Читать книгу Die Route des Todes - Stephan Meidel - Страница 6

Kanada, nordöstliches Ontario 28. April

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Langsam und verschlafen krabbelte Paul aus dem Zelt und sah sich um. Sein Feuer von gestern Abend war ausgegangen und nur noch eine dünne Rauchsäule stieg davon auf. Gut, dass er wenigstens nicht lange nach Feuerholz hatte suchen müssen. Die umgestürzte Kiefer, die er gefunden hatte, hatte ihm genug Brennholz für den ganzen Abend beschert. Glücklicher Zufall. Er wusste, dass das in der Wildnis selten genug vorkam. Vor allem in einer abgelegenen Gegend wie dieser. 20 Kilometer von der nächsten Ansiedlung entfernt.

Er zog die zerknitterte Landkarte aus der hinteren Hosentasche und faltete sie auseinander. Wohin musste er heute gehen? Das Tal, in dem er sich noch befand folgte, so wie es aussah noch eine Zeit lang dem Bachlauf von gestern und endete dann. Danach würden ihn, wenn er sich nicht irrte nur Gipfel über 2000 Meter erwarten. Nicht gerade sehr erstrebenswert. Seine Füße und vor allem seine Blasen, die er seit drei Tagen hatte würden sich bei ihm bedanken. Nein, es wäre dumm gewesen, diesen Weg zu nehmen. Es musste eine Alternative geben. Er studierte die Route im Osten.

Wenn er über den Pass ging, auf den er ohnehin zusteuerte, dann würde er in ein weiteres Tal gelangen, dass in einer weiten Schleife genau auf seinen Zielort zulief. Ein kleines Städtchen namens Askoton. Wenn er richtig recherchiert hatte ein winziges Nest mit kaum mehr als 500 Einwohnern. Zwar lagen dann immer noch zwei weitere Pässe vor ihm, aber der Weg schien um ein Vielfaches einfach er zu sein als die erste Route. Er war also instinktiv in die richtige Richtung gelaufen. Er pfiff durch die Zähne. Das war ja nicht zu fassen. Er hatte schon wieder Glück gehabt und das schon zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden. Wenn jetzt hinter dem nächsten Baum ein Stand mit Lotterielosen auftauchen würde, er hätte mit Sicherheit eines gekauft und mit seinem derzeitigen Glück wahrscheinlich auch noch direkt den Hauptgewinn gezogen.

Er faltete die Karte wieder zusammen und steckte sie weg. Dann machte er sich daran, sein Zelt abzubauen. Zuerst zog er das Hauptseil an seiner Befestigung aus dem Boden und machte sich dann daran, das gleiche mit den Heringen anzustellen. Einen nach dem anderen und dann zuerst alles aus dem Zelt herausräumen, bevor man die Hauptstreben auseinanderbaute. Dieser Fehler war ihm an den ersten Tagen gleich zweimal unterlaufen. Aber nun nicht mehr, schließlich lernte sogar er noch dazu. Stolz überkam ihn. Und das mit 42 Jahren. So lange hatte es gedauert, bis er es fertig gebracht hatte überhaupt das erste Mal ein Zelt aufzuschlagen. Eigentlich ein wenig peinlich, wenn man bedachte, dass die meisten Kids unter 10 Jahren mehr Erfahrung im Campen hatten als er. Aber was sollte es. Schließlich konnte man in jedem Alter noch seine Fähigkeiten verbessern. Gut nur, dass ihn niemand gesehen hatte, als er es zum ersten Mal im Garten vor seinem Haus ausprobiert hatte. Es wäre mit ziemlicher Sicherheit peinlich geworden.

Er rollte den Schlafsack zusammen und verstaute ihn in seinem Rucksack. Er war immerhin schlau genug gewesen, es nicht am helllichten Tag zu tun.

Wie lange er doch beim ersten Mal dafür gebraucht hatte.

Der Gedanke daran entlockte ihm ein leises Lachen während er die letzten Utensilien, Taschenmesser und Feuerzeug, in eine der Seitentaschen des Rucksacks schob und ihn sich auf den Rücken lud. Mit einem leisen Ächzen stand er auf und trampelte zur Sicherheit noch ein wenig auf der bereits erloschenen Feuerstelle herum. Er würde kein Risiko eingehen.

Die Route des Todes

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