funktioniert und schnell genug ist. Aber auch wenn wir nicht gleich um die Welt reisen, Homeoffice und andere New-Work-Konzepte transformieren die Arbeitswelt, wie wir sie kannten.
Dein Job macht dich unglücklich? Weg damit!
Mit dieser Entwicklung geht einher, dass wir uns von überflüssigem Ballast befreien. Wir binden uns immer weniger an Dinge, die uns nur belasten. Stattdessen wollen und brauchen wir mehr Freiheit und Flexibilität – beruflich wie privat.
ÜBRIGENS: Die krasse Veränderung klassischer Geschlechterrollen sorgt zum Beispiel dafür, dass Frauen heute frei und unabhängig sein können, wenn sie wollen, und jeder Arbeit nachgehen können. Klingt banal? Heute vielleicht ja. Aber wusstest du, dass noch bis 1977 eine Frau nicht ohne Erlaubnis ihres Ehemanns arbeiten durfte? Das war gesetzlich geregelt.10
Unsere Freiheit hat aber auch Nebenwirkungen. Jedes Stückchen Freiheit, das wir bekommen und leben, bedeutet, dass wir mehr Entscheidungen treffen müssen, und das, während wir zugleich immer mehr Optionen, also Auswahlmöglichkeiten haben. An dieser Stelle möchte ich dir zwei Menschentypen vorstellen, denen du in diesem Buch noch öfter begegnen wirst: den Erfolgssucher und den Misserfolgsvermeider:
Der Erfolgssucher richtet sich mental auf das Erreichen von Chancen aus. Er sucht Wachstum.
Der Misserfolgsvermeider fokussiert sich auf das Vermeiden von Rückschlägen. Er sucht Sicherheit.
Ich verrate dir ein Geheimnis: Es gibt keine Sicherheit. Egal wie sehr wir versuchen, alles im Griff zu haben, Sicherheit ist eine Illusion. Deshalb ist der Erfolgssucher besser auf alle Veränderungen vorbereitet als der Misserfolgsvermeider. Und diese Vorbereitung ist essenziell. Denn das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter des Loslassens von Sicherheiten. Wenn du jetzt Angst bekommst, geht es dir wie 85 Prozent der Bevölkerung.11 Der Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky sagt, dass diese 85 Prozent nur »… dann mit sich im Reinen sind, wenn alles stabil bleibt und sich keine Veränderungen ergeben«, und beruft sich dabei auf die »Sensation-Seeking-Scale« aus der Psychologie.12 Im Umkehrschluss heißt das, dass bisher nur 15 Prozent der Menschen entspannt mit Veränderungen umgehen. Was glaubst du, was das für unsere Gesellschaft bedeutet? Auf jeden Fall eine echte Erfolgschance für diejenigen, die lernen, mit Neuem umzugehen und Sicherheiten loszulassen. Ein Erfolgsvorsprung für alle, die Entscheidungen treffen, auch wenn sie damit ein Risiko eingehen. Also ein Erfolgsvorteil für echte Erfolgssucher!
Sicherheit ist eine Illusion.