Читать книгу Die Route des Todes - Stephan Meidel - Страница 4
Kanada, nordöstliches Ontario 27. April
ОглавлениеDas Wetter und die Landschaft um ihn herum waren beide gleichermaßen atemberaubend und fantastisch. Ein Eichelhäher zwitscherte in den Bäumen über ihm und die Kiefern wiegten sich sanft in der leichten Brise, die schon den ganzen Nachmittag über das Tal strich. Es war herrlich.
Paul Brenner ließ sich auf einen Stein nieder und legte den Rucksack in das kniehohe Graß neben sich. Dann atmete er zufrieden aus und lehnte sich nach hinten gegen einen weiteren Felsbrocken, der ihm wenn auch etwas unbequem als Rückenlehne diente. Er war zufrieden.
Zehn Tage war er mittlerweile unterwegs. Er hatte sein Auto, einen alten klapprigen Geländewagen in Toulson abgestellt und war die ganze Strecke bisher zu Fuß gelaufen. Den Yukon hinauf bis nach Südsaskatschewan, dann Richtung Osten bis zum Topeka-Canyon und dann immer Richtung Norden genau in Richtung der großen Hudson Bay. Wie es wohl sein musste, die ganze Strecke bis zu dem riesigen Binnengewässer zu Fuß zurück zu legen? Vermutlich würde man dafür mehrere Wochen brauchen. Aber so viel Zeit hatte er von Anfang an nicht gehabt. Sein Chef, dieser Mistkerl hatte ihm nur 10 Tage Urlaub eingeräumt. Er erinnerte sich noch an die Worte dieses Idioten als wäre es Gestern gewesen. „Das ist unmöglich Brenner, in was für einer Welt leben sie? Wissen sie nicht, was ihm Moment hier los ist. Im Augenblick ist alles sehr eng und wir haben keine Spielräume mehr. Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen..“ und so weiter und so weiter. Alles hirnloses Geschwafel. Leere Worthülsen, die man den Angestellten zuwarf, damit die sich ruhig verhielten und keinen Aufstand anzettelten, aber im Grunde wusste jeder, was sie bedeuteten. Nämlich rein gar nichts.
Naja, zur Not konnte er ja immerhin noch kündigen. Einen neuen Job zu finden würde nicht allzu schwierig werden. Das einzige, was ihn seit Monaten davon abhielt war das Gehalt. Sein Boss zahlte nicht schlecht, dass musste man bei allem Missvergnügen der Zusammenarbeit zugeben. Es war wohl einfach Bequemlichkeit, die ihn zurückhielt.
Er zog einen der vielen Reisverschlüsse an seinem Rucksack auf und kramte darin herum, bis er ein in Alufolie eingewickeltes Käsesandwich fand und es herauszog. Dazu trank er ein paar Schlucke aus seiner Thermoskanne.
Es war reines Quellwasser. Am Morgen erst hatte er das Behältnis im Tal aufgefüllt. Das Wasser aus den Gebirgsbächen schmeckte fantastisch.
Nach gut einer Viertelstunde war er mit dem Essen fertig und verstaute alles wieder in seinem Rucksack. Er schulterte das schwere Bündel wieder, immerhin stolze 15 Kilo und sah sich um. Schätzungsweise befand er sich jetzt auf halber Höhe der Hangflanke. Vor ihm erstreckte sich das langgezogene Tal und dahinter erhoben sich eindrucksvoll mehrere zerklüftete Felsenkämme. Er sah auf die Uhr. 16: 30 Uhr. Die Sonne nahm bereits langsam eine leicht rötliche Färbung an. Lange würde er nicht mehr Licht haben. Vielleicht war es das Beste, wenn er sich bereits jetzt nach einem Lagerplatz umsah.