Читать книгу Sea of Flames - Svea Dunnabey - Страница 4

Kapitel II

Оглавление

Evelyn

Vier Wochen waren inzwischen vergangen, seitdem ich die Beziehung zu Blake beendet hatte. Auch wenn ich es mir damals noch nicht eingestehen wollte, es hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen, weswegen die letzten Wochen alles andere als ein Zuckerschlecken gewesen waren.

Mit jedem Tag wurde es jedoch besser, sodass ich nun so langsam wieder die Alte war, jedenfalls äußerlich, wo ich mich zusammenriss und wieder die alte Eve war. Innerlich hingegen vermisste ich Blake insgeheim immer noch und wollte ihn wiedersehen, ihn riechen, fühlen und auch schmecken.

Laura hatte mich dutzende Male versucht dazu zu überreden, noch mal mit ihm zu sprechen, doch darauf ging ich nicht ein. Sicherlich standen die beiden immer noch in engem Kontakt, da sie ihre Nummern ausgetauscht hatten und er sie sicherlich auf ihre Seite gezogen hatte. Doch das war unsere gescheiterte Beziehung und da sollte Laura sich nicht einmischen.

Charly hingegen war vollkommen unparteiisch gewesen und hatte einfach nur ein offenes Ohr für mich gehabt. Er hatte mir vor drei Wochen gebeichtet, dass er Blake zufällig während der Mittagspause über den Weg gelaufen war und ihm daraufhin eine verpasst hatte. Auch wenn ich das nicht guthieß, schätzte ich seine Ehrlichkeit und konnte seinen Beschützerinstinkt nachvollziehen, da er schon immer so gewesen war und gesehen hatte, wie es mir wegen der Trennung ging. Er war wie ein großer Bruder für mich, den ich nie gehabt hatte.

Blake hatte nach einer Woche Funkstille immer wieder versucht mich anzurufen, mir Nachrichten geschrieben, Blumen geschickt und mich versucht vor dem Krankenhaus nach meiner Schicht abzupassen, doch jedes Mal hatte ich ihn ignoriert, oder war ihm aus dem Weg gegangen. Selbst wenn ich ihm zugehört hätte, hätte es meine Wunden, die er mir zugefügt hatte, nicht heilen können, weswegen ich mir weiteres Leid ersparen wollte. Mir war bewusst, dass ich vor meinen Problemen und Gefühlen davonlief, doch anders ertrug ich es nicht.

Wenn er vor dem Krankenhaus vor mir stand, war es am schlimmsten gewesen, da dann alle rationalen Gründe, die für diese Trennung gesprochen hatten, in den hinteren Teil meines Gehirns wanderten und meine primitive Seite die Überhand nahm. Ich wollte ihn, weshalb es mich so viel Kraft kostete, es nicht zuzugeben. Zudem sah ich, wie er selbst litt. Seine Augen zeigten, dass er wenig Schlaf bekam und vollkommen unter Stress stand, doch das hatte er sich selbst zuzuschreiben.

Wären es nur die Anschuldigungen gewesen, hätte ich vielleicht noch über meinen Schatten springen können, aber die Sache mit der anderen Frau war einfach zu viel des Guten gewesen. Ihn dabei zu erwischen, wie er die Zunge einer Fremden in den Hals geschoben hatte, ekelte mich selbst jetzt noch an.

An diesem Freitag Ende März hatte ich gerade meine Schicht begonnen und ging mit Dr. Sterling und anderen Assistenzärzten zur Visite, was mir endlich wieder Freude bereitete. Nachdem wir bereits die OP Wunden von einigen Patienten überprüft hatten, gingen wir nun zu den Patienten die heute operiert werden sollten.

Ich ließ mir gerade die Akte des Patienten in 4.13 geben, als Dr. Sterling auch schon anfing zu reden.

>> Guten Morgen Mr Humphrey.<<

Sofort schreckte ich panisch hoch und sah in die Augen von Blakes Vater. Anders als beim letzten Besuch waren dieses Mal jedoch weder seine Frau, noch seine Söhne an seinem Bett, was mich sofort beruhigte, bevor es mich stutzig machte.

>> Guten Morgen Dr. Sterling. Oh und guten Morgen Dr. Chamber... lain, richtig?<<

>> Richtig, guten Morgen Mr Humphrey.<< begrüßte ich ihn ein wenig irritiert, was ich so gut es ging zu überspielen versuchte. Ich wusste, dass er irgendwann noch einmal operiert werden sollte, nur hatte ich nicht heute damit gerechnet.

>> Mr Humphrey wurde wieder zu uns geschickt, da er noch zwei weitere Bypässe benötigt.<< klärte uns Dr. Sterling auf und sah dabei mich an.

>> Dr. Chamberlain, Sie operieren Mr Humphrey, da Sie mit seinem Fall vertraut sind und Dr. Thompson wird Ihnen assistieren.<<

>> Natürlich.<< sagte ich professionell und sah erneut in die Akte, während die anderen Assistenzärzte wieder den Raum verließen und zum nächsten Patienten gingen.

>> Also haben Sie noch Fragen zur Operation Mr Humphrey?<<

>> Zur Operation nicht, nein. Da vertraue ich Ihnen.<<

>> Gut, dann sehe ich nach, wann Sie dran sind. Die Schwestern werden Sie dann abholen.<< sagte ich und drehte mich bereits um, um so schnell wie möglich wieder den Raum zu verlassen und dieser unangenehmen Situation zu entfliehen.

>> Dr. Chamberlain?<< fragte Mr Humphrey, als ich schon fast an der Tür gewesen war und ich mich innerlich verkrampfte. Ich wollte einfach nur so schnell es ging hier heraus.

>> Ja, Mr. Humphrey?<<

>> Ich habe gehört, dass Sie sich von meinem Sohn getrennt haben.<< sagte er in den Raum und sah mich dabei abschätzend an, während ich nicht genau wusste, was das sollte und mich augenblicklich unwohl fühlte.

>> Mr Humphrey bei allem Respekt, aber das ist privat.<<

>> Natürlich. Entschuldigen Sie. Ich dachte nur, dass Sie und ich vielleicht mal zusammen Essen gehen, wenn ich die Operation überstanden habe.<<

Ich stutzte bei dieser Frage und sah ihn einige Sekunden nachdenklich an, bis ich mich wieder zusammenriss und mich räusperte.

>> Mr Humphrey, ich möchte weder jetzt, noch in ein paar Tagen, oder Wochen mit Ihnen über ihren Sohn sprechen.<<

>> Was? Nein, das meinte ich auch nicht. Es war eher als eine Art.... na ja, als ein Date gedacht. Mit mir...<<

Wieder sah ich ihn einige Sekunden perplex an, bis ich meinen Schock überwunden hatte und meine Worte wiederfand.

>> Sie sind nicht nur der Vater meines Ex-Freundes, sondern auch noch mein Patient Mr Humphrey, also lautet meine Antwort nein. Außerdem konzentriere ich mich im Moment lieber auf meinen Beruf.<<

Er hatte mich vollkommen überrumpelt mit seiner Anmache und so langsam wusste ich, weshalb seine Frau nicht hier war. Was war bloß passiert? Sie hatten beim letzten Mal doch so verliebt gewirkt.

>> Was ist mit ihrer Frau?<< hakte ich deswegen nach, da es mich brennend interessierte, obwohl es mich eigentlich nicht zu interessieren hatte und es mir nicht zustand solche Fragen zu stellen.

>> Die hat die Scheidung eingereicht, nachdem sie mich zwei Wochen nach der Operation bei einer früheren Freundin wiedergefunden hatte.<<

>> War das etwa der Tag, an dem Sie aus der Reha-Klinik verschwunden sind?<<

>> Ja richtig. Ich sagte Ihnen ja, dass ich vieles falsch gemacht hätte und ich dachte wirklich, dass ich diese Frau von damals lieben würde.<<

>> Und haben Sie?<<

Wer bitte sprach da bitte aus mir? Normalerweise trennte ich Berufliches und Privates strickt und nun quetschte ich meinen Patienten über sein Privatleben aus, obwohl ich noch nicht einmal mehr mit seinem Sohn zusammen war?

>> Nein. Die Zeit damals mit ihr war ganz nett gewesen, als ich auf Geschäftsreise gewesen war und sie hatte sich gut um mich gekümmert, da war ich wohl zu geblendet von ihr gewesen.<<

>> Wird denn heute noch jemand für Sie kommen, den ich nach der Operation über ihren Zustand informieren kann?<<

>> Ich glaube nicht. Vielleicht Elliott, aber Sie müssen keine Angst haben, dass Blake kommen könnte, der redet kein Wort mehr mit mir.<<

>> Wieso nicht?<<

Eigentlich sollte ich solche persönlichen Fragen gar nicht stellen, aber ich konnte einfach nicht anders, da er mich immer noch so stark interessierte und ich das alles hier irgendwie komisch fand.

>> Na ja, sagen wir mal... wir haben einige Differenzen gehabt.<< umging er eine richtige Antwort, weswegen ich auch nicht mehr näher nachhakte und endlich zur Vernunft kam. Es ging mich einfach nichts an.

>> Ist gut. Dann ruhen Sie sich jetzt noch aus. Wie gesagt, die Schwestern kommen gleich und bringen Sie dann in den OP.<<

Ich ging schnell auf den Gang, da ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen, wenn ich noch eine Sekunde länger bei ihm geblieben wäre.

Blake hatte also davon erfahren, dass sein Vater eine Affäre gehabt hatte. Somit konnte ich immerhin die Unterstellung verstehen, weshalb er bei Charly und mir zu viel hineininterpretiert hatte, da er die Ehe seiner Eltern als perfekt angesehen hatte. Allerdings erklärte es nicht, wieso er mir unterstellt hatte, dass ich nur sein Geld wollte. Und die Tatsache, dass ich seiner Meinung nach eine Niete im Bett war auch nicht.

Ich setzte mich kurz zu den Schwestern, atmete tief durch und las mir die Akte und die Untersuchungsergebnisse genau durch, damit ich auf die OP gut vorbereitet war. Als ich kurz aufblickte, sah ich wie Elliott und Blake aus dem Aufzug traten und zum Zimmer ihres Vaters gingen, weswegen ich mich schnell hinter meiner Akte versteckte.

Sein Anblick brachte mich wieder einmal vollkommen aus dem Konzept. So sehr ich ihn auch für das, was er mir angetan hatte, hasste, liebte ich ihn immer noch tief in mir drin, was ich einfach nicht leugnen konnte. Die ganze Zeit über wollte ich nicht wahr haben, dass er wirklich so ein Arschloch war, wie er es an jenem Abend gezeigt hatte. Und nun war er hier und haute mich mit seinem Erscheinungsbild mal wieder vollkommen um.

Seine männliche Statur gemixt mit seinem kriegerischen Aussehen durch den Vollbart und die dunklen langen Haare, gesteckt in einen Anzug machten mich schwach, weswegen es gut war, dass ich saß, da meine Knie bereits weich wie Pudding waren und ich nur noch an wilden hemmungslosen Sex mit ihm dachte.

Ich atmete tief durch, verdrängte die Bilder aus meinem Kopf und las wieder in der Akte, um mich abzulenken, während sie in das Zimmer von ihrem Vater gingen und ich kurz darauf lautes Gebrüll hörte. Sofort stand ich auf und öffnete die Tür, wo Elliott die beiden bereits zur Ruhe brachte.

>> Du hättest ja nicht herkommen brauchen.<< sagte Mr Humphrey zornig, als Blake sich noch mehr aufbaute und das Bettende so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

>> Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich jetzt in den Wartebereich setze und hoffe, dass du während der Operation verreckst, denn das wäre die gerechte Strafe für deine etlichen Affären. Ich will hier sein, wenn sie deinen Leichensack in den Keller schieben, du verlogener, hinterhältiger Wichser.<<

>> Blake!<< schrie ich ihn an, als dieser mich wutentbrannt ansah und sofort liebevollere Züge annahm, da er mich erst jetzt richtig bemerkt hatte. Wir bekamen die Blicke nicht mehr voneinander los, als ob unser Überleben davon abhinge, was Mr Humphrey anscheinend nicht passte, da er Blake wieder provozierte.

>> Mach dir nicht zu viele Hoffnungen Blake. Deine Süße wird mich operieren und du weißt, dass sie mir schon einmal das Leben gerettet hat und um ein Date habe ich sie auch schon gefragt.<<

>> Und ich habe Nein gesagt Mr Humphrey.<< stellte ich sofort klar, damit Blake sich endlich beruhigte, während wir uns immer noch tief in die Augen sahen und meine Knie fast nachgaben. Ich stand immer noch vollkommen unter seinem Bann und dennoch konnte ich nicht den Abend von vor ein paar Wochen vergessen.

>> Ihr solltet jetzt gehen.<< wies ich Blake und Elliott an, woraufhin Eliott seinen Bruder in den Flur schob und ich die Tür wieder schloss. Ich beruhigte noch schnell Mr Humphrey, damit sein Herz nicht zu sehr belastet würde, bevor ich schließlich zu den beiden nach draußen ging.

Ich sah, wie sie im Wartebereich Platz genommen hatten, weswegen ich mir einen Ruck gab und noch mal zu ihnen ging. Mit jedem weiteren Schritt zu Blake, kam es mir so vor, als würde mein Herz immer schwerer werden und auf meinen Magen drücken.

Es machte mich vollkommen fertig ihn heute hier zu sehen und auch noch mit ihm sprechen zu müssen, da es all die Wunden wieder aufriss. Doch es half nichts. Dies hier war das Krankenhaus und da musste ich mich zusammenreißen und professionell sein!

>> Wenn euer Vater hier gleich in den OP gefahren wird, dann seid ihr leise. Keine Beschimpfungen, keine Drohungen, keine Todeswünsche und auch keine tätlichen Angriffe. Sonst hole ich den Sicherheitsdienst und ihr kommt hier gar nicht mehr rein. Ist das klar?<<

>> Ich werde auf ihn achten.<< versprach mir Elliott und sah besorgt zu Blake.

>> Das hoffe ich.<<

>> Hat er dich wirklich um ein Date gebeten?<< fragte mich Blake und sah mich verzweifelt an. Sein Blick schnürte mir die Kehle zu, doch so einfach wollte ich es ihm nicht machen.

>> Ich sagte doch bereits, dass ich abgelehnt habe. Aber schön wieder bestätigt zu bekommen, wie wenig du mir vertraust. Als ob ich mit deinem Vater ausgehen würde, wenn ich dich haben könnte, wobei das auch nicht wirklich besser wäre, denn fremd gehen tut ihr ja beide.<<

Ich schüttelte angewidert den Kopf und ging zurück zu den Schwestern, die ich schon mal anwies, den Sicherheitsdienst herzuholen, wenn sie Mr Humphrey in den OP fahren würden. Da die Operation erst in einer Stunde war, nahm ich mir die Akte und einen Apfel und ging aufs Dach, wo ich meine Ruhe hatte und meine Wut auf Blakes Bemerkung verdauen konnte.

Als ich sie komplett gelesen und den Apfel aufgegessen hatte, schloss ich die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die auf mein Gesicht schienen. Im Geiste ging ich die Operation an Mr Humphrey einige Male durch, bis ich schließlich wieder die Augen öffnete und Blake vor mir stehen sah.

>> Seit wann stehst du da?<<

>> Nicht lang.<< flüsterte er fast schon und sah vorsichtig zu mir. Ich stand auf und nahm die Akte in meine Hand, als ich Blake wieder ansah.

>> Und was willst du?<<

>> Ich möchte dich nur ansehen. Das reicht mir schon.<<

>> Na, das hast du ja jetzt.<<

>> Evelyn... Bitte rede...<<

>> Nein!<< unterbrach ich ihn barsch, öffnete die Tür und ging wieder nach unten, wo ich direkt zum OP-Saal 1 ging und mich für die Operation vorbereitete. Ich hätte es einfach nicht ausgehalten wieder mit ihm zu reden, da es sicherlich um uns ging und das war einfach nicht fair. Er wusste, wie wichtig mir meine Arbeit war und dass ich mich dabei voll und ganz konzentrieren musste, was einfach nicht ging, wenn er hier war und mit mir reden wollte. Die Flucht war also das einzig Richtige was ich tun konnte.

Ich wartete bis Mr Humphrey in der Narkose lag, bis ich schließlich selbst in den OP ging und wir mit der Operation anfingen. Da ich besonders stark auf jede einzelne Bewegung achtete und mir jeden Schritt zwei Mal überlegte, da ich Angst hatte, mir könnte jemand am Ende unterstellen, ihn vorsätzlich getötet zu haben, dauerte die Operation fast sechs Stunden.

Zudem lag es daran, dass ich leider doch eine falsche Bewegung gemacht hatte und dadurch eine Blutung ausgelöst wurde, die ich erst einmal wieder stillen musste. Gegen fünf Uhr nachmittags brachte ich Mr Humphrey jedoch auf die Intensivstation und ging nach einem tiefen Atemzug anschließend zu Blake und Elliott.

>> Wie geht es ihm?<< fragte mich Elliott, während Blake mich einfach nur anstarrte, als ob er mein Bild in sein Gehirn einbrannte.

>> Er hat alles gut überstanden. Ich weiß, das sind wahrscheinlich nicht die Nachrichten, die ihr hören wolltet, aber so ist es.<<

>> Könnte es heute Nacht noch Komplikationen geben?<< fragte mich Blake, während er nun hinter mir nach seinem Vater suchte.

>> Es könnte sein, was wir jedoch nicht hoffen.<<

>> Können wir zu ihm?<<

Ich lächelte die beiden übertrieben freundlich an, bevor ich hinter ihnen den Sicherheitsdienst mit einer Handbewegung zu mir bat.

>> Diese beiden Herren möchten gerne ihren Vater sehen, den ich gerade operiert habe. Passen Sie bitte auf, dass sie ihn nur ansehen. Keiner darf ihn berühren und achten Sie die ganze Nacht auf Mr Humphrey.<<

>> In Ordnung Dr. Chamberlain.<<

>> Danke. Dann kommt mit.<<

Ich führte sie zur Kabine ihres Vaters, als ich den Sicherheitsmännern noch einmal zunickte und auch die Schwestern informierte. Als Dr. Sterling neben mir aus dem OP auftauchte, informierte ich sie über die Operation und weihte sie in die Situation mit den Sicherheitsbeamten ein, was sie absegnete, bevor sie nach Hause ging.

Ich vervollständigte noch Mr Humphreys Akte, was ziemlich lange dauerte, als Alex zu mir kam. Er war ein Pfleger auf der Intensivstation, der hier vor vier Wochen angefangen hatte und mit dem ich mich direkt gut verstanden hatte. Er war neu hierhin gezogen und hatte sofort gemerkt, dass es mir nicht gut ging, weswegen er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mich jede Stunde mindestens einmal zum Lächeln zu bringen.

Vor einer Woche hatte er mir den Grund für seinen Umzug nach Seattle vorgestellt. Aaron. Sie waren seit zwei Jahren ein Paar und wollten keine Fernbeziehung mehr führen, weswegen er hierhin gezogen war, als die Zusage für den Job gekommen war.

>> Da ist ja endlich mein Sonnenschein.<< begrüßte er mich und drückte mich kurz an seine Seite, bevor er die Akten auf den Tresen legte.

>> Der Sonnenschein wird heute von dicken, fetten Regenwolken belästigt.<<

>> Du weißt, dass ich das nicht zulassen kann.<<

Ich setzte noch meine letzte Unterschrift und legte die Akte weg, woraufhin meine gesamte Aufmerksamkeit ihm galt.

>> Komm her mein Schatz.<< lockte er mich und zog mich in eine lockere Tanzbewegung.

>> Ehrlich, ich bin...<< wollte ich mich grade entschuldigen, doch das ließ er nicht zu, weswegen ich mir einen Ruck gab. Nach ein paar Schritten lächelte ich, was ihn freute, als er mich auch schon zwischen Wand und sich gefangen nahm.

>> Und jetzt sag mir, dass du morgen nach der Arbeit endlich mal zu mir kommst meine Süße. Ich muss dich doch mal näher kennenlernen. Immerhin bin ich neu hier und ich könnte einige eigene Freunde gebrauchen. Ich koche uns was Schönes, wir öffnen eine Flasche von meinem Lieblingswein und genießen den Feierabend.<<

>> Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr!<< brüllte Blake auf einmal neben uns, weswegen ich mich sofort von Alex losriss und zu ihm ging, damit er ihm nichts antat. Doch da hatten die Sicherheitsleute ihn bereits gepackt und hielten ihn ordentlich fest.

>> Reiß dich endlich zusammen! Was ist nur aus dir geworden? Ich erkenne dich überhaupt nicht mehr wieder.<<

>> Du gehörst mir Evelyn.<< schrie Blake erneut und sah mich dabei schmerzerfüllt an, was mir das Herz zusammenziehen ließ, doch das durfte er nicht sehen. Er hatte es nicht verdient zu sehen, wie es in mir drinnen aussah, wie wichtig er mir war, wie sehr ich ihn vermisste, weswegen ich meine Schultern straffte und mit fester Stimme zu ihm sprach.

>> Ich gehöre niemandem und schon gar nicht Ihnen Mr Humphrey!<<

>> Wir bringen ihn dann raus Dr. Chamberlain.<<

Ich nickte nur und sah schmerzerfüllt hinterher, wie sie ihn in den Aufzug stießen und Elliott hinterherging.

>> Wer war das?<< fragte mich Alex erschrocken, der immer noch fassungslos dastand und ein wenig bleich aussah.

>> Das waren meine heutigen Regenwolken. Piept mich an, wenn was ist. Ich habe heute Dienst in der Notaufnahme.<< antwortete ich lediglich, drehte mich um und ging ohne es weiter auszuführen, denn das wollte und konnte ich jetzt nicht, auch wenn Alex es anscheinend gerne erfahren hätte.

Schnell lief ich ins Treppenhaus und rannte hinunter in die Kantine, wo ich noch kurz etwas aß, bevor der Horror losgehen würde. Immerhin war es Wochenende und die Notaufnahme, was keine gute Kombination war, doch so ging die Nacht sicherlich schnell rum und ich wurde von meinen Gedanken abgelenkt.

Gegen sieben setzte ich mich in Bewegung und verarztete kleine Schnittwunden und Haushaltsunfälle, als ich noch jemandem einen Gips anlegen musste.

>> Evelyn, beeil dich ein bisschen, wir bekommen gleich etliche Unfallopfer aus einer Massenkarambolage vom Highway.<<

>> Ist gut, bin fast fertig.<< rief ich Laura hinterher, die schon nach vorne eilte, um sich einen Verletzten zu sichern.

>> Und schon bin ich nicht mehr gut genug.<< sagte mein Patient scherzhaft zu mir, woraufhin ich lächeln musste.

>> Seien Sie froh, dass Sie nur ein gebrochenes Bein haben.<< munterte ich ihn auf und zog meine Handschuhe aus.

>> Bleiben Sie bitte so liegen. Der Gips muss noch hart werden.<<

>> Mache ich. Danke.<<

Ich sagte einer Schwester noch Bescheid, dass sie meinen Patienten in etwa 15 Minuten entlassen konnte, bevor ich schnell nach vorne lief, um mich nützlich zu machen.

Sea of Flames

Подняться наверх