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Es geht wieder los!

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Ich versuche mich gerade an einem Roman, der mich wirklich fordert, denn das Genre ist so anders als meine bisherigen Gehversuche als Autor. Als kleine Entspannungsübung habe ich daher beschlossen, ein weiteres Buch in meinem altbewährten Stil zu verfassen, damit ich das Gefühl habe, dass es weitergeht.

Wehe, du sagst jetzt:

„Hättest du dir Zeit gelassen, hättest du das auch alles in ein Buch packen können!“

Das stimmt, aber ich wäre wohl nicht ich, wenn ich es so gemacht hätte.

Dies ist nur ein Grund! Ich brauche doch nur nach draußen zu schauen und Nachrichten zu konsumieren, und schon wird mir heiß und kalt.

Dachte ich erst, dass wir langsam aufwachen und habe bereits Menschen kennenlernen dürfen, die meine Ansichten teilen, so wie ich ihre, verliere ich nun wieder einmal den Glauben an das Gute.

Leider ich kann ich nicht meinen Genpass abgeben und mich nicht mehr zu den Menschen zählen oder auswandern. Das geht nun einmal nicht! Daher befinde ich mich in der Zwickmühle und stehe, gefühlt, als Mensch schon jetzt am Abgrund.

Mein Intellekt erlaubt es mir jedoch, mich nach erneutem Umschauen, die Richtung zu wechseln und nicht in die Tiefe zu stürzen. Das Problem jedoch, was ich sehe, ist, dass wir irgendwann scheinbar gar keine Alternativen mehr haben werden und einfach den weiteren Schritt über die Kante machen müssen!

Wenn ich schon lese, dass ein Land im kommenden Jahr den Walfang wieder aufnehmen möchte oder die Mieten in Deutschland doch noch erheblich steigen sollen, obwohl wir schon mit den erhöhten Energiekosten leben müssen, dreht sich alles im Kreis.

Alle Jahre wieder oder so ähnlich, aber genauso schrecklich, oder?!

Spürst du eigentlich auch die aufkeimende und immer stärker werdende Verzweiflung, wenn du liest, dass Obdachlose es noch schwerer haben, weil wir unsere Spendenbereitschaft und Mitgefühl herunterfahren?

Woran liegt das? Mich beschleicht das Gefühl, dass wir immer weniger in der Lage sind, uns zu wehren oder zu ändern. Es bleiben uns kaum Alternativen oder wie?

Ein paar Antworten kann ich mir und dir schon versuchen zu geben, aber wird sich dadurch etwas ändern? Meine Familie und ich gehören statistisch zu der „Unterschicht“ in Deutschland.

Ich beklage mich nicht, denn irgendwie kommen wir über die Runden. Wir schaffen es jedes Jahr unseren Mitmenschen, die noch weniger haben als wir, über die Monate hier und dort ein paar Euro zu spenden. Hoffentlich liest dieses Buch nicht jemand von der Gemeinde und mir werden die Euros abgezogen, weil ich sie gespendet habe?!

Auch versuche ich immer, wenn ich den Eindruck habe, dass es jemanden schlecht geht, ihm oder ihr, meine Aufmerksamkeit und Hilfe anzubieten.

Daher möchte ich schon an dieser Stelle eine kleine Geschichte aus meinem Leben preisgeben!

Vor ein paar Jahren sind wir des Nachts nach Saarbrücken gefahren, um meine Schwiegereltern zu besuchen. Nachts fahren ist erheblich stressfreier, weil die Kinder dann meist schlafen und uns daher mit der Frage „Sind wir schon da“ verschonen. Auch sind natürlich die Autobahnen viel leerer und das Fahren macht mehr Spaß und der Spritverbrauch ist niedriger. Du merkst, ich schreibe parallel an einem Roman und aus diesem Grunde schwafle ich noch mehr als gewöhnlich – muss aber sein!

Nach ein paar Stunden auf der Autobahn sah ich auf unserer Seite 2 Scheinwerfer, die in unsere Richtung strahlten. „Ein Geisterfahrer, obwohl es schon nach 12 war“, war mein erster Gedanke. Also, runter vom Gas und langsam weiter. Es war kein Geist, sondern ein Unfall! Der eine Wagen hing derbe zerbeult in der linken Leitplanke und der andere Wagen auf dem Standstreifen entgegen der Fahrtrichtung. Also, was haben wir gelernt?

Nein, nicht weiterfahren und mit dem Handy den Unfall melden! Melden macht nicht immer frei!

Warnblinker an, Unfallstelle absichern, Warnweste an, Warndreieck 150 Meter vom Unfall entfernt aufstellen und zuvor die Insassen mit einem lockeren Wurf über die Leitplanke werfen. Ich kürze jetzt etwas ab, weil ich davon ausgehe, dass du das natürlich weißt und genau so machen würdest.

Notruf absetzten mit den bekannten Antworten auf die W-Fragen und dann ran an die verunfallten Menschen.

Klappte gut, Polizei und Rettung waren flott da, aber nun kommt das Eigentliche!

In der Zeit, in der wir alleine uns um die Menschen in der Dunkelheit gekümmert haben, sind mehrere Autos mit erheblicher Geschwindigkeit durch die Unfallstelle, die nur noch eine Fahrspur hatte, gebrettert und habe dabei einen Lärm verursacht, weil sie über Plastik, Glas und sonst was gefahren sind.

Das Beste zum Schluss, denn kein anderes Auto hat angehalten! Keine weitere Hilfe! Und sollte das jemand hier lesen, der vor einigen Jahren auf der A1 Richtung Köln, Kreuz Schwerte, durch so eine Situation gefahren ist.

„DU PENNER“

Das musste mal sein! Die Polizisten und die Sanitäter haben sich bei uns bedankt, dass wir geholfen haben. „Ich hoffe, bei mir macht das auch einer“, war meine Antwort!

Also, einmal wieder das Thema von Herrn I. Kant in Sachen Imperativ und unserer Aufmerksamkeit, die unabhängig von unserem Stand oder unserer Schicht oder sonst was ist.

Aber bevor du nun einnickst vor lauter Geschwafel, geht es schon weiter. Unfall ist Geschichte, aber Hilfe, Aufmerksamkeit und Aktion nicht!

Wenn uns eines Tages Außerirdische besuchen und uns nicht, wie anzunehmen, vernichten, werde ich der erste Flüchtling sein und um Asyl bitten. Wahrscheinlich löse ich damit die erste interstellare Flüchtlingskrise für unsere Besucher aus, hoffe aber, dass sie weiterentwickelt sind, als wir heute. Und wenn nicht, dann ist es okay, wenn wir in ihrem Kochtopf landen oder aufgrund von Terraforming ersticken. Wahrscheinlich ist unser Planet bereits öde und leer, wenn die ersten Besucher hier ankommen und sie finden neben ein paar Pyramiden einen Haufen Plastik auf dem Land und in dem Meer. Vielleicht können sie es recyceln oder lassen es gleicht und benutzen die Erde als Gelben Sack für ihre Abfälle. Wer weiß das schon!

So, nun aber wieder zu dir und mir, denn wir haben uns hier zusammengefunden, um ein wenig über die kommende Zeit zu plaudern, oder etwa nicht? Wenn nicht, dann tut es mir sehr leid, weil du ein Buch von mir lesen musst, dass dich bereits so früh enttäuscht hat. Aber keine Sorge, es kann ja auch noch besser werden,, und du entwickelst Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben.

Mein Standpunkt ist weiterhin, dass wir von den Medien mit Angst gefüttert werden, weil wir darauf reflektieren und daher konsumieren. Ich versuche meine Quellen, die mich mit Angst überhäufen, stark zu begrenzen und lese ein echtes Printmedium, sowie online Zeitungsseiten, von denen ich glaube, dass sie etwas mehr Journalismus enthalten als meine gehasste Bildzeitung, die ich nicht lese, weder Print noch Online.

Da ich nun auf den Zug der Angst aufgesprungen bin, möchte ich mit dir über diese schreiben und so damit ein wenig loswerden, aber auch nutzen, um weitere Gedanken und Fragen aufzuwerfen.

Natürlich ist es vom Grundsatz her immer ein Problem, wem man, was glauben soll. Welches Motiv steckt bei einer Nachricht dahin. Wir sind alle Menschen, die wahrscheinlich, wenn wir etwas beruflich machen, dem ein oder anderen Zwang unterliegen und daher nicht immer das von uns geben, was wir wirklich meinen, bzw. sogar die Tatsachen, die wir recherchiert haben.

Heutzutage ist es bei der Flut an Informationen tatsächlich das Problem, wie damit umzugehen ist. Wenn ich zudem auch noch am Rande mitbekommen, wie Herr Trump oder gewisse politische oder anders verwirrte Strömungen ihre Fake-News oder Verschwörungstheorien verbreiten, stellt sich das Ganze für die Leserschaft noch schwieriger da. Es fließen heutzutage einfach zu viele Dinge auf den „normalen“ Menschen ein, der aufgrund der wenigen Zeit, die er zu haben meint, nicht mehr wirklich filtern und unterscheiden kann. Jedoch glaube ich, dass unsere Spezies nicht nur „dumm“ sein kann, aber sich die wenigsten die Mühe machen, nicht dem einen Strom zu folgen, sondern über den berühmten Tellerrand blicken sollten oder es sogar versuchen.

Die Schreibkultur und vor allem, wie wir mit den Äußerungen anderer Menschen umgehen, ist dermaßen schwierig und zum Teil verroht, dass es Mühe kostet, sich „aufzulehnen“ und selbst zu hinterfragen.

Ich selbst bin natürlich nicht ganz frei davon und durfte bereits erleben, was ein Versuch auslöste, eine sachlich formulierte Frage auf einer öffentlichen Plattform zu schreiben. Die Kommentare waren derart blöde, dass ich sie gelöscht habe. Darüber ärgere ich mich wirklich, aber die Angst von den Flachnasen beschimpft zu werden, schwimmt mit. Beschleicht mich doch das Gefühl, dass es mittlerweile wirklich „Die Diktatur der Dummen“ (Witzer, Brigitte, Heyne Verlag, 29.04.2014, ISBN-13 978-3453200548) gibt? Es gibt ein tolles Buch mit diesem Titel, das mich sehr gefesselt hat.

Wie ich bereits erwähnte, möchte ich aber nicht daran glauben, dass es nur noch so ist, dass auf den, der am lautesten schreit, gehört wird, denn die stillen Töne sind meist die unüberlegten. Doch wie lange es noch so gehen wird, bis die stillen Menschen aufgeben, ist eine berechtigte Frage.

Dabei geht es nicht um Angst, sondern um Verzweiflung, weil einen das Gefühl beschleicht, dass es doch mehr oder weniger sinnlos zu sein scheint.

Aber in Bezug auf unsere Geschichte sollten gerade wir begreifen, dass es sehr wichtig ist, in einigen Fällen dagegen zu sein und unsere Stimme zu erheben und Fragen zu stellen. Leise oder laut ist in diesem Falle unwichtig, denn wie heißt es so schön? „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ oder so!

Nur wer völlig aufgibt, hat verloren und gehört damit zum Establishment, so oder so ähnlich! Wenn wir uns umschauen, sehen wir vielfach, wie viele der 68er, die noch auf die Straße gegangen sind, von den Rattenfängern in den Jahren danach eingefangen wurden und sich der totalen Anpassung unterworfen haben. Aber zum Glück für uns alle sind einige von ihnen anders geblieben! Diese Kultur der Andersartigkeit gilt es für uns weiterzuführen und sich einer breiten verwirrten Masse entgegenzustellen. Diese Form von Protest ist in einer Demokratie wichtig, denn zeigt es uns, dass wir in der Lage sind, gegen den Strom zu schwimmen, eine Minderheit zu bilden und deren Rechte zu vertreten. Wir dürfen nie vergessen, dass wir als eben diese Minderheit auch Rechte haben und diese vertreten dürfen.

Du merkst, dass es hier um die stillen Worte in diesem Kapitel geht und ich gerne mit Zitaten um mich werfe! Daher möchte ich diesen Text mit einem, in meinen Augen wundervollen, Satz ergänzen.

„Andere Wege haben auch schöne Steine!“

Wir erlauben in unseren Zeiten den anderen vielleicht zuviel und lassen es uns gefallen, weil wir der Meinung sind, dass es doch eh nichts bringen wird. Aber bitte vergesse nicht, dass alleine du und ich bereits eine Gruppe sind, die vielleicht ähnlich tickt und etwas verändern kann. Daher kann ich es dir nicht oft genug sagen, falls du meine anderen Texte gelesen haben solltest, weißt du, was nun kommt!

„Wenn du etwas ändern willst, dann kannst du es nur ändern, wenn du dich selbst änderst!“

Wir können unsere Kinder vielleicht „erziehen“, indem wir versuchen, unsere Werte und Ethik in ihren Köpfen pflanzen, aber stellen wir doch häufig genug fest, dass es unmöglich zu sein scheint, ihnen unsere Sichtweise aufzuerlegen. Wir können nicht einfach andere Menschen erziehen, also bleibt uns nur die andere Möglichkeit der Selbstveränderung. Veränderung ist immer eine Form von Entwicklung, bei der wir später sehen, wohin sie uns gebracht hat.

Aber zum Glück ist es niemals zu spät, uns dann erneut zu ändern und einen anderen Weg einzuschlagen.

Denk mal:

„Nichts ist so beständig, wie der Wandel!“

(Zitat: Heraklit)

Der fragmentierte Wahnsinn

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