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Einleitung

Als ich anfing, Gitarre zu spielen, war es mir zunächst ein liebes Hobby, aber bald schon entwickelte sich daraus eine intensive Obsession. Schließlich wurde es mir dann zu dem, was es heute noch ist, nämlich zum größten Freudenspender. Allerdings blieb dies nicht völlig ohne negative Konsequenzen.

Obwohl mir bewusst ist, wie viel Glück ich in fast jeglicher Hinsicht hatte, mussten doch all jene, die mir nahestanden, einen Preis dafür bezahlen, da ich sehr viel Zeit unterwegs verbracht habe. Es kommt einfach zu oft vor, dass ich schnell mal irgendwohin fliegen muss, um ein Konzert zu spielen. Dieser Umstand macht gemeinsam verbrachte Zeit seit jeher schon zu einem besonders kostbaren Gut. Wir Musiker stehen zwar bezüglich unseres Vagabunden-Daseins nicht ganz allein da, aber das ist letzten Endes nicht wichtig. Tourneen, persönliche Termine und Studioaufnahmen vor Ort gehören nun einmal zum Job dazu. All dies findet nur selten in London statt, weshalb ich für gewöhnlich auf Achse bin.

Meine Laufbahn als Gitarrist ist von vielen Dingen geprägt gewesen. In den vergangenen 55 Jahren gab es außerdem viele Höhen und Tiefen. Ich habe in etlichen Gruppen gespielt: von The Syndicats, The In Crowd, Tomorrow und Bodast in den Sixties über Yes in den Siebzigerjahren bis hin zu Asia, GTR sowie Anderson Bruford Wakeman Howe in den Achtzigern. Dann noch einmal bei Yes und Asia in den Neunzigerjahren. Rund ums Jahr 2000 schienen Yes erneut auf dem Vormarsch zu sein, bevor 2004 wieder Schluss war. Asia wagten dann 2006 ein Comeback. Als 2008 Yes ebenfalls noch einmal aus der Versenkung auftauchten, ging ich mit beiden Bands auf Tour. Dabei spielten wir jeden Abend und absolvierten jeweils insgesamt 25 Konzerte. 2012 verließ ich Asia, um mich vermehrt auf Yes und meine Solo- und Trio-Projekte konzentrieren zu können.

Seit 1975 veröffentliche ich Aufnahmen auch als Solo-Künstler, was mir die Möglichkeit bescherte, mich besser als je erhofft ausdrücken zu können. Seit Beginnings To Time habe ich mich auch in dieser Hinsicht ausleben und experimentieren können. Oftmals ganz auf mich allein gestellt. In einer Band geht es primär um Kompromisse und Teamwork, aber als Solo-Musiker verhielt sich das ganz anders – vor allem, wenn ich mit meinen Söhnen Dylan und dem leider schon verstorbenen Virgil gespielt habe. Diese Erfahrung unterschied sich stark davon, mit anderen zu musizieren.

Mir wurde das große Glück zuteil, in fast allen möglichen Konfigurationen Musik machen zu können, doch als Solo-Gitarrist fühle ich mich am wohlsten. 2015 veröffentlichten Rhino Records meine Doppel-CD Anthology – A Solo Career Retrospective, der 2017 mit Groups And Collaborations eine Dreifach-CD folgte, die die Spannbreite meines Schaffens gut abdeckte. Diese Neuauflagen zusammenzustellen, half mir dabei, mich noch einmal daran zu erinnern, was ich in all den vielen Jahren im Musikgeschäft erreicht hatte. Dabei war aller Anfang schwer gewesen …

Steve Howe - Die Autobiografie

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