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Montag

Daisy war noch nicht ganz durch die Bürotür, da bekam sie auch schon eine geballte Ladung ab.

Ihr Sekretär kreischte auf und glotzte sie entgeistert an. »Bitte, erzähl mir nicht, dass du das da tatsächlich tragen willst!.

Daisy blieb abrupt stehen und schaute an ihrem goldfarbenen Wollblazer mit dem Wappen auf der Brusttasche und an dem darauf abgestimmten blaugelb karierten Schottenrock hinunter. »Was stimmt damit nicht? Du wolltest doch, dass ich einen Rock anziehe.«

Reggie verdrehte die Augen und strich liebevoll über seinen eigenen gediegenen Anzug, als wolle er sich vergewissern, dass wenigstens einer von ihnen Geschmack hatte. »Ich habe nicht gesagt, dass du dich wie eine Kreuzung aus Mary Catherine Parochial und GI Jane kleiden sollst.«

»Wieso, du meinst wegen der Stiefel?« Sie ließ ihren Blick über die marineblauen Nylonstrümpfe zu ihren Schnürstiefeln und die zusammengerollten Socken, die oben heraussahen, wandern. »Sie sind marineblau; das passt doch.«

»Sicher, wenn du unbedingt wie der bestgekleidete Kampfsoldat, der je einen Schülerinnenpreis abgeräumt hat, herumlaufen willst ... Warum ziehst du dir nicht einfach nur einen Spitzenbody an und fertig? Ich kann bestimmt noch irgendwo etwas grünen und braunen Lidschatten auftreiben; wir werden auch dein Gesicht tarnen.«

Daisy funkelte ihn beleidigt an. »Du hast gesagt, zieh einen Rock an; also bin ich noch schnell bei mir zu Hause vorbeigefahren und habe einen Rock angezogen. Sorry, wenn er nicht deinen hohen Standards in Bezug auf Eleganz entspricht, aber ich bin Sicherheitsexpertin und will nicht auf einen Debütantinnenball. Ich trage keine Schuhe mit hohen Absätzen, Reg, das kannst du vergessen. Das wäre nutzlos, wenn ich rennen müsste.«

»Ich hoffe inständig, dass sich die notwendige Rennerei darauf beschränkt, geradewegs zur Bank zu laufen und den Scheck dieses neuen Kunden einzulösen.« Reggie bedachte ihr Outfit mit einem letzten missbilligenden Blick, bevor er sich wieder seinem Computer zuwandte. »Das heißt, falls er uns den Scheck überhaupt noch gibt, wenn er erst einmal gesehen hat, was du dir unter professioneller Kleidung so vorstellst«, murmelte er.

Wissend, dass es ihn verrückt machte, wenn man sich von hinten über ihn beugte, legte Daisy die Hände flach auf seinen Schreibtisch und verlagerte ihr Gewicht darauf. »Vielleicht hat er ja – ganz im Gegensatz zu den meisten Männern –«, presste sie zwischen den Zähnen hervor, »ein halbes Gehirn in seinem Kopf und merkt, dass das hier professionell ist. Zugegeben, es ist nicht der Nadelstreifenanzug eines Bankers, aber es ist äußerst passend für eine Frau, die seinen Arsch bewachen soll.«

Reggie blieb sichtlich unbeeindruckt, und sie richtete sich wieder auf. »Herrgott noch mal, Reg, wer ist dieser Typ überhaupt – der Kronprinz von England?«

»Knapp daneben«, ließ sich eine Stimme von der Tür her vernehmen.

Nein. Lieber Gott, bitte nein. Ihr Herz hämmerte in einem wilden Wirbel gegen ihre Rippen, als sie sich ganz langsam umdrehte, immer noch gegen jede Hoffnung hoffend, dass die Ohren ihr einen Streich gespielt hatten.

Hatten sie nicht. Es war genau der, von dem sie befürchtet hatte, dass er es sei: Nick Coltrane. Der letzte Mann in der Welt, den sie sehen wollte.

Er sah fantastisch wie eh und je aus – zum Teufel mit seinen blauen Augen. Der lang gestreckte, wunderbar gebaute Körper wirkte selbst angezogen genauso durchtrainiert, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er trug alte Jeans und einen Pulli mit V-Ausschnitt, vor dem eine Kamera baumelte. Mo pflegte stets zu sagen, Nick sehe aus, als sei er in seiner weißen Tenniskluft zur Welt gekommen, und das stimmte auch. Er strahlte lässige Eleganz aus und vermittelte einfach den Eindruck, dazuzugehören. Das war so natürlich an ihm wie das Atmen.

Doch warum auch nicht? Er gehörte ja schließlich wirklich dazu, hatte immer dazu gehört. Sie war es, die ihr Leben lang außen vor gewesen war.

Sie beobachtete, wie er ihr Büro inspizierte. Und plötzlich sah sie es mit seinen Augen und nahm nicht mehr den freundlichen cremefarbenen Anstrich wahr, den Reg und sie den Wänden gegeben hatten, um die hellen, von ihnen eigenhändig gerahmten und aufgehängten Poster zur Geltung zu bringen. Sie sah auch nicht den glänzenden, beinahe zwei Meter hohen Ficus oder Regs schimmernden naturholzfurnierten Schreibtisch. Stattdessen sah sie nur den gewellten Linoleumboden und an der Fensterwand die zwei abgewetzten Holzstühle mit dem auf dem Trödelmarkt erstandenen Tisch dazwischen.

Doch dann straffte sie die Schultern. Was soll’s. Sie hatte zwar kein piekfeines Büro, aber zumindest gehörte alles ihr. Nun gut, ihr und der Bank ...

Nick musterte sie eingehend. »Wie geht’s dir, Daisy? Du siehst gut aus.«

»Nenn mich nicht ...«, sie machte einen wütenden Schritt vorwärts, fing sich dann aber wieder. »Daisy«, beendete sie den Satz mit einer Sanftmütigkeit, an der sie beinahe erstickte. Der Spitzname war ein wunder Punkt. Das wusste er verdammt gut, und deshalb hatte er es zweifellos auch gesagt. Sie war sechzehn, er zweiundzwanzig gewesen, als er damit angefangen hatte, sie so zu nennen, und wie ein Fisch hatte sie es sich nie abgewöhnen können, nach dem Köder zu schnappen. Sie spürte, dass ihre Wangen heiß wurden. Sie atmete noch einmal tief ein, hielt kurz die Luft an und atmete langsam wieder aus. Sie war gefährlich nahe daran, die Fassung zu verlieren.

Sie würde lieber Würmer essen, bevor sie ihm diese Genugtuung verschaffte. Und vor allem, bevor sie ihn merken ließe, wie der Schmerz über seine Zurückweisung sie erneut überschwemmte, wenn er sie mit diesem kühlen, leicht amüsierten Blick ansah.

Sie reckte das Kinn nach vorne und musterte ihn wortlos. Er lehnte lässig an der Tür, die Beine gekreuzt, die Hände in den Taschen seiner Jeans, und erwiderte ihren Blick.

»Wie ich sehe, scheint ihr beide euch zu kennen«, sagte Reggie, als das Schweigen sich zu lange hinzog.

»Mein Vater war eine Zeit lang mit ihrer Mutter verheiratet«, erklärte Nick.

Daisy erstarrte. Diesen Umstand betrachtete er als die stärkste Verbindung zwischen ihnen? Es sollte sie eigentlich nicht verletzen – nicht nachdem er sie schon so oft auf andere Weise verletzt hatte. Und doch tat es weh. Sie wäre ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen, um ihn ihrerseits zu verletzen, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie ihn merken ließe, wie sehr er sie immer noch treffen konnte.

Hinter ihr horchte Reg auf und lieferte ihr die Ablenkung, auf die sie sich konzentrieren konnte. »Ach ja?«, fragte er. »Welche Ehe war das denn?«

»Ihre dritte«, sagte sie.

»Bei meinem Vater war es die fünfte«, steuerte Nick bei.

Reggie – dem Himmel sei’s gedankt – ignorierte ihn. »Das muss dann dieser reiche Kerl gewesen sein, stimmt’s? Der, der deine Mom auf die erste Seite aller Boulevard-Blätter brachte?«

Daisy warf Nick einen warnenden Blick zu. Wehe, er sagte auch nur ein Wort. Wenn er wusste, was gut für ihn war, hielt er die Klappe. Denn schuld daran, dass ihre Mutter von diesem Journalistenpack verfolgt worden und in die Schlagzeilen geraten war, war sein Vater.

Nick sah sie nur gleichmütig an, und fest entschlossen, sich wie eine Erwachsene zu benehmen, erwiderte sie seinen Blick mit demselben Gleichmut. »Tja, Coltrane, wie lange ist das eigentlich her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben? Sechs, sieben Jahre?« Als ob sie das nicht auf die Minute genau wusste.

»Neun.«

»So lange? Meine Güte. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug, wenn dich keiner ärgert. Was treibt dich zu mir?«

»Äh, er ist unser Zwei-Uhr-Termin, Daise.«

Langsam, ganz langsam drehte sie sich zu ihrem Sekretär um. »Er ist was?«

Reggie hielt abwehrend die Hände hoch. »Was sollte ich denn tun? Als ich den Termin machte, hatte ich doch keine Ahnung, dass er dein Stief ...«

»Ich bin nicht ihr Bruder«, fiel Nick ihm energisch ins Wort. In seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe.

Daisy wandte ihm wieder ihre Aufmerksamkeit zu. »Nein«, sagte sie, »diese Rolle hast du mit Sicherheit nie gewollt. Hab ich Recht?«

Er begegnete ihrem bösen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. »Nein, die wollte ich nicht. Und wenn du bis heute noch nicht dahinter gekommen bist, warum nicht, bist du nicht halb so schlau, wie ich immer dachte.«

Sie spürte, wie ihr Gesicht wieder in Flammen stand, wegen der Erinnerung und auch aus Scham. »Du möchtest mich engagieren?«, fragte sie ungläubig.

»Ich möchte am liebsten einen Riesenbogen um dich machen.«

»Dann geh am besten nach Hause«, schlug sie vor und war sehr stolz auf ihren vernünftigen Ton. »Ich habe keine Zeit für die neckischen Spielchen reicher Jungs. Ich habe zu arbeiten.«

Nick sah sich um. »Ja, natürlich, ich seh ja, dass die Kunden bei dir Schlange stehen. Wie bekommst du das nur alles auf die Reihe?«

Bitte, lieber Gott, lass mich ihm eine knallen, nur ein einziges Mal. Nur eine nette, saftige Ohrfeige. Dann werde ich dich auch nie wieder um etwas bitten. »Goodbye, Nick.« Der Faltenrock wirbelte ihr um die Beine, als sie sich auf dem Absatz umdrehte und zu ihrem Büro marschierte.

»Warte, Daisy.«

Widerstrebend wandte sie sich wieder zu ihm um. Sie war sich bewusst, mit welch regem Interesse Reggie die Situation verfolgte. Großartig. In derselben Minute, da Nick weg war, würde er über sie herfallen, und dieses Fiasko würde nie eines natürlichen Todes sterben dürfen. Mit steinerner Miene sah sie Nick an.

»Ich entschuldige mich«, sagte er. »Das war völlig daneben. Ich möchte wirklich deine Dienste in Anspruch nehmen.«

Verflucht. Die Hand, mit der sie ihn zu ihrer Bürotür wies, zitterte vor Aufregung, und sie stieß frustriert die Luft aus. »Komm in mein Büro. Reg, ich möchte keine Anrufe durchgestellt haben.« Genau genommen waren die Drähte in letzter Zeit nicht gerade heiß gelaufen, aber das brauchte Nick ja nicht zu wissen.

Die Wände schienen sich in dem Moment, als Nick über die Türschwelle trat, um sie zusammenzuziehen. Sie hatte ganz vergessen, wie groß er war. Das wurde ihr erst wieder bewusst, als er an ihr vorbeiging und sie sich in Augenhöhe mit seinem Schlüsselbein befand. Als seine Kamera ihre Brust streifte, schoss ihr Blick hoch und wurde von seinen Augen festgehalten. Sie riss sich mit Gewalt los und deutete rüde auf den Besuchersessel vor ihrem Schreibtisch. »Nimm Platz!«

Wütend darüber, dass sie nach all diesen Jahren immer noch nicht immun gegen ihn war, drängte sie sich hastig um den Schreibtisch und ließ sich in ihren eigenen Sessel fallen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm einen leidenschaftslosen Blick über den Schreibtisch zu. Ohne Reggie als Zuhörer fühlte sie sich nicht gezwungen, auf ihre guten Manieren zu achten. »Was, zum Teufel, tust du hier, Coltrane?«

Eine ausgezeichnete Frage. Eine Frage, die Nick sich seit der Minute, da er durch die Tür geschritten war und Daisy über den Schreibtisch ihres Sekretärs gebeugt gesehen hatte, schon selbst gestellt hatte. Er hätte sich an zig andere Sicherheitsfirmen wenden können, und zwar am besten an eine, die sich möglichst weit weg von einer Daisy Parker mit großen Augen und Oberlehrergehabe befand. Sie hatte irgendetwas an sich, was bei ihm unvermeidlich Gefühle auslöste, die er besser nicht gefühlt hätte.

Aber als er mit seinen Erkundigungen begonnen hatte, war unentwegt ihr Name als eine der besten Adressen in diesem Geschäft genannt worden. Gleichzeitig war ihm von mehr als einer Seite zu Ohren gekommen, dass sich ihre gerade im Aufbau begriffene Firma kaum über Wasser halten konnte. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ihr den Auftrag zuschanzen? Das würde ihr helfen, und er bekäme den Schutz, den er brauchte, zu einem Preis, den er sich leisten konnte.

Zum Teufel, diese Nacht im Mark Hopkins lag Jahre zurück. Sie waren beide erwachsen genug, um sie zu vergessen.

»Ich brauche deine Dienste«, sagte er kühl.

»Was ist los, Coltrane – hat dich dein Lotterleben am Ende womöglich eingeholt?«

Er hatte den gesamten Weg hierher hin und her überlegt, wie viel er ihr erzählen sollte. Bis zu diesem Moment hatte er tatsächlich in Erwägung gezogen, mit der vollen Wahrheit herauszurücken, aber man brauchte kein Intelligenzbolzen zu sein, um zu sehen, dass das nicht funktionieren würde. Er würde damit zu viele wunde Punkte von Daisy treffen.

Die ganze Geschichte hatte damit begonnen, dass er am Samstag nicht seine gewohnten hundertfünfzig Prozent gegeben hatte. Er stand in dem Ruf, spitzenmäßige Fotos, Fotos, die ihresgleichen suchten, abzuliefern. Die Leute behaupteten, sie seien ungeheuer expressiv. Um ehrlich zu sein – in dieser Beziehung stellte er sein Licht auch nicht unter den Scheffel: Er hatte wirklich einen sechsten Sinn oder ein inneres Auge, auf jeden Fall irgendetwas, was einfach wusste, wann er auf den Auslöser zu drücken hatte. Deshalb gelang es ihm immer wieder perfekt, das Wesentliche einer Situation einzufangen und auf den Punkt zu bringen. Und da er mit seiner Nikon so gut wie verheiratet war, vergaßen die Leute oftmals, dass sie überhaupt da war.

Das Ergebnis war, dass er manchmal Situationen auf den Film bannte, die genügend Sprengstoff hatten, um den Ruf eines Menschen zu beschädigen oder gar zu zerstören. Die Boulevardpresse bot ihm routinemäßig ein kleines Vermögen an, falls er sich entscheiden sollte, irgendeines dieser peinlichen Fotos herauszurücken. Aber er vernichtete stets die Negative. Nachdem er als Mitglied der Gesellschaft, die ihn beschäftigte, aufgewachsen war, wusste er sehr wohl, dass er einen wesentlichen Teil seines Erfolgs seiner Diskretion verdankte.

Doch am Samstagnachmittag hatte er, kurz bevor er sich auf den Weg zum Pembroke-Anwesen im Weinanbaugebiet gemacht hatte, einen beunruhigenden Anruf von seiner Schwester bekommen. Deshalb war er bei der großen Hochzeitsgesellschaft nicht so konzentriert wie üblich bei der Sache gewesen.

Aber wer hätte auch gedacht, dass die sonst so besonnene, überlegte Maureen etwas tun würde, was ihr so überhaupt nicht entsprach, dass sie nämlich die kriminelle Energie aufbringen würde, in ihrer Immobilienfirma Gelder zwischen den Anderkonten zu verschieben? Er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie es für einen guten Zweck getan hatte. Ihre Neigung, die Probleme anderer zu lösen, war hinreichend bekannt. Dennoch war es idiotisch. Klar war auch, dass sie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten würde, da sich die Courtage, mit der sie fest gerechnet hatte und von der sie die Summe zurückzahlen wollte, in Luft aufgelöst hatte, als der Verkauf eines Apartmenthauses in Nob Hill ins Wasser gefallen war.

Er hatte sich das Gehirn zermartert, wie man ihr helfen könnte, und Bitsy Pembrokes Hochzeit mehr mechanisch fotografiert. Das war zweifellos der Grund dafür, warum ihm auch entgangen war, was sich im Hintergrund abspielte.

Nachdem er die Pembrokes verlassen hatte, war er direkt nach Monterey gefahren, wo er einen Sonntagstermin hatte. Bei dieser Arbeit klappte es mit der Konzentration besser. Dennoch hatte er Mos Dilemma nach wie vor im Hinterkopf, als er gestern Abend aus seinem Auto geklettert und damit konfrontiert worden war, dass zwei muskelbepackte Schlägertypen seine Dunkelkammer in der Garage auseinander nahmen. Sie hatten sich auf ihn gestürzt und die Herausgabe seines Films verlangt.

Sie hatten allerdings nicht spezifiziert, von welchem Shooting. Und er hatte ihnen nicht freiwillig verraten, dass das ganze Filmmaterial der letzten zwei Tage in seiner Sporttasche war, die hinter dem Fahrersitz stand. Stattdessen hatte er unter dem Eindruck all der zerfetzten Kontaktabzüge anderer Shootings gemeint, sie sollten ihm doch den Buckel runterrutschen – ein Vorschlag, an dem sie jedoch Anstoß genommen hatten.

Seine Nikon hing ihm wie gewöhnlich um den Hals, und sie hatten ihm eine letzte Chance gegeben, die Dinge friedlich zu regeln und ihnen die Kamera freiwillig auszuhändigen. Er hatte abgelehnt, und bevor das Heulen von Polizeisirenen die Party schließlich beendet hatte, hatten sie ihm bei dem Versuch, sie sich gewaltsam zu holen, die Schulter ausgerenkt.

Dem Polizisten, der dann bei ihm glücklicherweise aufgekreuzt war, hatte er alles erzählt, was er wusste. Aber das war sehr wenig. Erst als er aus der Notaufnahme wiederkam, war er in der Lage gewesen, den Film zu entwickeln, auf den die Schläger so scharf gewesen waren. Zuerst hatte er rein gar nichts gesehen, was eine Prügelei wert gewesen wäre. Er musste erst einen Ausschnitt nach dem anderen vergrößern, bevor er entdeckte, was er nach dem Willen der Schläger besser nicht entdecken sollte.

Er war wie vom Blitz getroffen.

Bitsy hatte in letzter Minute darauf bestanden, dass er sie und ihren Bräutigam in dem Pavillon aufnahm. Im Hintergrund befand sich ein herrlich restauriertes Pförtnerhäuschen. Und in diesem Häuschen hatten ein Mann und eine Frau Sex miteinander. Man konnte sie, sofern man wusste, wonach man suchen sollte, durch ein Fenster erkennen.

Überraschend war nicht etwa, dass zwei es miteinander trieben. Die Leute kippen sich bei solchen Feierlichkeiten manchmal mehr Champagner in die Kehle, als klug ist, und dann schlagen sie in einer Weise über die Stränge, wie sie es nie gewollt hatten und was sie dann hinterher jahrelang bereuten. Er war, weiß Gott, ein lebender Beweis dafür.

Der Schocker war die Identität des Mannes.

J. Fitzgerald Douglass war eine Ikone, der große alte Mann der San Franciscoer Gesellschaft. Im Alter von sechzig Jahren hatte er einen geradezu legendären Ruf. Er hatte einen maroden Familienbetrieb geerbt und ihn zu einem Multimillionen-Dollar-Unternehmen gemacht. Danach hatte er sich der Wohltätigkeit verschrieben und einen großen Teil seiner Profite Bibliotheken und Kirchen gestiftet.

Seine moralische Rechtschaffenheit war sprichwörtlich, und nach dem, was in letzter Zeit quer durch die Medien kolportiert wurde, galt seine Berufung zum amerikanischen Botschafter eines zwar kleinen, aber strategisch wichtigen Landes im Mittleren Osten als sehr wahrscheinlich. Alle hielten die Sache für gegessen – es bedurfte nur noch der Zustimmung eines konservativen Kongresses. Und da niemand konservativer war als Douglass, schien alles nur noch Formsache.

Was, zum Teufel, hatten also die verheirateten Hände dieses lebenden Denkmals für Sitte und Anstand an einer Frau herumzufummeln, die jung genug war, um seine Enkeltochter sein zu können?

Angesichts der Tatsache, dass Douglass’ Gorillas Nick einen verrenkten Arm, eine verwüstete Dunkelkammer und einen unglücklichen Versicherungsagenten hinterlassen hatten, hielt sich seine Sympathie für den alten Mann in extrem engen Grenzen. Aber dafür wusste er jetzt, wie er an das Geld für Mo kommen konnte. Er würde seinen eigenen eisernen Grundsatz brechen und die verdammten Aufnahmen an die Boulevardpresse verkaufen.

Das brauchte Daisy seiner Meinung nach aber nicht zu wissen. Auch wenn der rasende Schmerz seiner ausgekugelten Schulter nach dem Einrenken in der Notaufnahme sofort nachgelassen hatte, hatte er immer noch einen gewaltigen Bluterguss, der sich von der Schulter bis zum Ellenbogen zog. Er konnte den Arm zwar bewegen, aber er hatte in ihm keine Kraft, so dass er für ihn von keinerlei Nutzen wäre, falls Douglass’ Gorillas erneut auftauchen sollten. Womit mit Sicherheit so lange zu rechnen war, bis sie den Film, den sie suchten, in die Finger bekämen.

Er brauchte einen Bodyguard. Daisy brauchte Aufträge. Was machte es da für einen Sinn, ihr davon zu erzählen, dass er ausgerechnet das plante, was sie unter gar keinen Umständen gebilligt hätte?

Vor seinem Gesicht schnippten Finger. »Suchst du nach deinem verlorenen Schlaf?«

Er griff nach ihrer Hand und schob sie aus seinem Gesichtsfeld. »Nein, ich denke nach.« Er schüttelte die Empfindungen ab, die die plötzliche Berührung mit sich brachte, und ließ sie los.

»Dann kannst du mir ja vielleicht erzählen, warum du meine Dienste in Anspruch nehmen willst.« Sie rieb sich die Hand an ihrem Rock ab und musterte ihn dabei nachdenklich. »Warum wendet sich ein piekfeines Bürschchen wie Nicholas Sloan Coltrane nicht an eine der Nobeladressen?«

»Wer sagt denn, dass ich das nicht getan habe? Aber die Uptown-Firmen verlangen auch Uptown-Honorare, Daisy.« Was auch stimmte, obwohl er keine von ihnen wirklich in Betracht gezogen hatte.

»Und was bin ich dann? Der Aldi der Sicherheitsexperten?« Sie sprang auf und stocherte mit einem Finger Richtung Tür. »Raus hier, Nick. Von der Sekunde an, als ich dein Lügengesicht sah, wusste ich bereits, dass dies hier ein Fehler ist.«

Er musterte ihre langen Beine, ihre großen blitzenden Augen und ihre vor Entrüstung glühenden Wangen und sagte: »Daisy, ich spreche die Wahrheit. Du bist das, was ich mir leisten kann, okay?«

Verärgert stieß sie den Atem aus. Aber sie nahm immerhin wieder Platz. Sie warf einen gezielten Blick auf die Rolex an seinem Handgelenk und auf seinen Cashmere-Pullover. »Und du erwartest allen Ernstes von mir, dass ich dir abnehme, dass deine Mittel begrenzt sind?«

»Zum Teufel, ja, meine Mittel sind begrenzt! Das Familienvermögen ist längst über den Jordan, und ich lebe von dem, was ich verdiene. Dad hatte sechs Frauen, und die kosteten ihn nicht gerade wenig, vor allem nicht, wenn’s ans Goodbye-Sagen ging, mein Püppchen.« Sein Vater hatte sein Geld auch noch auf weit schlimmere Art verpulvert, aber das ging sie, verdammt noch mal, nichts an.

»Ach, ich bitte dich. Dein Vater hat keinen Cent rüberwachsen lassen, als er meine Mom und mich vor die Tür jenes großen weißen Hotels, das ihr Coltranes euer Zuhause nanntet, gesetzt hat. Ich wette, er hat sogar noch richtig Kohle gemacht, als er sich diesen Bullshit über meine Mutter ausgedacht und an die Boulevardpresse verkauft hat.« Sie knurrte angewidert. »Sie und ich dagegen hatten nichts weiter als unsere Klamotten auf dem Leib, als wir zurück in die Vorstadt zogen. Und wir hatten verdammt Glück, dass wir wenigstens das hatten.«

»Du willst jetzt von mir hören, dass mein Vater deine Mutter über den Tisch gezogen hat, ja? Ich gebe es zu. Aber das war er, Daisy – nicht ich.«

»Dann ist das wohl eine Erbkrankheit, was?«

Zu plötzlich und zu übermächtig, um sich dagegen wehren zu können, explodierten auf einmal die Erinnerungen an den Abend von Mos Hochzeit in Nicks Kopf: Daisy in ihrer ganzen Erregung, wie sie auf ihn einging, wie sie sich unter ihm bewegte, wie ihr der blonde Pony im verschwitzten Gesicht klebte, ihre schokoladenbraunen Augen mit dem verschleierten Blick unter den schweren Lidern, ihr frischer, frecher Mund, der sich ihm dieses eine Mal so ganz unterordnete, ohne jeden Widerspruch.

Er kämpfte die Bilder mit Gewalt nieder und zwang sich, ihrem Blick ruhig zu begegnen. »Stimmt, ich habe mich wohl auch schlecht benommen.«

»Aber, aber, boys will be boys. Du konntest gar nicht anders, stimmt’s? Du bist doch aus demselben Holz geschnitzt wie der alte Dad.«

Der Schlag saß. Sein ganzes Leben hatte er sich bemüht, das genaue Gegenteil von seinem Vater zu werden. »Das war vor langer Zeit«, sagte er steif.

»Ja, wohl wahr«, stimmte sie zu. »Wie viele Jahre, sagtest du, ist das her? Sieben?«

»Neun.« Und er hatte es nie vergessen, ganz gleich, wie sehr er es auch versucht hatte. Die Tatsache, dass sie von den unerwünschten Erinnerungen nicht halb so belastet schien wie er, brachte ihn fast zur Weißglut. In seinem Inneren brodelte es. Doch er widerstand der Verlockung, sich Luft zu machen, und schluckte die harschen Worte, die ihm auf der Zunge lagen, wieder hinunter.

Bewusst distanziert sagte er: »Fakt bleibt, dass mein Budget äußerst begrenzt ist, und das ist auch der Grund, warum ich hier bin.«

»Und wie kommst du darauf, dass du dir mich leisten kannst?« Sie zog arrogant eine Augenbraue hoch, so dass sie unter dem zerrupften Pony auf ihrer Stirn verschwand. Ihr Haarschnitt lenkte ihn ab. Von ihrem Kopf staken kurze weißblonde Haarbüschel wie Blütenblätter in die Luft und erinnerten an die Blume, der sie ihren Namen verdankte – Daisy, das Gänseblümchen –, oder aber auch an eine Pusteblume. An den Wangen und im Nacken hingen ihr ungleichmäßig geschnittene Zotteln herunter. Ob sie tatsächlich jemanden dafür bezahlt hatte, sie so zu verunstalten?

Er schob den Gedanken beiseite und erklärte lapidar: »Dein Sekretär sagte mir, ein Vorschuss von viertausend Dollar genüge für den Anfang.« Er merkte, wie sie schluckte, und nutzte seinen Vorteil. »Also, bist du jetzt interessiert oder nicht?«

Sie erholte sich schnell, das musste er ihr lassen. Ohne mit der Wimper zu zucken, begegnete sie seinem Blick, nahm einen Stift zur Hand und hielt ihn schreibbereit über den Notizblock, der auf dem Schreibtisch lag. »Je nachdem«, konterte sie forsch. »Warum brauchst du meine Hilfe?«

Weil er bei den Aasgeiern der Journaille, sprich den Boulevardzeitungen, einen Gebotskrieg anzetteln würde. Zum ersten Mal in seinem Leben plante er, ein kompromittierendes Foto zur Veröffentlichung zu verkaufen.

Mit seinem Entschluss würde er sich zweifellos ins eigene Fleisch schneiden, da er damit seine Glaubwürdigkeit in ebenden Kreisen, die quasi seine Brötchengeber waren, verspielen würde. Hätte J. Fitzgerald einfach nur auf seinen Ruf vertraut und ihn in Frieden gelassen, wäre es Nick nie in den Sinn gekommen, aus der Affäre des Mannes Kapital zu schlagen.

Aber Douglass hatte ihn nicht in Frieden gelassen. Und wenn Nick die Interessen eines Heuchlers mit politischen Ambitionen gegen die seiner Schwester abwog, gab es nichts zu überlegen.

Ganz klar, wenn er Daisy die Wahrheit erzählte, würde sie ihn wahrscheinlich mit einem Tritt in den Hintern an die Luft befördern. Sie hasste die Regenbogenpresse. Man konnte ihr das kaum verdenken, nachdem sie ihre Mutter öffentlich als Schlampe gebrandmarkt hatte. Aber er hatte das ungute Gefühl, dass er unbedingt jemanden brauchte, der ihm bis Freitagabend, so lange eben, bis der höchste Bieter in dem gefährlichen Spiel, das er spielte, feststand, den Rücken frei hielt.

Er rang sich sein charmantestes Lächeln ab und log ihr ohne Gewissensbisse ins Gesicht. »Ich habe ein paar ... kompromittierende ... Fotos von einer Lady. Ihr Beinahe-Ex-Ehemann ist ein bisschen leicht erregbar.«

Es kam Daisy überhaupt nicht in den Sinn, an seiner Geschichte zu zweifeln. Nick war so gestrickt. Er ging wahrscheinlich jeden Tag in der Woche mit einer anderen Debütantin aus. Dass er allerdings inzwischen so weit gesunken war, sich mit einer verheirateten Frau einzulassen – dafür hätte sie ihn am liebsten mit »Schwein« tituliert und ihm eine gescheuert, doch der Gedanke an den Viertausend-Dollar-Vorschuss ließ sie davon Abstand nehmen. »Wie erregbar?«

»Zwei seiner Gorillas haben mir den Arm ausgekugelt und mein Fotolabor verwüstet.«

Er machte auf sie einen ziemlich unversehrten Eindruck. »Welchen Arm?«

»Den linken.«

»Und in welcher Verfassung ist er jetzt?«

»Ich habe zwar keine Kraft drin, aber er hat zumindest keine bleibenden Schäden davongetragen. Ich muss etwa eine Woche lang entzündungshemmende Tabletten nehmen.«

Sie stand auf und kam um den Schreibtisch herum. »Lass mich mal sehen.«

Er starrte sie kurz ungläubig an, kämpfte sich dann aber kommentarlos aus dem linken Ärmel seines Pullovers. An seiner Ungeschicklichkeit konnte sie ablesen, dass der Arm tatsächlich empfindlich war.

Den Grund dafür sah sie, als er ihn endlich aus dem Ärmel hatte. Der Arm war vom Ellbogen bis dort, wo sich der kurze Ärmel eines weißen T-Shirts über seinen harten Bizeps spannte, ein einziger lila Fleck. Sie ging neben ihm in die Hocke und schob vorsichtig den Ärmel so weit hoch, wie es ging. Sie musterte die Verfärbung, tastete sie mit den Fingerspitzen sanft ab und blickte schließlich zu ihm hoch. »Sieht ganz schön schmerzhaft aus.«

»Ist halb so schlimm; ich habe eben nur keine Kraft drin. Aber der Arzt meinte, es würde mit jedem Tag besser werden.«

»Hmm.« Sie zog den Ärmel wieder zurück und nagelte ihn mit einem strengen Blick fest. »Das hat man davon, wenn man es mit einer verheirateten Frau treibt.«

Nick lachte bitter auf. »Ist das die Art von Sensibilität, auf die man euch Bodyguards heutzutage trimmt?«

»Sicherheitsexperten!«

Er zuckte die Achseln und fuhr vor Schmerz zusammen. »Wie auch immer. Bringt man euch Leuten denn nicht bei, dass der Kunde immer Recht hat? Was ist aus der zärtlichen Fürsorge geworden?«

Sie sah ihn finster an und ging zu ihrem Schreibtischplatz zurück. »Wenn ich diesen Job annehme, Coltrane – und es ist ein ziemlich großes ›Wenn‹ –, ist zärtliche Fürsorge im Vertrag nicht inbegriffen. Finde dich damit ab oder geh nach Hause.« Sie nahm einen Stift zur Hand und klopfte damit gereizt auf die Schreibtischplatte. »Benutzten die Schläger eine Waffe?«

»Sie benutzten ihre verdammt schmerzhaften Fäuste, Sweetheart. Ich vermute, sie hatten auch Waffen bei sich, aber bevor sie die zum Einsatz bringen konnten, tauchten ja die Cops auf.«

»Wer rief die Polizei?«

»Meine Nachbarin. Sie hat beobachtet, wie sie einbrachen. Als ich nach Hause kam, überraschte ich sie bei der Arbeit.«

»Warum überlässt du den Typen nicht einfach die Fotos dieser Frau, Nick? Es war schon armselig, sie überhaupt aufzunehmen, aber ich finde, es ist einfach das Letzte, sie nicht rauszurücken.«

Über sein Gesicht huschte ein seltsamer, undefinierbarer Ausdruck, der jedoch schon wieder verschwunden war, als er antwortete: »Ich kann ihnen gar nichts rausgeben ’ ich habe die Negative ihr überlassen. Was sie damit macht, ist ihre Sache.«

»Wo, bitte, liegt dann das Problem? Sag ihm das und schaff ihn dir vom Hals.«

»Das Problem, Daisy, ist, dass ich nicht will, dass er dann auf sie losgeht. Ich weiß nicht, wozu dieser Kerl imstande ist. Findest du es nicht auch abartig, dass mir der Typ Schläger auf den Hals hetzt, nur weil ich ein paar Nacktfotos von seiner bereits von ihm getrennt lebenden Frau geschossen habe?« Er hielt die Hand hoch, um ihre Antwort abzuwehren. »Vergiss es, du brauchst gar nicht zu antworten – für dich ist das wahrscheinlich verständlich. Für mich aber nicht. Sie haben sich schon vor langer Zeit getrennt, und bis sie ihm das von den Negativen selbst erzählt, habe ich einen Trupp muskelprotzende, bis an die Zähne bewaffnete Dumpfbacken an der Hacke, die mich auf Schritt und Tritt verfolgen und ihr Bestes geben werden, um die Fotos zu finden.«

Sie zog den Notizblock zu sich heran. »Ich brauche den Namen des Gentlemans.«

Nick stockte. »Ich möchte nicht, dass du ihn noch mehr aufbringst.«

»Nick, ich habe gar nicht die Befugnis, ihn zu verhören.« Sie behielt ihren unverbindlichen Ton bei. »Aber ich kann dich auch nicht vor der ganzen Welt beschützen. Also gib mir einen Anhaltspunkt.«

Er zögerte und sagte dann: »John Johnson.«

»John Johnson.« Schwer zu verifizierende Decknamen machten sie immer misstrauisch. »Nicht Smith? Das engt den Kreis doch erheblich ein.«

»Okay, das war’s – ich hab’s versucht.« Er schob den Sessel zurück und stand auf. »Wenn du jedes Wort, das aus meinem Mund kommt, anzweifeln willst, dann funktioniert das nicht.«

Etwas an seiner Formulierung erweckte ihre Aufmerksamkeit. »Was meinst du damit, du hast es versucht?«

Er ignorierte ihre Frage und sah sie mit zusammengekniffenen Augen scharf an. »Hierher zu kommen war eine blöde Idee. Das musste ja schief gehen. Sorry, dass ich deine Zeit vergeudet habe.« Er wandte sich zur Tür.

Daisy wollte, dass er ging. Sie wollte es ganz inbrünstig. Aber viertausend Dollar ...

Ihre Firma bestand erst seit sechs Monaten, und sie hatte ganz schön zu kämpfen. Sie musste Miete zahlen, sowohl für das Büro als auch für ihre Wohnung, dazu kam das Gehalt für Reggie ... Und dann beschlich sie hin und wieder das lästige Gefühl, wenigstens einmal am Tag etwas essen zu müssen. Also stand sie auf und sagte in seinen breiten muskulösen Rücken hinein: »Warte, Nick!«

Er stoppte, drehte sich um und musterte sie mit ausdruckslosen blauen Augen.

»Bitte, setz dich wieder. Ich entschuldige mich.« Sie zog einen Vertrag aus der Schreibtischschublade und klatschte ihn auf den Schreibtisch. Dann drückte sie den Knopf der Gegensprechanlage und sagte: »Reggie, würdest du bitte mal reinkommen?« Während Nick seinen Platz wieder einnahm, beobachtete sie ihn kritisch.

Dann trennte sie – in der Hoffnung, nicht den größten Fehler ihres Lebens zu machen – das Honorarblatt von dem Vertrag ab und schob es ihm über den Schreibtisch zu. »Jetzt erkläre ich dir, wie dein Vorschuss verwendet wird.«

Ein Traummann zum Verzweifeln

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