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TEPOZTLÁN, MEXIKO, NOVEMBER 2013

Nacho, sein Sohn Nacho und ich steigen in einen Mitsubishi Pajero, verlassen das Gelände der Villa und fahren hinauf in die bewaldeten Hügel, die die alte Indianerstadt Tepoztlán umgeben. Ich habe den ganzen Tag lang kaum etwas gegessen und mir ist etwas schwindelig. Unterwegs holen wir den Mara’akame, Don Toño, und dessen Auszubildende ab: Andrés, José-Luis und Raúl. Wir halten an einem Bauernhaus im Dorf San Juan, um ein Metate mitzunehmen, eine rechteckige Platte aus einem Material, das wie dunkler Bimsstein aussieht. Die angeregte Unterhaltung legt nahe, dass es sich dabei um ein Objekt von einiger Bedeutung handelt, aber ich kann mir nicht vorstellen, welche.

Als wir in einen steilen unbefestigten Weg im Wald abbiegen, ist es Nacht. Der Geländewagen rutscht und heult auf, als seine Räder in Schlamm und Blättern durchdrehen. Wir klettern schnell raus und versuchen, das Auto den Hügel hinaufzuschieben, aber es gelingt uns nicht. Deshalb entladen wir Decken, Ponchos, prall gefüllte Einkaufstaschen und den Metate, teilen alles unter uns auf und schleppen uns vorwärts, geleitet vom schwankenden Lichtkegel einer Taschenlampe. In der feuchtkalten Luft können wir unseren Atem sehen.

Wir kommen zu einer Lichtung, auf der ein einfaches, grob zusammengezimmertes Etwas steht. Ein Kreis von Holzpfeilern trägt ein Spitzdach aus Wellblech. Abgesehen von einer niedrigen umsäumenden Mauer ist der Raum ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt. In der Mitte des gestampften Lehmbodens befindet sich eine mit Asche und Holzkohlestücken gefüllte Grube. Wir stellen alles ab, was wir hochgetragen haben, und gehen dann nach draußen, um Feuerholz für die Zeremonie zu sammeln.

Niemand scheint in Eile zu sein. Die anderen plaudern, scherzen und rauchen Zigaretten. Es dauert etwa eine Stunde, bis wir genügend Äste und Baumstämme in den runden Raum gezogen und getragen haben, um damit das Feuer anzufachen. Der Mara’akame breitet eine Decke aus, setzt sich hin und beginnt, die Einkaufstaschen auszupacken. Gefiederte Utensilien kommen zum Vorschein, dann ein Hut mit Quasten, Handtrommeln, Schachteln mit billigen Kerzen, Tassen und schließlich ein sorgfältig in ein weißes Tuch gewickeltes Päckchen.

Aus dem Inhalt einer weiteren Tasche hat Andrés einen provisorischen Altar gebaut. Vor einem billigen Druck der Madonna von Guadeloupe arrangiert er Kerzen und Orangen. Er bittet jeden von uns, die Texte, die wir vorbereiten sollten, auf den Altar zu legen. An jenem Morgen hatte ich das dritte Gedicht der Vier Achter von Hand abgeschrieben. »Der Priester ohne Begrenzungen« lautet seine letzte Strophe,

beharrt nicht auf dem, was er weiß oder betrachtet hat.

Nicht leidenschaftlich, nicht leidenschaftslos,

ernennt er nichts zum Höchsten.

VIER ACHTER, 3:8

Ich hoffe, dieser Geisteshaltung weiterhin treu zu bleiben. Mit so viel Ehrfurcht, wie ich aufbringen kann, lege ich das gefaltete Blatt Papier vor die Madonna.

Don Toño bedeutet uns, zu ihm rüberzukommen. Er ist ein kleiner, stämmiger, dunkelhäutiger Mann wie viele der Bauern, die ich anderswo in Mexiko gesehen habe. Unter dem gelblichen Licht einer Paraffinlampe knotet er das in Stoff eingewickelte Päckchen auf und ein halbes Dutzend frischer Peyote-Kakteen, die er und Andrés am Vortag in der Wüste gesammelt haben, kommen zum Vorschein. Jede pralle mattgrüne Lophophora williamsii hat einen Durchmesser von ungefähr zehn Zentimetern und besteht aus sechs symmetrischen Segmenten. Der Mara’akamane schneidet sie auf und reicht die Stücke herum. Er zeigt mir, dem Neuling, wie man die ins Kaktusfleisch eingebetteten Fasern herauslöst. Nach diesem fummeligen Arbeitsgang wird jedes Stück mit einem zylindrischen Stein auf dem Metate zerrieben, an dessen Ende der Saft über einen trichterförmigen Rand in eine Schale abläuft.

Der Saft wird mit Wasser verdünnt und dann ganz unzeremoniell in einen Plastikbecher gegossen. Jeder von uns nimmt sich einen. Dem Beispiel der anderen folgend, trinke ich die Flüssigkeit in kleinen Schlucken, bis der Becher leer ist, dann fische ich mit meinen Fingern die verbliebenen Fruchtfleischfäden heraus. Alles hat einen leicht bitteren, aber nicht unangenehmen Geschmack. Ich spüre, wie sich die kalte Flüssigkeit in meinem leeren Magen sammelt.

Der Mara’akame fragt mich nach meinen Gründen für die Teilnahme an diesem Kreis. Ich sage ihm, dass ich in diesem Jahr sechzig Jahre alt geworden bin und eine Bilanz meines Lebens ziehen möchte, einen Schritt zurücktreten und betrachten, was ich in den letzten vierzig Jahren als Schüler, Praktizierender und Lehrer des Buddhismus erreicht habe. Um dies zu bewerkstelligen, habe ich mich entschlossen, meine Erfahrungen unter dem Einfluss von Psychedelika nochmals zu durchdenken. Als junger Mann hatten sie einen so prägenden Einfluss auf mich, dass ich mich dem Dharma zugewandt habe. Es ist für mich von Bedeutung, diese Substanzen im Rahmen einer religiösen Zeremonie sowie unter Anleitung eines Schamanen und in Begleitung anderer einzunehmen, und nicht einfach nur allein oder mit Freunden eine Pille einzuwerfen.

Wir versammeln uns in einem Kreis um das Feuer herum. Das wilde, knisternde Flammenspiel erzeugt noch nicht viel Wärme. Ich sitze da mit verschränkten Beinen, eingehüllt in einen roten Poncho aus dicht gewebter grober Wolle. Etwas entfernt von mir legt sich der Mara’akame auf den Boden, zieht eine blaue Heizdecke über sich und schläft ein. Nacho, der Jüngere, beginnt, einen einfachen Rhythmus auf einer Trommel zu schlagen.

Während der ersten ein oder zwei Stunden – ich habe keine Uhr und nur ein schwaches Zeitgefühl – bin ich davon überzeugt, dass nichts passiert. Ich verspüre eine leichte Magenverstimmung, die gelegentliches Aufstoßen von nach Kaktuspüree schmeckender Luft verursacht. Gewiss, ich erlebe eine gewisse Stille und Klarheit, aber nicht mehr, als wenn ich die gleiche Zeit in Meditation verbracht hätte, was genau das ist, was ich bisher getan habe. Wenn ich mich so umsehe, scheint sich von den anderen niemand Sorgen zu machen. Sie unterhalten sich leise, laufen ein bisschen umher, um ihre Beine zu strecken, klopfen eine Weile auf eine Trommel. Ich schreibe meine Besorgnis meiner Unerfahrenheit mit dieser mir neuen Medizin zu.

Die Kunst, mit sich allein zu sein

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