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Prolog

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Neun Jahre zuvor

Daisy Parker stöhnte unter dem Gewicht von Nick Coltranes nacktem Körper lustvoll auf. Er hielt sie fest in seinen muskulösen Armen, und ihre Körper klebten schweißgebadet aneinander. Sie konnte kaum glauben, dass sie gerade ihre Unschuld an ihn verloren hatte – und dazu noch trunken vor Glück. Er küsste sie immer wieder zärtlich in ihre Halsbeuge und ihr Körper bebte ein ums andere Mal vor Befriedigung nach. Die Arme um seinen Hals gelegt, streckte sie sich in wohligem Entzücken.

Wenn sie daran dachte, dass sie zu Mos Hochzeitsempfang, der zehn Stockwerke unter ihnen immer noch in vollem Gange war, beinahe nicht gekommen wäre ... Zwei Jahre zuvor hatte sie versucht, alle Verbindungen zu den Coltranes abzubrechen. Sie hatte Nick und Maureens Vater wegen der kalten Berechnung, mit der er seine Ehe mit ihrer Mutter beendet hatte, aus tiefstem Herzen verachtet, vor allem nach der unsäglichen Schlammschlacht, die er in der Boulevardpresse gegen ihre Mutter inszeniert hatte. Sie hatte keinen Sinn darin gesehen, mit irgendeinem von ihnen in Verbindung zu bleiben.

Aber Mo hatte sich geweigert, den Kontakt abbrechen zu lassen. Sie hatte ihr hin und wieder geschrieben, und es wäre unhöflich gewesen, ihre Briefe einfach zu ignorieren, zumal Daisy mit ihrer Stiefschwester nie Zoff gehabt hatte. Also hatte Daisy zurückgeschrieben und sich auch hin und wieder mit ihr zum Dinner oder Lunch verabredet. Als die Einladung zu Mos Hochzeit kam, hatte Daisy es nicht übers Herz gebracht, abzusagen.

Die Hochzeit in der Grace Cathedral war Daisy aus der Sicht ihrer neunzehn Jahre wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht erschienen, und Mo und ihr gut aussehender Bräutigam hatten vor lauter Glück um die Wette gestrahlt. Doch als Daisy vor ein paar Stunden im Mark Hopkins Hotel zum Empfang erschienen war, waren ihr doch erhebliche Zweifel gekommen, ob es wirklich klug gewesen war, daran teilzunehmen.

Sie gehörte nicht zu all den feinen Leuten, die sich im Peacock Court drängelten – sie hatte nie dazu gehört. Das war ihr in dem Augenblick, als sie sich mitten in ihrer Gesellschaft wiederfand, erneut schmerzlich bewusst geworden. Deshalb hatte sie sich fest vorgenommen, sich sofort zurückzuziehen, sobald sie Braut und Bräutigam gratuliert hatte.

Aber dann war Nick aufgetaucht und hatte jeden vernünftigen Gedanken aus ihrem Gehirn verbannt.

Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er sie wie eine lang vermisste Freundin begrüßt und die Gratulationscour einfach hatte sausen lassen, um sich an ihre Fersen zu heften. Er hatte es früher so exzellent verstanden, sie zu ignorieren, dass sie diese plötzliche Aufmerksamkeit jetzt völlig aus der Fassung gebracht hatte. Sie hatte das Gefühl, an ein Hochspannungskabel geraten zu sein – es durchzuckte sie heiß, es war beängstigend und sie hatte jede Orientierung verloren.

In seinen Augen war ein Ausdruck gewesen, den sie nicht hatte einordnen können: vielleicht so etwas wie Unaufrichtigkeit, mit Sicherheit aber ein Ausdruck von Verlegenheit, wenn nicht gar Rücksichtslosigkeit. Aber er hatte sie verhext und mit seiner Berührung – eine Hand auf ihrem Rücken hier, warme Finger um ihren Oberarm da oder auch ein zufälliges Streifen ihrer nackten Schultern – so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass sie sich eingeredet hatte, das sei nicht von Bedeutung. Er war ein Gott mit goldbrauner Haut, blitzenden weißen Zähnen und gesträhntem braunem Haar, ein Gott, der um sie herumtanzte, der mit der Kamera, die um seinen Hals hing, Schnappschüsse von ihr machte, der ihr den Atem raubte und sie ganz schwindlig machte.

Doch das war noch, bevor der Tanz begonnen und sie einen Geschmack davon bekommen hatte, wie es war, in seinen Armen zu liegen.

Als das Licht gedämpft und die Musik langsam und einschmeichelnd wurde, war es um sie geschehen gewesen. Er hatte sie so eng an sich gedrückt, dass sie ihn von der Brust bis zu den Knien spürte. Er war warm, hart und spürbar sehr glücklich gewesen. Das Nächste, woran sie sich erinnerte, war der Hotelaufzug und dass er sie geküsst hatte. Dann waren sie in diesem Zimmer und auf diesem Bett gelandet, und ihr Herz hatte wie wild geklopft, ihr Puls an Stellen gehämmert, an denen sie niemals einen Pulsschlag vermutet hätte; er war auf ihr gewesen und in ihr; und genau zu dem Zeitpunkt, als der leichte Stich vom Reißen ihres Hymens ihr Bewusstsein durchdrang, hatte er sie mit sanften Händen und drängenden Hüften in die Gefilde höchster Lust getrieben, losgelöst von allem Irdischen.

Und alles, was Mütter so über die Liebe sagten, bekam plötzlich einen Sinn.

Sie atmete seinen Duft ein, während er sich langsam auf seine Ellbogen hochstützte. Er blickte auf sie hinab.

»Bist du okay?«

»Ja.« Sie war mehr als okay, sie fühlte sich einfach wunderbar.

»Gut.« Er rollte sich von ihr runter und kletterte aus dem Bett. Daisy stützte den Kopf in die Hand und beobachtete voller Bewunderung, wie das Licht der Lampe über seinen nackten Körper spielte. Er sah bezaubernd aus.

Das war sicher nicht gerade ein sehr maskulines Attribut, dachte sie, aber es passte perfekt zu ihm. Und kein Mensch, der recht bei Verstand war, würde je bestreiten, dass er maskulin war. So umwerfend, unvergleichlich männlich. Er hatte breite Schultern, muskulöse Oberarme und einen Waschbrettbauch. Die seidige, weiche Körperbehaarung bildete das Muster eines Lebensbaums: Der feine Fächer über dem Brustkorb verjüngte sich zu einem schmalen Stamm, der sich gerade über die ausgeprägten Bauchmuskeln nach unten zog, um schließlich im Bund der Smokinghosen, die er sich gerade wieder übergestreift hatte, zu verschwinden.

Sie blinzelte. Zog er sich etwa an? »Was hast du vor?«

»Ich muss weg.«

Eine Minute zuvor hatte sie sich in ihrer Nacktheit noch absolut sicher gefühlt – jetzt fühlte sie sich plötzlich ungeschützt. Sie sah sich nach ihrem Kleid um und wurde rot, als sie es über der Nachttischlampe an einem Träger baumeln sah. Sie zog ein paar Kleenex-Tücher aus der Box, die auf dem Tisch stand, und tupfte verstohlen die Blutspuren an ihren inneren Oberschenkeln ab. »Warum?« Sie musterte ihn ratlos.

Nick zog sich sein Hemd und sein Jackett an, ohne es allerdings ordentlich zuzuknöpfen. Er schaufelte sich die Hemdenstecker und Manschettenknöpfe in die Hand und steckte sie in seine Tasche. Die Krawatte lose um den Hals und die Hände tief in den Hosentaschen, sah er zu ihr hinüber. Seine blauen Augen wurden weich, die Mundwinkel zogen sich nach oben, und er machte einen Schritt auf das Bett zu.

Aber dann, gerade, als sie sich sicher war, er würde wieder zu ihr zurückkommen, blieb er plötzlich abrupt stehen und straffte die Schultern. »Ich habe morgen früh einen Termin«, verkündete er leichthin. »Das war große Klasse, aber ein Mann braucht nun mal seinen Schlaf.«

»Aber – ich versteh nicht. Was ist ... was ist mit dem, was du gesagt hast?« Du hast doch gesagt, du liebst mich. Was ist damit?

Er starrte sie an, und für eine Sekunde hätte sie schwören können, dass in seinen Augen ein Ausdruck von Zärtlichkeit und sehnsüchtigem ... Bedauern lag. Er zuckte die Achseln, und der Moment war vorüber. »Du bist wirklich noch jung, was, Daisy? Du weißt doch, wie das Spiel läuft – man sagt viel in der Hitze des Gefechts.«

Sie hatte es nicht gewusst. Ihr war nicht einmal bewusst gewesen, dass es überhaupt ein Spiel war. Als er sich zu ihr herunterbeugte, ihr ein freundschaftliches Küsschen auf die Wange drückte und murmelte, sie solle auf sich aufpassen, konnte sie ihn in ihrem Elend nur unglücklich anstarren. Dann schloss sich die Tür hinter Nicks Rücken.

Und Daisy konnte allein und verlassen in einem Zimmer hoch oben im Mark Hopkins über ihre Einführung in die Welt der Erwachsenen nachdenken.

Ein Traummann zum Verzweifeln

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