Читать книгу Im Dialog mit dem Körper - Susanne Kersig - Страница 22

Wir beginnen mit dem Ziel

Оглавление

Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist,kommt ihm vieles entgegen.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Am Beginn einer Reise überlegen wir in aller Regel, wo es hingehen soll. Fahren wir mit dem Auto und besitzen wir ein Navigationsgerät, dann tippen wir zunächst unser Ziel, zum Beispiel »Florenz« ein. Das Gerät errechnet uns die erwünschte Route und leitet uns in aller Regel sicher an den Ort unserer Wahl. Fährt jemand einfach los, ohne sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, wo er eigentlich hinmöchte, dann landet man vielleicht an der Nordsee oder irgendwo, wo es ihm gar nicht gefällt.

Vergleichen wir den Weg zur Gesundung mit einer Reise, ist es ebenfalls hilfreich, wenn wir uns zu Beginn unserer achtsamen Körperdialoge Klarheit darüber verschaffen, was eigentlich unser Ziel ist. Wollen wir ein Symptom schlicht loswerden oder seine Botschaften verstehen? Geht es uns darum, mit einer chronischen Erkrankung besser zurecht zu kommen? Oder wollen wir Distanz zu unseren Schmerzen gewinnen? Möglicherweise geht es uns letzten Endes um eine umfassendere Heilung, um das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele?

Finden Sie selbst heraus, was Sie sich von den achtsamen Körperdialogen wünschen und erhoffen. Sobald Sie darüber innere Klarheit haben, stellen Sie an Ihren Körper die Frage: Und wie würde ich mich fühlen, wenn ich das Ziel erreicht habe? Dann warten Sie ab, wie Ihr Körper antwortet.

Wenn wir unser Ziel nicht mit unserem Körperwissen, sondern nur vom Verstand her definieren, besteht die Gefahr, dass dieser uns Konzepte aufdrängt, die mit unserem inneren Erleben möglicherweise gar nicht in Übereinstimmung sind. Wenn wir die Frage nach dem Ziel aber an den ganzen Körper stellen, gehen wir sicher, dass auch unser Bauchgefühl und damit unser Erfahrungswissen mit im Boot sitzen. Auf dieses Weise stecken wir uns nur solche Ziele, hinter denen wir auch wirklich stehen.

Des Weiteren hat unser Körper eigentlich immer eine Ahnung davon, wie er sich fühlen würde, wenn das Problem gelöst wäre oder wir gesund wären. Erlauben wir uns, die Vorstellung unseres Ziels wirklich mit jeder Faser unseres Körpers zu fühlen, so als wenn wir es schon erreicht hätten, dann werden die entsprechenden Wege dorthin mental und physiologisch gebahnt. Leiden wir zum Beispiel unter einer Krebserkrankung und unser Ziel ist es, vollständig gesund zu werden, dann ist es hilfreich, uns zu fragen: »Wie würde ich mich fühlen, wenn ich wirklich geheilt wäre, wenn alle Krebszellen aus dem Körper verschwunden wären, mein Immunsystem stark und gesund wäre, und wenn ich das Leben führen würde, das ich wirklich führen möchte?« Danach warten wir einfach ab und lauschen, was unser Körper antwortet.

Bei kleineren Symptomen kann das Focusing über das Ziel mit der Vorstellung, man sei schon dort, manchmal in sich bereits so heilend sein, dass die Symptomatik vollständig verschwindet. Die Kraft der Vorstellung wirkt auf den eigenen Körper. Bin ich zum Beispiel gestürzt und habe meinen Arm in Gips, kann ich mir täglich vorstellen, die Armmuskulatur mit Hanteln zu trainieren. Ich visualisiere dann, wie ich meinen Arm hebe, tanze, jemanden umarme usw. Tatsächlich wird der Muskelschwund, wenn der Gips abgenommen wird, sehr viel geringer sein als bei jemandem, der nicht »im Geiste trainiert« und seine Wunschvorstellung visualisiert hat. Die gefühlte und gespürte Zielvorstellung bei einem achtsamen Körperdialog gibt uns nicht nur eine klare Richtung vor, sie ist in ähnlicher Weise unmittelbar körperlich wirksam. Unser Gehirn hat die große Fähigkeit zur Veränderung. Dabei spielt unsere Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle. Richten wir sie mit Interesse, Ausdauer und Begeisterung auf etwas, so hat das Folgen im Gehirn. Man spricht hier von der sogenannten neuronalen Plastizität. Wir können also mit unserem Bewusstsein körperliche Veränderungen erwirken!

Setzen wir uns zu Beginn einer Be- oder Selbstbehandlung ein Ziel, dann kämpfen wir nicht einfach gegen eine Krankheit an, sondern kreieren eine Vision von dem, wo wir hin möchten.

Im Unterschied zu vielen Visualisierungs- Techniken geben wir dabei möglichst wenig Bilder von außen vor, sondern lassen zu, dass mithilfe unseres Körperempfindens für uns stimmige Vorstellungen entstehen. So können wir sicherstellen, dass die Zielvorstellungen auch wirklich mit unserem inneren Erleben in Übereinstimmung stehen und als heilsam empfunden werden.

Im Dialog mit dem Körper

Подняться наверх