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Hygiene oder Marzel, Klo gecheckt?

Nun kommen wir zu einem Thema, das man bis zum Exzess ausdiskutieren kann.

Eine gesunde Einstellung zum Thema Hygiene und Nachsorge sollte selbstverständlich sein, aber man rechnet echt nicht mit der Dummheit der Menschen.

Ich erinnere mich, dass ich mal einem sehr netten Kunden mit schon mehreren älteren Tattoos ein Tribal gestochen habe. Vor lauter Lachen und Schwatzen bin ich wohl nicht intensiv genug auf das Thema Nachsorge eingegangen.

Locker-flockig eine Folie rumgemacht und ihn gebeten, diese auch vier bis fünf Tage zu tragen.

Beruflich lieferte er Fisch mit dem LKW aus, daher dachte ich, besser etwas länger drauf lassen.

Nach 14 Tagen rief er mich an und erzählte, sein Tattoo wäre stark entzündet. Ich war erstaunt und bat ihn vorbeizukommen, um das ganze Ausmaß der Katastrophe in Augenschein zu nehmen. Komisch, die Entzündung beschränkte sich auf eine ein Zentimeter große Stelle mit dicker Verkrustung.

Er meinte, es hätte fürchterlich gestunken, als er die Folie entfernt habe. Also fragte ich ihn, ob er morgens und abends eine frische Folie genommen habe.

Darauf bekam ich die Antwort: „Du hast doch gesagt, ich soll die Folie vier bis fünf Tage tragen?!“

Ja, aber da es nicht sein erstes Tatoo war, ging ich davon aus, dass er wüsste, wie man mit einer offenen Wunde umgeht.

Dass man die Folie mehrmals am Tag wechselt, erschien mir hierbei selbstverständlich, ihm anscheinend nicht.

Er sei sogar mit Folie duschen gegangen und war sehr achtsam, dass kein Wasser darunter komme…

Oh my god…

Da glaube ich gerne, dass es nach fünf Tagen im Hochsommer mit viel Schweiß grauenvoll gestunken hat.

Offene Wunde… Da sagt einem der normale Menschenverstand, sauber halten, Finger waschen, achtsam sein…

Seitdem gehe ich sehr genau mit Pflegehinweisen um, auch wenn schon viele Tattoos vorhanden sind.

Besser ist es…

Und das Thema Hygiene ist unerschöpflich, das kann ich euch sagen.

Wenn ich ein Tattoo am Fuß machen lasse und in Glitzer-Ballerinas, ohne Socken, im Hochsommer nach zweistündiger Anreise erscheine?

Da frage ich mich doch allen ernstes, wo der gesunde Menschenverstand geblieben ist. Fußgeruch ist wie der Gestank von Erbrochenem.

Der Geruch frisst sich in deine Nasenschleimhäute, du riechst es noch nachts im Bett.

Oder was haltet ihr von folgender Vorbereitung:

Kontrolle eines Intimpiercings nach zwei Stunden Fitness?

Wenn das komplette Studio danach riecht wie der Hamburger Hafen, dann weißt du Bescheid.

Alles schon erlebt, zum Glück Einzelfälle, die nicht an der

Tagesordnung sind.

Traurig, dass man sich über Hygiene in den Studios Gedanken macht, aber die eigene Körperhygiene anscheinend unwichtig ist.

Manche Frauen sind ja auch überempfindlich bei diesem Thema.

Ich sehe das eigentlich alles geschmeidig, es sei denn, es geht ums WC. Da bin ich hyperpenibel, in unserem Studio ist dort modernster Standard. Alles kontaktlos.

Seife, Desinfektion, Einmal-Handtuchpapier…

Das ist so ein Tick von mir, fremde Toiletten, auch wenn ich absoluter Heimscheißer bin, müssen blitzeblank sein, auch wenn es nur zum Pieseln ist.

Schließlich will man sich ja nicht diverse Geschlechtskrankheiten oder gar die Cholera holen, nur weil man mal Wasser lassen muss.

Ich hatte mal ein grauenvolles Erlebnis mit so einer Toilettensache, als ich noch gar nicht tätowiert habe.

Namhaftes Studio, recht arroganter Künstler, super in seinem Fach. Studio mehr oder minder sauber…

Vor der Session fragte ich höflich, ob ich noch schnell Angst-Pipi machen könnte.

Künstler zu Shopboy (der Mann für alles im Studio):

„Ey, Marzel, Klo gecheckt heut moin?!“

Marzel: „Jau, gecheckt!“

Ich also schon mit ordentlichem Druck auf der Blase rein in die gute Stube. Der Blick meines Mannes hätte mich warnen sollen, aber wenn du musst, dann musst du…

Was soll ich euch sagen?

Winziges Badezimmer mit einem dreckigen Mountainbike drin.

In der Duschwanne stand 20 cm hoch dunkelbraune Brühe.

Klobrille kaputt, also 'n Arscheinklemmer.

Weder Handtuch, noch Seife, noch Klopapier.

Aus dem Hahn kamen zwei bis drei Tröpfchen Wasser.

Zustand der Kloschüssel: Mangelhaft, wie nach einem Napalmbombenangriff.

Geruch: Angsteinflößend bis tödlich bei fünf Atemzügen…

Was zum Teufel hatte Marzel morgens gecheckt?

Ob das Klo noch da ist?

Oder das Mountainbike?

Egal, zum Glück 'n Papiertaschentuch in der Tasche,musste reichen. Die Klospülung tröpfelte auch so vor sich hin und ich dachte noch, morgen hab ich vor Ekel 'n schönen Lippenherpes. Nun ja, tolles Tattoo, aber letzter Besuch in dem Studio.

Gruselig, wer es da nicht so eng sieht, hat auch sonst mit Hygiene nix am Hut. Da macht man uns vom Amt mittlerweile die Hölle heiß. Aber schmunzeln muss ich noch viele Jahre später über den Klocheck.

Heutzutage ist das alles nicht mehr drin…

Da muss der Besen in der Leiste an der Wand hängen und alles antiseptisch sauber sein. Auch wenn die Damen des Gesundheits- und Ordnungsamts sehr freundlich sind, finde ich es fragwürdig, dass man sich über einen Besen aufregt, der auf dem Boden steht. Aber was für Farben du benutzt, ist ihnen unwichtig.

Letztendlich ist Hygiene überlebenswichtig, gerade in der heutigen Corona-Zeit.

Aber auf den großen Tattoo-Conventions kräht kein Hahn danach, wenn man sich an keine der Auflagen hält.

Der Veranstalter zahlt ja auch Steuern, die sich bei der Höhe der Standkosten bemerkbar machen.

Süß auch, wenn du dich mit den Damen schon zu Kaffee und Kuchen triffst, weil dich einer deiner lieben Mitbewerber mal wieder angeschwärzt hat.

Womit wir wieder bei Neid und Missgunst wären.

Letzten Endes sind das auch nur Menschen, die ihren Job machen. Missversteht mich nicht, es sollte einfach selbstverständlich sein, dass im Studio Hygiene ernst genommen wird. Wie ich immer zu sagen pflege:

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen…

Ink Trouble

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