Читать книгу Sea of Flames - Svea Dunnabey - Страница 6
Kapitel IV
ОглавлениеBlake
>> Na, alles gut gegangen?<< fragte mich Lewis, als ich grade in die Firma zurückkam, nachdem ich eine Kundin begleitet hatte, da ihr Personenschützer im Urlaub war. In den letzten Wochen und Monaten hatte ich mehrere Jobs selbstständig übernommen, da es mich ablenkte und es mir immerhin ein wenig Freude bereitete.
>> Mhm. Morgen begleite ich sie auch noch mal.<<
>> Ich kann auch jemanden anderes dazu beauftragen, dann hast du ein wenig Ruhe und kannst dich anderen Dingen widmen.<< schlug mir Lewis vor, während ich mir einen Kaffee eingoss und ihn müde ansah.
>> Und was?<<
>> Du könntest mal wieder deine Freizeit genießen, ok Sport treibst du genug, immerhin siehst du langsam aus wie ein Berg, aber was ist mit segeln, Familie, Urlaub?<<
>> Kein Interesse.<< schnaubte ich und ging in das Büro von Dan, der noch am Schreibtisch saß, während Lewis mir folgte und wir uns alle auf das Sofa setzten.
>> Du musst mal wieder mehr für dich tun und dein Leben genießen.<< redete mir Lewis noch einmal ins Gewissen, bevor er Dan mit einem Blick um Unterstützung bat.
>> Tue ich doch. Dass ich viel arbeite, heißt doch nicht, dass ich mein Leben nicht genieße. Ich treibe viel Sport, ja, aber nur, weil es mir Spaß macht, mich glücklich macht. Ich arbeite wieder mehr als Personenschützer, weil ich auch das liebe. Evelyn mochte es nur nicht, deswegen hatte ich es vorher kaum noch gemacht, aber jetzt...<<
>> Lass ihn doch, wenn er zufrieden ist mit seinem Leben.<< unterstütze mich Dan, weswegen Lewis den Kopf schüttelte.
>> Du bist auf seiner Seite? Ehrlich? Schau ihn an. Arbeitet wie ein Pferd, funktioniert lediglich und lacht kaum noch, während Evel...<< stoppte er plötzlich und fluchte, während ich augenblicklich hellhörig wurde und ihn entgeistert ansah.
>> Was ist mit ihr?<<
>> Nichts.<<
>> Lewis!<< fuhr ich ihn barsch an und zwang ihn zu einer Antwort, allerdings schaute dieser nur zu Dan.
>> Du bist so ein Idiot Lewis. Halt doch einfach deine Klappe, verdammt!<< sagte dieser und sah Lewis wütend an, bevor er aufstand und sich ebenfalls einen Kaffee einschüttete.
>> Könntet ihr mich bitte mal aufklären?<<
>> Dan hat Evelyn vor ein paar Tagen getroffen und nach Hause gebracht.<< klärte Lewis mich nach einigen Sekunden auf, was ihm anscheinend schwer gefallen war.
>> Was? Wieso? Warum erzählst du mir das nicht!<<
>> Weil ihr euch getrennt habt und es dich nur herunterziehen würde.<<
>> Und warum lasst ihr mich das nicht selbst entscheiden? Ich dachte, ihr seid meine Freunde!<<
>> Sind wir auch und genau deswegen habe ich es dir nicht erzählt. Du hättest dir nur Sorgen gemacht und das brauchst und sollst du nicht mehr, weil sie nicht mehr zu deinem Leben gehört.<<
>> Wieso Sorgen?<< fragte ich ihn direkt, da mir dieses Wort in Verbindung mit Evelyn überhaupt nicht gefiel. In meinem Kopf überschlugen sich bereits mehrere Möglichkeiten, während Dan mich immer noch ansah und anscheinend überlegte, wie er anfangen sollte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe er nach einem tiefen Atemzug endlich anfing zu sprechen.
>> Ich hab sie vor dem Leatons getroffen, als ich mit Hannah und ihren Brüdern dort war. Ich wollte grade reingehen, als eine Frau ein wenig schwankend gegen mich stieß, also fing ich sie kurz auf.<<
>> Hatte Evelyn getrunken?<< fragte ich sofort nach, wobei ich mir das nicht vorstellen konnte, da Evelyn sonst nie getrunken hatte. Warum also jetzt?
>> Ja, ordentlich. Sie hatte wohl mit anderen gefeiert, dass sie ihre Prüfung bestanden hatte und wollte grade zur Bushaltestelle gehen, aber da habe ich sie mir lieber geschnappt und sie nach Hause gebracht.<<
>> Danke.<< sagte ich zu ihm gewandt, woraufhin er nickte und ich mir Sorgen machte. Natürlich hatte es einen Anlass gegeben, weswegen sie getrunken hatte, aber trotzdem sah es ihr ganz und gar nicht ähnlich, wenn sie sonst nie auch nur einen einzigen Tropfen angerührt hatte.
>> Hat sie während der Fahrt irgendwas erzählt?<<
Dan nickte nur und schien das Gespräch noch einmal im Kopf durchzugehen und zu überlegen, was er mir davon erzählen sollte, doch ich wollte alles wissen und hören.
>> Willst du das wirklich wissen Blake?<<
>> Ja, wieso? Ist es so schlimm?<<
>> Egal was ich dir erzählen würde, es ändert nichts daran, dass die Trennung für sie endgültig war, also renn jetzt nicht zu ihr und versuch sie umzustimmen. Ich musste ihr versprechen, dir nichts davon zu erzählen.<<
>> Versprochen.<<
>> Ich verlass mich auf dich Blake!<<
>> Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, also erzähl schon.<< drängte ich ihn, da ich es unbedingt hören wollte. Seit drei Monaten hatte ich nichts mehr von ihr gehört, weswegen ich nun komplett unruhig war. Mein Herz schlug automatisch schneller und meine Gedanken kreisten nur noch um sie.
>> Also gut. Wie gesagt, sie hat ihre Ausbildung abgeschlossen und das ziemlich gut, aber den Vertrag in ihrem Krankenhaus hatte sie ja schon vorher unterschrieben. Sobald die erste Gehaltszahlung als richtige Ärztin an sie überwiesen wurde, wird sie endlich das Strippen aufgeben, weil sie dann den Rest ihrer Schulden bezahlen kann.<< erzählte er, als er sich nach vorn beugte und einen Schluck Kaffee trank.
>> Also strippt sie im Moment immer noch?<<
>> Ja, aber sie möchte nicht mehr, weil es sie nur noch anwidert und sie sich jeden Abend dazu überwinden muss, da wieder hinzugehen. Seit Charly nicht mehr auf sie aufpasst, ist es wohl ziemlich schlimm geworden, da die Besucher anscheinend so gut wie alles dürfen und sie sich wie ein Stück Fleisch fühlt, aber das hat ja bald ein Ende.<<
>> Zum Glück... was sonst?<< fragte ich ungeduldig, wobei es mir das Herz zusammenzog, dass es so schlimm für sie war zu strippen, da Charly nicht mehr auf sie aufpasste. Zumal ich den Gedanken kaum ertrug, dass die Kunden machen durften, was sie wollten und es mich in sekundenschnelle eifersüchtig machte.
Ich versuchte mir vorzustellen, was die Gäste jetzt alles machten und durften, wie es für Evelyn war und was sie ertragen musste, doch es war ihre Entscheidung gewesen, wieder strippen zu gehen. Dennoch hoffte ich, dass sie es so schnell wie möglich aufgeben und endlich ein normales Leben führen konnte.
>> Ansonsten wohnt sie jetzt woanders, weil ihre Geschwister ja zu ihrem Vater nach San Francisco gezogen sind und sie die große Wohnung nicht mehr brauchte und die zu teuer war. Aber die Gegend und das Haus, wo ich sie abgesetzt habe... man das war alles so heruntergekommen und schäbig, so dreckig und widerlich.<<
Ich nickte nur und fragte mich sofort, wo sie jetzt wohnte, wobei er mir das mit Sicherheit nicht sagen würde, als Dan meine Gedanken schon wieder unterbrach.
>> Sie hat auch nach dir gefragt, wie es dir geht. Natürlich habe ich gesagt, dass es dir gut ginge, wobei sie bei dem Thema sehr ruhig wurde. Sie hat wohl gesehen, mit wem du in letzter Zeit so ausgegangen bist, weil die Zeitungen voll damit waren und meinte dann nur, dass sie ja Recht gehabt hätte.<<
>> Inwiefern Recht?<<
>> Dass du über sie hinwegkommen würdest und dich schnell nach neuen Partnerinnen umsehen würdest, um glücklich zu werden, um die richtige Frau für dich zu finden.<<
>> Wenn sie wüsste...<< murmelte ich und lachte innerlich in mich hinein. Es stimmte, ich hatte in letzter Zeit einige Abende mit Frauen verbracht, allerdings waren das alles rein geschäftliche Termine gewesen, da ich diese Frauen beschützte.
>> Hat sie denn schon jemand Neuen kennengelernt?<<
>> Nein, jedenfalls meinte sie es nicht. Sie sagte nur, dass sie sich in letzter Zeit auf die Prüfung vorbereitet hätte und die restliche Zeit gearbeitet oder geschlafen hätte, weswegen sie überhaupt keine Zeit und auch nicht das Bedürfnis gehabt hätte. Ich fragte sie dann, ob sie sich keinen Mann an ihrer Seite wünschen würde, dass es doch schöner wäre, gemeinsam durchs Leben zu gehen, aber da wurde sie ziemlich ruhig. Sie... Sie hat zugegeben, dass sie dich vermisst, dich immer noch liebt, aber dass sie nicht gut genug für dich wäre, weil du eine bessere Frau an deiner Seite brauchst.<<
>> Das ist so ein Quatsch!<< fuhr ich ihm dazwischen und konnte einfach nicht fassen, wieso sie es uns so schwer machte. Sie liebte mich und ich sie, warum konnten wir dann nicht einfach zusammen sein und unser Glück genießen?
>> Das habe ich ihr auch gesagt, aber so weit ist sie immer noch nicht. Es ist ihre Meinung und da lässt sie sich nicht reinreden. Als ich fragte, ob sie glücklich sei, Gott, dass war hart...<< seufzte er und lehnte sich weiter zurück.
>> Was hat sie gesagt?<<
>> Sie meinte, dass es nicht immer nur ums Glück gehen würde, dass viele Leute immer das Glück als Ziel des Lebens ansehen würden, sie aber schon früh gelernt hätte, dass das Ziel im Leben wäre zu überleben und das tut sie. Glück wäre Luxus und Luxus kenne sie nicht.<<
>> Das ist so heftig.<< stimmte ihm Lewis bei, der die ganze Zeit über ruhig neben uns gesessen hatte, während ich starr war und nicht wusste, was ich machen sollte. Es war einfach zu heftig, zu traurig, weswegen ich am liebsten zu Evelyn fahren und sie glücklich machen wollte. Verdammt, sie hatte es verdient und auch ich hatte es endlich wieder verdient glücklich zu sein. Die letzten Monate hatte ich mich zwar von der Trennung erholt und hatte es wieder geschafft zu funktionieren und auch gewisse Dinge in meiner Freizeit zu genießen, doch glücklich? Nein, das war ich nicht mehr, seit Evelyn und ich uns getrennt hatten.
>> Ich meine klar, sie war betrunken, aber...<<
>> Da sagt man die Wahrheit.<< fiel ihm Lewis ins Wort, als mich beide nachdenklich ansahen und auf eine Regung von mir warteten, die ich immer noch nicht geben konnte.
>> Denk dran, Blake! Du hast mir versprochen sie in Ruhe zu lassen, nicht zu ihr zu fahren, denn eigentlich weißt du nichts davon!<<
Ich nickte nur und kippte einen Schluck Kaffee herunter, während ich daran dachte, dass man Evelyn zu ihrem Glück zwingen müsste. Wie konnte sie so eine Haltung haben? Am liebsten wäre ich jetzt wirklich zu ihr gefahren und hätte sie so lange geschüttelt, bis sie zur Vernunft kommen würde, da das nicht ihr ernst sein konnte. Das Ziel des Lebens war es doch nicht zu überleben, dass war es früher vielleicht mal gewesen, als Primat, aber doch jetzt nicht mehr.
>> Sag was. Du machst uns Angst.<< forderte Lewis, weswegen ich tief durchatmete und ein falsches Lächeln auflegte.
>> Was soll ich denn sagen? Wie dumm sie ist? Wie sie so dumm sein kann und wirklich glauben kann, dass der Sinn des Lebens im Überleben liegt? Dass sie so dumm ist und nicht wahrhaben möchte, dass wir perfekt für einander sind? Das sie so dumm ist und nicht sieht, dass sie glücklich sein könnte, wenn sie uns noch eine Chance geben würde? Dass sie so dumm ist und lieber unglücklich ist, als die Augen zu öffnen und das Glück mit den Händen zu greifen?<< fuhr ich die beiden an und stand auf, um nach Hause zu fahren. Ich musste unbedingt allein sein und wieder einen klaren Kopf bekommen.
>> Blake, du hast...<<
>> Ich weiß Dan! Ich werde nicht zu ihr gehen, werde sie nicht anrufen und nichts sagen!<< sagte ich verärgert und ging aus dem Büro hinaus zu den Aufzügen, die zum Glück schon auf unserer Etage waren und fuhr damit schnellstens nach unten. Eilig stieg ich in meinen Wagen und fuhr in Rekordgeschwindigkeit nach Hause, wo ich direkt in mein Büro ging und mich in den Sessel fallen ließ.
Sofort wanderte mein Blick zu den vielen Bildern von Evelyn, die inzwischen an der Wand hingen, da ich sie nicht aus meinem Leben verbannen konnte. Es waren wunderschöne Bilder von ihr. In Las Vegas, beim Segeln, beim Schlafen, in meinen Armen, eins wo wir uns küssten und mein Lieblingsbild, wo sie auf der Yacht stand, ihr der Wind um die Ohren und ihre Locken ins Gesicht wehte, während sie sich zur Kamera umdrehte und schüchtern lächelte.
Beim Anblick spürte ich, wie sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog und ich die Sehnsucht in mir nach ihr spürte. Die letzten Wochen hatte ich es geschafft sie so gut es ging zu verdrängen, doch nun war sie wieder präsenter denn je und mehr denn je, hatte ich den Wunsch zu ihr zu fahren, den ich krampfhaft zu unterdrücken versuchte.
Um mich abzulenken, ging ich ins Bad und gönnte mir eine kalte Dusche, damit ich wieder einen klaren Kopf bekäme. Anschließend zog ich mich an und machte mich für den heutigen Abend bereit, da ich wieder einmal ein Model zu einer privaten Geburtstagsfeier begleiten musste.
Ich hatte bereits zwei Mal auf sie Acht gegeben und sie zu einem öffentlichen Auftritt und einer Gala begleitet. Sie war nett und höflich, allerdings hielt sie sich nicht immer ganz an die Abmachungen, die wir getroffen hatten, damit ich sie so gut es ging beschützen konnte. Ab und an wurde sie ziemlich persönlich und baggerte mich an, was ich jedoch immer abgeblockt hatte, da ich kein Interesse an ihr hatte.
Ich schob meine Gedanken beiseite und seufzte, sah noch einmal in den Spiegel und überprüfte noch ein letztes Mal mein Aussehen. Nachdem ich noch meine Haare zusammengebunden und meine Uhr wieder angelegt hatte, verließ ich schließlich meine Wohnung und fuhr zu Violett, um sie abzuholen.
Wie immer war sie noch nicht fertig, weswegen ich bei ihr im Wohnzimmer wartete und bereits hoffte, dass der Abend schnell vorüber gehen würde. Allerdings kam ich bei meinen Gedanken direkt ein schlechtes Gewissen, da es nicht professionell war, als sie auch schon zu mir kam.
>> So, ich bin fertig. Sollen wir los?<<
>> Gern.<<
>> Gut. Vorher muss ich aber noch das Geburtstagsgeschenk in der Galerie abholen.<< bemerkte sie, als sie sich grade ihre Pumps anzog und mich neugierig musterte.
>> Kein Problem, dein Fahrer weiß sicher Bescheid.<<
>> Ja, natürlich. Alles in Ordnung bei dir? Du bist so angespannt.<< fragte sie mich nachdenklich und kam näher, während ich einen Schritt zurücktrat und noch einmal tief durchatmete.
>> Ja, alles bestens. Sollen wir los?<<
Sie nickte lediglich, nahm ihre Tasche und ihrem Mantel, als sie darauf wartete, dass ich die Tür öffnete und zuerst hinausging, um nach dem Rechten zu sehen.