Читать книгу Germanias Vermächtnis - Swen Ennullat - Страница 12

VIII

Оглавление

Der Professor und seine Tochter brauchten dann doch noch fast zwei Stunden, um auf der Baustelle die wichtigsten Dinge zu regeln. Als Entscheidungsträger während ihrer Abwesenheit und als Hundesitter für Gertrud benannten sie einen schmalen, blassen Studenten, der bei jeder ihrer Erklärungen, was er denn in den nächsten Tagen zu tun hätte, immer weiter in sich zusammensank. Als auch noch das Wort „Wochen“ fiel, bekam es selbst Torben langsam mit der Angst zu tun, dass er gleich in Ohnmacht fallen würde. Aber mit ihrer sympathischen Art schaffte es Anna zum Schluss dann doch, das Selbstbewusstsein des armen Kerls soweit wieder aufzubauen, dass er sich der Aufgabe gewachsen fühlte und stolz und erhobenen Hauptes tapfer seinen neuen Untergebenen entgegentrat.

Annabell präsentierte ihnen danach sichtlich stolz einen bullig wirkenden schwarzen Pkw MINI mit roten Rallyestreifen. Dabei handelte es sich allerdings um das neue Modell von BMW, das rein gar nichts von dem Charme der älteren Version des englischen Kleinwagens besaß. Torben vermutete, dass Anna ihre Begeisterung für ungewöhnliche Autos von ihrem Vater geerbt hatte. Wenigstens würden sie alle in nunmehr zwei Autos genügend Platz haben.

Mosche kümmerte sich derweil um eine Übernachtungsmöglichkeit in Quedlinburg und Levitt hielt mit Tel Aviv oder sonst wem Rücksprache. Julia war offenbar froh, nicht mehr die einzige Frau in ihrer Gruppe zu sein und suchte den Kontakt zur fast zehn Jahre jüngeren Anna. Ihr gemeinsames Gekicher zeigte Torben wenig später, dass sich die beiden trotz des Altersunterschiedes wohl auf Anhieb sympathisch fanden.

Er dagegen passte den Professor ab, als dieser gerade beabsichtigte, noch eine letzte Runde über die Ausgrabungsstätte zu machen und schloss sich ihm kurzerhand an. Froh, endlich von den anderen etwas abgesetzt zu sein, sagte er zu ihm: „George, ich brauche Ihren Rat!“

„Nur zu, mein Junge! Also, wenn Sie mich fragen, müssen Sie dieses Mal den ersten Schritt wagen. Sie kam Ihnen schon bei der Beerdigung Ihrer Mutter entgegen, obwohl Sie ihr nicht bei Michaels Beisetzung beigestanden haben, hat sie Ihnen verziehen und …“

„Nein, nein“, unterbrach ihn Torben, „es geht nicht um Julia und mich.“

„Nicht? Ich dachte!“ Der Professor schien verblüfft.

„Es ist etwas völlig anderes.“ Torben zögerte. „Es geht um die Jagd nach dem Orden. Levitt sprach von zwei Spuren, denen wir folgen können. Ich denke, es sind sogar drei!“

„Drei? Wie kommen Sie darauf?“ Professor Meinert blieb stehen und blickte ihm direkt in die Augen.

„Nun ja, wir haben PRAETORIUS und Quedlinburg. Das stimmt schon. Aber ich kenne vielleicht noch einen weiteren Hinweis, dem wir folgen sollten.“ Er dämpfte seine Stimme. „Können Sie sich erinnern, als wir im Deutschritterschloß in Bad Mergentheim von den Handlangern des Ordens gefangengenommen wurden?“

Der Professor nickte.

„Damals bin ich ja aus Versehen in eine Versammlung der Priesterinnen geplatzt. Das geschah alles nur, weil ich in einem Flur eine Frau gesehen habe, die mich an eine bekannte Politikerin erinnerte. Aus Neugier folgte ich ihr, traf auf Nicole, wurde niedergeschlagen und den Rest kennen Sie.“

„Soll das heißen, Sie wissen mittlerweile, wer sie ist?“ Die Überraschung in seiner Stimme war echt.

„Nicht so laut George!“ Torben vergewisserte sich, dass niemand in ihrer Nähe war, bevor er weitersprach: „Ich glaube, ja! In Vietnam und Thailand habe ich alle Ereignisse wieder und wieder in Gedanken durchlebt, versucht, mir alle Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen. Irgendwann sah ich auch ihr Gesicht wieder vor mir und ich kam nicht mehr aus dem Grübeln heraus, woher ich es kennen könnte.“

„Und, ist es Ihnen mittlerweile eingefallen?“

„Ganz recht! Wahrscheinlich habe ich die Person bereits einige Male unbewusst wahrgenommen. Ich kann mich außerdem ziemlich genau an einen Fernsehbeitrag erinnern, der noch nicht einmal sehr lange zurückliegt. Es ging darin um die Festlegung gesetzlicher Frauenquoten in deutschen Führungsetagen. Unsere – nennen wir sie einfach einmal – mögliche Verdächtige kam darin mehrmals zu Wort. Ihren Namen hatte ich mir natürlich nicht gemerkt. Also bin ich in ein schäbiges Internetcafé eingekehrt und habe recherchiert. – Um die Geschichte abzukürzen, ich glaube, es könnte sich um eine Europaabgeordnete einer konservativen Partei handeln. Anfang Fünfzig, geschieden, kein Name, den man kennen müsste, Hinterbänklerin, wie man so schön sagt. Mäßiges Engagement für die politische Bühne, aber auch niemand, dessen Karriere man leichtfertig mit einer Behauptung, er gehöre einer uralten germanischen Kaste von größenwahnsinnigen Priesterinnen an, zerstören sollte, erst recht nicht, wenn man mit dem Mossad im Bunde ist.“

Der Professor stimmte ihm zu: „Das versteht sich von selbst! Wie sicher sind Sie sich?“

„Vielleicht zu achtzig Prozent! Mehr aber definitiv nicht, zu wenig, um jemanden an den Pranger zu stellen oder verhaften zu lassen.“ „Torben, da Sie mich fragen, mein Vorschlag wäre, wir schauen erst einmal, ob wir in Quedlinburg weiterkommen. Falls ja, brauchen wir Ihre Spur vorerst nicht weiter zu verfolgen. Falls nicht, können Sie sich immer noch Levitt offenbaren. Okay?“

Torben nickte: „So machen wir es!“

„Ach, noch etwas, mein junger Freund“, der Professor zögerte mit dem Weitergehen, „vielleicht sollten Sie mir trotzdem den Namen der Unbekannten sagen. Nur für alle Fälle!“

„Ingrid Schulte! Die Dame heißt Ingrid Schulte!“

Germanias Vermächtnis

Подняться наверх