Читать книгу Ink Trouble - Susa Renn - Страница 8

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Trouble oder Sex, Crime and Rock 'n' Roll

Mit dieser Geschichte möchte ich zeigen, wie vielschichtig das Kundenklientel in der heutigen Studiowelt geworden ist.

Vom einfachen Straßenarbeiter bis hin zur Ärztin, vom ehemaligen Kriminellen über den Justizvollzugsangestellten oder der Rechtsanwältin bis hin zum Polizisten.

Die Zeiten, in denen nur fahrendes Volk, Seeleute, Ex-Knackis oder Leute aus der Musikszene Tätowierungen hatten, ist Gott sei Dank vorbei. Sich mit Tattoos zu schmücken ist gesellschaftsfähig geworden und hat sich zu einer Kunstform entwickelt, die sich durch alle sozialen Schichten zieht.

Einst als assi oder prollig verschrien, sind Tattoos heute - zumindest bei guten Künstlern - nur noch der Mittel- oder Oberschicht vorbehalten.

Je nach Künstler und Bundesland werden Stundensätze von 80 Euro aufwärts bis hin zu Tagessätzen von 1600 Euro gehandelt.

Vom Pornosternchen bis hin zur Richterin möchten sich viele mit einzigartigen Hautbildern nach eigenen Vorstellungen vervoll ständigen. Wenn so viele verschiedene Charaktere aufeinandertreffen, musst du als Studioinhaber absolut Multitasking- und sehr lernfähig sein.

Es ist wichtig, sich schnell an den jeweiligen Kunden anzupassen, damit jede Wunschvorstellung so gut wie möglich umgesetzt werden kann.

Da hier pausenlos Trouble herrscht, ist es normal, dass einem hin und wieder der Kopf raucht und es manchmal nicht so leicht ist, allem gerecht zu werden.

Ich liebe meinen Job, der kreativer nicht sein könnte und der Umgang mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten befriedigt mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin unendlich glücklich, dass ich diesen Weg hier mit euch gegangen bin.

Es gibt aber doch Momente, in denen Fremdschämen absolut angesagt ist.

Beispielsweise wenn das Pornosternchen der Frau Richterin begegnet und damit zwei gesellschaftliche Welten aufeinanderprallen.

„Mein Gott, dieser verfickte Job kotzt mich an. Ich bin schon wieder wund und kann keine Schwänze mehr sehen!“

Das als Begrüßungssatz beim Reinkommen ist schon harter Tobak.

Die Gerichtsbarkeit im Wartebereich zieht pikiert die Augenbrauen hoch und du als Inhaber beeilst dich, eine Brücke zu bauen. Keiner soll sich vom anderen abgestoßen fühlen und zu 95 Prozent meistere ich das ganz gut.

Wenn ich dann mal kurz den Raum verlasse und bei der Rückkehr beide in einem regen Gespräch vorfinde, denke ich immer wieder: Wie flexibel wir doch sein können.

Egal, welcher sozialen Schicht wir angehören.

So sind wir geschaffen und wenn nicht total versnobt, bringen wir alle etwas Empathie mit.

Manchmal denke ich, was soll´s, Geld verdirbt den Charakter und ich glaube, es ist tatsächlich so.

Ich kenne Menschen mit Geld, die gefühlsmäßig wirklich abgestumpft und kalt wie ein Fisch sind.

Da ist der Ruhrpott-Proll mit wenig Geld doch eher der mit dem Herz am richtigen Fleck. Und meistens auch der mit viel Liebe und Verständnis für die Gesellschaft.

Und dann noch die Gruppierung, die nichts merkt, hier ist sowieso Hopfen und Malz verloren.

Aber gerade das ist es, was den Job so reizvoll macht und mir immer wieder vor Augen hält, in was für seichten Wellen mein Leben vor sich hinschaukelt. Wie entspannt und lustig ich doch eigentlich meine Arbeitstage verbringe.

Sämtliche aktuelle Themen sind hier vertreten und eigentlich bin ich selbst ohne Nachrichten im TV dazu gezwungen, mich mit allem auseinanderzusetzen.

Von Corona bis hin zum Darknet ist hier alles mehr oder weniger dabei… Und eigentlich bin ich durch meine Kunden und Besucher immer bestens informiert, was in der Welt so passiert.

Uns Tätowierern euer Vertrauen zu schenken, was eure Haut, aber auch eure Seele betrifft, ist schon jeden Tag aufs Neue immer wieder aufregend.

Und wenn man sich dann näher kennt, freut man sich geradezu auf den nächsten Termin.

Und ich genieße jede einzelne Minute mit Euch, meine Lieben!

Ink Trouble

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