Читать книгу Ich helfe, also bin ich! - Suraya Jammeh - Страница 8
Schreiben, meine Leidenschaft
ОглавлениеIch erinnere mich noch gut. Es war ein warmer Frühlingstag, die Sonne schien, und ich freute mich auf die Schule. Mit sieben Jahren macht die Schule eben noch richtig Spaß. Unsere Klassenlehrerin erlaubte uns an diesem Tag zum ersten Mal, unsere neuen Füller zu benutzen. Sie schrieb einen Text an die Tafel, den wir mit dem Füller in unser Heft abschreiben sollten. Ich war aufgeregt, wurde ganz zappelig und konnte es kaum erwarten. Endlich durften wir mit dem Füller schreiben. Das hässliche Grau des Bleistifts konnte ich schon nicht mehr sehen
Es war, als ob der Füller die Worte von selbst auf das Papier goss, aber nein, ich war es. Etwas in mir schrieb mit einer noch nie da gewesenen Leichtigkeit. Es war, als ob ich eins war mit dem Papier, meinen Worten und dem Füller. Ich war begeistert. Nach der Schule rannte ich voller Freude nach Hause und erzählte meiner Mutter überglücklich von dem Erlebten. Mein Herz raste, und ich verkündete stolz: „Mama, ich werde mal Schriftstellerin!“ Ihre Reaktion glich für mich einem Weltuntergang. „Aber …, meine Kleine, dafür bist du doch viel zu dumm!
Das saß. Fortan hatte ich Angst vor dem Füller und einem weißen Blatt Papier, denn meine schlaue Mutter, die ich über alles liebte, hatte gesagt, ich sei doch viel zu dumm. Ein Trauma, das die weiteren zwölf Schuljahre zu einem Kampf zwischen den Elementen und mir machte.
Um es kurz aufzulösen: Später verstand ich, wie sie es gemeint hatte. Sie hatte nicht wie ich eine rosige Zukunft im Blick, sondern schlicht den aktuellen Moment. Doch das Leiden endete erst weit über zwanzig Jahre nach dem Weltuntergangsszenario, während meines Fernstudiums zur Autorin. Unsere erste Übung bestand darin zu berichten, warum wir Schreiben lernen wollen. Das Niederschreiben dieser Gedanken und Erlebnisse half, und die Blockade löste sich wieder.