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Missgunst oder wer die Wahl hat, hat die Qual?

Was soll ich sagen, die Tattoo-Branche polarisiert stark in unserer

Gesellschaft und in den Medien. Und das schon seit vielen Jahren.

Manche von uns feiern sich halt gerne und sehen das nicht als künstlerischen Job, sondern nutzen das Ganze zur kunstvollen Selbstdarstellung. Viele von uns sind einfach mehr oder minder bunte Paradiesvögel oder auch schon mal richtige Freaks.

Daher gibt es seit jeher eine hohe Nachfrage, in diesem Beruf zu arbeiten. Da ich der Meinung bin, dass man in diesem Bereich nie ausgelernt hat, habe ich am Anfang einen Lehrling immer strikt abgelehnt.

Just eines schönen Tages während eines Rückentattoos kam die Frage: „Du, ich möchte das auch lernen, bringst du mir das bei?“

Meine Gegenfrage: „Kannst du zeichnen?“ wurde sofort verneint.

Also sagte ich: „Dann ist das nicht der richtige Job für dich.“

Für mich war das Thema damit erledigt.

Ihr könnt euch vorstellen wie, überrascht ich war, als knapp ein Jahr später ein neuer Stern am aufgehenden Tattoohimmel

geboren wurde… Ja, genau jene Person mit dem Rückentattoo.

Ups, ganz großes Mundwerk, frech wie Rotz und sogar der seit 20 Jahren ortsansässige Tätowierer wird erst mal ausgiebig schlecht gemacht und beleidigt.

Ja, wer kann, der kann. Großes Mundwerk, nur der Rest lässt leider zu wünschen übrig:

Schmücken mit fremden Arbeiten, Zeichnungen aus dem Web als eigene ausgeben, bei Kritik in den Sozialen Medien

mit Anzeige drohen. Das volle Programm.

Letztendlich eher traurig lächerlich als beruflich kompetent. Aber nun ja, in puncto Selbstdarstellung an vorderster Front.

Fotos, Videos, Presse, Social Media, Rummel ohne Ende, alles ganz großes Kino.

Der Höhepunkt gipfelte in einer Bewerbung als Guestspot (in einem Studio als Gasttätowierer arbeiten) mit den Arbeiten anderer Tätowierer.

Leider war auch eine Arbeit von mir dabei. Verwunderung pur von meiner Seite aus. Auf so eine obskure Idee wäre ich in meinen Anfängen niemals gekommen. Was bewegt einen dazu?

Was, wenn jemand kommt und genau diese Arbeit möchte?

Was, wenn man das dann nicht hinbekommt?

Würde die Antwort oder Ausrede reichen, nach dem Motto:

„Sorry, ich hatte einen schlechten Tag?“

Oder:

„Sorry, ich hab mich mit fremden Federn geschmückt?“

Ich wurde durch Kunden darauf aufmerksam gemacht und schrieb den ROCKSTAR an.

Als patzige Antwort erhielt ich: „Mein Gott, reg dich nicht künstlich auf, war ne Verwechslung.“ Kein Wort der Entschuldigung oder ähnliches.

Kein Wort der Einsicht, dass wir so etwas wie eine Berufsehre haben. Peinlich arrogant und an Frechheit echt nicht zu überbieten.

Trotz qualitativ übler Arbeit, aber durch gezielte Selbstdarstellung, werkelt man seit mehreren Jahren so munter vor sich hin. Es war auch keine vernünftige Kommunikation möglich, da man so überheblich ist, dass man komplett alles abblockt und ausblendet. Alle sind doof und neidisch, nur ich bin geil und weiß, wo es lang geht.

Hier denke ich manchmal, warum gibt es kein freundliches Miteinander unter Kollegen?

Hätte man sich nicht mal vernünftig unterhalten können, muss man gleich patzig und beleidigend werden?

Wie schön wäre doch ein Austausch in Form eines Stammtisches oder ähnlichem. Von mir aus mit Tee und Kaffee und Kuchen. Einfach mal eine Möglichkeit, voneinander zu lernen und zu profitieren. Aber leider ist es echt ein Ding der Unmöglichkeit, Erfahrungen weiterzugeben und zu hören, wie das eine oder andere bei Kollegen funktioniert.

Warum muss man sich gegenseitig schlecht machen?

Die Branche hat so viele tolle Künstler aus aller Herren Länder. Jeder Kunde sollte seine Haut dorthin tragen, wo er sich gut aufgehoben fühlt.

Sympathie und die Kunstfertigkeit des Stils, in dem man sein Tattoo haben möchte, sollten ausschlaggebend sein.

Nicht die Bekanntheit oder das große Mundwerk oder die Hatz auf andere Künstler sollten die Entscheidung für einen Tätowierer beeinflussen.

Gerade bei weiblichen, junge Tätowiererinnen stelle ich in letzter Zeit einen Trend fest.

Gerne wird auch mit dem Ausschnitt geworben. Immer wieder schön, wenn die Titten auf dem Bild besser zu erkennen sind

als das Tattoo.

Und damit meine ich sowohl die Titten der Tätowiererin als auch die der Kundin.

Leute, Nippel stechen euch das Tattoo nicht.

Wenn euch die Titten eurer Tätowiererin wichtiger sind als ein schönes Kunstwerk auf der Haut zu tragen…

Nein, ich bin nicht neidisch, könnte ich auch tun, aber ist nicht ganz meine Hausnummer. Auch wenn ich genug Attribute hätte, um mit ihnen zu werben.

Wie armselig ist das heutige Zeitalter, in dem Sex sells?

Trotz allem laufen auch diese Studios, was uns zeigt, wie groß der Trend zur Hautkunst eigentlich ist.

Was ich sagen möchte: Wenn ein Kollege oder eine Kollegin mit dem Mundwerk und in den Medien großes Kino macht, sollten auch die Fähigkeiten dementsprechend sein.

Man sollte sich aber schon überlegen, was man möchte:

Titten gucken oder ein tolles Kunstwerk?

Ich bin mir sicher, dass auch beides gleichzeitig geht, aber dazu ist wahrscheinlich einiges an Recherche notwendig.

Also, entweder recherchieren oder ganz einfach nach den Arbeiten gehen.

Ihr müsst selbstverständlich selber entscheiden, welche Variante für euch in Frage kommt…

Ink Trouble

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