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Kapitel VII

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Evelyn

>> Worauf hast du Lust? Pizza, Pasta, Steak, Indisch?<< fragte mich Blake während er grade seinen Gürtel schloss und ich immer noch fasziniert von seinen Muskeln war.

>> Auf dich.<<

>> Erst, wenn du etwas gegessen hast!<< knurrte er und ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte.

>> Dann Pizza im Bett.<<

>> Dann aber in meinem Bett, denn in deiner Wohnung wirst du keine weitere Nacht bleiben!<< legte er fest, weswegen ich gar nichts dagegen sagen brauchte. Er würde es eh nicht akzeptieren und ich konnte es zu gut nachvollziehen, da selbst ich dort nicht mehr hin wollte.

>> Ich müsste dann aber noch meine Sachen holen.<< antwortete ich vorsichtig, woraufhin Blake mich scharf ansah und nach einem kurzen Zögern nickte.

>> Wir holen deine Kleidung, kündigen die Wohnung und dann ziehst du zu mir.<<

>> Zu dir?<<

>> Zu schnell?<<

>> Ein wenig.<< gab ich zu, als ich noch einmal tief durchatmete und meine Panik unterdrückte.

>> Lass und erst mal etwas essen und reden.<< schlug Blake vor, als ich meine Jeansjacke aufhob und dabei den kaputten String entdeckte.

>> Du schuldest mir noch einen neuen String.<<

>> Ich gehe liebend gern in einen Dessousladen mit dir.<< sagte er schmunzelnd, kam zu mir und nahm mich in seine Arme. Wir küssten uns zärtlich, wovon ich einfach nicht genug bekam, bis ich den String wegwarf und auf Blake wartete, der sich noch sein Jackett anzog und zu mir kam.

Er ergriff meine Hand, öffnete die Tür und ging mit mir zum Aufzug, wo er auf den Knopf drückte und mich eng an seine Seite zog. Kaum öffneten sich die Türen, drückte Blake auf den richtigen Knopf, stieg mit mir ein und drückte mich gegen die Wand, um mich wieder in einen leidenschaftlichen Kuss zu reißen.

Ich genoss das Spiel seiner Zunge, sein Verlangen und seinen Herzschlag, der genauso schneller wurde wie meiner, was ich merkte, als ich meine Hand auf seine Brust legte. Schnell wanderte meine Hand weiter nach oben, um meine Hände um seinen Hals zu legen, als er mich hoch hob und auf den Handlauf setzte. Mechanisch schloss ich meine Beine um ihn, klammerte mich regelrecht an ihm fest und spürte bereits wieder mein inneres Verlangen nach ihm.

Doch bevor wir unsere Lust weiter ausleben konnten, öffneten sich die Fahrstuhltüren wieder, weswegen Blake mich sanft herunter ließ, meine Hand ergriff und mit mir zu seinem Wagen ging. Wie ein Gentleman öffnete er mir wieder die Tür, was ich noch von ihm kannte und stieg ein, bevor er sie schloss und er auf der Fahrerseite einstieg.

>> Was für eine Pizza möchtest du essen?<< fragte er mich, als er den Wagen startete und ausparkte.

>> Nichts Besonderes. Einfach nur eine Margherita.<<

Er nickte, betätigte seinen Bordcomputer und bestellte uns zwei Pizzen und ein Tiramisu als Nachtisch, während ich nach draußen sah und mich endlich wieder lebendig fühlte. Zum ersten Mal seit drei Monaten entwickelte sich mein Leben mal wieder in die positive Richtung, weswegen ich den Moment einfach nur genoss und all die Zweifel und Ängste hinten anstellte. Da Blake noch telefonierte und irgendwas mit seiner Assistentin besprach, legte ich meine Hand auf seinen Oberschenkel, streichelte ihn liebevoll und betrachtete weiterhin die vorbeiziehende Landschaft.

Ich hätte niemals gedacht, dass dieser Tag so enden würde, da ich eher damit gerechnet hatte, dass Blake mich abblitzen lassen würde, aber ich hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als es zu versuchen und ehrlich zu sein. Zum ersten Mal seit drei Monaten war ich gestern ruhig und ohne Ängste eingeschlafen, hatte mich vollkommen und ganz gefühlt und das war etwas, was ich nicht mehr missen wollte.

Lieber nahm ich das Risiko in Kauf, dass er meine Zuneigung und Liebe, die ich ihm gestand und nun offen zeigte, missbrauchte, als sie gar nicht erst auszuleben. Nur weil mein Vater dies getan hatte, bedeutete es nicht, dass Blake genauso war. Er war es immerhin gestern gewesen, der mich im Club aufgefangen und nach Hause gebracht hatte, wo er mich liebevoll umsorgt hatte.

>> Alles in Ordnung?<< fragte Blake plötzlich, da er das Telefonat mit dieser Jennifer anscheinend beendet hatte.

>> Mhm.<<

>> Ich muss dir was gestehen und ich sage dir das am besten gleich, damit du später nicht vollkommen ausflippst.<<

>> Was denn?<< fragte ich neugierig nach und spürte ein leichtes Ziehen in meinem Bauch, da ich Angst vor der Wahrheit hatte.

>> Als ich heute Morgen zur Arbeit fuhr, habe ich etwas in die Wege geleitet, was dich nicht freuen wird.<<

>> Jetzt sag es doch einfach.<< bat ich ihn, da er mich nicht mehr länger auf die Folter spannen sollte.

>> Bitte hör es dir bis zum Ende an, bevor du etwas sagst.<<

>> In Ordnung.<<

>> Gut. Ich habe meine Assistentin darum gebeten herauszufinden, wo du noch Schulden hast und habe sie gebeten die in meinem Namen zu begleichen, weil ich es nicht ertragen hätte, wenn du weiterhin in solch einer Baracke gewohnt und bei diesem schmierigen Wichser gearbeitet hättest, wobei er dich gestern eh gefeuert hat. Wenn du unbedingt darauf bestehst, dann kannst du es mir zurückzahlen, wenn du genug zusammen hast, aber das musst du nicht.<<

Ich dachte über seine Worte nach, daran, dass er das über meinen Kopf hinweg entschieden hatte, doch er hatte es nicht aus Boshaftigkeit getan, oder um mir eins auszuwischen, sondern um mir zu helfen und mir etwas Gutes zu tun, da ich somit nicht mehr zu Ed musste und eventuell in eine andere Wohnung ziehen konnte.

>> Danke Blake.<< sagte ich lediglich, woraufhin er mich entgeistert ansah, da er meine Antwort anscheinend nicht glauben konnte.

>> Und ich... ich habe 10.000 Dollar auf dein Konto überwiesen, damit du weniger Sorgen hast, allerdings hatte ich da auch nicht damit gerechnet, dass wir so schnell wieder zusammen finden würden.<<

>> Ich brauche nicht so viel Geld.<< verteidigte ich mich, wobei mir auch das egal war. Wenn es ihn beruhigte, sollte er es tun. Ich konnte es ihm ja bei Gelegenheit zurücküberweisen.

>> Ich weiß, aber es ließ mich ruhiger werden.<<

Ich nickte, als Blake in die Tiefgarage fuhr, das Auto abstellte und wir zum Aufzug gingen. Anders als eben hielt er sich zurück, da er noch eine Nachricht schrieb, bevor wir oben ausstiegen und zu seiner Wohnung gingen.

Drinnen sah alles noch so aus wie beim letzten Mal, weswegen ich mich direkt wieder wohl fühlte und zur Fensterfront ging, um mir die Stadt von oben anzusehen. Blake war inzwischen in die Küche gegangen, um alles für das Essen vorzubereiten, als es auch schon an der Tür klingelte und er aufmachte.

>> Kommst du?<< fragte er mich und stellte die Kartons auf dem Tresen ab, weswegen ich zu ihm ging und mich auf den Barhocker setzte.

>> Danke für die Pizza.<<

>> Hör bitte auf dich für alles zu bedanken mein Engel. Es ist ja auch in meinem Interesse, dass du etwas isst und um auf eben zurückzukommen... Die wird aufgegessen.<<

Ich nickte nur, nahm mir ein Stück und biss hinein, was einfach nur köstlich war. Das Essen schmeckte vollkommen anders, wenn man glücklich war, weswegen ich mir direkt das zweite nahm und herzhaft hineinbiss.

Blake sah mir streng dabei zu, wie ich aß, während er meine linke Hand nicht losließ und sie immer wieder streichelte. Anscheinend hatte er Angst, dass ich gehen könnte und alles nur ein Traum gewesen war, weswegen er so an mir festhielt.

>> Kann ich die letzten beiden Stücke nachher essen?<< fragte ich ihn nach einigen Minuten und hoffte, dass er ja sagen würde, da ich Papp satt war.

>> Meinetwegen.<< murmelte er, aß seinen letzten Bissen und ging mit mir zum Sofa, wo ich mich an seine Seite kuschelte.

>> Es ist alles so unwirklich und so schön.<<

>> Mhm.<<

>> Ich habe das gar nicht verdient nach dem Abend damals.<<

>> Wie meinst du das?<< fragte er mich und stand auf, um uns einen Wein einzuschütten.

>> Es gab vieles, was ich dir an dem Abend damals am liebsten gesagt hätte, aber das konnte ich nicht. Ich dachte einfach, dass du ohne mich besser dran wärst und ich sowieso vollkommen verkorkst wäre. Seitdem meine Eltern mich mit 13 im Stich gelassen haben, habe ich einfach nie wieder jemanden so nah an mich herangelassen, weil ich nie wieder so enttäuscht werden wollte wie damals. Aber dich habe ich an mich herangelassen und dann...<< erklärte ich ihm, während er mit den Gläsern zurückkam, mir eins gab und sich neben mich setzte, wobei er mich nun ansah und wieder meine Hand hielt.

>> Und dann stoße ich dich weg.<< sagte er und trank einen Schluck.

>> Es war dein gutes Recht, aber es hat mir ein Stück weit den Boden unter den Füßen weggerissen und dann haben mich auch noch Maya und Toby verlassen, direkt am nächsten Tag und dann war ich zum ersten Mal seit 27 Jahren vollkommen allein.<<

>> Warum hast du nichts gesagt, als ich im Krankenhaus bei dir war?<<

>> Weil ich dafür zu stolz war. Ich hätte niemals eine Schwäche zugeben. Es gab so viel, was ich dir damals sagen wollte, aber nicht konnte. Zumal mein Hals damals einfach noch zu sehr von den Würgemalen schmerzte.<<

Er verkrampfte sich bei den Worten, da er sicherlich an meinen Anblick, an meine Verletzungen und daran dachte, was Adam mit mir gemacht hatte.

>> Tu mir einen Gefallen Evelyn und erzähl mir endlich die ganze Geschichte. Erzähl mir das mit diesem Kerl.<< bat er mich, weswegen ich nickte, meine Knie anwinkelte und zumindest einen Arm darum schloss, um mich sicherer zu fühlen. Blake hatte Recht, er musste es langsam mal erfahren, zumal wir dieses Mal nur eine Chance als Paar hatten, wenn wir offen zueinander waren.

>> Ich habe Adam vor vier, fast fünf Jahren in einer Bar kennengelernt. Damals feierten wir Lauras Geburtstag und gingen von einer Bar in die nächste. In der letzten traf ich ihn und plauderte mit ihm, während die Mädels tanzten. Irgendwie tat er mir Leid, da er nicht besonders herausragend aussah und von allen ignoriert wurde. Ich dachte mir einfach, dass ich lieber mit ihm reden könne, als weiterhin zu tanzen und mich zu besaufen, da ich darauf keine Lust mehr hatte. Irgendwann ging ich auf Toilette und als ich wiederkam, hatte Adam mir ein neues Getränk bestellt. Ich wollte jedoch nichts mehr trinken, weshalb ich immer nur daran nippte und mich weiterhin mit ihm unterhielt. Als er dann schließlich auf Toilette ging, ließ ich das Getränk vom Barkeeper auskippen, damit er nicht gekränkt war und behauptete dann, dass ich es ausgetrunken hätte. Laura und ihre Freundinnen tanzten immer noch wie verrückt und hatten nicht vor nach Hause zu gehen, weshalb ich gegen vier Uhr allein aufbrach und mich von Adam verabschiedete. Er wollte mich nach Hause bringen, doch ich lehnte es ab, da er mich einfach nicht interessierte und ich ihm keine falschen Hoffnungen machen wollte. Auf dem Weg nach Hause, sah ich, dass Charly mich mehrmals versucht hatte anzurufen, weshalb ich ihn zurückrief. Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.<<

>> Inwiefern?<< fragte Blake interessiert nach und starrte mich wie gebannt an.

>> Ich telefonierte mit ihm und er fragte, wo ich gerade sei, da er selbst grade Feierabend im Strip-Club gemacht hatte und es hasste, wenn ich allein in der Nacht unterwegs war. Ich erzählte es ihm und in welche Richtung ich gehen wollte, damit er mich aufgabeln konnte, als mich plötzlich jemand von hinten angriff und zu Boden riss. Charly hörte meine Schreie am Telefon, was mir aus der Hand geschleudert worden war und beeilte sich daraufhin. Er erzählte mir anschließend, wie panisch er gewesen war und welche Angst er durchlebt hatte, da er genau mitanhören musste, wie Adam mich vergewaltigte.<< erzählte ich ihm, wobei meine Stimme am Ende immer leiser geworden war. Es nahm mich zwar nicht mehr so mit wie am Anfang, dennoch ließ es mich nicht vollkommen kalt.

>> Jedenfalls Adam... Er... hatte mir eigentlich K.O. Tropfen in den Drink getan, weswegen er sich wunderte, wieso die nicht bei mir wirkten. Deswegen wurde er wütend, schlug und trat mich, zog mich grob von der Straße weg in ein Gebüsch und versuchte mich zu bändigen, damit niemand etwas mitbekam. Ich wehrte mich nach Leibeskräften, was ihn nur noch wütender und aggressiver werden ließ, weswegen er mich schließlich würgte... Er hatte viel Kraft, weswegen ich irgendwann aufgab, da ich keine Chance hatte und so tat, als wäre ich Tod, da dies meiner Meinung nach meine einzige Chance gewesen war, um zu überleben... Allerdings musste ich somit auch die Vergewaltigung über mich ergehen lassen, ohne mich zu rühren, ohne mich zu bewegen, ohne mich gegen seine schmierigen Hände und seinen... seinen widerlichen Schwanz zu wehren, damit er nichts merkte... Lassen wir lieber die Einzelheiten... Irgendwann kam Charly dann, der meine Sachen auf der Straße entdeckt und nach mir gesucht hatte. Er riss ihn von mir herunter und half mir, während Adam in der Zwischenzeit davonlief.<<

>> Fuck...<< war alles, was Blake herausbrachte, während sich in seinem Kopf die Gedanken zu überschlagen schienen.

>> Richtig. Fuck trifft es ganz gut. Charly kennt viele üble Typen und ich hatte noch was gut bei ihm, weil ich ihm ja auch mal ordentlich aus der Klemme geholfen hatte, weswegen er Adam ausfindig machte und ihn ordentlich zusammenschlagen ließ. Er musste etliche Knochenbrüche gehabt haben, als sie ihn in L.A. an den Straßenrand warfen und ihm eintrichterten, dass er mich nicht in L.A. suchen solle, da ich nun ein neues Leben beginnen würde. Frag mich nicht, wie sie ihm genau weiß gemacht haben, dass ich in L.A. leben würde, aber er hatte es geschluckt, immerhin ließ er mich vier Jahre in Ruhe.<<

>> Bis er die Fotos von uns sah.<< schlussfolgerte er, während ich wieder an den Abend dachte, wo er mich erneut gefunden hatte.

>> Genau. An dem Abend, an dem ich ihn wiedersah, hatten Maya und Toby mir erzählt, dass sie am nächsten Tag ausziehen würden, vorher hattest du dich von mir getrennt. Ich war einfach vollkommen fertig und brauchte mal eine Minute für mich, um meinen Tränen freien Lauf zu lassen, weil ich nicht möchte, dass das irgendjemand sieht. Ich zeige halt nicht so gern meine Schwächen, also ging ich in den Park und da fand er mich schließlich. Ich rannte vor ihm weg, doch irgendwann fiel ich hin und da packte er mich dann. Ich wehrte mich, doch er war wieder stärker und irgendwann begann er mich wieder zu würgen, wobei ich wusste, dass er dieses Mal auf Nummer sicher gehen und nicht so früh damit aufhören würde. Ich hatte einfach keine Kraft mehr und plötzlich war alles so ruhig um mich herum, während die Bäume über mir sich drehten. Es war einfach alles so friedlich und da musste ich an dich denken.<<

>> An mich?<< hakte Blake nach, als ich nickte und tief ein und aus atmete, bis ich mir einen Ruck gab und es ihm erzählte.

>> Ich dachte an dich, an unsere Zukunft, die ich gerne mit dir gehabt hätte, an all die schönen Stunden, die wir zusammen gehabt hatten, an deinen Duft, der für mich Geborgenheit und Liebe bedeutete, an deine Stimme, deren Klang so schön tief und wohltuend für mich ist, an deine Umarmungen, die mir so viel Kraft und Sicherheit gegeben haben, an dein Lächeln, das so verdammt ansteckend ist und schließlich daran, dass ich all das nicht mehr erleben würde, dass nun alles vorbei wäre, was ich aber nicht wollte.<<

>> Warum hast du im Krankenhaus nichts gesagt? Evelyn wir hätten uns das alles sparen können.<< sagte er resigniert und versuchte mich an sich zu ziehen, doch noch hatten wir noch zu viel zu klären, weswegen ich ihn abwehrte.

>> Weil es nichts an deiner Entscheidung geändert hätte. Ich war trotzdem noch die gleiche Person gewesen. Die Trennung war nicht von mir ausgegangen, sondern von dir. Ich hätte an mir arbeiten können, aber dann wäre ich immer noch nicht gut genug für dich gewesen. Jedenfalls dachte ich das. Ich redete mir einfach ein, dass ich dich nicht verdient hätte und deinem Glück nicht im Weg stehen dürfte. Außerdem wollte ich nicht, dass du mich aus Mitleid zurücknimmst.<<

>> Das wäre doch kein Mitleid gewesen. Evelyn ich liebe dich.<<

>> Ich dich auch und deswegen waren die letzten drei Monate auch so schlimm, da bin ich durch die Hölle gegangen.<<

>> Wieso?<< hakte er schließlich nach und sah mir dabei tief in die Augen.

>> Ich konnte in den letzten drei Monaten viel nachdenken und hatte etwa eine Million Mal mein Telefon in der Hand, um dich anzurufen und dir zu sagen wie Leid mir alles tat, vor allem das mit dem Strippen... Ich... Ich wollte dir das damals sagen, aber dann hast du mich mit dem Abendessen überrascht, da konnte ich dir wohl schlecht erzählen, dass ich wieder strippen würde. Und ja, ich hatte kurz daran gedacht, dich um Geld zu bitten, aber das ist einfach nicht mein Stil. Ich möchte die Dinge selbst schaffen, sonst wäre ich nicht mehr ich selbst und dazu noch deine Unterstellung vor unserer ersten Trennung, dass ich dich nur des Geldes wegen wollte....<<

>> Das habe ich dann auch irgendwann verstanden, aber in dem Moment fühlte es sich so an, als hättest du es mir verheimlicht. Ich fühlte mich hintergangen, weil das etwas war, was man eigentlich zusammen entscheidet. Ich fühlte mich einfach nicht wie dein Freund, sondern eher wie ein Bekannter.<<

>> Das warst du nicht. Niemals, deswegen habe ich auch so sehr gelitten und wollte dich anrufen, aber dann sah ich dich immer mit diesen Frauen und dachte, dass ich richtig gelegen hätte. Das du mich nicht bräuchtest und ich nicht gut genug wäre. Aber dann warst du gestern im Club, hast mich da raus gebracht und dich so lieb um mich gekümmert, hast mich in den Arm genommen und bist kuschelnd mit mir eingeschlafen...<<

>> Es waren alles Frauen, die ich bewacht habe, nichts anderes. Keine Dates, keine Freundinnen, keine Flirts.<< stellte er es klar, was mir ein Stein vom Herzen fallen ließ.

>> Hattest du seit unserer Trennung...<< begann ich den Satz, brachte es aber nicht fertig ihn zu Ende zu bringen, da ich solche Angst vor der Antwort hatte.

>> Sex?<< fragte Blake nach, weswegen ich nickte und gespannt auf seine Antwort war.

>> Keinen Sex, keinen Kuss, nichts, weil ich immer nur dich im Kopf hatte. Allerdings habe ich mir ab und an einen runtergeholt und dabei an dich gedacht.<< gestand er mir, weswegen ich grinsen musste und er mich daraufhin wieder an seine Seite zog.

>> Im Restaurant, als Laura mich nach dem besten Moment in meinem Leben fragte...<< begann ich, als ich spürte wie Blake sich verkrampfte.

>> Was ist damit?<<

>> Naja es stimmt, dass das die Notoperation deines Vaters war, aber das war nicht die ganze Geschichte gewesen. Ich mag einfach nicht vor allen über solch private Dinge reden.<<

>> Was fehlte denn noch?<<

>> Naja, der beste Moment war halt, als ich nach dem Riss im Herzen deines Vaters gesucht und ihm das Leben gerettet hatte und weil ich dich wiedergesehen hatte und du mein richtiges Leben sehen konntest. Weil ich dir beweisen konnte, was in mir steckt und ich nicht einfach nur eine dumme Stripperin war. Ich wusste, dass du mich nur wiedersehen wollen würdest, wenn ich deinen Vater retten würde, weswegen das so wichtig für mich gewesen war. So wichtig, dass ich im Krankenhaus blieb, obwohl ich Feierabend hatte. Ich war bei dir und konnte deinen Vater retten. Und mein schlimmstes Erlebnis. Es tut mir Leid, aber es war wirklich, als ich meinen ersten Patienten verloren hatte. Als meine Mutter starb, war es schlimm, aber es war abzusehen und die Trennung mit dir war auch schrecklich, aber das war nichts im Gegensatz zu meinem Erlebnis.<<

>> Wieso?<<

>> Ich war damals in der Notaufnahme und im ersten Jahr. Es war eine schreckliche Nacht, weil wir so viele Notfälle hereinbekamen, da in einem Stadion eine Tribüne eingestürzt war. Überall schrien die Patienten. Es war alles voller Blut, viele hatten abgetrennte Gliedmaßen, oder so schlimme Quetschungen, dass nichts mehr zu retten war und dann war da dieser Junge. Er war vier und eigentlich auf den ersten Blick nicht schwer verletzt. Ich checkte ihn durch, redete dabei die ganze Zeit mit ihm, da er so eine große Angst hatte und verzweifelt seinen Vater suchte. Da wir ihn nicht finden konnten, klammerte er sich an mich. Um sicherzugehen, dass er wirklich nicht schlimm verletzt wäre, schickte ich ihn zu einer Untersuchung, da ich den Verdacht auf innere Verletzungen hatte. Er wollte, dass ich mitkäme, da er Angst hatte ohne mich, doch ich musste schnell andere Patienten versorgen, weswegen eine Schwester ihn begleitete. Nach zwei Stunden hatte ich endlich Zeit für ihn, suchte ihn und fand ihn bewusstlos auf. Als ich die Untersuchungsergebnisse sah, brachte ich ihn sofort in einen OP, versuchte alles, aber da war es schon zu spät. Er war gestorben und das vollkommen allein und in einer fremden und angsteinflößenden Umgebung. Ohne seinen Vater, ohne mich...<<

>> Mein Engel...<< seufzte Blake, umarmte mich fester und streichelte mir liebevoll über den Rücken.

>> Das hatte ich nicht gewusst. An dem Abend war ich einfach zu wütend gewesen, aber du hättest es mir da schon erklären können, dann hätten wir nicht so unter der Trennung gelitten.<< säuselte er und küsste mich zärtlich.

>> Ich brauchte die drei Monate, um so offen sein zu können.<<

>> Die wirst du aber nie wieder kriegen.<< legte er fest und lächelte mich an.

>> Meinst du denn, dass das wirklich zwischen uns funktionieren wird? Ich meine, mein Job ist mir immer noch vollkommen wichtig, wobei ich mir Mühe geben und dir mehr Zuneigung schenken werde.<<

>> Ich habe die letzten drei Monate immer wieder darüber nachgedacht, wieso ich so heftig reagiert habe und ob mir irgendwas an dir fehlte. Aber du bist für mich die perfekte Frau. Sehe ich dich, kriege ich meinen Blick nicht mehr von dir los. Bin ich nicht bei dir, werde ich wahnsinnig vor Sehnsucht. Ich bin lieber an vierter Stelle bei dir, bekomme in der Öffentlichkeit lieber keine Zuneigung, als gar nicht bei dir sein zu können. Das musste ich wohl lernen.<<

>> Du bist nicht an vierter Stelle, aber damals war es mir irgendwie wichtig zu beweisen, dass du mir nicht so viel bedeuten würdest, um nicht so verletzlich zu sein, aber das war Quatsch.<<

>> Hauptsache du hast einen Platz für mich in deinem Leben. Wirklich Evelyn, ohne dich kann ich nicht leben.<<

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