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Gott mit allen Sinnen lieben
ОглавлениеUnd David tanzte mit ganzer Hingabe vor dem Herrn her.
2. SAMUEL 6,14A
In unserer Gegend ist die Nacht zum 1. Mai die Nacht der Verliebten und die Nacht des Werbens. Ist man in dieser Nacht zufällig unterwegs, trifft man Scharen von Jugendlichen, die in mehr oder weniger großen Grüppchen auf Fahrrädern von Dorf zu Dorf ziehen, bewaffnet mit Maibäumen und riesigen, mit Papierrosen verzierten Herzen, um selbige an Haus oder Dach der/des Angebeteten anzubringen. Strikt nach Männlein und Weiblein getrennt, fahren Freunde zusammen die Häuser sämtlicher begehrter Weiblichkeit im Umfeld von 20 Kilometern ab und Freundinnen die der Männlichkeit. Um sich warm zu halten und die Strapazen solch einer Tour zu überstehen, wird dabei nicht gerade wenig Alkohol getrunken. Ein Umstand, der dafür sorgt, dass so manch einer beim Eintreffen am ersehnten Ziel nicht mehr ganz sicher auf den Beinen ist. Das wäre aber durchaus von Vorteil, denn nun gilt es, Baum oder Herz am Haus und möglichst nah am Fenster der/des Liebsten anzubringen. Die meisten Mädchen machen es sich leicht und hängen ihr Herz einfach an die Tür. Den Jungs ist das natürlich viel zu einfach und einfallslos. Wie liebeskranke Kater streichen sie ums Haus und suchen nach dem besten Weg, das Haus zu erklimmen. Ihr männlicher Ehrgeiz treibt sie zu abenteuerlichen Klettertouren hinauf an Regenrinnen und auf Dächer, was bei besagtem Alkoholkonsum für Zuschauer zur Zitterpartie mutiert. Letztere gibt es aber kaum, da alle Normalsterblichen und Nicht-mehr-oder-noch-nicht-Verliebten längst schlafen und von dem regen Treiben über ihren Köpfen nichts mitbekommen. Registriert man als beunruhigtes Elternteil doch einmal etwas von den nächtlichen Aktivitäten, vernimmt man kratzende Geräusche und Tritte auf dem Dach, hört man Tuscheln, Raunen und höchst männliches Gekicher, sollte man sich dennoch ruhig verhalten. Ein plötzliches Aufreißen des Fensters, ein Einschalten des Flutlichtes könnte zu einem jähen Absturz von Maibaum und Jüngling führen. Das wäre gar nicht gut.
Bricht die Morgendämmerung an, sind Herzen und Maibäume an ihrem Platz und alle Flaschen geleert, sinkt die Jugend ermattet in den Tiefschlaf.
Ich jedoch finde am frühen Morgen unser Haus lieblich verziert wie ein Märchenschloss vor (was beileibe nicht an mir, sondern an meinen reizenden Heranwachsenden liegt) und freue mich an dieser außerplanmäßigen Dekoration sehr. Zeigt es mir doch, dass hier Menschen ihrer Liebe kreativ Ausdruck verliehen haben und dabei weder an Einsatz, Mühen noch Ideen gespart haben. Ihre Liebe hat sie beflügelt, etwas Originelles hervorzubringen und schöpferisch tätig zu werden. Und: Sie hatten jede Menge Spaß dabei!
In dieser Woche will ich all meine kreativen Energien nutzen, um Gott meine Liebe zu zeigen. Ich könnte ihm ein großartiges Bild malen, einen Brief schreiben oder ein Musikstück einüben, das ich ihm in meinem schönsten Abendkleid vortrage. Ich könnte ihm in meinem Garten eine besondere Ecke widmen und in dieses Beet eine ganz besondere Pflanze setzen. Ich könnte ihm eine riesige Torte backen oder ein hervorragendes Menü kochen, welches ich mit meinen besten Freunden verspeise. Einen Platz würde ich dann frei lassen, besonders schön decken und dekorieren – für meinen Ehrengast. Ich könnte einen Rekord laufen oder für ihn einen Berg erklimmen. Könnte einen neuen Tanz einüben, den Gottesdienstraum in ein Blumenmeer verwandeln, könnte Lachsalven abschießen oder ergriffene Tränen weinen. Oder … ich könnte einen Maibaum setzen!
Zum Thema Gott mit allen Sinnen lieben finde ich in der Bibel folgende Texte: Hohelied 8,6 - 7; Matthäus 22,34 - 40; Lukas 7,36 - 50; Lukas 10,38 - 42; 1. Korinther 13,1 - 8.13; 1. Johannes 5,3; 1. Johannes 4,16 - 19.