Читать книгу Hals über Kopf ein Star - Susanne Fülscher - Страница 11

Оглавление

Die ganze Woche bearbeitet mich Anja, mit ihr am Samstag auszugehen. Statt Eroplane legt irgendein Doktor Frank auf. Freitag kurz vor Feierabend sage ich endlich zu. Warum auch nicht? Schließlich kenne ich sonst kaum jemanden in Berlin.

Obwohl wir für zehn Uhr verabredet waren, klingelt sie erst kurz vor elf. Ich bin schon fast am Einschlafen und mein Lippenstift fühlt sich eingetrocknet und krümelig an. Ich drücke den Summer, trippelnde Schritte auf der Treppe – dann der Schock: Eine grell geschminkte Person mit wasserstoffblonden Haaren und in einem roten Stretchkleid kommt die letzten Stufen hochgehechelt.

»Bist du wahnsinnig?«, bricht es aus mir hervor.

Statt zu antworten rauscht Anja einfach in die Wohnung und schaut sich ausgiebig um. »Ist ja irre! So eine große Wohnung!«

»Die roten Haare standen dir viel besser«, sage ich.

»Manchmal muss man eben seinen Typ verändern.« Anja stützt ihre Hand in ihre speckige Taille und grinst.

»Mann, das sieht total billig aus!« Eine kleine Strafe für ihr Zuspätkommen …

Aber Anja lacht nur. Sie scheint kein bisschen beleidigt zu sein.

»Was zu trinken?«

Anja schüttelt den Kopf und schlägt vor gleich loszugehen. »Ich muss unbedingt mein neues Kleid vorführen.«

Na ja. Das Kleid mag ja an und für sich nicht schlecht sein, aber Anja sieht darin aus wie die Wurst in der Pelle.

»Du findest es auch ordinär, stimmt’s?«

»Na ja … Nicht richtig …«, stammele ich.

»Bemüh dich nicht. Ich seh’s dir ja an.« Mit diesen Worten stöckelt Anja voraus. Ihre Füße stecken in roten Pantöffelchen, deren Absatz aus einer Kugel besteht, am Riemen über den Zehen sind grüne Federn befestigt. Genau genommen, sollte Anja der Daily-Soap-Star sein. Glamour hat sie zumindest jede Menge.

Der Klub, den Anja mir zeigen wollte, ist eine Mischung aus Aquarium und Schwimmbad. Die Wände sind blaugrün gekachelt, die Rückfront des Klubs ist verglast, dahinter schwimmen bunt schillernde Fische. Ein paar einsame Gestalten bewegen sich in Zeitlupe auf der Tanzfläche und lassen die Arme trauerweidenartig hängen.

Anja ist von all dem ganz hingerissen. Sie zieht mich an die Bar und bestellt zwei Cocktails mit einem undefinierbaren Namen. Soll mir nur recht sein. Hauptsache, was zu trinken. Ich schaue mich um. Rund um die Tanzfläche befinden sich grüne Kanapees und Sessel, die allesamt mit dösenden Menschen belegt sind. Einige von ihnen fläzen sich gleich über die ganze Breitseite ihres Möbelstücks. Wahrscheinlich sind die Cocktails hier mit Schlaftabletten verseucht.

Eigentlich hatte ich gedacht, wir würden ein bisschen über Homepage quatschen, aber schon nach dem ersten Schluck will mich Anja zu den dröhnigen Typen auf die Tanzfläche zerren.

»No«, sage ich und bleibe demonstrativ sitzen.

»Wir gehen aus und du willst nicht tanzen?« Anja guckt, als hätte ich in einem First-Class-Restaurant Pommes mit Ketchup bestellt.

Ich zucke nur die Achseln, dann scheuche ich Anja los.

Kaum ist sie auf der Tanzfläche, kommt Leben in die Bude. Anja bewegt sich zu der 80er-Jahre-Musik sexy wie ein Go-go-Girl. Sie schwingt ihre üppigen Hüften, lässt den Bauch kreisen und die Brüste ungeniert wippen. Wie hypnotisiert gucke ich mir die Tanz-Vorstellung an, zwischendurch teste ich immer wieder heimlich meinen Berühmtheitsgrad. Der ist leider nicht berauschend. Nicht hier in diesem Klub. Niemand schaut mich an – ich meine, ein bisschen länger als normal, wie ich es sonst aus der U-Bahn oder aus Klamottenläden kenne. Offenbar sind hier alle viel zu cool, um jemals Homepage einzuschalten.

Da Anja immer noch dabei ist, sich zu produzieren, bestelle ich einen zweiten Cocktail. Diesmal einen grün schillernden, wie ich ihn am anderen Ende der Theke gesehen habe. Ich kenne mich mit Cocktails nicht aus, kann höchstens beurteilen, ob mir einer optisch gefällt oder eben nicht. Dieser hier schmeckt wahnwitzig lecker, süß und fruchtig und irgendwann fängt es an, in meinem Kopf zu duseln. Auch gut. So kann ich das coole Gehabe um mich herum besser ertragen.

Anja taucht erst eine halbe Stunde später wieder auf. Ihre Wangen glühen unter ihrer Make-up-Schicht, ansonsten sitzt noch jeder Pinselstrich, wo er hingehört.

»Amüsierst du dich auch?« Anja pfriemelt eine Ananasscheibe von ihrem Cocktail und lutscht laut schlürfend an ihr herum. »Doktor Frank ist doch spitze, oder?«

»Und wie!« Eigentlich müsste sie sehen, dass ich nicht besonders angetan bin.

Schon wieder zerrt Anja an mir, und um nicht ganz als Spielverderberin dazustehen, bequeme ich mich schließlich mit ihr auf die Tanzfläche. Betrachte ich es eben als Übung für künftige Auftritte bei Homepage. Es kommt nämlich häufig vor, dass eine Szene im Regenbogenklub gedreht wird. Wir müssen dann tanzen, kriegen aber nur kurz den Beat eingespielt, dann sollen wir ohne Musik weiterhopsen und bei dieser kunstvollen Übung auch noch den Dialog parat haben.

Wie gewohnt legt sich Anja wieder ins Zeug – Arschgewackel ist gar kein Ausdruck –, ich versuche sie ein bisschen zu kopieren, aber das geht nur in die Hose.

Da passiert es: Zirka sechs, sieben Mädchen laufen kreischend auf mich zu, Stella!, Emma!, rufen sie durcheinander und bitten mich um Autogramme. Während ich alle Hände voll zu tun habe, meinen Namen auf irgendwelche ausgerissenen Zettel zu schreiben, tanzt Anja unbeeindruckt weiter. Was für ein Kinderkram, wird sie denken. In der Maske habe ich mal mitbekommen, wie sie sich über Autogrammjäger lustig gemacht hat. Die würden auch eine Klobürste anbeten, wenn sie nur oft genug in dem flimmernden Quadrat in ihrem Wohnzimmer auftaucht. Recht hat sie. Es ist lächerlich, richtiggehend idiotisch, trotzdem aber auch ein wunderbares Gefühl, hier im Rampenlicht zu stehen, angehimmelt von einem ganzen Haufen Kids.

Zur Feier des Tages lade ich Anja wenig später auf ein Glas Sekt ein. Doch die grinst nur ironisch: »Schön, der Starrummel?«

»Quatsch.« Hastig nehme ich einen Schluck. »Was meinst du, wie es nervt, immer und überall angequatscht zu werden.«

Das war jetzt eine dicke, fette Lüge und Anja sieht auch nicht so aus, als kaufe sie sie mir ab.

»Carlos hat mal gesagt, ihr würdet alle vor die Hunde gehen, wenn ihr keine Fans hättet. Nach ein paar Wochen wärt ihr emotional komplett ausgehungert.«

»Quatsch!«, sage ich wieder und noch mal »Quatsch!«. Das meine ich jetzt wirklich ernst. Carlos übertreibt immer maßlos. Niemand verhungert emotional, weil er keine Autogramme mehr geben darf.

Ich will aufstehen und zur Toilette gehen, doch plötzlich dreht sich alles in meinem Kopf. Gleichzeitig wird mir schlecht. So unglaublich schlecht, dass ich es nicht mehr bis zur Toilette schaffe und dummerweise neben die Bar kotze. All die Drinks und die Früchte, die am Glasrand drapiert waren. Es ist schrecklich. Furchtbar peinlich. Sofort bin ich von etlichen Leuten umringt, dann zuckt ein Blitz auf, noch einer, endlich kommt Anja auf ihren Kugelabsätzen angewalzt.

»Entschuldigung!«, ruft sie dem Kellner zu, während sie gleichzeitig den Arm um meine Schulter legt. »Ihr war schon den ganzen Tag so schlecht. Ist wohl ein Virus im Umlauf.«

Dann zieht sie mich mit sich fort, nur schnell raus aus dem Laden. Zum Glück stehen Taxis vor der Tür. Wir nehmen das erstbeste, steigen beide hinten ein, ohne lange zu fackeln nennt Anja dem Fahrer ihre Adresse.

»Aber ich will nach Hause«, jammere ich.

»Kommt gar nicht in Frage. Ich päpple dich erst mal bei mir auf.«

Lautlos gleitet das Taxi durch die Nacht. Widerstand ist zwecklos. Anja schaut auf ihrer Seite aus dem Fenster, ab und zu streichelt sie meine Hand.

»Anja?«

»Was denn?« Anja wendet mir ihren Kopf zu und lächelt.

»Meine Güte!«, stöhne ich. »Jetzt müssen die auch noch meine Kotze wegwischen!«

Anjas Druck auf meine Finger verstärkt sich. »Mach dir keine Gedanken. Was meinst du, wie oft da jemand hinkotzt. Das gehört zum Geschäft.«

Nett, wie Anja lügen kann. Nach einer Weile sagt sie: »Zwei Cocktails und dann noch Sekt. Ganz schön heftig für jemanden, der nichts gewohnt ist.«

Sie schüttelt den Kopf in einer Weise, wie ich es von meiner Mutter kenne. Bitte! Jetzt nicht die Moralapostelnummer! Doch als könne Anja meine Gedanken lesen, hält sie einfach ihren Mund und schaut wieder in die Nacht. Keine Ahnung, wo wir überhaupt sind.

Als wir endlich in einer ruhigen Seitenstraße aussteigen, frage ich Anja, was das überhaupt für ein Blitz gewesen sei.

»Ein Reporter.«

»Wie – ein Reporter?«

Anja kramt schon nach ihrem Hausschlüssel, dann grinst sie mich an. »Wahrscheinlich steht morgen in der B.Z. oder Bild, dass Stella von Homepage neben die Bar gekotzt hat.«

Entgeistert lasse ich mich auf die Treppenstufe vor ihrem Haus fallen.

»Ach, und vielleicht noch, dass sie mit ihrer Maskenbildnerin ein Verhältnis hat.«

»Nicht dein Ernst.« Ich bin wirklich fassungslos.

»Hör mal, Süße. An die Schmierereien der Boulevardblätter musst du dich gewöhnen. Sonst kannst du’s gleich lassen.«

Wie ferngesteuert stehe ich auf und folge Anja ins Haus.

»Woher kam der Reporter auf einmal?«, frage ich.

»Woher kam der Reporter auf einmal?«, äfft Anja mich nach.

»Ja, wo kommen Reporter und Paparazzi denn normalerweise her? Sie fallen vom Himmel oder krabbeln durch die Kanalisation. Wie Ratten und anderes Ungeziefer.«

Ende der Durchsage.

Ich bin fix und fertig, und als wir Anjas Wohnung betreten, fällt mir gerade noch auf, dass alles ganz normal, fast spießig eingerichtet ist, keine Verrücktheiten, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Grauer Teppich, dunkelblaues Futonsofa, ein paar Regale mit Büchern und CDs.

»Du kriegst jetzt erst mal einen Kamillentee«, sagt sie, während sie mich zu ihrem Sofa schiebt.

»Bitte Pfefferminz. Sonst muss ich gleich wieder …«

»Okay.« Anja lächelt. »Ich schau mal, was da ist. Im Notfall auch Fenchel?«

Obwohl mir schon allein beim Wort schlecht wird, nicke ich. Wie kann man nur so blöd sein und einfach querbeet Alkohol trinken? Als ob es niemanden kratzen würde, wenn ich besoffen und kotzend aus einem Klub taumele!

Ich schließe die Augen und hole ein paar Mal tief Luft, aber immer noch dreht sich alles in meinem Schädel.

Statt der Federpantöffelchen trägt Anja Filzpuschen, als sie nach etlichen Minuten zurückkommt. Das sieht reichlich bescheuert aus zu ihrem roten Schlauchkleid.

»Kleine Stärkung.« Anja lädt ein Tablett mit zwei Bechern Tee und einer Packung Zwieback auf dem Couchtisch ab.

»Oh no!«, sage ich nur und schiebe die Zwiebacktüte von mir.

»Was hast du gegen Zwieback? So was isst man normalerweise bei Magenverstimmung.«

Sie schiebt die Tüte zurück in meine Richtung.

»Geh mir weg mit dem Zeug!« Mit einer heftigen Bewegung fege ich den Zwieback vom Tisch.

»Du kannst dich vielleicht zu Hause bei deiner Mami so aufführen, aber nicht bei mir!« Anja klingt ausnahmsweise mal richtig wütend.

»Sorry«, sage ich und angele die Tüte wieder vom Boden.

»Was ist bloß los?« Anja setzt sich zu mir.

»Nichts.«

»Das mit dem Reporter kann dir doch egal sein.«

»Ja … Ist mir auch egal.«

»Gut. Dann darfst du dich jetzt wieder einkriegen.«

Mich wieder einkriegen … Anja hat gut reden! Ich rappele mich hoch und greife nach dem Zwieback. »Siehst du das?«

Als Anja mich nur verständnislos anschaut, zeige ich auf das Kinderfoto auf der Tüte.

»Ja und?«, fragt sie.

»Bist du blind? Dieses Mondgesicht da bin ich!«

Anja lacht ungläubig auf. Dann nimmt sie mir die Tüte aus der Hand, ihr Blick wechselt zwischen mir und dem Foto hin und her.

»Und wieso bist du das?«, fragt sie intelligenterweise.

»Weil meine Mutter mich schon als Baby zu Castings geschleppt hat. Darum! Und weil ich ein Mops mit Apfelbäckchen war, hat man mich eben genommen.«

Anja fängt an zu lachen. Erst leise, dann immer lauter.

Genau die Reaktion, die ich so liebe. Ich wälze mich vom Sofa, schnappe mir meine Jacke und laufe zur Tür. Bloß raus hier. Erst auf der Treppe fällt mir ein, dass ich meine Tasche vergessen habe. Doch schon kommt Anja hinter mir hergelaufen. Ohne ein Wort zu sagen nimmt sie mich am Arm und schiebt mich wieder nach oben. Ich bin viel zu ermattet, um mich noch groß zu wehren. Wie eine Invalide verfrachtet Anja mich aufs Sofa und deckt mich mit einer kratzigen Wolldecke zu.

»Tut mir Leid, Emma.«

»Ja, es ist unglaublich komisch, dass ich mal das Zwiebackkind war!«, beschwere ich mich.

»Nein, das ist es nicht. Eher … skurril.« Sie will gerade wieder loslachen, beherrscht sich aber im letzten Moment. »Wir haben uns doch alle schon mal gefragt, wie dieses Baby auf die Tüte kommt.«

»Ach ja?« Ich ziehe die Decke bis zum Kinn. Leider Gottes riecht sie nach einem reichlich penetranten Parfüm.

Anja streckt ihre Hand aus, als wolle sie mich berühren, lässt sie dann aber wieder sinken. »Ich verstehe bloß nicht, warum du so ausrastest. Jeder andere an deiner Stelle wäre stolz …«

»Ja. Natürlich«, maule ich in die Decke. »Das Dickerchen, bei dem es gerade mal zur Zwiebacktüte reicht. Wirklich – super! Was meinst du, wie oft ich deswegen in der Schule gehänselt worden bin!«

»Das mit dem Dickerchen lass mal schön bleiben!« Anja hat plötzlich eine steile Falte zwischen den Brauen. »Dieses Wort gibt es in meiner Anwesenheit nicht! Klar?«

Und als ich nur beschämt weggucke, fährt Anja gelassen fort: »Merkwürdig. Eigentlich müsstest du bei deinem Aussehen vor Selbstbewusstsein nur so strotzen.«

Ich schaue Anja an, betrachte ihre knuffigen Arme, ihre wabernde Masse von Brüsten und schäme mich immer mehr.

»Aber meine Nase ist furchtbar«, sage ich leise.

»Gar nicht wahr. Sie gehört zu dir, wie mein Gewicht zu mir gehört.«

»Aber du hast gleich am ersten Tag gesagt, du schminkst sie mir schmaler!«

»Mein Gott! Ihr Schauspielermimöschen!« Anja steht auf und räumt völlig unmotiviert Zeitschriften von einer Ecke in die andere. »Was wollt ihr denn hören? Dass ihr die Schönsten seid, die Tollsten auf der Welt?« Sie schnaubt. »Emma, du musst noch einiges lernen. Vor allem, dass du dich so akzeptierst, wie du bist, und dich nicht darum scherst, was andere über dich denken.«

Sicher hat Anja Recht, aber es ist eben nicht so leicht, all die Schönheitsfehler, die man nun mal von Natur aus hat, hinzunehmen. Dennoch nicke ich.

»Warum hat deine Mutter dich überhaupt casten lassen?« Anja setzt sich wieder, um uns Tee einzuschenken. »Ich denke, sie ist eine angesehene Schauspielerin. Solche Leute verachten doch normalerweise alles, was mit Werbung und Kommerz zu tun hat.«

»Damals war sie noch keine angesehene Schauspielerin. Aber unglaublich ehrgeizig. Ihre Tochter sollte eben was ganz Besonderes sein, egal ob als Zwieback-Kind oder als Prinzessin beim Fasching.«

Anja erwidert nichts und trinkt nachdenklich ihren Tee. Nach einer Weile fragt sie mich, ob meine Mutter auch bei Homepage dahinterstecke.

»Um Gottes willen!« Der Tee schmeckt ziemlich ekelhaft. »Dailys sind für sie das Hinterletzte! Was meinst du, wie peinlich ihr es ist, wenn ihre Kolleginnen sie nach mir ausfragen!«

Anja mustert mich. »Aber warum bist du ausgerechnet zur Daily Soap gegangen? Das ist doch nicht viel besser als Zwiebacktüte.«

»Du spinnst ja wohl!«

»Okay, vielleicht ein bisschen.« Anja grinst versöhnlich.

Wir schweigen eine Weile, dann erkläre ich ihr, dass ich immer etwas Eigenes wollte, etwas, bei dem meine Mutter nicht ihre Finger im Spiel hat.

»Sehr logisch. Deine Mutter ist Schauspielerin, du bist es auch …«

Darauf weiß ich nichts zu erwidern. Im Grunde habe ich selbst keine Ahnung, warum es ausgerechnet der Beruf meiner Mutter sein musste. Da kann ich ja nur schlechter abschneiden als sie.

Am nächsten Morgen wache ich davon auf, dass mir Kaffeeduft in die Nase steigt. Erst nach einer Weile kapiere ich, dass ich gar nicht in meinem Bett, sondern auf Anjas Sofa liege. Anders als gestern fühle ich mich so sauwohl, dass ich am liebsten nicht mehr wegmöchte. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, aber es ist richtig nett, ein bisschen bemuttert zu werden.

»Bien dormi?« Anja stellt ein Tablett mit Brot, Butter, Konfitüre, Saft, Quark und Kaffee auf dem Couchtisch ab.

»Ich hab die Straßenbahn und die S-Bahn vermisst«, scherze ich. »Ansonsten war’s okay.«

Hungrig mache ich mich über das Frühstück her, vergessen ist unsere anstrengende Diskussion in der Nacht.

»Wie lange ist dein Typ weg?«, frage ich kauend.

»Mein Typ hat auch einen Namen. Falls du dich nicht erinnerst …«

Dann, als hätte ich einen Knopf gedrückt, fängt sie an von Kurt zu schwärmen. Er sei der erste Mann in ihrem Leben, mit dem sie sich vorstellen könne, länger als nur ein, zwei Jahre zusammenzubleiben. Er sei so einfühlsam, alles andere als ein Großkotz, ganz abgesehen von seinem Sinn für Humor.

So einen Mann möchte ich auch mal. Allerdings dürfte er gerne jünger sein und ein paar mehr Haare auf dem Kopf haben.

»Kann ich dich mal was fragen?« Ich nehme mir schon die zweite Scheibe Brot.

»Klar.«

»Wie alt bist du eigentlich?«

Anja schaut Hilfe suchend an die Decke, als stünde dort irgendwo ihr Geburtsdatum geschrieben. »30«, sagt sie dann. »Nein – sorry, 31. Ich vertue mich da manchmal.«

Ungläubig starre ich sie an.

»Was guckst du so? Was hast denn du gedacht?«

»Dass du so um die 23 bist. Höchstens.«

»Fettmassen haben eben auch Vorteile. Sie kaschieren jeden Anflug von Falte!« Anja grinst und beißt gut gelaunt in ihr Brot.

Ich bin beeindruckt. Nicht weil Anja so viel älter ist, als ich gedacht hätte, sondern weil sie in jeder Situation über sich selbst lachen kann.

Hals über Kopf ein Star

Подняться наверх