Читать книгу Frieden - eine verlorene Kunst? - Stephan Elbern - Страница 15

Оглавление

Griechische Zersplitterung: Der Königsfrieden (387/​86 v. Chr.)

Die verhängnisvolle Uneinigkeit der kleinen Stadtstaaten ermöglicht dem persischen Großkönig, den Griechen seinen Willen aufzuzwingen; Hellas versinkt im Chaos.

In einem langjährigen erbitterten Ringen hatte Sparta im Peloponnesischen Krieg (431 – 404 v. Chr.) die Vorherrschaft über Hellas erkämpft. Nun forderte der persische Großkönig Artaxerxes II. den damals vereinbarten Preis für die achämenidische Unterstützung: die Auslieferung der kleinasiatischen Griechenstädte. Jetzt aber warfen sich die Spartaner zu deren Schutzmacht auf und begannen unter ihrem König Agesilaos einen Feldzug gegen das Achämenidenreich. Daher förderte der Großkönig ihre innergriechischen Gegner; mit persischem Gold wurden Theben, Korinth und Argos gewonnen, der Athener Konon baute eine neue Flotte auf. Der Ausbruch des Korinthischen Krieges (394 – 387 v. Chr.) zwang Agesilaos zur Rückkehr nach Griechenland. In den Schlachten von Nemea und Koroneia bewährte sich nochmals die Überlegenheit der spartanischen Hopliten, die Entscheidung fiel jedoch zur See: Bei Knidos vernichtete Konon die spartanische Flotte. Im Triumph zog der siegreiche Admiral in die Vaterstadt ein und erneuerte die Langen Mauern; auch die zur Versorgung Athens lebenswichtigen Inseln Lemnos, Imbros und Skyros wurden zurück gewonnen.

Gleichzeitig verhandelten die Kriegsgegner in Sardes mit dem persischen Satrapen Tiribazos; nun gewann der spartanische Gesandte Antialkidas4 die finanzielle Unterstützung des Großkönigs für seine Heimatstadt – allerdings gegen die erneute Preisgabe der kleinasiatischen Griechenstädte (393/​92 v. Chr.). In den folgenden Jahren zog sich der Krieg bis zur allseitigen (v. a. wirtschaftlichen) Erschöpfung hin. Inzwischen zum Nauarchen aufgestiegen, begab sich Antialkidas gemeinsam mit Tiribazos an den königlichen Hof nach Susa; dort wurde ein allgemeiner Friede für Hellas vereinbart. Nachdem die Drohung mit einer Hungerblockade durch eine persisch-spartanische Flotte den Widerstand Athens gebrochen hatte, stand dem Abkommen nichts mehr im Wege.

In Sardes wurde der „Königsfrieden“ (auch Antialkidas-Frieden genannt) den Gesandten der griechischen Staaten mitgeteilt und im folgenden Jahr zu Sparta beschworen (387/​86 v. Chr.). Er sprach die hellenischen Städte Kleinasiens sowie Zypern dem Großkönig zu; alle Poleis in Griechenland sollten autonom sein (mit Ausnahme der für Athen lebensnotwendigen Inseln); den Widersachern dieses Vertrages drohte der persische Herrscher mit Krieg zu Wasser und zu Lande. Bereits für die Zeitgenossen war damit der Tiefpunkt der griechischen Geschichte erreicht; alle früheren Erfolge über die „Barbaren“ – die Siege von Marathon und Salamis, bei Plataiai und am Eurymedon – waren verspielt, die einst ruhmreich befreiten hellenischen Städte dem Feind preisgegeben.

Königliches Diktat – kleinasiatische Griechenstädte verloren

Die „allgemeine Autonomie“ sicherte zunächst die Vorherrschaft Spartas, denn sie erlaubte dem Kriegerstaat, gegen jede Machtkonzentration in Griechenland vorzugehen, etwa den Boeotischen Bund der Thebaner; so wurde die Burg von Theben – mitten im Frieden – rechtswidrig besetzt. Ein erfolgreicher Handstreich zwang jedoch die spartanische Garnison zur Übergabe; Athen trat auf die Seite der einstigen Gegner und erneuerte seinen früheren Seebund. Ein allgemeingriechischer Kongress in Sparta sollte den Königsfrieden erneuern; dies scheiterte jedoch an der Forderung Thebens nach einer Anerkennung seines Bundes. Wenige Wochen später mündete der Straffeldzug der Spartaner in der vernichtenden Niederlage bei Leuktra; davon hat sich der Kriegerstaat nie mehr erholt (371 v. Chr.).

Es folgte eine kurzlebige Hegemonie Thebens, die freilich schon bald mit dem Heldentod seines genialen Feldherrn Epameinondas endete.5 Danach versank Griechenland vollends im Chaos. Die Zeit war reif für eine Einigung des zersplitterten Landes; Philipp II. von Makedonien sollte dieses Werk vollbringen.

Frieden - eine verlorene Kunst?

Подняться наверх