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Kapitel VIII

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Evelyn

Nachdem ich im Treppenhaus noch einmal kurz Luft geholt und versucht hatte, die Situation von grade mit Blake abzuschütteln, ging ich nun nach oben zum Chefarzt. Ich hatte keine Zeit mehr über Blake und mich nachzudenken und ich wollte mir auch nicht mehr den Kopf über uns zerbrechen.

Es tat einfach noch zu sehr weh, da ich nicht wusste, ob ich auf seine Worte bauen konnte. Er wusste genau, was ich hören wollte, mit welchen Sätzen er bei mir Erfolge erzielen würde, also wer sagte mir, dass er die Wahrheit sagte? Ich wusste, dass ich versuchen musste nicht alles in Frage zu stellen, da es sonst keine Chance mehr zwischen uns gab, dennoch blieb ich misstrauisch und hielt Abstand.

Nach der letzten Ecke, kam ich schließlich beim Chefarzt an und atmete noch einmal tief durch. Kaum saß ich vor seinem Büro auf einem Stuhl, öffnete er auch schon die Tür und bat mich hinein. Drinnen saßen sowohl Dr. Sterling, als auch Dr. Baskin, die mich beide mit roten Köpfen anstarrten. Anscheinend hatten sie schon hitzig diskutiert.

>> Setzen Sie sich doch.<< befahl mir Dr. Hawn und zeigte auf den Stuhl neben Dr. Sterling, während er sich gegenüber von mir neben Dr. Baskin setzte.

>> Gut, Dr. Chamberlain. Können Sie mir sagen, wer Mrs Evans ist und was genau gestern passiert ist?<<

>> Vorletzte Nacht gab es eine Massenkarambolage, weswegen mir Mrs Evans zugeteilt wurde. Sie war in der 29. Woche schwanger und klagte über Schmerzen in der Brust, weswegen sie die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte. Durch einen Ultraschall stellte ich einen Thrombus in einem ihrer Herzgefäße fest, weswegen ich sie sofort operierte. Während der Operation fand ich dann noch einen weiteren Thrombus, den ich vorher nicht gesehen hatte. Während der Operation musste ihre Tochter geholt werden, da das Kind nicht mehr ausreichend versorgt wurde. Anschließend machte ich sie wieder zu und besprach mit den Gynäkologen die Dosierung für das Heparin. Während des Tages bat ich Dr. Baskin, sie auf weitere Thromben zu untersuchen, was er auch getan hat. Allerdings konnte er keine Thrombosen feststellen. Abends hatte Mrs Evans erneut einen Gefäßverschluss, weswegen Dr. Sterling und ich sie erneut operierten. Wir entfernten ihn, machten sie wieder zu und brachten sie wieder auf die Intensivstation.<<

>> Weiter?<< fragte Dr. Hawn, als er fertig war mit schreiben und ich schließlich fortfuhr.

>> Die Operation hatte länger gedauert und ich hatte acht Stunden später wieder Dienst, weswegen ich hier übernachtet habe. Ich sprach mit Dr. Sterling ab, dass ich angepiept werden sollte, wenn es Komplikationen bei Mrs Evans gäbe, da ich mit ihrem Fall vertraut war. Ich legte mich also schlafen und wurde gegen halb drei durch meinen Melder geweckt. Sie hatte erneut einen Gefäßverschluss, weswegen ich sie ein weiteres Mal operierte. Vorher wies ich Dr. Thompson noch an, den diensthabenden Gefäßchirurgen hinzuzurufen, damit dieser noch einmal einen Blick auf sie werfen könnte.<<

>> Warum haben Sie das getan?<<

>> Weil es das dritte Mal war, dass ich sie operieren musste und sie immer wieder Thromben in ihren Gefäßen hatte. Irgendwo mussten diese Thromben meiner Meinung nach herkommen. Ich kann sie natürlich jedes Mal wieder aufschneiden, den Thrombus aus dem Herzen entfernen und wieder zumachen, aber...<<

>> Dr. Chamberlain, ihr Ton!<< wies mich der Chefarzt zurecht, da ich zu locker redete, weswegen ich entschuldigend nickte und mich wieder zusammenriss.

>> Wenn es irgendwo eine Stelle gab, wo die Ursache für die Thromben lag und man diese beheben konnte, wäre es einfacher gewesen, deswegen wollte ich einen zweiten Blick eines Gefäßchirurgen. Zudem hätte auch eine Lungenembolie passieren können.<<

>> Gut. Sie haben sie also in den OP gebracht und dann?<

>> Ich machte sie wieder auf und suchte mit Dr. Thompson nach dem neuen Thrombus, bis ich ihn schließlich fand. Dabei kam Dr. Baskin in meinen OP.<<

Ich sah zu ihm herüber und konnte sehen, wie wenig er von mir hielt. Im ganzen Krankenhaus war bekannt, dass er Frauen verachtete, die sich emanzipierten und arbeiteten, doch heute Nacht war er bei mir zu weit gegangen.

>> Sie hatten also den Thrombus gefunden und Dr. Baskin kam herein. Erzählen Sie weiter.<<

>> Dr. Hawn... ich... ich kenne mich mit so etwas nicht aus. Also ich meine mit einer Situation wie dieser hier, weil ich noch nie mit jemandem aneinander geraten bin, deswegen weiß ich nicht, ob das hier zulässig wäre.<<

Ich legte das Diktiergerät auf den Tisch vor mir hin, woraufhin alle auf das Gerät sahen.

>> Was ist das Dr. Chamberlain?<< fragte mich der Oberarzt und nahm es in die Hand.

>> Das Diktiergerät von Dr. Thompson. Er hat es mir eben gegeben. Im OP hatte er es gestern an, da er anscheinend etwas lernt, wenn er sich noch mal einzelne Dialoge anhört. Gestern Nacht hat er auch den Dialog zwischen Dr. Baskin und mir aufgenommen. Sie müssten nur auf Play drücken.<<

Er drehte das Diktiergerät kurz und drückte schließlich auf Play, als die Stimmen von Dr. Baskin, Dr. Thompson und mir zu hören waren. Ich sah nur im Augenwinkel, wie Dr. Baskin nervös auf seinem Stuhl hin und herrückte, was mich jedoch innerlich freute.

>> Ich habe Dr. Baskin angepiept. Er sollte also gleich hier sein.<<

>> Danke Dr. Thompson.<<

>> Dürfte ich erfahren, was ich hier soll Dr. Chamberlain?<<

>> Gern Dr. Baskin. Sie haben die Patientin gestern nach Thromben untersucht und zu mir gesagt, dass da nichts ist, aber ich operiere sie inzwischen das dritte Mal, da sich immer wieder Thromben lösen und in ihr Herz wandern. Die müssen irgendwo herkommen. Könnten Sie also bitte noch einmal suchen?<<

>> Hauptsache den Fehler nicht bei sich suchen. Sie sind ja zu perfekt.<<

>> Wie bitte Dr. Baskin?<<

>> Schon mal an eine Arteriosklerose gedacht Dr. Chamberlain? Ich dachte, Sie sind die beste Assistenzärztin auf ihrem Gebiet, aber vielleicht habe ich mich da auch verhört, oder getäuscht.<<

>> Arteriosklerose, Dr. Baskin, ist eine Arterienverkalkung und es kommt zur Ablagerung von Blutfetten.<<

>> Ich weiß Dr. Chamberlain und man nennt sie Plaques. Wenn diese reißen, da manche instabil sind, kommt es zur Anlagerung von Blutplättchen, die einen Thrombus bilden können. Auch ich habe meine Grundausbildung absolviert Dr. Chamberlain! Also machen Sie gefälligst ihren Job!<<

>> Bei allem Respekt Dr. Baskin, den mache ich gerade. Meine Patientin hat keine Arteriosklerose. Sie ist durchtrainiert, raucht nicht, trinkt nicht, hat einen normalen Blutdruck, bewegt sich viel, da sie Marathonläuferin ist, nebenbei konnte ich in den drei Operationen, die ich bisher an ihr vornehmen musste, sämtliche Arterien begutachten und da waren weder Ablagerungen von Blutfetten, noch von Kalk. Ich möchte jetzt auch nicht mit Ihnen diskutieren, sondern bitte Sie lediglich sie noch einmal gründlich durchzuchecken, denn oben wartet ihre neugeborene Tochter, die sie noch nicht gesehen hat und ich versuche hier alles Menschen mögliche, damit dieses Kind nicht ohne seine Mutter aufwachsen muss.<<

>> Sie unterstellen mir Schlamperei Dr. Chamberlain und das lasse ich nicht auf mir sitzen! Ich habe sie bereits nach Thromben durchsucht und nichts gefunden, also ist da auch nichts. Im Gegensatz zu Ihnen verstehe ich meinen Job und habe ihn nicht wegen meines guten Aussehens bekommen, oder weil ich mich hochgeschlafen habe. Piepen Sie mich nicht mehr wegen ihr an.<<

>> Machen wir sie wieder zu Dr. Chamberlain?<<

>> Machen Sie sie zu Dr. Thompson, aber wir machen noch eine Dopplersonographie. Ich möchte sichergehen, dass wir wirklich nichts übersehen.<<

Da stoppte Dr. Hawn die Aufnahme und sah erst Dr. Sterling und dann Dr. Baskin an, wobei sein Kopf sich dunkelrot verfärbt hatte, was ich bei ihm noch nie gesehen hatte, da er sonst immer die Ruhe in Person war.

>> Erzählen Sie mir noch kurz, wie die Operation weiterging.<< bat er mich und zückte wieder seinen Stift.

>> Wie bereits erwähnt wurde, habe ich dann die Dopplersonographie gemacht. Allerdings ist es nicht mein Fachgebiet, weswegen ich länger für die Untersuchung brauchte. Dr. Thompson und ich fanden schließlich eine Thrombose in ihrer Bauchvene, die nicht sehr leicht zu erkennen war, da Mrs Evans ja grade erst entbunden hatte. Ich schnitt sie also auf und entfernte die Thrombose. Anschließend machten wir sie wieder zu und brachten sie auf die Intensivstation.<<

>> Danke Dr. Chamberlain. Haben Sie noch Fragen?<< fragte er Dr. Baskin und Dr. Sterling und sah sie fragend an.

>> Wie lang hat die Operation insgesamt gedauert?<< fragte mich Dr. Sterling.

>> Fast fünf Stunden. Wie gesagt, es ist nicht mein Fachgebiet und nachts war kein anderer Gefäßchirurg greifbar. Ich weiß, dass es eine Zumutung bei ihrem Zustand war.<<

Sie nickte und sah wieder zu Dr. Hawn, der sich noch mal zu Dr. Baskin drehte.

>> Möchten Sie Dr. Chamberlain vielleicht noch etwas sagen, oder sich für gewisse Äußerungen entschuldigen?<< sagte er in einem scharfen Ton, der nicht offen ließ, dass dies keine Frage war, sondern eher eine Aufforderung.

>> Es tut mir Leid, dass ich Sie persönlich angegriffen habe.<< entschuldigte sich Dr. Baskin nach einigen Sekunden ziemlich mürrisch, wobei er mich dabei nicht ansah.

Ich nickte nur, als mich Dr. Hawn schließlich bat draußen Platz zu nehmen. Fünf Minuten später kam Dr. Sterling heraus und sah wütender denn je aus.

>> Kommen Sie mit Dr. Chamberlain.<<

>> Muss ich nicht mehr warten?<<

>> Ganz bestimmt nicht. Der hat sie doch nicht mehr alle.<< fluchte sie und ging mit mir zu den Aufzügen.

>> Und so etwas nennt sich noch Arzt, wenn man noch nicht mal gewillt ist, einen zweiten Blick zu riskieren. Wer denkt der eigentlich, wer er ist und dann auch noch meine Assistenzärztin im OP anzuschreien und aufs Übelste zu beleidigen.<<

Wir stiegen wieder aus und gingen zum Tresen, als sie auch schon weiterfluchte.

>> Und hinterher so zu tun, als hätten Sie sich falsch verhalten. Und Ihnen zu sagen, Sie dürften ihn nicht mehr anpiepen, das ist Dienstverweigerung und nicht tragbar in unserem Beruf. Überhaupt ist dieser Mann nicht tragbar!<<

Ich blickte zu Dr. Jones, der Dr. Sterling verwundert ansah und ihr versuchte zu folgen.

>> Also hat Dr. Chamberlain nichts falsch gemacht?<<

>> Ganz bestimmt nicht, gar nichts und das konnte ich mir auch nicht vorstellen. Nicht bei Ihnen, die mit jedem eigentlich gut auskommt. Kritik nehmen Sie immer gut an, also konnte es nur an ihm liegen und der Ruf eilt ihm ja auch voraus. Aber seien Sie froh, dass Dr. Thompson alles aufgenommen hatte und Sie es vorspielen konnten, das hat es um einiges einfacher gemacht.<<

>> Ich weiß.<<

>> So und jetzt arbeiten wir hier wieder, denn wir sind uns dafür ja nicht zu schade.<< motzte sie ein letztes Mal und ging zu ihren Patienten, während ich noch kurz stehen blieb.

>> Dann nehme ich alles zurück, was ich eben gesagt habe.<< sagte Dr. Jones zu mir und lächelte mich an, da er sich immer noch über Dr. Sterling amüsierte.

>> Schon ok. Es war ja richtig, nur mache ich das eigentlich auch, was Sie gesagt haben.<<

>> Dr. Chamberlain kommen Sie?<< rief mich Dr. Sterling, weshalb ich schnell hinterherrannte und mit ihr zwei Patienten operierte.

Gegen halb sechs kam ich endlich aus dem OP und ging noch mal zu Mrs Evans, die immer noch nicht aufgewacht war. Anschließend sah ich auch noch bei Mr Humphrey nach, dem es blendend ging. Sicherheitshalber hatte ich einen anderen Assistenzarzt mit ins Zimmer genommen, damit er mich nicht wieder anbaggerte, was auch gut funktionierte.

Als ich um sechs schließlich zum Aufzug ging, knurrte mein Magen wie verrückt, weshalb ich an meine letzte Mahlzeit dachte. Mir fiel nur noch das Obst mit Laura ein, das ich vor zwei Tagen abends mit ihr gegessen hatte, als auch schon der Aufzug kam und mich zu Blake brachte.

Vor seinem Zimmer hielt ich noch bei den Schwestern an und fragte, ob ein Abendessen übrig geblieben wäre, woraufhin sie mir ein Tablett aus dem Essenswagen gaben und ich zu Blake ging.

>> Ich hatte schon etwas zu Essen.<<

>> Das ist schön für dich, aber das hier ist auch für mich.<<

>> Du isst das freiwillig?<< fragte er mich erstaunt und setzte sich zu mir an den Tisch.

>> Ich würde grade alles essen. Meine letzte Mahlzeit war Obst mit Laura, als du eingeliefert wurdest.<<

>> Was, echt?<<

>> Ich hatte viel zu tun.<< entschuldigte ich es und biss genüsslich in das Brot mit Käse.

>> Wie war denn dein Gespräch mit dem Chefarzt?<< fragte er nach einigen Sekunden, nachdem ich einige Bissen zu mir genommen hatte.

>> Gut. Ein Kollege konnte mir zum Glück ein Diktiergerät geben, auf dem man alles hören konnte und das durfte ich dann abspielen. Der Chefarzt hat es sich angehört und hörte dann, dass ich mir nichts zu Schulden hatte kommen lassen, ganz im Gegensatz zu dem Arzt, der meinte ich hätte mich hochgeschlafen und würde mich mit meinem Fachgebiet nicht auskennen.<<

>> Das hat er wirklich behauptet?<< fragte Blake wütend nach, woraufhin seine Ader am Hals zu pochen begann.

>> Mhm.<<

>> Ich würde den anzeigen.<<

>> Ist schon in Ordnung. Er hat seine Abmahnung bekommen, also vergiss es einfach. Lass uns über was anderes reden.<<

>> Was denn?<<

>> Hm... Wirst du wirklich morgen früh entlassen?<< lenkte ich ihn ab, woraufhin er wieder ruhiger wurde und mich versöhnlicher ansah.

>> Mhm, wahrscheinlich. Ich renne hier eh schon rum und es war ja auch nur eine kleine Operation.<<

>> Was ist mit deinen Rippen?<<

>> Das geht schon. Ich muss hier einfach raus.<<

>> So schlecht ist das Essen hier auch wieder nicht.<<

Er grinste und spielte mit der Kappe einer Trinkflasche herum, bis er mich schließlich wieder ansah und ernst wurde.

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