Читать книгу Todesangst - SueAnn Baker - Страница 6
ОглавлениеSchon am nächsten Tag flog in der Bäckerei die Türe auf und der mysteriöse Mann kam herein. Auch wenn die Theke ihn auf Abstand hielt, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, denn das Ganze gefiel mir überhaupt nicht. Aber was sollte ich schon tun? Ich konnte ja schließlich nicht davon laufen.
„Hallo! Ich hätte gar nicht damit gerechnet sie hier zu treffen!“, grüßte er mich scheinbar überrascht.
Doch ich war mir nicht sicher, ob dies ganz der Wahrheit entsprach.
Vielleicht war er auch einfach nur ein verdammt guter Schauspieler.
„Guten Morgen! Was darf es sein?“, erkundigte ich mich skeptisch.
Verdutzt betrachtete er mich. Anscheinend war ihm mein skeptischer Blick nicht entgangen. Erst ein paar Sekunden später fuhr er fort.
„Ich hätte gerne drei Semmeln und ein Bauernbrot.“
Wie gewöhnlich packte ich die Sachen in eine Tüte und stellte sie auf die Theke.
„Sonst noch etwas?“, fragte ich freundlich nach.
„Nein danke, das ist alles!“
„Macht dann 3.50 Euro. Bitte.“
Während er das Geld aus seiner Brieftasche kramte, lächelte er mich kurz an. Unsicher erwiderte ich sein Lächeln.
„Sind sie noch rechtzeitig nach Hause gekommen? Nicht dass sie krank werden!“
„Ja klar, ich hatte es ja nicht weit!“, rutschte es mir heraus.
„Mensch Jenny! Was war denn das jetzt? Du wolltest doch nichts Persönliches von dir Preis geben! Du kennst diesen Mann doch gar nicht!“, ärgerte ich mich.
„Ich musste noch ab und zu an sie denken, nachdem sie weg waren.“, setzte er schmunzelnd fort.
„Sie haben es sehr schön hier! Nette Gegend!“
„Das kann man wohl sagen. Ist alles noch sehr natürlich geblieben, trotz der großen Stadt.“, antwortete ich unsicher.
„Machen sie es gut, ich muss dann mal los. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder in der nächsten Zeit. Würde mich freuen!Tschüs!“
„Auf Wiedersehen!“, rief ich ihm noch hinterher, doch die Türe war schon ins Schloss gefallen.
Noch bevor ich meine Gedanken sortieren konnte, hörte ich Gaby wie wild fragen. „Wer ist denn das? Den kenne ich ja gar nicht. Ist der dir beim joggen begegnet?“
„Ich kann dir gar nicht sagen wie er heißt, wir haben uns gestern früh getroffen, als ich beim Laufen in eine Pfütze gefallen war. Nichts großes, er erwähnte nur dass er gerade erst hergezogen sei und sich ein wenig umsehen möchte.“
„Ach so, ich dachte du hast endlich mal jemanden kennen gelernt.“
„Du wieder! Der ist doch gar nicht mein Typ! Ich mache jetzt bis 13 Uhr Pause. Soll ich dir irgendwas aus der Stadt mitbringen?“
„Nein danke. Ich bin wunschlos glücklich!
Dann schmeiße ich bis dahin eben alleine den Laden! Viel Spaß!“
Anstelle wie üblich in das kleine Café am Park zu gehen um dort etwas zu essen, eilte ich in Richtung Stadt. Mein Ziel war der neue Kleidungsladen in der Altstadtpassage.
Ich wollte mir unbedingt noch die rote Jacke kaufen, die ich vor ein paar Tagen entdeckt hatte.
Auf meinem Weg musste ich dauernd an den jungen Mann denken.
Er gab mir noch immer Rätsel auf, die ich einfach nicht lösen konnte.
Ich war mir ziemlich sicher, dass er heute nicht zu fällig in der Bäckerei aufgetaucht war, er musste heraus gefunden haben wo ich arbeite. Wie ein Zufall erschien mir das zumindest nicht, denn die Welt ist zwar klein, aber so klein?
Im Großen und Ganzen schien er sehr freundlich, so dass ich ein “normales“ Interesse an mir nicht ausschließen konnte,
doch auch wenn dies wirklich zu traf, er gefiel mir einfach nicht. Er war zwar groß, hatte schwarzes Haar, blaue Augen, trug einen Kinnbart und war bisher immer modische angezogen, aber trotzdem nicht mein Fall.
Irgendetwas an ihm machte mich misstrauisch.
Vielleicht hatte er mir aufgelauert und mich anschließend verfolgt, wodurch er erfuhr wo ich wohne und arbeite, möglich war schließlich alles.
Als ich endlich den Laden erreicht hatte, beschloss ich jeglichen Gedanken an ihn aus meinem Kopf zu verbannen.
Erfreulicherweise war die Jacke in meiner Größe noch vorhanden und so machte ich mich gut gelaunt auf den Rückweg.
Nach der Arbeit fuhr ich direkt nach Hause.
Die Sonne neigte sich so langsam in Richtung Horizont und ab und zu fegte ein leichter Wind durch die rauschenden Bäume. Als ich endlich daheim angekommen war, war es schattig und kalt.
Ich hatte die Türe kaum aufgeschlossen da schrillte schon das Telefon.
Es war mal wieder meine Mutter.
Wie immer zu tiefst besorgt um mich und aus ihrer Sicht auch begründet, schließlich hatte sich ihre Tochter eine Woche lang nicht bei ihr gemeldet.
„Jenny, du weißt doch dass ich mir Sorgen mache wenn du zu früh immer alleine joggen gehst. Da ist es doch nicht zu viel verlangt einfach mal anzurufen um deine Mutter etwas zu beruhigen.
Heutzutage ist man ja nicht mehr sicher, vor allem als Frau! Die Gefahr lauert überall!!!“, schrie sie besorgt in den Hörer.
Eigentlich schwebte mir vor meiner Mutter von dem Mann zu erzählen, doch angesichts ihrer gereizten Stimmung, beschloss ich meinen Mund zu halten.
Wie ich sie kannte, wäre sie womöglich zu Besuch gekommen und mit mir zu früh gelaufen!
Nein, nein und nochmals nein, das konnte ich jetzt auf keinen Fall gebrauchen.
Trotz alledem unterhielten wir uns noch fast eine Stunde, da sie wieder einmal viel zu erzählen hatte.
Wie sich heraus stellte, hatte meine Tante ihren Mann beim Fremdgehen erwischt und Mutter sollte ihr nun beim Umzug und der Scheidung helfen. Mein Vater war gestürzt und hatte sich dabei einen Zahn abgebrochen und noch vieles mehr.
Diese Nacht schlief ich wieder sehr unruhig, doch es war nicht das Wetter daran Schuld gewesen. Ganz im Gegenteil, diesmal waren es meine Träume.
Wie schon lange nicht mehr träumte ich viel und wild, so dass ich dauernd aufwachte und mich erst einmal versichern musste dass ich zu Hause und in Sicherheit war.
Als der Wecker klingelte war ich noch müde und fühlte mich etwas heiser.
Allem Anschein nach war der Sturz in die Pfütze nicht ohne Folgen geblieben.
Kurzerhand beschloss ich heute zu Hause zu bleiben und mir lieber einen Tee zu kochen.
Mein Körper schien wie ans Bett geklebt, alles fühlte sich schwer an und tat weh, außerdem war mir fürchterlich heiß. Fast schon unerträglich heiß!
Noch bevor ich in die Küche ging, um das Wasser hin zustellen, zog ich mein Nachthemd aus.
Klatsch nass und total verschwitzt, hatte es vorher an mir geklebt. Mein ganzer Körper schien zu schwitzen, aus jeder einzelnen Pore.
Meine Mutter hätte mir sicherlich geraten ein heißes Bad zu nehmen und sich dann hin zulegen, aber das schien mir alles andere als angebracht. So duschte ich mich fast eiskalt ab, bis ich zu frieren begann.
Anschließend nahm ich meine Tasse Tee in die eine Hand und das Telefon in die andere.
Taumelnd legte ich mich zurück in mein Bett.
Bevor ich in einen tiefen und erholsamen Schlaf fiel, meldete ich mich noch schnell krank und bat Gaby die Chefin zu informieren, da ich sie nicht erreichen konnte.
Als ich aufwachte war es bereits 17 Uhr.
Geschockt betrachtete ich die Uhr, um sicher zu gehen dass ich mich nicht versehen hatte, doch es war tatsächlich schon Abend.
Da es mir noch immer nicht besser ging, beschloss ich bei meinem Hausarzt anzurufen. Wie besprochen kam er noch am Abend bei mir vorbei.
Nach ein paar Minuten war er mit seinen Untersuchungen fertig und diagnostizierte eine Erkältung. Kurz bevor er ging, händigte er mir ein paar Medikamente und ein Attest aus. Glücklicherweise hatte er mich für die restliche Woche krank geschrieben, damit ich mich mal richtig erholen konnte.
Nachdem ich mich etwas frisch gemacht hatte, legte ich mich vor den Fernseher und hoffte etwas Ablenkung zu finden, doch wie so häufig lief mal wieder nur Mist oder ein Film den man schon gefühlte tausendmal gesehen hatte.
Kurzerhand schnappte ich mir das Telefon und rief Gaby an.