Читать книгу Was geschah mit Marion? - Suca Elles - Страница 5
ОглавлениеProlog
Er saß vor seiner Staffelei am Ufer und malte den Fluss und die grünen Büsche und Bäume dahinter. Er malte immer Wasser und Ufer, so oft er dafür die Zeit fand. Durch das Gebüsch hatte er sich gezwängt und vor einigen Wochen einen versteckten Platz direkt am Wasser gefunden, der gerade Raum für seine Staffelei und seinen Hocker bot. Deswegen kam auch nie irgendjemand hierher und störte ihn. Der Gesang der Vögel wurde heute einzig durch Lachen und Gesprächsfetzen unterbrochen, die von einem Boot herüber klangen, das in der Nähe des Ufers bei absoluter Windstille dümpelte. Er beachtete weder die menschlichen Laute noch das Boot. Bedächtig wählte er unter den Grüntönen seiner Palette die passende Farbe aus und vervollständigte sein Bild.
Erst eine ganze Weile später fiel ihm auf, dass Ruhe eingekehrt war. Das Boot lag weiter ruhig im Wasser, das Lachen hatte jedoch aufgehört. Er korrigierte einen Baum am rechten Rand seines Bildes und fügte ein paar filigrane Äste hinzu. Zufrieden betrachtete er den Gesamteindruck, als ein Schrei, der aus dem Boot zu kommen schien, ihn aufschreckte. Es war eine Frau, die da geschrien hatte, danach war es wieder still. Er blickte zur Sonne hinauf und überlegte, ob er noch sitzen bleiben oder einpacken und nach Hause fahren sollte, als der Hilfsmotor des Segelbootes angeworfen wurde. Ein Mann trat an die Reling, sah sich um, und als er ihn erblickte hielt er eine Flasche hoch und rief: „Corinna hat sich den Arm in der Tür geklemmt, zu viel Prosecco“.
Er winkte kurz, als das Boot Fahrt aufnahm, und verschwand wieder nach unten.
Kai sah dem Boot nach. Er kannte dieses Fabrikat. Es besaß 3 Kajüten und eine offene Kombüse im Wohnbereich. Neben der Heckkabine gehörte ein Minibadezimmer zur Ausstattung. Nachdenklich packte er seine Utensilien zusammen. Was veranlasste Menschen, sich an einem warmen Sommertag im Bauch eines Bootes zu betrinken? Er hätte Kaffee auf Deck vorgezogen. Er grinste verhalten. „Typisch Psychologe“ dachte er. „Alles hinterfragen müssen und nichts einfach stehen lassen können.“ Er packte seine Tasche und zwängte sich durch das Gebüsch. Vorsichtig spähte er nach rechts und links, bevor er auf den Hauptweg trat. Kein Mensch weit und breit. Gut so. Er wollte diesen Platz für sich allein behalten.
Der Parkplatz hatte sich merklich gefüllt, und auf dem angrenzenden Wiesenstück spielten Jugendliche Fußball. Er legte seine Staffelei, den Koffer mit den Farben und Pinseln, den Hocker und das fertige Bild in den Kofferraum und fuhr los.