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Flughafen Doha

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Als wir vorgestern um 4 Uhr früh völlig übermüdet und unterkühlt am Flughafen in Doha gebeten wurden, den Pool zu verlassen, hätte ich auch eine kürzere Anreise bevorzugt. Da fiel mir das mit der Sommerfrische und den warmen Thermalquellen wieder ein. Wir wären einfach eine Stunde über die Autobahn A2 gefahren, hätten eine kurze Pause bei der Raststation eingelegt, wären einmal kurz um 50 Cent aufs Klo gegangen und hätten dann einen Kaffee gekauft, um die 50 Cent wieder hereinzuspielen. Weil wir ausgefuchst sind, hätten wir uns gleich so einen Kaffee genommen, wo man das Häferl gratis dazubekommt. Win-win für alle! Eine Stunde später wären wir samt dem neuen Häferl auch schon am Urlaubsziel gewesen. Aber nein, ich wollte ja ein Abenteuer für die ganze Familie!

Statt auf einer Raststation im Wechselgebiet hatten wir also einen Zwischenstopp in Doha. Dort bekamen wir gleich einen kleinen Einblick, welche unverhofften Abenteuer so eine Reise bereithalten kann. Dabei hatte ich mir Doha so spektakulär vorgestellt. Wie eine orientalische Telenovela. Emirate, Ölscheichs und Prinzessinnen, Kaffee aus güldenen Tassen. Aladin und die Wunderlampe. Tausendundeine Nacht. Die bezaubernde Jeannie. Major Nelson und Major Healey. So weit, so unrealistisch. Flaschengeist gab es natürlich keinen. Den hätten wir eher wieder in der steirischen und burgenländischen Thermenregion gefunden. Einen Uhudler-Flaschengeist!

Aber in Doha am Flughafen ist nichts aus irgendwelchen Flaschen gesprungen, auch sonst ist dort nichts herumgesprungen, weil um vier Uhr früh das komplette arabische Flughafenwunderland geschlossen war. Also blieb uns nichts anderes übrig, als nach einer Schlaf- oder zumindest Liegemöglichkeit für die kommenden sechs Stunden Ausschau zu halten. Die einzige Liegemöglichkeit, die ich auf meiner Doha-Flughafen-App fand, war ein Spa mit Schwimmbad. Ein Schwimmbad mitten am Flughafen, das noch dazu 24 Stunden geöffnet hat, wo gibt’s denn so was?! Wenn Geld keine Rolle mehr spielt, gönnt man sich ein Schwimmbad am Flughafen. Sehr klug von den Scheichs! Tourismusmagnet, sag ich nur. Vielleicht hätten wir unsere Thermalbäder auch näher an die Autobahn heranbauen sollen? Oder zumindest so kleine Teaser-Sprudelbecken entlang der Parkplätze aufstellen? Es gibt eh kaum was Grauslicheres als Autobahnparkplätze.

Für wen man ein Schwimmbad an einem Flughafen 24 Stunden lang offen hält, war mir zwar nicht klar, aber dass es für die nächsten sechs Stunden für uns sein würde, das war mir klar. Weil wenn ich von der vielen Thermenbaderei eines gelernt habe: Wo ein Schwimmbad ist, da sind auch Liegen zum Schlafen!

Liegen waren zwar da, auch ein großes Becken zum Schwimmen, aber es war so kalt, dass an Schlaf nicht zu denken war und wir unsere komplette Freizeitkleidungskollektion auftragen mussten. Drei Urlauber in Jogginganzügen dürften wohl nur suboptimal in das Designkonzept vom Flughafen-Spa gepasst haben. Kaum dass ich meine warmen Kuschelsocken unter dem Handtuch ausgestreckt hatte, wurde ein freundlicher Servicemitarbeiter zu uns entsendet, um uns höflich davon in Kenntnis zu setzen, dass das Verweilen am Pool leider nur in Badekleidung erlaubt sei. Nicht dass wir jemanden gestört hätten, wir waren allein dort! Und es war 4 Uhr früh. Vielleicht war das aber auch die Antwort auf das Vermummungsverbot, das bei uns daheim gerade eingeführt worden war. Frei nach dem Motto: Wenn wir in der noblen Wiener Kärntner Straße unsere Frauen nicht mehr einwickeln dürfen, dann müssen sich die Wiener hier eben auswickeln!

Leider war mit dem Mitarbeiter nicht zu verhandeln, weder dass er die Heizung hochdrehte, noch dass wir weiter in unseren Jogginganzügen bleiben durften. Also zogen wir uns wieder bis auf die Badekleidung aus und rollten uns mehrfach in alle verfügbaren Spa-Handtücher ein. Durch geschickte Umleitung der Atemluft in die Handtuchrolle hinein war es uns möglich, die Körpertemperatur um gefühlte 2–3 Grad anzuheben. Ein autarkes Wärmekraftwerk! Irgendwann schliefen wir vor Ermüdung ein. Ich träumte von den warmen Thermalquellen daheim und von der feierlichen Eröffnung einer Infrarotkabine gleich neben den Klos auf dem Autobahnparkplatz. Mit Blasmusikkapelle und Gottesdienst-Segnung. Der Segen hielt nicht lang an. Nach einer halben Stunde wurden wir wieder geweckt. Da war er wieder, der freundliche Mitarbeiter, diesmal mit drei weiteren freundlichen Mitarbeitern und zahlreichen Stativen, Kameras und Beleuchtungen. Der Spa-Bereich war plötzlich taghell, die Scheinwerfer waren wie Flutlicht auf uns gerichtet. Uns wäre auch das egal gewesen, wir hätten in unseren Handtuchrollen gern weitergeschlafen. Aber der freundliche Mitarbeiter informierte uns, dass nun ein Fotoshooting stattfinden würde. OHNE Publikum. Weswegen wir das Spa leider sofort zu verlassen hätten. Selbstverständlich sei man bereit, das bezahlte Eintrittsgeld zu retournieren. Ein Fotoshooting um 5 Uhr früh … genau! Für meinen Geschmack wäre das ein schöner Moment für den Auftritt des Flaschengeists gewesen. Aber dafür hätten wir wohl auch nach Poppendorf fahren müssen, und nicht so weit wegfliegen.

NUR DIE LIEGE ZÄHLT

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