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Über die Achtsamkeit

Gotama, der Buddha

Ausgewählte Passagen aus dem Pali-Kanon

Wenn Anhänger anderer Traditionen fragen: »Wie verweilte der Mendikant Gotama vorwiegend während des dreimonatigen Regenzeit-Retreats?«, solltet ihr sagen: »Während der Regenzeit, Freunde, verweilte er vorwiegend in der Sammlung, die Achtsamkeit auf den Atem ist.«

Wenn man von irgendetwas gänzlich sagen könnte: »Das ist ein edles Verweilen, das ist ein heiliges Verweilen, das ist das Verweilen eines Vollendeten«, so kann man das von der Sammlung sagen, die Achtsamkeit auf den Atem ist.

Die Praktizierende geht in einen Wald, zur Wurzel eines Baums oder zu einer leerstehenden Hütte. Sie setzt sich nieder, verschränkt ihre Beine, richtet ihren Rücken auf und verankert die Achtsamkeit an der Öffnung ihres Mundes und ihrer Nasenlöcher. Achtsam atmet sie ein, achtsam atmet sie aus. Tief einatmend weiß sie: »Ich atme tief ein«; tief ausatmend weiß sie: »Ich atme tief aus.« Flach einatmend weiß sie: »Ich atme flach ein«; flach ausatmend weiß sie: »Ich atme flach aus.« Sie übt derart: »Den ganzen Körper spürend, werde ich einatmen. Den ganzen Körper spürend, werde ich ausatmen.« Sie übt derart: »Meine körperlichen Regungen beruhigend, werde ich einatmen. Meine körperlichen Regungen beruhigend, werde ich ausatmen.«

Genau wie ein geschickter Drechsler oder sein Lehrling, wenn er eine lange Rundung macht, weiß: »Ich mache eine lange Rundung« und, wenn er eine kurze Rundung macht, weiß: »Ich mache eine kurze Rundung«, so weiß auch die Praktizierende, wenn sie tief einatmet: »Meine Atmung ist tief« und wenn sie flach atmet, weiß sie: »Meine Atmung ist flach.«

Auf diese Weise verweilt sie innerlich, äußerlich und sowohl innerlich als auch äußerlich in der Betrachtung des Körpers als Körper. Oder sie verweilt in der Betrachtung körperlicher Phänomene, wie sie entstehen, wie sie vergehen und wie sie entstehen und vergehen. Oder aber die Erinnerung »Dies ist ein Körper« ist einfach in dem Maße in ihr ausgebildet, wie es für Wissen und Achtsamkeit notwendig ist.

Beim Gehen erkennt sie: »Ich gehe«; beim Stehen erkennt sie: »Ich stehe«; beim Sitzen erkennt sie: »Ich sitze«; beim Hinlegen erkennt sie: »Ich lege mich hin« oder sie erkennt auf entsprechende Weise die Haltung ihres Körpers, wie auch immer diese gerade sein mag.

Ferner ist sie jemand, die beim Vorwärtsgehen und Zurückkommen; beim Vorausschauen und Wegschauen; beim Beugen und Strecken ihrer Gliedmaßen; beim Tragen ihrer Roben und ihrer Almosenschale; beim Essen, Trinken und Schmecken; beim Kacken und Pissen; beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, Sprechen und Schweigen in klarem Bewusstsein handelt.

Auf diese Weise verweilt sie in Unabhängigkeit und haftet an nichts in der Welt. Auf diese Weise verweilt man, den Körper als einen Körper betrachtend.

Die Kunst, mit sich allein zu sein

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