Читать книгу Immer Ärger mit den Männern / Mach mich glücklich - Susan Andersen - Страница 15
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ОглавлениеBis Luke endlich das Revier verließ, war es allerhöchste Zeit, dass er nach Hause kam. Jedoch wurde die Anspannung, die er bereits den ganzen Nachmittag verspürte, dadurch nicht gelockert, dass er auf dem Parkplatz abermals das wohlgeformte Hinterteil der jüngsten Schwester seines Partners sah. Unter der aufgeklappten Motorhaube ihres Wagens war ihr Oberkörper nicht zu sehen, doch beim Anblick ihrer endlos langen Beine unter dem kurzen Saum des beigefarbenen Rockes rang er erstickt nach Luft.
Er überlegte, ob er einfach grußlos weitergehen sollte. Schließlich war sie beschäftigt, und er könnte sich problemlos an ihr vorüberschleichen und in seinem Wagen sitzen, ehe sie sich aufrichtete und ihn vielleicht doch noch sah. Er war ganz bestimmt nicht in der Stimmung, um den Mechaniker zu spielen, das war vollkommen klar.
Nur gab es dabei das Problem, dass sie selbst ganz sicher keine Mechanikerin war. Er hörte etwas klappern, hörte ihre Flüche und kam zu dem Ergebnis, dass sich der Defekt wahrscheinlich nicht mit den paar grundlegenden Handgriffen, die ihr von ihrem Bruder gezeigt worden waren, beheben lassen würde. Die Hände in den Hosentaschen und mit angezogenen Schultern stapfte er zu ihrem Wagen. »Brauchst du vielleicht Hilfe?«
Josie Lee zuckte zusammen und hätte vor lauter Schreck beinahe ihren Kopf gegen die offene Motorhaube gerammt. »Gott, Luke! Du hast mich halb zu Tode erschreckt.« Sie tauchte unter der Motorhaube auf und wandte sich ihm zu. »Bist du auf dem Weg nach Hause?«
»Ja.«
»Gut, dann nimm mich bitte mit. Anabel hat mir ihr Auto geliehen, weil dies mein erster Arbeitstag war – eigentlich war es als Gefälligkeit gedacht, nur springt die blöde Kiste jetzt einfach nicht mehr an.«
Verdammt. Widerstrebend trat er einen Schritt nach vorn. »Ich kann mir die Sache ja mal ansehen.«
»Oh, das ist wirklich nett, aber in ein paar Stunden müsste Beau nach Hause kommen, und dann lasse ich mich einfach von ihm herfahren, und wir holen das Auto ab.« Sie strich sich mit dem Unterarm über die Brauen, knöpfte anschließend die ersten beiden Knöpfe ihrer ärmellosen Bluse auf und fächerte sich mit dem Kragen etwas frische Luft zwischen den dünnen Stoff und ihre klamme Haut. »Im Moment ist mir ganz einfach heiß, ich bin total genervt und will einfach nur noch heim.«
Luke merkte, dass er den Schweißtropfen verfolgte, der in einer Zickzacklinie an ihrem schlanken Hals in Richtung Schlüsselbein und von dort in Richtung ihres tiefen V-Ausschnittes lief, deshalb wandte er sich eilig ab, marschierte zu seinem Wagen, riss die Beifahrertür auf und sah sie über die Schulter hinweg ungeduldig an. »Tja, dann komm, steig ein«, forderte er sie knapp auf. »Irgendwann heute Abend würde ich nämlich selber gern noch mal nach Hause kommen. Ich habe Hunger.«
Sie knallte die Motorhaube des Fahrzeugs ihrer Schwester hörbar krachend zu, schnappte sich ihre Handtasche, trottete in Richtung seines Autos und glitt unter seinem Arm hindurch auf ihren Sitz. Dann blickte sie ihn lächelnd an, zog die Beine in den Fahrgastraum und zog den gefährlich hoch gerutschten Saum ihres knappen Minirocks ordentlich herunter. »Danke, Luke; ich weiß deine Hilfsbereitschaft wirklich zu schätzen.«
Einen Moment später bogen sie vom Parkplatz auf die Straße, und sie beugte sich der kühlen Luft entgegen, die nach einem Augenblick aus den Lüftungsschlitzen drang. »Ah, Klimaanlage«, seufzte sie und hielt den Kragen ihrer Bluse so weit wie möglich auf. »Ein fantastisches Gefühl. Ich wünschte, Beau würde seine alte Kiste gegen einen solchen schönen neuen Wagen tauschen.«
»Seiner hat doch auch eine Klimaanlage.«
»Ja«, stimmte Josie Lee ihm trocken zu. »Nur, dass sie seit mindestens vier Jahren nicht mehr funktioniert und dass er es bisher einfach nicht geschafft hat, sie zu reparieren.«
Luke bedachte sie mit einem strengen Blick. »Vielleicht liegt das daran, dass er jeden Cent in deine Ausbildung gesteckt hat.«
Sie blinzelte verlegen, erklärte jedoch steif: »Ich hatte ein Stipendium, Lucas.«
»Was für all die anderen Sachen, die du neben deinem Studium haben wolltest, sicher nicht gereicht hat. Sag nichts gegen den GTO, Kleines, er ist so ziemlich der einzige Luxus, den sich Beau seit Jahren gönnt.«
Sie drehte sich auf ihrem Sitz herum und sah ihm ins Gesicht. »Glaubst du vielleicht, ich wüsste nicht zu schätzen, was er für uns getan hat?«, fragte sie erbost. »Ich bin kein kleines Kind mehr, das nur an sich selbst denkt, Gardner, und ich habe es bestimmt nicht nötig, mich von dir darüber aufklären zu lassen, was Beau für Camilla, Anabel und mich geopfert hat. Glaubst du etwa allen Ernstes, wir wüssten nicht genau, weshalb er ständig pleite ist? Oder es bräche uns nicht das Herz, dass wir eine solche Belastung für ihn waren, dass er so gut wie alles täte, um keine Beziehung eingehen zu müssen, die ihn vielleicht in irgendeiner Weise einengt?«
Luke bedachte sie mit einem ungläubigen Blick. »An seinem unglücklichen Liebesleben gibt er ganz bestimmt nicht euch die Schuld.«
»Natürlich nicht, weil er uns liebt«, stimmte ihm Beaus Schwester zu. »Aber hat er jemals eine richtige Freundin angebracht? Du kennst die Frauen, die er trifft, wenn er jemals ausgeht. Wenn sich die Größe des Gehirns an der Größe ihres Busens orientieren würde, würden diese Weiber ganz bestimmt die Welt regieren, aber du weißt ganz genau, dass er immer nur mit irgendwelchen Tussis etwas anfängt, die weder heiraten noch – Gott bewahre – Kinder haben wollen, weil er die Jahre, in denen er sich hätte austoben sollen, unseretwegen verpasst hat.«
»Aber hallo. Ziemlich große Worte für ein Mädchen –«
»Eine Frau.«
»Wofür auch immer.« Schulterzuckend ging er über diesen Unterschied hinweg. »Auf jeden Fall für jemanden, der es kaum erwarten kann, dass er endlich bei ihm ausziehen und ihn seinem Schicksal überlassen kann.«
»Habe ich dich irgendwie beleidigt, Luke?«
Du siehst aus wie eine Frau, kleidest dich wie eine Frau und noch acht Stunden zuvor warst du nichts weiter als ein Kind. »Nein, natürlich nicht.«
»Wo liegt dann das Problem? Warum kann ich nicht auf eigenen Füßen stehen und trotzdem in Sorge um ihn sein?« Sie schob sich ein wenig näher an ihn heran, und dabei glitt der Saum von ihrem Rock erneut gefährlich in die Höhe. »Beau ist zugleich Bruder wie auch Vater für uns drei gewesen. Ich hasse den Gedanken, dass er, weil er sich um mich gekümmert hat, vielleicht etwas versäumt hat, was nicht nachzuholen ist. Aber wie gesagt, ich bin kein Kind mehr.« Wie um ihre Worte zu betonen, piekste sie ihm mit dem Finger in die Seite: »Auch wenn das offenbar keiner von euch erkennen will. Tja, aber soll ich dir mal was verraten? Ich bin nicht bereit, mich wie ein ungehorsames Schulmädchen in meinem Zimmer einsperren zu lassen, nur weil ich das Pech hatte, dass mir ein Perverser über den Weg gelaufen ist.«
»Könntest du vielleicht ein bisschen weniger melodramatisch sein? Beau will dich gar nicht in dein Zimmer sperren.«
»Und könntest du vielleicht versuchen, ein bisschen weniger oberlehrerhaft zu sein? Natürlich würde er mich am liebsten nicht mehr vor die Tür gehen lassen, das weißt du ganz genau. Ich liebe Beau, und ich bin ihm etwas schuldig, aber er weiß eben nicht immer, was das Beste für mich ist, und ich bin nicht länger das brave kleine Mädchen, das blind jede seiner Anweisungen befolgt.«
Ein harsches, ungläubiges Lachen drang aus seiner Kehle. »Brav? Wann zum Teufel ist Bravsein jemals Teil von deiner Persönlichkeit gewesen? Und falls er etwas überfürsorglich ist, dann alleine deshalb, weil er sich die Schuld daran gibt, dass du in diesen Fall hineingezogen worden bist.«
»Das tut mir Leid, denn es ist ganz bestimmt nicht seine Schuld gewesen. Aber soll ich deshalb bis an mein Lebensende nur noch zu Hause sitzen, damit er sich besser fühlt?« Sie legte eine Hand auf seinen Oberschenkel, nur war die Berührung dieses Mal versöhnlich und nicht verführerisch gemeint. »Hör zu, ich will ganz bestimmt nicht unvernünftig sein. Ich werde ganz bestimmt nicht einfach meine Sachen packen und mir Knall auf Fall was Eigenes suchen ... tja, zumindest nicht, bis der Höschen-Klauer von euch festgenommen worden ist. Aber ich warne euch. Es tut mir wirklich Leid, falls ich euch aus dem Gleichgewicht gebracht habe, weil ich erwachsen geworden bin. Aber da es nun mal so ist, gewöhnt ihr euch am besten so schnell wie möglich dran. Ich bin kein Kind mehr, und ich werde es nicht länger dulden, wenn mich irgendjemand wie ein Kind behandelt.«
Ein Teil von ihm verstand und begrüßte, was sie sagte. Doch der argwöhnische, der vorsichtige Teil von seiner Seele sagte ihm, dass sie die jüngste Schwester seines besten Freundes war. Dass sie für Beau bestimmt immer die Kleine bleiben würde, und dass es das Klügste wäre, die Gedanken, die er bereits seit dem Mittag hegte, so schnell wie möglich zu vergessen.
Zumindest, wenn er am Leben bleiben wollte. Beaus Toleranzgrenze war in Bezug auf seine Schwestern nämlich äußerst niedrig angesetzt.
Bis sie Beaus kleines Haus in Bywater erreichten, sah Luke reglos vor sich auf die Straße.
Falls es Josie auffiel, dass er kein Wort sagte, ging sie nicht darauf ein. Sie plauderte einfach fröhlich weiter, erzählte amüsante Anekdoten aus dem Leben ihrer Schwestern und deren gemeinsamer Bekannter, zog, als sie vor dem Haus zum Stehen kamen, gut gelaunt die Schlüssel aus der Tasche und wandte sich ihm mit ihrem unwiderstehlichen Lächeln zu.
»Danke, Luke, du bist einfach der Beste.« Sie beugte sich zu ihm hinüber, küsste ihn flüchtig auf den Mund, lehnte sich noch immer lächelnd auf ihrem Sitz zurück und wischte vorsichtig mit ihrem Daumen einen Hauch von ihrem Lippenstift von seiner Unterlippe ab. »Willst du noch mit reinkommen? Ich werde etwas kochen, und falls du Lust hast mitzuessen, ist bestimmt genug da. Ich würde mich nämlich gerne ordentlich bei dir dafür bedanken, dass du mich heimgefahren hast.«
Seine Lippe brannte von dem Kuss, und er hatte die Vision von einem leeren Haus, in dem sie ihm auf verschiedene Arten danken konnte, von denen keine ordentlich zu nennen war. »Nein ... uh, trotzdem vielen Dank, aber das ist nicht nötig. Es war mir ein Vergnügen, dir zu helfen.« Großer Gott. Dies war Josie Lee – was zum Teufel war bloß mit ihm los? Wenn sie wüsste, was er dachte, würde sie bestimmt schneller schreiend zu ihrem Bruder rennen, als er auch nur »Verzeihung« sagen könnte, das stand eindeutig fest.
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Okay. Dann sehen wir uns die Tage.« Sie öffnete die Tür, stieg aus, wandte sich ihm noch mal zu und sah ihn mit einem letzten, breiten Lächeln an. Eine dunkle Locke wippte über ihrem Auge und sie schob sie sich mit einem langen, schlanken Finger aus dem Gesicht. »Nochmals danke, Luke.«
Er sah ihr hinterher, bis sie im Haus verschwunden war, und fuhr mit einem Seufzer der Erleichterung entschieden wieder los.
Im Inneren des Hauses ließ Josie Lee die Handtasche achtlos auf den Boden fallen, stellte die Deckenventilatoren an, ging hinüber in ihr Zimmer, stieg lächelnd aus ihren Schuhen und zog sich bequeme Kleider an.
Es war ziemlich gut gelaufen, überlegte sie. Besser als erwartet. Zur Belohnung würde sie sich die trockene Kehle mit einem netten, kühlen Drink befeuchten und dann rief sie besser umgehend ein Taxi.
Schließlich musste sie den Keilriemen im Wagen ihrer Schwester wieder festmachen und ihr das Auto bringen, bevor Beau nach Hause kam.
Juliet stapfte vor Beau durch Lolas Club, doch ihr war schmerzlich bewusst, dass er sie nicht einfach fortlaufen lassen würde, und das ihr bisher völlig unbekannte Gefühl des heißen Zorns nahm noch ein wenig zu. Bis sie auf der Straße waren, schlenderte er betont gelassen in einigem Abstand hinter ihr her, dann jedoch stand er urplötzlich direkt hinter ihr und legte in einer autoritären Geste seine langen, harten Finger um ihren Unterarm.
Erfüllt von einem ungeahnten Kampfgeist versuchte sie sich seinen Fingern zu entziehen, doch er hielt sie nicht nur fest, sondern zog sie obendrein so dicht an seine Seite, dass es beinahe wirkte, als klemme er sie sich unter den Arm. »Reg dich ab«, knurrte er wütend, und als sie ihn böse ansah, wies er mit seinem unrasierten Kinn auf das Gedränge auf dem Gehweg und erklärte: »Sieh dich gut um, Rosenknospe. Dies hier ist kein Debütantinnenball – deshalb solltest du nicht einfach ganz allein hier durch die Gegend schlappen.«
»Ich bitte um Verzeihung«, erwiderte sie kühl. »Aber eine Astor Lowell schlappt nicht.« Trotzdem blickte sie sich um und gab nach, da sie sich zum ersten Mal hier im French Quarter wirklich deplatziert vorkam.
Abends wirkte die Umgebung anders und gefährlicher als bei hellem Tageslicht. In den Straßen herrschte ein unglaublicher Lärm – angefangen bei der stets präsenten Musik über die Straßenkünstler, die an allen Ecken für ein bisschen Kleingeld Kunststücke vollbrachten, bis hin zu den sich ständig verändernden Geräuschen, die durch die unzähligen offenen Türen drangen, während sie sich dicht neben Beau durch die Menschenmassen auf den Bürgersteigen schob. Männerstimmen priesen die Freuden, die man in den verschiedenen Lokalen finden konnte, überall um sie herum schlenderten Vergnügungssuchende von einem Etablissement zum nächsten, und lautes, wüstes Lachen prallte genauso von den Backsteinwänden der Gebäude ab wie die zahllosen Betrunkenen, die man von einer Bar zur nächsten schwanken sah.
Das French Quarter schien Erwachsenen zu bieten, was Florida während der Frühjahrsferien den Collegestudenten bot – eine einzige große Party, die es einem erlaubte, dass man für kurze Zeit jedes Gefühl für Anstand ganz einfach vergaß. Sie verfolgte, wie zwei verschiedene Männergruppen die Frauen, die ohne Begleitung an ihnen vorüberliefen, mit lauten Pfiffen, anzüglichen Rufen und eindeutigen Gesten behelligten, und war, als sie Beaus kalte Miene und die Leg-dich-ja-nicht-mit-mir-an-Polizistenaugen sah, denen nichts verborgen blieb und mit denen er jeden, der ihnen zu nahe kommen könnte, sofort ins Visier nahm, plötzlich dankbar dafür, dass er an ihrer Seite war. Sie würde sich lieber die Zunge in zwei Stücke beißen, ehe sie es eingestehen würde, doch sie wusste, dass sie es seiner Gegenwart verdankte, dass sich die beiden rüden Männerhorden teilten, als sie vorübergingen, und man ihnen, statt sie ebenfalls mit anzüglichen Kommentaren zu belästigen, respektvoll hinterhersah. Ihm alleine war es zu verdanken, dass niemand auch nur einen Ton zu ihr sagte, und sie atmete erleichtert auf. »Ich möchte jetzt nach Hause.«
»Da bringe ich dich jetzt auch hin, Engelsgesicht. Und zwar für meinen Geschmack nicht einen Augenblick zu früh.«
»Ja, ich bin sicher, dass Sie es kaum erwarten können, wieder zurückzukehren zu –«
»Verdammt und zugenäht!«
Diese Unterbrechung kam genau zur rechten Zeit, denn Juliet hatte kurz davor gestanden, etwas über all seine Frauen zu sagen, und hätte sich dafür am Ende sicher nur geschämt. Der Gedanke, dass es sie auch nur ansatzweise interessierte, was er mit diesen Frauen machte, trieb ihr bereits die Schamesröte ins Gesicht, glücklicherweise jedoch sah er nicht sie an, sondern einem Wagen hinterher, der soeben langsam an ihnen vorbeigefahren war. Plötzlich verstärkte er den Griff um ihren Arm und rannte ohne Vorwarnung den Bürgersteig entlang bis zu seinem eigenen Wagen. Sie geriet ins Stolpern, ohne jedoch sein Tempo zu verringern, zog er sie ungeduldig weiter.
»Verdammt, nun mach schon! Ich habe gerade Clyde Lydet gesehen.«
»Wo?« Sie erwartete nicht wirklich eine Antwort, und tatsächlich zerrte er sie, ohne etwas zu erwidern, gnadenlos weiter hinter sich her, weshalb sie sich darauf konzentrierte, dass sie während des Laufens nicht ihre schmalen Riemensandalen verlor. Sie waren für solche Aktivitäten einfach nicht gemacht, doch Juliet hatte die Befürchtung, dass er sie ihr einfach von den Füßen riss, wenn sie nicht mithielt.
Dann waren sie bei dem Fahrzeug angelangt, und während er sich am Schloss der Beifahrertür zu schaffen machte, blickte er sich fluchend um. Dann hatte er das Schloss geöffnet, riss eilig die Tür auf und herrschte sie an: »Steig endlich ein.«
Sie warf sich, so schnell es ging, auf ihren Sitz, beugte sich hinüber, öffnete auch seine Tür, er glitt hinter das Lenkrad, rammte den Schlüssel in das Zündschloss, und dröhnend sprang der Motor an. »Anschnallen«, befahl er rüde, während er, um eine Lücke im Verkehr zu finden, in den Seitenspiegel sah. Ehe noch die Schnalle ihres Gurts in die Verankerung geglitten war, schoss er mit qualmenden Reifen los.
Allerdings brachte der Verkehr ihn schon nach wenigen Metern abermals zum Stehen. Die Straßen waren ziemlich schmal und fluchend lenkte Beau den GTO erst um eine Wahrsagerin und dann um eine Pferdekutsche herum. Als mit einem Mal ein Lieferwagen, der um diese Zeit hier nicht mehr hätte fahren dürfen, direkt vor ihm rückwärts aus einer Einfahrt kam, trat er so heftig auf die Bremse, dass Juliet nach vorn flog und sich, um nicht gegen das Armaturenbrett zu knallen, mit den Händen abstützte, bevor der Haltemechanismus ihres Gurtes sie wieder nach hinten drückte.
Beau griff nach seinem eigenen Gurt und zerrte ihn sich eilig um die Taille. Der Lieferwagen war ein Stück zu weit gefahren, der Fahrer legte knirschend einen anderen Gang ein und fuhr vorsichtig wieder nach vorn. »Los, nun mach schon«, murmelte Beau ungeduldig, während sich das andere Fahrzeug zentimeterweise zurück in die Einfahrt schob, und sobald er eine schmale Lücke zwischen LKW und Fahrbahnrand entdeckte, drückte er entschieden auf die Hupe und lenkte seinen GTO in einem Bogen darum herum. Er beugte sich tief über das Lenkrad, blickte mit einem Auge auf den Verkehr und sah sich mit dem anderen suchend um. »Also gut, du Hurensohn, wo wolltest du hin?«
Die Anspannung, die spürbar von ihm ausging, steckte Juliet an, und mit wild pochendem Herzen beugte sie sich, so weit es ging, in ihrem Gurt nach vorn. »Was fährt er für einen Wagen?«
»Sah aus wie ein roter Porsche.« Er verzog den Mund zu einem bösen Grinsen. »Anscheinend verdient man mit Waffenhandel mehr als im öffentlichen Dienst.«
Juliet kurbelte ihre Fensterscheibe herunter, streckte den Kopf hinaus und sah sich suchend um. »Da! Einen – nein, zwei – Blöcke vor uns, ich glaube, das ist er. Er biegt gerade nach rechts ab, kannst du ihn sehen?«
»Nein ... ja!« Beau löste seine Hand vom Schaltknüppel und drückte ihr einmal fest den Schenkel. »Gute Arbeit.« Einen Moment später bogen sie ebenfalls rechts ab, und stirnrunzelnd sah er auf die Rücklichter des anderen Fahrzeugs, das nun, da der Verkehr ein wenig nachgelassen hatte, sichtbar an Distanz gewann. »Verdammt. Sieht aus, als wollte er auf die Autobahn. Halt dich fest, Süße. Wir müssen ihn einholen, bevor er merkt, dass er Gesellschaft hat, denn mit seinem Porsche hängt er uns, falls er nicht in der Stimmung ist, sich anhalten zu lassen, problemlos ab.«
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als er auch schon das Gaspedal des GTO bis auf den Boden durchtrat und Juliet dadurch unsanft gegen die Rückenlehne ihres Sitzes krachen ließ. Ihr Herz schlug einen regelrechten Trommelwirbel, als er dröhnend einen Gang tiefer schaltete und den Wagen, während ihr der heiße Wind durchs Fenster ins Gesicht schlug, durch das Dunkel schießen ließ.
Der Abstand zwischen ihnen und dem Porsche hatte sich bereits deutlich verringert, als Lydet einfach eine rote Ampel überfuhr. Fluchend schob Beau eine Hand unter seinen Sitz, zog ein Blaulicht daraus hervor, schaltete es mit dem Daumen ein und klatschte es auf das Dach des GTO. Dann zog er seinen Arm wieder herein, drückte mit der Handfläche die Hupe und raste im Gefolge des flüchtenden Porsche ebenfalls über die Kreuzung, ehe die Ampel auf Grün umgesprungen war.
Von links kam drohend ein Pick-up angeschossen und Juliet unterdrückte mühsam einen Schrei, als er das Steuer des Fahrzeuges herumriss, worauf der GTO heftig anfing zu schleudern, bevor er ihn wieder unter Kontrolle hatte und durch eine Lücke im Verkehr zwang, von der sie geschworen hätte, dass sie viel zu schmal für seinen großen Wagen war.
Gerade, als sie die Autobahnauffahrt erreichten, öffnete der Himmel seine Schleusen und es brach ein regelrechter Tropenregen aus. Nicht weit hinter dem Porsche ließ Beau den GTO über zwei Fahrspuren schlittern, doch obgleich er seinen Wagen bis an seine Grenzen brachte und wie ein Verrückter links und rechts andere Fahrzeuge überholte, wusste er, die Sache war verloren. Das rote Wunder Stuttgarter Präzisionsmechanik war seinem eigenen Wagen derart an Leistungsstärke überlegen, dass sich der Unterschied selbst durch den allerbesten Fahrer nicht ausgleichen ließ.
Der Abstand zu dem Porsche hatte sich merklich vergrößert, als Beau ihn plötzlich eine entfernte Ausfahrt hinunterschießen sah, bis er jedoch ebenfalls die Autobahn verlassen konnte, war der von ihm Gesuchte nirgends mehr zu sehen.
Er könnte die ganze Nacht damit verbringen, die Straßen in der Hoffnung auf und ab zu fahren, Lydet noch einmal zu entdecken, doch er akzeptierte den bitteren Geschmack der Niederlage, der auf seiner Zunge lag. Er lenkte seinen Wagen an den Rand der Straße, zog die Handbremse an und legte gleichzeitig den Leerlauf ein. Durch den dichten Regenvorhang konnte er kaum weiter als drei Meter sehen, und sein Arm wurde klitschnass, als er ihn aus dem Fenster steckte und das magnetische Blaulicht wieder in das Innere des Fahrzeugs zog. Dann machte er das Fenster zu und wandte sich mit dem Gedanken, dass dieses Fiasko vielleicht zumindest einen Vorteil hatte, Juliet zu. Jetzt bräuchte er sich ganz bestimmt nicht weiter zu bemühen, damit sie nach einem anderen Wachhund schrie.
Auch sie hatte sich zu ihm herumgedreht und starrte ihn mit großen grauen Augen an. Allerdings drückten die rauchigen Tiefen weder höflich unterdrücken Ärger noch Verachtung aus.
Ihre Halsschlagader pochte, ihre hohen, aristokratischen Wangenknochen waren vor Aufregung gerötet, ihre immer noch mit dem verdammt verführerischen Lippenstift geschminkten Lippen waren halb geöffnet, so dass er zwei Reihen makelloser, strahlend weißer Zähne sah, und wieder hatten sich einige Strähnen ihrer dichten honigbraunen Haare aus dem strengen Knoten gelöst.
»Oh, Scheiße«, meinte er mit rauer Stimme. »Es hat dir gefallen.«
»Oh, mein Gott, Beauregard, Oh, mein Gott. Ich hätte nie gedacht, dass es ein solches Maß an Aufregung überhaupt gibt!« Sie sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an. »Machst du so was öfter? Gütiger Himmel, ich weiß nicht, ob ich es ertragen würde, ständig derart angespannt zu sein. Ich habe das Gefühl, als sprenge mein Herzschlag mir regelrecht die Brust.«
Unweigerlich lenkte er seinen Blick auf ihren Busen und wünschte sich sofort, er hätte es niemals getan. Zwei straff gespannte Nippel drückten unübersehbar gegen die züchtige Seide ihres Kleides, und obgleich er wusste, dass ihre Straffheit sicher eine Folge des Adrenalinschocks war, streckte er automatisch beide Hände nach ihr aus. Seine Finger schoben sich in ihre Haare, zogen einen gefährlich platzierten Kamm sowie diverse Nadeln aus der adretten Frisur, er beugte sich zu ihr hinüber und presste seine Lippen auf ihren hübschen Mund.
Er hatte gewusst, wie weich und wie voll ihre Lippen waren, und als sie dem Drängen seiner Lippen folgten, entfuhr ihm vor Verzücken ein kehliges Geräusch. Die Süße ihres Mundes weckte in ihm das Verlangen, all ihre Geschmacksnoten zu kosten, sie sich einfach anzueignen, und seine Hände wühlten sich noch tiefer in die sanfte Dichte ihres Haars.
»Oh«, hauchte sie mit beinahe ehrfürchtiger Stimme und öffnete den Mund infolge seines Drängens noch ein bisschen weiter.
Dann hatte er ihr Inneres erreicht und sie war süß, oh Gott, berauschend süß. Doch während sie den Kopf unter dem Druck seines Kopfes immer weiter nach hinten sinken ließ und ihre Finger beinahe verzweifelt in dem Stoff von seinem Polohemd vergrub, musste er entdecken, dass es noch nicht genügte. Dass es noch nicht annähernd genügte. Also zog er eine Hand aus ihrem Haar, löste ihrer beider Gurte, und sobald das Band von ihrer Schulter glitt, zerrte er sie über die Mittelkonsole in seinen harten Schoß. Der Regen trommelte auf das Metalldach seines Wagens, als er sie seitlich auf sich setzte, und die beschlagenen Fenster boten ihm die Illusion der Ungestörtheit, als er seinen Mund erneut auf ihre Lippen sinken ließ, bis um ihn herum die Welt in dem Geschmack dieses wunderbaren Wesens vollkommen versank.
Er spürte, dass sie ihm die Arme um den Hals schlang, die Finger in seine Haare gleiten ließ, und strich mit seiner Hand bis zu ihrer Brust herauf. Der harte Nippel drückte sich in seine Hand und sie beide atmeten leise zischend ein. Dann schloss er seine Finger um die winzig kleine Knospe und begann vorsichtig zu zupfen, worauf ein leises Wimmern aus ihrer Kehle drang, sie ihre Beine spreizte und sich so dicht wie möglich gegen seine Lenden schob. Er ließ seine Hand so weit es ging an ihrem Bein hinuntergleiten, erreichte jedoch statt ihres Leibes nur eine Hand voll weichen Stoff. Also glitt er weiter, bis er warme Haut berührte, und der Saum von ihrem Kleid fiel seidig um sein Handgelenk, als er seine Finger an ihrem endlos langen Bein in Richtung Schenkel streichen ließ.
Plötzlich ließ ein lautes Klopfen an der Fahrerseite seines Wagens sie erstarren. Beau riss seinen Mund von ihren Lippen los und sie taumelte von seinem Schoß zurück auf ihren Sitz und zupfte eilig den Rock ihres Kleides zurück an seinen angestammten Platz. Keuchend starrten sie einander an.
Ihre weit aufgerissenen Augen verrieten eine Mischung aus Desorientierung und aufkommendem Entsetzen, gleichzeitig jedoch die Überreste der von ihr empfundenen Lust. Ihr durch seine Küsse abgeschminkter Mund war leicht geschwollen und von den Abdrücken seiner Bartstoppel gerötet. Er fragte sich flüchtig, wie zum Teufel sie diese Masse Haare je in den kleinen strengen Knoten stopfte, den sie für gewöhnlich trug, denn die ungezähmte, lohfarbene Wolke hing ihr bis in die Wimpern, brach jedes Mal, wenn sie versuchte, sie hinter ihren Ohren festzustecken, sofort wieder hervor und schlang sich in wogenden Strähnen um ihren langen Hals. Gütige Mutter Gottes, wo war das biedere, kleine, wohlerzogene Dämchen bloß mit einem Mal geblieben? Ihre Nippel bohrten sich noch immer deutlich in den Stoff von ihrem Kleid und sie sah aus wie eine kleine Nonne, die auf dunkle Abwege geraten war.
Noch einmal klopfte jemand ungeduldig an das Fenster und Beau riss seinen Blick von Juliet los. Nie in seinem Leben hatte er einen derartigen Mangel an Professionalität zur Schau gestellt.
Da er nicht die geringste Ahnung hatte, wie er die Situation je wieder in den Griff bekommen sollte, griff er nach der Kurbel seiner Fensterscheibe und drehte sie herunter.