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Kapitel 2

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Romy schniefte in das Taschentuch, das Nele ihr gegeben hatte.

»Ich habe die Überraschung verdorben«, nuschelte sie.

»Gar nicht«, sagte Nele sanft. »Hauptsache, dir geht’s gleich besser.«

»Nele hat recht«, stimmte ihr Papa zu. »Jetzt atme erst mal tief durch und dann fahre ich euch gleich zur Schule und schon sieht die Welt wieder anders aus.«

Nele warf ihm einen Blick zu. Typisch Papa. Noch mal schnell daran erinnern, dass sie sonst zu spät kamen. Aber Romy liebte die »normale« Schule ja wirklich sehr und Ablenkung schadete nie. Ihr Papa lächelte noch, dann zog er sich zurück.

»Heute geht echt alles schief«, murmelte Romy.

»Mummelputztage gibt’s eben auch mal«, sagte Nele aufmunternd.

»Mummelputztage?«, wiederholte Romy.

Nele lächelte. »Als ich klein war, hat mein Papa, wenn er sich geärgert hat, ›So ein Mumpitz!‹ gesagt. Das heißt in etwa ›so was Blödes‹. Ich hab’s ihm irgendwann mal nachgeplappert, aber statt Mumpitz ›Mummelputz‹ gesagt. Darüber musste er sehr lachen und seine schlechte Laune war wie weggeblasen. Seitdem nennen wir die wirklich blöden Tage Mummelputztage. Heute ist wohl dein Mummelputztag.«

Die Erklärung entlockte auch Romy ein Lächeln. »Mummelputztage.«

»Wir hätten dich wohl besser mit … hm, einer Kürbiskutsche statt eines Fahrrads überrascht«, witzelte Nele.

Romy prustete los. »Wer baut denn eine Kutsche aus Kürbissen?«

»Die gute Fee von Cinderella. Zumindest in der Version von Disney, die ich kenne. Wir können uns den Film ja mal zusammen anschauen.«

»O ja!«, freute Romy sich. »Das muss ich unbedingt sehen.«

Ermutigt davon, dass sich Romys Stimmung gebessert hatte, wagte Nele sich vor. »Möchtest du mir erzählen, was gerade los gewesen ist?«, fragte sie behutsam.

»Euer Geschenk ist schon toll, aber ich …« Romys Wangen wurden leicht rosa, als sie stockte. »Hier fahren so viele mit dem Fahrrad zur Schule und das finde ich megakrawamkra. Bei uns gibt’s aber keine Fahrräder und deshalb … das ist mir so superpeinlich … aber ich weiß nicht, wie man damit fährt.«

Da drückte also die Krone! Jetzt verstand Nele Romy viel besser.

»Das muss dir nicht peinlich sein«, antwortete sie. »Ehe wir das Rad gekauft haben, hat Papa noch zu mir gesagt, dass er sich nicht sicher ist, ob du fahren kannst. Aber ich fand die Vorstellung so cool, dass wir zusammen rumradeln können, und … jeder hat doch etwas, das er noch nicht gelernt hat.«

»Ach ja?«, horchte Romy auf. »Was kannst du denn nicht?«

Neles Magen knurrte in diesem Moment sehr laut. »Ähm, ohne Frühstück denken? Aber dir Fahrradfahren beibringen kann ich! Das wird bestimmt spaßig.«

Als Neles Magen noch mal grummelte, musste Romy laut kichern.

»Ich kann das mit den Pfannkuchen ja noch mal probieren«, sagte sie.

Nele schmunzelte. »Das wäre doch ein Deal: Du machst mir irgendwann leckere Pfannkuchen und ich bringe dir Fahrradfahren bei. Königlicher Handschlag drauf?«

»Königlicher Handschlag!«, stimmte Romy mit ein.

Die beiden gaben sich die Hand.

Neles Papa kam mit zwei Brotdosen zurück. »Na, wie sieht’s aus? Frühstück to go und eine Fahrt zur Schule? Seid ihr bereit?«

»Nur, wenn du uns an der Ecke der Schule rauslässt«, meinte Nele.

Er zwinkerte. »Na, das überlege ich mir noch. Ich hab gestern extra darüber nachgedacht, wie ich euch heute so richtig schön blamieren kann.«

Nele stöhnte. »Schnell, Romy, lass uns zum Auto flüchten.«

Wenig später ließ Neles Papa sie an der Ecke der Schule raus. Er wartete noch, bis sie beide am Tor waren, Nele winkte verhalten und dann fuhr er weiter.

O Mann! Hoffentlich hörte dieser Beobachtungsmodus bald auf.

»Morgen, Romy!«, rief Eva aus der Parallelklasse.

»Hallo, Romy«, rief ein älteres Mädchen im Vorbeigehen. »Coole Frisur.«

»Wunderschönen guten Morgen!«, sagte Romy und strahlte. »Danke.«

»Roooomy!«, trällerte ihre Klassenkameradin Carolin und winkte.

»Komm zu uns«, schob Nina hinterher. »Wir brauchen deine Hilfe bei einer wichtigen Frage. Es geht um einen modischen Notfall.«

»Gerne!«, antwortete Romy fröhlich. »Bis gleich, Nele.«

Wie fast jeden Morgen trennten sich die beiden. Nele steuerte die Bank bei der Tischtennisplatte an. Die war so was wie der Stammplatz von Luis und ihr und ihr bester Freund saß auch bereits dort und war, typisch für ihn, in einen Comic vertieft.

»Hey«, begrüßte sie Luis und setzte sich neben ihn.

Er sah von seinem Comicheft auf. »Hey. Läuft die Romy-Show noch?«

Nele lehnte sich zurück und grinste. »Jup.« Anfangs war sie sich neben ihrer Tarncousine unsichtbar vorgekommen, aber inzwischen freute sie sich, dass Romy so gut klarkam. Sie hatte sich super eingewöhnt und blamierte Nele nicht mehr ständig.

Luis hielt Nele eine Tüte mit sauren Gummibärchen hin und sie nahm eine Handvoll. Dann griff er selbst noch einmal hinein.

»Und wie war es gestern noch mit Elias und den anderen?«, fragte sie.

»Super«, antwortete Luis. »Wir haben ewig so ein Comicquiz gespielt. Am Ende lag ich nur ganz knapp hinter Elias, weil er eine Antwort mehr als ich kannte.«

»Ich wüsste keine einzige«, meinte Nele erheitert. »Dann lieber Uno.«

Luis zog eine Grimasse. »Ne. Da ziehst du mich immer ab.«

Bis zum Klingeln blätterten die beiden noch zusammen in Luis’ Comic.

Romy hatte sich wieder von den anderen gelöst und quetschte sich zwischen die beiden, als sie sich in die Menschentraube zum Haupteingang einreihten.

»Schule ist das Schönste!«, sagte Romy glücklich. »Findet ihr nicht?«

»Ich würde ja sagen Comics«, meinte Luis.

»Nein«, sagte Nele. »Fußball.«

Romy rümpfte die Nase. »Hmpf! Ihr Banausen!«

Wegen der komischen Beleidigung begannen Nele und Luis zu lachen.

Romy schob schmollend die Unterlippe vor. »Ihr seid blöd.«

Nele bemerkte, wie Luis die Prinzessin amüsiert musterte. Es war gar nicht so lange her, da hatte sie ihm Romys wahre Identität anvertraut, denn mit Luis konnte sie fast jedes Geheimnis teilen. Er wusste schon eine Weile über die Magische Allianz des großen internationalen Katastrophenschutzprogramms, kurz M.A.G.I.K. genannt, Bescheid. Nur von Romys Magie ahnte Luis bislang nichts.

»Oh, schaut mal!«, stieß Romy aus.

Die drei blieben beim Schwarzen Brett stehen. Nele fiel das Plakat auch direkt ins Auge. Es war der Aushang fürs Casting des kommenden Schulstücks. Vor einigen Wochen hatte der Theater-AG-Lehrer Herr Becker einen Ankündigungsflyer ausgehängt und nun ging’s wohl richtig los.

Romy war damals schon wie magisch vom Flyer angezogen worden.

»Trag doch deinen Namen in die Liste fürs Casting ein«, sagte Nele.

»Genau, wenn dir so was Spaß machen würde«, stimmte Luis zu.

Romy zögerte – auch wie damals. Da hatte sie sich nämlich den Kopf darüber zerbrochen, ob sie überhaupt bis zur Aufführung noch hier sein würde.

»Meint ihr echt, ich kann da mitmachen?«

Nele hörte an ihrer Stimme, wie aufgeregt sie bei der Überlegung wurde. Sie trat neben Romy und nickte aufmunternd. »Du bleibst doch noch eine Weile, was ich total super finde. Vielleicht ist Theater ja genau dein Ding. Probier’s einfach.«

»Habt ihr denn auch Lust dazu?«, fragte Romy unsicher.

Nele und Luis tauschten einen Blick, als würden sie dasselbe denken.

Nämlich, dass sie keine zehn Pferde auf eine Bühne kriegten!

»Ich bin ja schon beim Fußball dabei«, sagte Nele.

»Und ich muss sieben Tage die Woche Comics lesen«, meinte Luis.

Bei seiner Antwort musste Nele belustigt mit den Augen rollen.

»Oh, schade«, sagte Romy enttäuscht und ließ die Schultern hängen.

»Ich feuere dich aber beim Casting an. Direkt aus der ersten Reihe!«, meinte Nele schwungvoll. »Um nichts auf der Welt würde ich mir das entgehen lassen.«

»Ich komme auch«, sagte Luis. »Du rockst das bestimmt.«

Bestärkt durch die Antworten der beiden, atmete Romy tief durch, nahm den Stift, der an einer Kordel neben dem Aushang hing, und schrieb »Romy Mayer, 7B« in eine der wenigen freien Spalten. »Da haben sich echt viele eingetragen.«

Nele staunte selbst nicht schlecht darüber. »Hm, es ist auch das erste Mal, dass nicht das ewig gleiche Weihnachtsstück ›Die Magie der sprechenden Tannenbäume‹ aufgeführt wird. Das hängt uns allen echt zu beiden Ohren – und Augen – raus.«

»Sprechende Tannenbäume?«, wiederholte Romy entgeistert.

Tja, so was gab’s anscheinend nicht mal im magischen Königreich Marabel.

Luis räusperte sich. »Das war Pflicht für alle aus den fünften Klassen. Vorletztes Jahr mussten Nele und ich mitmachen und Wolken spielen. Superätzend.«

Romy starrte die zwei an. »Wie spielt man denn eine Wolke?«

Nele plusterte die Wangen auf und machte ein Shh-Geräusch.

Luis schnitt eine seltsame Grimasse und fügte ein Wusch-Geräusch hinzu.

Romy hielt sich eine Hand vor den Mund und kicherte.

»Schon klar. Auf dem Internat, wo du warst, gab’s so was nie«, meinte Nele.

»Ja, leider. Wir hatten bloß Pompadorische Dichtung.«

»Was soll das denn sein?«, fragte Luis neugierig.

»Das wollt ihr gar nicht wissen«, erwiderte Romy.

»O doch!«, widersprach Luis. »Ich würde gerne so viel mehr wissen! Wie ist das so, in einem magischen Königreich zur Schule zu gehen? Was gibt’s da alles und –« Als er bemerkte, was er da gesagt hatte, schlug er sich eine Hand vor den Mund. »O nein. Das hat doch keiner gehört? So was darf ich gar nicht fragen, oder?«

»Wenn du ganz nett fragst, gebe ich dir gerne mal eine Audienz«, meinte Romy.

Sie sagte das auf so eine königlich ernste Art, dass Nele und Luis schon wieder lachen mussten.

Langweilig wurde es mit einer echten Prinzessin jedenfalls nie.

M.A.G.I.K. (2). Das Chaos trägt Krone

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