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STRUKTURIERTE PROMOTION ODER INDIVIDUALPROMOTION?
ОглавлениеWenn Ihnen solch ein Abhängigkeitsverhältnis zu einer einzelnen Person unheimlich sein sollte: Seit ein paar Jahren gibt es in Deutschland die Möglichkeit, sich für »strukturierte Promotionsprogramme« nach dem Vorbild der PhD-Ausbildung zu bewerben, wie sie an nordamerikanischen und britischen Universitäten üblich ist. Dabei handelt es sich um an verschiedenen Universitäten angesiedelte, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Graduiertenkollegs. Im November 2019 liefen 56 derartige Projekte in geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächern, 77 im Bereich der Biomedizin und Pharmakologie und 87 im MINT-Bereich.
Bevor Sie sich zu früh freuen: Der Einstieg in diese Promotionsprogramme führt immer noch traditionell über eine einzige Betreuerin, die Sie gegebenenfalls für eine strukturierte Promotion vorschlägt. Und: Im Gegensatz zum angelsächsischen PhD ist der Abschluss einer strukturierten Promotion hierzulande nicht mit dem Recht verbunden, an einer Universität zu lehren – genauso wenig wie der traditionelle Doktortitel übrigens.
Aber immerhin: Sie wären als Teilnehmerin an einem solchen Programm nicht einer einzigen Betreuerin (der »Doktormutter« oder dem »Doktorvater«) zugeordnet (und in gewisser Weise ausgeliefert), sondern würden von einem Team an Betreuerinnen und Mentorinnen im Promotionsverlauf gemanagt werden. Sie würden auch enger mit Kolleginnen zusammenarbeiten, weil die einzelnen Forschungsprojekte in einem mehr oder weniger koordinierten Zusammenhang mit dem Forschungsprogramm des gesamten Kollegs stehen, das heißt, Sie hätten weniger Gelegenheit zu akademischem Einzelgängerinnentum, als es bei der klassischen individuellen Promotion der Fall wäre. Allerdings würden Sie auch häufiger zu regelmäßigen Erfolgskontrollen herangezogen werden – was für den Fortschritt eines Promotionsprojekts förderlich sein kann, Ihnen persönlich aber in geringerem Maße das Gefühl von »akademischer Freiheit« vermitteln dürfte als bei einer klassischen Promotion. Wenn Sie also ein eher geselliger Typ sind, ein Thema haben, das zum Forschungsdesign eines Graduiertenkollegs passt, oder wenn Ihre Fragestellung zu einer interdisziplinären Bearbeitung drängt, dürfte die Bewerbung an einem Graduiertenkolleg eine Überlegung wert sein. Für Naturwissenschaftlerinnen besonders, denn für sie bieten sich darüber hinaus die Promotionsprogramme der außeruniversitären Forschungseinrichtungen an, wie die der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft. Für ausländische Studierende sind die internationalen Promotionsprogramme interessant, die auf den Seiten des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) präsentiert werden.
Doch wie immer Sie sich auch entscheiden, ob für eine klassische Promotion oder für eine strukturierte Promotion in einem Graduiertenkolleg: Sehr früh, nämlich am besten, schon bevor es zu einem ersten persönlich Treffen mit einer zukünftigen Betreuerin kommt, sollten Sie sich die Zeit nehmen für die sorgfältige Erstellung eines Exposés.