Читать книгу Frieden - eine verlorene Kunst? - Stephan Elbern - Страница 16

Оглавление

Die Einigung Griechenlands: Der Friedenskongress von Korinth (338/​37 v. Chr.)

Nach dem entscheidenden Sieg bei Chaironeia vereint Philipp II. die griechischen Stadtstaaten im Korinthischen Bund; damit ermöglicht er den Siegeszug seines Sohnes Alexander d. Gr. durch Asien.

Jahrhundertelang hatten sich die hellenischen Poleis in blutigen Bruderkriegen zerfleischt; unentwegt rangen sie um die Vorherrschaft in Griechenland. Im Peloponnesischen Krieg hatte Sparta die Vormacht Athens gebrochen, danach jedoch durch schwere Fehler die eigene Hegemonie verspielt. Mit dem glänzenden Sieg bei Leuktra (371 v. Chr.) war Theben an die Stelle des Kriegerstaates getreten; seine Macht beruhte jedoch lediglich auf dem militärischen Genie des Epameinondas. Nach dem Tod des Feldherrn herrschte in Hellas politisches Chaos. Nutznießer der griechischen Zersplitterung war das Reich der Achämeniden; im Königsfrieden hatte es die hellenischen Städte Kleinasiens zurück gewonnen; persisches Gold beeinflusste maßgeblich die innergriechischen Auseinandersetzungen.

Da wuchs ein neuer Machtfaktor in Hellas heran – das aufstrebende Reich der Makedonen unter seinem politisch, wie militärisch hoch befähigten König Philipp II. (359 – 336 v. Chr., geb. um 382). Tatkräftig festigte er die Stellung des Herrscherhauses; durch siegreiche Feldzüge mehrte er das makedonische Territorium und baute eine schlagkräftige moderne Armee auf; seine Macht bedrohte schon bald das Gleichgewicht der Kräfte in Griechenland.

Beim weiteren Vordringen nach Süden stieß der König auf die Interessensphäre Athens. Dort erkannte der hochberühmte Redner und Staatsmann Demosthenes die drohende Gefahr; in den Philippischen Reden propagierte er gegen die wachsende Macht des makedonischen Herrschers die griechische „Freiheit“ (die vor allem die Möglichkeit bedeutete, sich weiterhin gegenseitig zu bekämpfen). Zweifellos tapfer und unbestechlich, zudem bereit, bis zum bitteren Ende für die eigene Überzeugung ein zustehen, vertrat er ein längst überholtes Ideal, auf dem die damalige Schwäche des Griechentums beruhte. Dagegen erkannte sein Rivale Isokrates die historische Chance: Philipp sollte das zersplitterte Hellas einen und zum Rachekrieg gegen das Achämenidenreich führen.

Ein Friedensabkommen mit Athen (346 v. Chr.), das freilich eher einem Waffenstillstand glich und die entscheidende Auseinandersetzung lediglich aufschob, nutzte der kluge Herrscher, um seinen Einfluss in Mittelgriechenland und auf der Peloponnes zu mehren.

Sechs Jahre später brach der Krieg erneut aus; bei Chaironeia erlitten die Athener und ihre thebanischen Verbündeten eine vernichtende Niederlage; die schneidige Kavallerieattacke des jungen Königssohnes Alexander hatte entscheidend zum makedonischen Sieg beigetragen (338 v. Chr.). Weit blickend verzichtete Philipp auf die Verfolgung der geschlagenen Feinde – er wollte sie für ein späteres Bündnis gewinnen (seine kluge Zurückhaltung erinnert an das maßvolle Verhalten Bismarcks nach der Schlacht bei Königgrätz). Theben traf freilich eine harte Bestrafung: Der Boeotische Bund wurde aufgelöst, die führenden Gegner des siegreichen Herrschers hingerichtet oder verbannt, Tote und Gefangene nur gegen Lösegeld freigegeben; ebenso wie Korinth und Chalkis musste die Stadt eine makedonische Besatzung aufnehmen. Dagegen erstattete der König den Athenern die Gefallenen und Kriegsgefangenen ohne Gegenleistung zurück. Der Attische Seebund wurde zwar ebenfalls aufgelöst, die Stadt durfte aber einige Stützpunkte behalten und wurde durch eine Friedensgesandtschaft geehrt – an ihrer Spitze stand der verdiente Heerführer Antipater, vor allem aber der junge Kronprinz Alexander.

Griechenland endlich vereint – Vorbereitungen für Perserkrieg

Danach wurden die Vertreter aller griechischen Staaten nach Korinth zusammengerufen; nur Sparta blieb dem Kongress fern (Herbst 338/​Frühjahr 337). Dort beschloss man „auf ewig“ einen allgemeinen Frieden sowie ein Bündnis der hellenischen Poleis. Ihre Autonomie blieb zwar formell gewahrt, gewaltsame Machtwechsel wurden untersagt. Faktisch hatten sie jedoch das Recht auf eine eigenständige Außenpolitik eingebüßt. Das Beschlussorgan des Bundes war das gemeinsame Synhedrion (Bundesrat); Philipp wurde zum Hegemon und Bundesfeldherrn gewählt. Nach Jahrhunderten der Zersplitterung und Bruderkriege war es der größte „supranationale“ Zusammenschluss der griechischen Geschichte. Propagandistisch geschickt ließ der König einen Feldzug gegen das Perserreich beschließen, der die Zerstörung der hellenischen Tempel durch die „Barbaren“ rächen sollte; zugleich wurden die Truppenkontingente der einzelnen Staaten festgelegt.

Eine Vorhut war bereits nach Kleinasien entsandt, da fiel der Herrscher einem Attentat zum Opfer, hinter dem vielleicht seine verstoßene Gemahlin Olympias stand. Sein Sohn Alexander aber vollendete das Werk des Vaters und führte die griechischen Truppen und die hellenische Kultur bis an die Grenzen der Erde.

Frieden - eine verlorene Kunst?

Подняться наверх