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»Die Parabel der Orangen« 14

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Es war einmal ein junger Mann, der für ein sehr angesehenes Unternehmen arbeiten wollte, das auch noch gut bezahlte. Er bewarb sich und bekam einen Einstiegsjob, hatte sogleich aber Ambitionen auf mehr. Er strebte nach einer Beförderung in die Position eines Abteilungsleiters. Die würde ihm noch mehr Geld und Ansehen einbringen. Also erledigte er alle seine Aufgaben. Er begann bereits früh am Morgen und blieb lange im Büro, um seinem Chef zu zeigen, dass er Überstunden machte.

Nach einiger Zeit wurde die Stelle eines Abteilungsleiters frei. Aber zu seinem Verdruss bekam ein anderer Mitarbeiter, der gerade einmal sechs Monate im Unternehmen war, die Stelle.

Das machte den jungen Mann sehr wütend und er forderte von seinem Chef eine Erklärung.

Sein weiser Chef sagte: »Bevor ich Ihnen diese Frage beantworte, würden Sie mir einen Gefallen tun?«

»Ja, natürlich«, erwiderte der Angestellte.

»Würden Sie in den Supermarkt hinübergehen und ein paar Orangen kaufen? Meine Frau braucht welche.«

Der junge Mann stimmte zu und ging in den Laden. Als er wiederkam, fragte der Chef: »Welche Sorte Orangen haben Sie gekauft?«

»Keine Ahnung«, erwiderte der junge Mann. »Sie wollten, dass ich Orangen kaufe, und das habe ich getan. Bitte schön.«

»Wie viel haben sie gekostet?«, fragte sein Chef.

»Ich weiß es nicht genau«, antwortete er verblüfft. »Sie haben mir 30 Dollar gegeben und hier sind Ihr Beleg und Ihr Wechselgeld.«

»Vielen Dank«, erwiderte sein Chef. »Bitte setzen Sie sich und schauen Sie aufmerksam zu.«

Der Vorgesetzte rief nun den Mitarbeiter herein, den er befördert hatte, und bat auch ihn, Orangen zu kaufen. Auch er war einverstanden und ging in den Supermarkt.

Als er wiederkam, fragte ihn der Chef: »Welche Sorte haben Sie gekauft?«

Er antwortete: »Nun ja, es gab ziemlich viele Sorten, Navelorangen, Valencia-Orangen, Blutorangen, Mandarinen und viele mehr. Ich wusste nicht, welche ich kaufen sollte. Aber Sie sagten ja, dass Ihre Frau welche braucht. Also habe ich sie angerufen. Sie hat erzählt, dass sie eine Party plant und Orangensaft machen möchte. Also habe ich den Verkäufer gefragt, welche Sorte den besten Saft gibt. Er erklärte mir, dass die Valencia-Orangen besonders süßen Saft ergeben, also habe ich diese Sorte gekauft. Ich habe sie auf dem Rückweg bei Ihnen zu Hause abgeliefert. Ihre Frau hat sich sehr darüber gefreut.«

»Wie viel haben sie gekostet?«, fragte sein Chef.

»Tja, das war auch so eine Sache. Da ich nicht wusste, wie viele ich kaufen soll, habe ich Ihre Frau noch einmal angerufen und gefragt, wie viele Gäste sie erwartet. Zwanzig, erfuhr ich. Dann habe ich den Verkäufer gefragt, wie viele Orangen man braucht, um Saft für zwanzig Leute zu machen. Es waren ziemlich viele. Daraufhin habe ich gefragt, ob es einen Mengenrabatt gibt, und diesen auch bekommen. Eigentlich kostet so eine Orange 75 Cent, aber ich habe nur 50 Cent bezahlt. Hier sind das Wechselgeld und der Beleg.«

Der Chef sagte lächelnd: »Danke. Sie können gehen.«

Er sah zu dem jungen Mann, der aufmerksam zugesehen hatte. Dieser stand auf und sagte mit zusammengesackten Schultern: »Ich verstehe, was Sie meinen.« Deprimiert, aber schlauer als zuvor verließ er das Büro.

Wir müssen also nicht möglichst viel Einsatz bringen, sondern intelligent arbeiten, um einen Ertrag zu erhalten. Die beiden jungen Männer in der Parabel hatten beide den Auftrag, Orangen zu kaufen. Beide haben ihren Auftrag erfüllt. Was aber machte den Unterschied? Man könnte jetzt sagen, dass der eine um die Ecke gedacht, sich mehr angestrengt hat oder einfach ein besseres Auge fürs Detail hatte. Der eigentliche Unterschied lag jedoch in seiner Haltung. Er hat nicht bloß seine Pflicht erfüllt. Sein inneres Engagement, seinen Vorgesetzten zufriedenzustellen, trieb ihn an. Er wollte der beste ihm mögliche Mitarbeiter sein. Dem ersten jungen Mann ging es hingegen um Geld, Status und Ansehen.

Die mentale Revolution

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