Читать книгу Frieden - eine verlorene Kunst? - Stephan Elbern - Страница 11

Оглавление

Das erste historische Datum: Der Friedensschluss am Halys (585 v. Chr.)

Eine Sonnenfinsternis – als göttliches Zeichen gedeutet – veranlasst die Könige der Meder und Lyder zur friedlichen Beilegung ihres Konflikts.

Nur noch schemenhaft wird heute eines der frühesten Großreiche des Alten Orients erkennbar, das kurzlebige Staatswesen der iranischen Meder, das dem Imperium der Achämeniden den Weg bereitete. Ihr Werden und Vergehen ist lediglich bei griechischen Historikern (v. a. von Herodot, dem „Vater der Geschichte“) überliefert. Archäologische Spuren haben sie dagegen nicht hinterlassen; auch von der einst viel bewunderten Hauptstadt Ekbatana (j. Hamadan) mit ihrem siebenfachen Mauerring blieb nichts erhalten. Ursprünglich siedelten die „Mada“ im Nordwesten von Iran; angeblich hatten sie sich unter einem gewissen Deiokes von der Herrschaft der Assyrer gelöst. Aber erst mit dessen Enkel Kyaxares (Havachštra) stieg das junge Staatswesen zur Großmacht auf; in seiner (nach zweifelhafter Überlieferung) vierzigjährigen Herrschaft (623 – 584 v. Chr.) schuf der König eine schlagkräftige Armee. Daher konnte er die Angriffe der (gleichfalls iranischen) Skythen abwehren sowie große Teile von Persien und Urartu (Armenien) unterwerfen. Im Bund mit Babylon vernichtete er das geschwächte Reich der Assyrer; 614 v. Chr. fiel Assur, zwei Jahre später Ninive.

Bei seinem weiteren Vordringen nach Westen stieß Kyaxares auf das Lyderreich, das der sagenumwobene König Gyges3 im 7. Jh. v. Chr. gegründet hatte. Zielstrebig weiteten dessen Nachfolger ihre Macht auf Bithynien und die Griechenstädte an der Westküste Kleinasiens aus (lediglich Milet, damals die größte Polis der Hellenen, konnte seine Unabhängigkeit bewahren), im Osten bis an den Halys (j. Kızıl Irmak). Unter der Regierung des Alyattes (607?–560 v. Chr.) erreichte Lydien den Gipfel seiner Macht und kulturellen Blüte; davon kündet noch heute der Grabhügel des Königs im Norden der Residenzstadt Sardes. Hier fertigten kunstsinnige Handwerker herrliche Textilien sowie Arbeiten aus Gold und Elfenbein. Delphi und andere griechische Heiligtümer wurden mit reichen Stiftungen geehrt. Zukunftsweisend war die Erfindung der Münzprägung, die durch den Goldreichtum des Landes ermöglicht wurde und v. a. die Anwerbung von Söldnern erleichterte.

Göttliches Zeichen erzwingt Frieden

Nach fünfjährigem, wechselvollen Krieg kam es zu einer weiteren Schlacht (diese wird meist nach dem Ergebnis der Friedensverhandlungen am Halys lokalisiert). Während des Kampfes trat – durch Thales von Milet vorhergesagt – eine vollkommene Sonnenfinsternis ein; daher ist dieses Gefecht das erste Ereignis der Geschichte, das auf den Tag genau datiert werden kann (28. 5. 585 v. Chr.).4 Angesichts des „himmlischen“ Zeichens von tiefem Schrecken erfüllt, schlossen die verfeindeten Herrscher Frieden. Als Vermittler wirkten der Fürst von Kilikien sowie Nebukadnezar II. von Babylon – der uns als Nabuchodonosor aus dem Alten Testament geläufig ist, mehr noch durch seine großartigen Bauten (j. im Pergamonmuseum zu Berlin). Fortan bildete der Halys die Grenze zwischen beiden Staaten; die Heirat des medischen Thronfolgers Astyages mit einer Tochter des Alyattes besiegelte den Vertrag. Dem Bräutigam war das Glück jedoch ebenso wenig beschieden wie dem Sohn des Lyderkönigs, dem durch seinen ungeheuren Reichtum sprichwörtlichen Kroisos; beide erlagen der Macht des achämenidischen Reichsgründers Kyros. Den Medern blieb immerhin die Ehre, dass sie auch nach ihrer Niederlage hinter den stammverwandten Persern als das zweite Volk des Imperiums galten.

Frieden - eine verlorene Kunst?

Подняться наверх