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Überraschungsbesuch

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Elvis öffnet die Tür. Doch bevor der Besuch ihm in die Schulter beißt, stürme ich zu dem Arzt und ramme ihn mit Anlauf von der Tür weg. Sein Mund steht offen und ein erschrockenes „Oh“ liegt auf seinem Gesicht, aber ich habe keine Zeit, mich um meinen behandelnden Arzt zu kümmern. Mit der anderen Hand ziehe ich den Stinker ins Zimmer und trete mit dem Fuß die Tür zu.

„O Gott!“, schreit Elvis und seine tiefe Stimme klingt schrill – geradezu komisch. „Julie … O Gott! Was machst du da?!“

„Aus dem Weg“, brülle ich, stelle mich hinter den Zombie und versetze ihm einen festen Tritt in den Rücken. Es ist einer von der alten toten Sorte, die sich nicht mehr so flink bewegen, aber trotzdem noch gefährlich sind. Was Elvis nicht weiß: Auf dem Flur warten weitere. Auf die Schnelle konnte ich drei oder vier zählen, aber das heißt nicht viel.

Der Zombie gerät durch meinen Tritt ins Straucheln und seine Arme schlackern unkontrolliert von einer Seite zur anderen. Ich hole aus und versetze ihm einen weiteren Stoß, der ihn gegen die Wand taumeln lässt. Wie eine Puppe fällt er zur Seite. Elvis hat sich in der Zwischenzeit hinter seinen Schreibtisch gestellt und beobachtet die Szene.

„Oh, Scheiße … Nein … Nein …“, stammelt er, bis ich ihn unterbreche.

„Such eine Waffe“, blaffe ich, „und hör mit dem Quatschen auf!“

Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich darauf zu verlassen, dass Elvis etwas Vernünftiges findet, während ich auf den Zombie steige und mit den Knien seine Arme fixiere.

Bäh, denke ich. Sie sind genauso widerwärtig, wie ich sie in Erinnerung habe.

Sein Kiefer klappt auf und zu und die wenigen Haare, die ihm geblieben sind, kleben an seinem fleckigen Schädel. Seine Augen – ich gehe davon aus, dass es ein Mann ist – sind bleich und tot. Er ist schon lange fort, denn ich sehe nicht einmal mehr Hunger in ihnen. Allein der Virus – oder was diese Scheiße verursacht – treibt den untoten Körper voran. Der Stinker tut mir beinahe leid, aber nur solange, bis er sich aufbäumt und ungeahnte Kräfte zeigt.

Mit der Faust schlage ich ihm gegen die Schläfe. Wenn Elvis nicht bald eine brauchbare Waffe findet, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Das ist zum Glück mein Spezialgebiet.

Ich saß noch nie auf einem Rodeo-Bullen, aber genauso stelle ich mir einen Ritt darauf vor. Der Zombie bäumt sich mit enormer Kraft auf, während ich alles gebe, im Sattel zu bleiben – oder in meinem Fall: auf dem Bauch des Untoten. Es dauert nicht lange und ich verliere die Geduld.

„Hör auf!“, brülle ich dem toten Mann ins Gesicht, obwohl ich erkenne, dass es nichts bringt. Allein der Versuch, mit ihm zu sprechen, ist dumm. Ich habe zwar bereits herausgefunden, dass es Unterschiede zwischen den Zombies gibt, aber in diesem Exemplar stecken nur Maden, Fäulnis und Dreck.

Und auf einmal, als verstünde er mich doch, beruhigt er sich und liegt starr und zähneklappernd unter mir. Zufall oder nicht? Keine Ahnung, mir bleibt keine Gelegenheit, es herauszufinden, denn Elvis springt mit etwas Glänzendem auf uns zu. Wie ein Irrer rammt er dem Zombie eine Schere ins Auge und endlich herrscht Ruhe. Aber nicht lange, hinter der Tür warten schließlich die Nächsten.

„Danke“, sage ich und betrachte den Untoten ein letztes Mal. „Für eine Zimperliese warst du gar nicht so schlecht.“

Keuchend sitzt Elvis neben mir auf dem Boden und starrt abwechselnd zum Zombie und dann wieder zu mir. Ich bezweifle, dass er von dem Vorfall etwas mitbekommen hat. Er war mit sich selbst und seinen Ängsten beschäftigt.

„Draußen sind noch mehr“, sage ich und es klingt unbeabsichtigt wie eine Drohung.

„Was?!“ Sein Griff um die Schere wird fester. „Das ist doch nicht möglich. Wo kommen die her?“

Ich blicke auf den Zombie und anhand seiner Krankenhauskleidung errate ich, was geschehen ist.

Ob es jetzt angebracht ist, nach der Sterberate zu fragen?

„Erkennst du deine eigenen Patienten nicht?“, antworte ich und stehe auf, um mir eine Waffe zu suchen. Denn eines ist klar: Ein Kampf ist unvermeidlich. „Ich lag sechs Wochen im Koma und ich kenne gerade mal zwei Stationen und dein kuscheliges Büro. Wenn du von vierzig Patienten sprichst, sitzen wir auf einer verdammten Bombe. Komm, hilf mir. Wir müssen die Kommode vor die Tür rücken.“

„Was? Warum?“

Was? Warum?, wiederhole ich in Gedanken und schnaufe genervt.

„Wie ich dir gerade sagte, draußen sind noch mehr Zombies. Du hast erst einen erledigt und es warten garantiert noch zehn auf uns. Also, spuck in die Hände und hilf mir, die verdammte Kommode hinter die Tür zu schieben. Wir lassen den Zombies nur einen kleinen Spalt und mit viel Glück quetschen sie sich einzeln durch. So haben wir vielleicht eine Chance.“

Ich habe keine zehn Untoten gezählt, aber es schadet nicht, aufzurunden und dabei ein wenig zu flunkern. Das vergrößert den Ansporn.

„Wir sollten die Tür abschließen“, schlägt Elvis vor und zieht seinen Schlüsselbund aus der Tasche.

„Ganz sicher nicht!“, sage ich. „Denkst du etwa, es wird jemand kommen und uns retten?“

„Irgendwann bestimmt.“ Elvis verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich bin schließlich einer von genau zwei Ärzten. Sie werden mich vermissen und nach mir suchen. Wir können uns also Kraft und Mühe sparen.“

Lächelnd schüttele ich den Kopf.

„Du armer, armer Mann.“ Mein Lächeln wird breiter. „Die Leute, die dich retten werden, möchte ich gerne sehen. Nimm’s nicht persönlich, aber du musst schon der Messias sein, wenn sich Freiwillige für dich in eine Horde Zombies stürzen. An deiner Stelle würde ich nicht drauf wetten, dass jemand deinen Arsch aus diesem Büro holt. Wie sagtest du noch? Du bist einer von genau zwei Ärzten.“

Ob er es mir abkauft oder nicht, er ist für einen Moment still und packt mit an.

„Wie machst du das nur?“, fragt Elvis kopfschüttelnd. Seine Hände zittern und der Schweiß läuft ihm in die Augen. Gemeinsam schieben wir die Kommode in die Ecke. Dann deute ich mit dem Daumen auf seinen Schreibtisch.

„Was meinst du?“, frage ich.

Er hebt den Tisch mit an und wir platzieren ihn direkt vor der Tür. Eine zusätzliche Absperrung, damit wir nicht komplett überrannt werden. Ein durchdachter Plan – in der Theorie – und nun ist es an der Zeit, ihn umzusetzen.

„Du hattest keine Angst, während ich … Na ja … Ich hätte mir fast in die Hose geschissen.“

Ach, wirklich? Das hätte ich am Schrei fast gar nicht erkannt.

Während ich über eine etwas freundlichere Antwort nachdenke, wühle ich mich durch die Schubladen und finde den einen oder anderen nützlichen Gegenstand. Eine Schere wäre praktisch, aber leider gibt es nur eine davon. Der Brieföffner, den ich unter all den Papieren entdecke, wird jedoch auch gute Dienste leisten.

In Gedanken zähle ich unsere Waffen durch, die auf der Tischplatte aufgereiht liegen: Elvis’ Schere, der Brieföffner, Kugelschreiber und Bleistifte und ein Glas mit einem Rest Scotch. Für den Anfang nicht übel.

„Natürlich habe ich Angst“, antworte ich. „Die größten Sorgen mache ich mir allerdings um Jules und der Gedanke, dass ich ihn vielleicht nicht wiedersehe, macht mich rasend.“

Einen kurzen Moment werde ich still und lasse die Gedanken an den Tod zu nah an mich heran, aber bevor mich die Sorgen erdrücken, füge ich scharf hinzu: „Deshalb rate ich dir, dich mächtig ins Zeug zu legen. Ich will nicht sterben. Nicht in deinem stinkenden Büro mit all den unbeantworteten Fragen. Du suchst Antworten – ich suche Antworten. Richtig?“

Mein behandelnder Arzt nickt zustimmend und lächelt.

„Und was ist mit dir?“, hake ich nach. „Warum schreit so ein großer Mann wie du wie eine weinerliche Zimperliese? Man könnte glatt meinen, dass du noch nie einen Zombie gesehen hast.“

Zimperliese … Es ist eine gemeine Bezeichnung für ihn. Ich sage das nur, damit meine eigenen Ängste kleiner werden. Erbärmlich, schon klar.

Elvis steigt nicht auf meine Provokation ein, sondern antwortet: „Seit dem ersten Vorfall dürfen Ärzte das Krankenhaus nicht mehr verlassen. Die meisten sind trotzdem geflohen, was für mich absolut nachvollziehbar ist. Sie wollten zu ihren Familien. Ich frage mich oft, ob sie es geschafft haben und ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, hierzubleiben und zu helfen. Abgesehen von mir gibt es wie erwähnt einen weiteren Arzt und drei Krankenschwestern. Und der Trupp lässt uns nicht raus – ganz gleich, was wir machen wollen. Wir sind zu wichtig für sie.“

Der Trupp … Irgendetwas an der Bezeichnung bereitet mir Bauchschmerzen. Anfangs habe ich mir eine Gruppe von Soldaten vorgestellt, die sich auf die Suche nach Überlebenden begeben. Alles in guter Absicht, versteht sich. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es sich eher um einen Haufen Wahnsinnige handelt, die zur richtigen Zeit das Krankenhaus unter ihre Kontrolle gebracht haben. Beides ist möglich.

„Tja, ein weiterer Grund, alles zu geben, nicht wahr?“, sage ich und beuge mich über den Schreibtisch, um die Türklinke zu erreichen. Als mein Zeigefinger auf das blanke Metall trifft, höre ich Elvis zischend ausatmen.

Jetzt oder nie, denke ich und drücke die Klinke nach unten.

Eine Hand packt mich von hinten. Es ist Elvis, der mich zurückzieht, denn sofort drängen sich die Untoten durch den Türspalt. Mein Plan funktioniert, sie schaffen es nicht alle gleichzeitig und stehen sich im Weg, weil jeder der Erste am Buffet sein will. Ich greife mir den Brieföffner und einen Bleistift, während Elvis die blutige Schere und einen Kugelschreiber in Händen hält. Nervös klickt er mit dem Schreiber herum. Dann läute ich den Kampf ein.

Der erste Zombie macht es mir zum Glück leicht. Er stolpert nach vorn, prallt sofort gegen den Schreibtisch und packt mein neues Shirt. Er keucht mir seinen ätzenden Atem entgegen und ich stelle fest, dass die Gerüche extremer geworden sind. Ich würge, schlucke die bittere Galle runter und steche ihm mit dem Brieföffner ins Auge. Derweil kümmert Elvis sich um unsere Barriere und schiebt den Schreibtisch zurück in Richtung Tür.

Der Griff des Zombies lockert sich und mit beiden Händen stoße ich den Untoten in die Arme seines Freundes. Der ist wütend und nicht so ungelenk wie der vor ihm. Er erinnert mich ein wenig an Rosalie nach ihrer Verwandlung, und mein Herz rutscht beim Anblick seiner blutunterlaufenen Augen in die Hose.

Er will töten. Er will fressen. Aber ich bin nicht sein Ziel.

Der Kerl steuert direkt auf Elvis zu, der nicht auf den Angriff vorbereitet ist. Mit großen Augen und der Schere in der Hand huscht sein Blick abwechselnd zu mir und dem Zombie. Uns bleibt aber keine Zeit, Händchen zu halten, denn zwei weitere quetschen sich durch den engen Spalt und ich hoffe, dass Elvis alles im Griff hat, während ich versuche, die beiden anderen auszuschalten.

Ich klettere über den Schreibtisch, trete einen Zombie gegen die Wand und ramme dem anderen den Bleistift in den Hals. Schwarzes, dickes Blut quillt hervor, aber das stört den Untoten nicht. Natürlich, denn man muss das Gehirn zerstören, um alle Lichter auszupusten. Also hole ich mit dem rechten Arm aus, spüre einen Stich in der Brust – verdammtes Einschussloch, meldest dich zu einem ungünstigen Zeitpunkt – und durchbohre mit der Spitze des Stiftes die Schläfe des Untoten. Respekt, auch wenn ich sechs Wochen im Koma lag, habe ich offenbar nichts verlernt. Der Stinker sackt zusammen und macht Platz für seinen Kumpel.

Im Hintergrund höre ich Elvis keuchen, ein paar Flüche und das Zähneklappern seines Gegners.

„Benutz die Schere!“, brülle ich, ohne mich umzublicken. „Du bist doch Chirurg, verdammt!“

„Urologe!“, antwortet Elvis und dann höre ich seinen Schrei.

Obwohl meine Hände vom schwarzen Blut nass und glitschig sind, rutscht der Brieföffner nicht weg und ich bearbeite mit festen Stichen das Gesicht des Zombies. Ich nehme mir einige Sekunden und werfe einen Blick über den Flur. Erleichtert stelle ich fest, dass es keine weiteren Besucher gibt, und kehre der Szene rasch den Rücken, um Elvis zu helfen.

Der Arzt ist am Leben und so wie ich es von meinem Standpunkt aus beurteilen kann, hat keiner der Zombies ihn erwischt. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis der Untote ein Stück von ihm abbeißt. Elvis liegt am Boden und hat beide Hände um den Hals des Zombies gelegt. Seine Waffe ist nicht zu sehen, dafür steckt der Kugelschreiber zur Hälfte im Ohr des Angreifers. Bei dem Anblick ist mir fast zum Lachen zumute, doch das hebe ich mir für später auf.

„Hey, du blödes Arschloch!“, schreie ich den Zombie an. Sein wütender Blick ist auf mich gerichtet und es kommt mir vor, als schätze er ab, ob es sich lohnen würde, von der aktuellen Beute abzulassen.

Er denkt nach, stelle ich verwundert fest. Ob ich einen Schritt weiter gehen soll?

„Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dir einen Gegner deiner Größe auszusuchen?“

Elvis schwitzt unter dem Untoten und bekommt nur am Rande mit, was um ihn herum geschieht. Bei dem Wort Mutter zuckt der Zombie zusammen. Er lässt den Arzt los und steht langsam auf. Seine Brust hebt und senkt sich, während aus seinem Mund Blut läuft und er wie ein Hund seine Zähne bleckt. Kein prickelnder Anblick, aber ich habe seine Aufmerksamkeit. Das war mein Ziel.

„Deine Mutter hat dich wohl zu heiß gebadet, he?“ Mir fällt leider nichts Besseres ein. Jules hätte ein paar lustige Witze auf Lager, aber ich konnte nie welche erzählen.

Mein Herz wird schwer, wenn ich an Jules denke. Er ist der einzige Mensch, der mir nie zu viel wird, dem ich niemals lange böse sein kann und der mich zum Lachen bringt, auch wenn der Tod mir ins Gesicht hustet. Dann höre ich seine Stimme – sie flüstert mir direkt ins Ohr. Ich spüre sogar seinen Atem auf meiner Haut …

Grinsend wiederhole ich, was er mir zuflüstert: „Deine Mutter stinkt sogar auf Fotos!“

Ob der Zombie den Witz nun verstanden hat oder nicht - er ist wütend und kommt grunzend und sabbernd auf mich zu. Er sieht kräftig aus, also muss ich schneller sein. Rasch öffne ich einen der Schränke und greife blind hinein. Es ist zwar schade um den Alkohol, aber wenn wir tot sind, haben wir auch nichts davon. Mit einem stumpfen Laut trifft die Flasche auf den Schädel des Untoten und zersplittert. Die Flüssigkeit läuft in seine Augen und ohne auch nur zu blinzeln, leckt er sich über die Lippen und spuckt schwarzes Blut vor meine Füße.

„Du bist wirklich undankbar“, sage ich zu ihm und steche mit dem Brieföffner nach seinem Gesicht. Im letzten Moment weicht der Stinker aus. „Das war eine gute Flasche Jack Daniel’s!“

Der Untote ist nicht nur kräftig, sondern auch schnell. Kurzerhand rennt er mich um. Ich knalle mit dem Rücken auf den Boden und ein Schmerz zieht sich von meiner Brust bis in den kleinen Zeh. Er lässt mir keine Gelegenheit, Atem zu holen und fällt wie eine Bestie über mich her.

„Runter von mir!“, brülle ich und wälze mich von links nach rechts, rutsche über den Boden und bäume mich auf. Es nützt alles nichts, ich verbrauche nur kostbare Kraft, von der ohnehin nicht mehr viel übrig ist.

Der Stinker sitzt auf meinem Bauch und die Laute, die aus seinem ätzenden Mund kommen, klingen wie das Gackern von Hühnern. Das schaurige Lachen eines Untoten. Und dann wird es mir klar: Er lacht mich aus. Das Arschloch lacht mich aus!

Ich überlege nicht lange, stemme meinen Oberkörper hoch und breite die Arme aus, als wolle ich den Zombie umarmen. Kurz bevor er seine Zähne in mein Gesicht rammt, schlage ich mit beiden Händen fest auf seine Ohren. Elvis hat gute Vorarbeit geleistet. Der Kugelschreiber steckte halb in seinem Ohr und mit meinem Schlag begrüßt der Stift das Gehirn. Es reicht nicht aus, um den Arsch auszuschalten, aber seine Bewegungen erschlaffen und werden langsamer. Sabbernd und mit großen roten Augen begegnet er meinem Blick. Es sind nur wenige Sekunden und doch erkenne ich die Botschaft, die er mir mitteilt. Ich halte daran fest, dass es eine ist, denn diese Dinger waren einst Menschen, nicht wahr? Bei all den Kämpfen und Verlusten gerät dieser Punkt schnell in Vergessenheit.

In seinem Blick liegt Schuld. Trauer. Und sogar Bedauern.

Ich habe das Gefühl, etwas sagen zu müssen – etwas Bedeutendes. Aber wie zuvor fällt mir nichts ein.

Mit dem Brieföffner ziele ich auf seine Schläfe, die weichste Stelle am Kopf, und steche zu, einmal, zweimal, dreimal, bis ich unter dem untoten Körper begraben werde.

„Julie, alles okay?“

Elvis Starre dauert zum Glück nicht lange an. Er rollt den Zombie von mir herunter. Dankbar greife ich nach seiner Hand und lasse mich hochziehen. Seite an Seite betrachten wir sein Büro, das Schlachtfeld und die zerbrochene Flasche auf dem Boden.

Elvis’ weißer Arztkittel ist mit schwarzem Blut gesprenkelt. Er sieht aus wie aus einem Splatterfilm. Ich sehe auch nicht besser aus und könnte die Rolle der irren Patientin übernehmen. Von Anfang an hatte ich befürchtet, dass meine neuen Klamotten nicht lange sauber bleiben …

„Und jetzt?“, fragt Elvis.

„Jetzt“, sage ich, strecke meinen Arm aus und halte den Brieföffner an seinen Hals. Die Spitze des Metalls bohrt sich in seine Haut und sein Adamsapfel hüpft auf und ab. „Jetzt bringst du mich gefälligst zu meinem Bruder.“

Bloody Julie 2.0

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