Читать книгу Was geschah mit Marion? - Suca Elles - Страница 14
ОглавлениеKai rief am Morgen Enno an: „Sag mal, wer ist für die Unterbringung der Trainees zuständig?“
„Eigentlich Frau Briesow, aber seit sie krank ist, habe ich den Bereich übernommen. Warum fragst du?“
„Sag mir erst einmal, wo ihr die Leute unterbringt.“
„In einem Hotel.“
„Und was kostet das?“
„Im Durchschnitt 85 Euro die Nacht.“
„Was hältst du davon, eine Wohnung dauerhaft anzumieten, die dich rund 700 Euro im Monat kostet?“
„Warte, ich komme zu dir.“
Wenig später hatte Kai Enno seinen Plan bei einer Tasse Kaffee dargelegt. Enno hatte im Kopf überschlagen, dass er damit günstiger wegkam, als wenn er ein Hotelzimmer anmieten musste, und dem Vorschlag zugestimmt. Danach hatte Kai Rena angerufen und ihr mitgeteilt, dass die Firma die Wohnung ihrer Mutter bis auf weiteres übernehmen werde. Das Gespräch mit der Hausverwaltung hatte Enno geführt, und bereits am Nachmittag war alles in trockenen Tüchern.
Rena kam am nächsten Tag nach telefonischer Voranmeldung zu Kai ins Büro und brachte ihm zum Zeichen ihrer Dankbarkeit eine kleine und wunderschön geformte grüne Vase mit. Sie betonte, dass dies ihr Eigentum gewesen sei, und nicht aus den Beständen ihrer Mutter stamme. Er lud sie zum Abendessen in ein nahe gelegenes „Ristorante“ ein. Sie sagte zu und fragte: „Kommt Herr Köller auch mit?“
„Wie kommen Sie darauf?“ fragte Kai, aber Rene lächelte nur.
„Rufen Sie ihn an“ sagte sie „ich würde mich auch gern von ihm verabschieden.“
Beim Essen vermieden sie alle das Thema „Marion Berkhof“, bis Jan unvermittelt fragte:
„Wo ist eigentlich ihr Vater?“
Rena zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Er war eine Urlaubsbekanntschaft meiner Mutter, ein Spanier aus Tarragona oder Valencia. Ich habe ihn nie kennen gelernt, weil meine Mutter schon wieder zu Hause war, als sie merkte, dass sie schwanger ist.“
„Hat sie ihn niemals Ihnen gegenüber erwähnt?“
„Doch, ich kenne seinen Namen. Aber das ist schon alles. Sie hat nie Kontakt mit ihm aufgenommen.“
„Wie hat Ihre Mutter Sie denn großgezogen, sie kann ja noch nicht sehr alt gewesen sein, als Sie zur Welt kamen?“
„Sie war 18 Jahre. Und es war wohl ein großer Skandal, dass sie mich bekam. Meine Großeltern sind sehr konservativ. Für sie war meine Tante Ilona immer das „gute Mädchen“
und meine Mama das schwarze Schaf der Familie. Sie haben mich verwahrt, als ich klein war, meine Mutter haben sie aber rausgeschmissen, sobald sie auf eigenen Füßen stehen konnte.“
„Leben Ihre Großeltern noch?“
„Ich denke schon. Seit einigen Jahren habe ich keinen Kontakt mehr zu Ihnen. Früher habe ich sie noch ab und zu besucht, sie wohnen in Mülheim, wir wohnten damals in Oberhausen, und das sind ja nur wenige S-Bahn-Haltestellen bis zu ihnen gewesen. Aber besonders herzlich war das Verhältnis nie. Und dann haben sie mich immer über Mama ausgefragt und auf sie geschimpft, dass ihr Lebenswandel skandalös wäre. Ich bin dann auch nicht mehr zu ihnen gefahren. Meine Mutter hat sie seit dem Rauswurf nie wieder besucht.“
„Und was wissen Sie von Ihren Stiefvater?“
„Wie gesagt, wir haben damals in Oberhausen gewohnt. Mama hat ihn bei einer Fortbildung kennengelernt, und sie haben schon nach wenigen Monaten geheiratet, kurz nachdem sie den Job in Hamburg bekommen hat. Er kam ja von hier. Ich bin in Oberhausen geblieben, bei meiner Tante Ilona, um die Schule dort zu beenden. Danach habe ich in Bochum zu studieren begonnen. Ich mochte Leonhard nicht besonders. Außerdem gab es zwischen meiner Mutter und ihm laufend Streitereien.“
Sie sah zu Kai.
„Das wissen Sie ja wohl am besten.“
„Moment mal“, sagte Jan. „Weiß Ihre Tante, dass Ihre Mutter vermisst wird?“
„Wie sollte sie? Ilona zieht seit drei Jahren von einem Lager zum anderen. Sie arbeitet mit den Ärzten ohne Grenzen. Sie ist Krankenschwester.“ „Hm“ machte Jan. Das war alles.
Dann widmeten sie sich dem Dessert und schwiegen eine Weile.
Beim Abschied umarmte Rena die beiden Männer.
„Ich kann gar nicht mit Worten ausdrücken, wie dankbar ich Ihnen bin. Allein hätte ich das nicht durchgestanden. Und ich bitte Sie inständig, wenn sich etwas Neues ergibt, rufen Sie mich an.“
Köller versprach es und dann brachten sie Rena noch bis zur Wohnung Ihrer Mutter, wo sie Kai die Schlüssel aushändigte.
„Ich habe alle persönlichen Sachen meiner Mama ins Kinderzimmer geräumt und abgeschlossen. Den Schlüssel behalte ich. Wenn ich morgen zum Bahnhof fahre, ziehe ich die Tür einfach zu. Sie können ab 13.00 Uhr in die Wohnung.“
Auf dem Nachhauseweg sagte Jan zu Kai: „Diese Rena hat eine starke Persönlichkeit, die macht mal ihren Weg.“