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Eine griechische Handschrift
ОглавлениеAm 13. April 1229 schrieb der Mönch Johannes Myronas in einem Kloster in Jerusalem seinen Namen auf die letzte Seite eines Manuskripts und betrachtete sein Werk. Er hatte Gebete für ein euchologion, ein Gebetbuch in griechischer Sprache und Schrift in dunkelbrauner Tinte auf 174 Pergamentblätter geschrieben. Um die einzelnen Gebete leichter aufzufinden, hatte man die Textanfänge mit großen, farbigen Anfangsbuchstaben, den Initialen geschmückt. Die Pergamentseiten waren nicht besonders groß. Das fertig gebundene Buch würde sich bequem in einer Hand halten lassen. Der Mönch hatte für sein Vorhaben kein neues Pergament gewählt, sondern einen Stapel alter, bereits benutzter Blätter. Aus Tierhaut hergestelltes Pergament war teuer und wurde deswegen häufig wieder verwendet. Sehr wahrscheinlich war das euchologion für den Gebrauch der Mönche im Kloster gedacht, für die gemeinschaftlichen Andachten in der Kirche oder für das Gebet in der Zelle. Für eine Auftragsarbeit oder für ein Geschenk an eine Person außerhalb des Klosters hätten die Mönche gewiss besseres Pergament verwendet und vielleicht auch mehr Arbeit in den Schmuck des Buches investiert.