Читать книгу Ich helfe, also bin ich! - Suraya Jammeh - Страница 6

Vorwort

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Das vorliegende Buch ist mir eine Herzensangelegenheit. Mein Anliegen ist es, Vorurteile abzubauen, aufzuklären und Hintergründe aufzudecken. Da es in diesem Buch um zum Teil recht emotionale Geschichten geht, habe ich für die Anrede meiner Leser die direkte „Du-Form“ gewählt. Das lässt uns näher zusammenrücken und, so Gott will, auch gemeinsam nach Lösungen suchen. Auch ist mir das Gendersternchen sehr wohl bekannt, der besseren Lesbarkeit wegen habe ich jedoch darauf verzichtet. Es sind aber natürlich immer beide Geschlechter gemeint.

Der Titel „Ich helfe, also bin ich!“ beschreibt meine Leidenschaft, die eine tiefgreifende Entwicklung in meinem Leben ausgelöst hat. Für mich ist Helfen nicht nur eine gelegentliche Tätigkeit, sondern eine Berufung.

Der Weg dorthin ist von vielen Erlebnissen geprägt: schönen, makabren, lustigen, aber auch nachdenklich stimmenden. In jungen Jahren war ich stets auf der Suche nach mir selbst, dem Sinn des Lebens und vor allem nach meiner Rolle in der Gesellschaft. So war die Berufswahl extrem schwierig, denn ich wollte unbedingt etwas Sinnvolles machen.

In den Medien wirkt Afrika manchmal wie ein vergessener Kontinent: In manchen Gegenden gibt es kaum Ressourcen, weder Bodenschätze noch qualifizierte Manpower. Als Folge scheint es keine ausreichenden Finanzmittel zu geben, um langfristig und nachhaltig etwas aufzubauen. Vergessen von den Industrieländern der Welt und vielleicht, so denken einige, auch von Gott. Doch eins kann ich euch versichern: In Ländern mit großer Armut ist Gott präsenter als in anderen Gebieten dieser Erde. Existentielle Ängste, schicksalhafte Tage, an denen du nicht weißt, ob genug Essen da sein wird, lassen dich Gottes Gnade spüren wie in kaum einer anderen Situation.

Beim Eintauchen in diese Gesellschaft stellt sich immer wieder die Frage: Warum ist das so? Nach vielen persönlichen Beobachtungen, Gesprächen mit Betroffenen und anderen Helfern deuten sich Erklärungen an, die ich gerne mit meinen Lesern teilen möchte.

Nach dem „Warum” drängt sich förmlich die Frage auf: Was können wir tun? Das ist schon etwas schwieriger zu beantworten, doch finden sich im Text auch darauf Antworten. Zunächst sollten wir jedoch versuchen, die Hintergründe zu verstehen und uns bewusst darüber zu werden, dass wenn wir über die Probleme eines Landes sprechen, es mindestens so viele Lösungsansätze gibt wie Einwohner des Landes. Auch müssen wir erkennen, dass eine Einmischung von außen nur dann gut ist, wenn sie von den Betroffenen angenommen und auch umgesetzt werden kann. Wie oft beobachten wir, dass gut gemeinte Ratschläge von außen ins Leere laufen, weil die Akzeptanz oder die Umsetzungsmöglichkeiten fehlen.

Das wiederum erzeugt Unzufriedenheit auf beiden Seiten: bei den Helfern und denen, die Hilfe benötigen, was unreflektiert schnell in Ablehnung übergehen kann. Doch es bleibt wichtig, dass wir etwas tun. Denn überall auf der Welt, auch in der kleinsten Familie, hilft derjenige mit mehr Möglichkeiten und Wissen demjenigen, der davon weniger hat. Im Zuge der weltweiten Verflechtungen ist wohl auch das ein Stück Globalisierung.

Muslime glauben, dass es das Paradies (Dschanna) und die Hölle (Dschahannam) gibt. Der Weg ins Paradies ist mit vielen guten Taten (hassanat) gepflastert. Doch gute Taten sind nicht einfach nur gute Taten. Es gibt zum Beispiel keinen Katalog für gute Taten, aus dem wir auswählen können, welche gute Tat wie viele Punkte bringt. Auch kann es sein, dass etwas, was wir für eine gute Tat halten, gar keine ist, weil die Absicht nicht gestimmt hat. Oder dass anders herum eine kleine, scheinbar unbedeutende Tat jemanden ins Paradies bringt, weil Allah sie hoch anrechnet.

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte: „Eine Prostituierte sah an einem heißen Tag einen Hund, der um einen Wasserbrunnen herumging und dessen Zunge vor Durst heraushing. Da zog sie ihm mit ihrem Schuh Wasser heraus. Dafür wurden ihr (ihre Sünden) vergeben.“1

Lange Rede kurzer Sinn: Der Prozess wurde noch einmal verschoben, aber dann wurden unserem Gegner zwei Monate Zeit gegeben, seine Schuld zu begleichen. Glücklicherweise erledigte er es etwas früher.

Wenn es nicht so ernst gewesen wäre und ich die Sprachen besser könnte, wäre ein Tag bei Gericht eine gute Steilvorlage für eine TV-Serie „Geschichten aus dem wahren Leben“. Stoff gäbe es ohne Ende.

Letztlich rechnet Allah mit uns ab, Er führt unsere Konten. Daher ist es umso wichtiger, viele gute Taten zu begehen und auch andere dazu zu motivieren, Gutes zu tun.

Doch wer länger über die guten Taten und das Helfen nachdenkt, kommt zu dem Schluss, dass damit auch die Verantwortung für die Welt gemeint ist. In allen religiösen Schriften steht, dass Gott uns als Statthalter auf die Erde geschickt hat, um sie in Seinem Sinne zu verwalten. Tun wir das? Oder zerstören wir nicht eher Gottes Schöpfung und die Lebensräume von Mensch und Tier? All diese Gedanken greifen Hand in Hand ineinander und werden als gute Taten gezählt oder eben nicht.

Ich helfe, also bin ich!

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