Читать книгу Begegnungen - T.F. Carter - Страница 7
Die falsche Seite
ОглавлениеIn diesem Augenblick nahm er eine Bewegung hinter einer Wegbiegung wahr. Ein Tier? Eine Windbö, die einen Ast bewegte? Er sah, wie der Feldwebel sein Gewehr nach oben riss, er registrierte, wie der Leutnant fast in die Knie ging, er bemerkte, dass nicht nur er, sondern auch andere Kameraden ihre Waffen fester umschlossen.
Menschen! Vor uns! Uniformen, und es sind nicht die unsrigen! Später würde er sich fragen, warum sie die anderen Soldaten nicht früher gesehen hatten, aber diese hatten ganz offenbar in einem Straßengraben gelagert, hatten die Herannahenden nicht bemerkt und waren nun zurück auf die Straße gekehrt. Die alten Bäume und der gewundene Weg machten die Umgebung unübersichtlich, und nun war, trotz des ganzen Sicherns, die Situation eingetreten, dass man direkte Feindberührung hatte.
„Deckung!“ Die Stimme des Leutnants vermischte sich mit einem gleichartigen Ruf seines Feldwebels, und ein Soldat des gegnerischen Trupps stieß eine Warnung in deren Sprache aus.
Es war wie ein Reflex. Er sprang in den nächsten Graben, stürzte die Böschung hinab, überschlug sich halb, griff dabei nach seinem Gewehr und zog es nach vorne, so dass er, als er endlich wieder die Kontrolle über seinen Körper zurückgewann, sofort nach allen Seiten sichern konnte. Er sah, wie seine Kameraden nebeneinander und übereinander fielen, fluchend und nach ihren Waffen tastend.
Und dann sah er die fremde Uniform mitten unter ihnen. Einer der feindlichen Soldaten war zur falschen Seite gesprungen, hatte sich mit zwei weiteren Soldaten beim Sturz über die Böschung verhakt, und gemeinsam waren sie, Freund und Feind, in einem riesigen Knäuel aus Armen und Beinen zu Boden gegangen. Irgendjemand bellte einen Befehl, aber das Schnaufen und Keuchen der stürzenden Männer war zu laut. Immerhin schien doch jemand verstanden zu haben, was zu tun war, denn zwei, drei Kameraden des jungen Soldaten spähten über den Wegesrand auf die andere Seite hinüber, dorthin, wo die gegnerischen Soldaten verschwunden waren.
Entsetzt fuhren alle nun auseinander, und er sah, wie, für den Bruchteil eines Momentes, die Hände aller kurz zuckten, als ob sie die Waffen, die sie vor ihrem Körper hielten, nun aufeinander anlegen wollten.
In diesem Augenblick legte der alte Feldwebel dem jungen feindlichen Soldaten von hinten eine Hand auf die Schulter, so dass dieser zusammenzuckte. „Hast dich wohl im Raum geirrt, mein Junge?“
Dem feindlichen Soldaten war anzusehen, dass er den Witz nicht verstand, und seine Augen weiteten sich vor Schreck.
„Er meint, du bist falsch abgebogen“, übersetzte ein anderer Soldat, während einige Kameraden bereits kicherten.
Immer noch starrte der feindliche Soldat auf die vielen Waffen vor ihm.
Der alte Feldwebel brach in lautes Gelächter aus: „Ich kann deine Sprache nicht, aber nimm nächstes Mal eine Landkarte mit!“
Die Spannung löste sich, und alle begannen nun zu kichern.
Jemand rief von der anderen Seite nach dem verlorengegangen Kameraden, doch dieser blieb weiterhin stumm, in Todesangst erstarrt.
„Wollen Sie nicht antworten?“ fragte der Leutnant, der sich inzwischen durch seinen Zug gekämpft hatte und an der Seite des gegnerischen Soldaten auftauchte, in dessen Landessprache.
„Ich…“
„Antworten Sie, dass es Ihnen gut geht.“
„Mir geht es gut!“ rief der feindliche Soldat.
„Lassen Sie ihn gehen“, scholl eine Stimme von der anderen Straßenseite herüber. „Und wir garantieren Ihnen freien Abzug.“
„Wir gewähren Ihnen freien Abzug“, erwiderte der Leutnant in der Sprache des Gegners laut und vernehmlich. „Wir benötigen keine Almosen.“
Keine Almosen? dachte der junge Soldat, während er den Leutnant und den fremden Soldaten beobachtete. Wir sind überall auf dem Rückzug. Wir haben dem Gegner nichts entgegenzusetzen. Jeder Sieg, den wir in einem Straßengraben erkämpfen, ist irrelevant, abgesehen davon, dass wir alle überleben wollen.
„Schön“, war es von drüben zu hören. „Schicken Sie ihn rüber, und dann ziehen wir uns zurück.“
„Ziehen Sie sich zurück, und wir schicken Ihren Kameraden hinterher.“
„Das sind bestimmt 30 Mann“, zischte ein Mann an der Seite des jungen Soldaten.
„Ich habe etwa fünfzehn gezählt“, erwiderte er.
„Fünfzehn? Aber so schnell kann man doch gar nicht zählen.“
„Ich schon. Es sind etwa fünfzehn, und wir sind einundzwanzig.“
Er spürte den Blick des Leutnants auf sich gerichtet: „Sind Sie sich sicher?“
„Absolut sicher. Die, die in den Graben gesprungen sind, waren etwa fünfzehn. Ich weiß natürlich nicht, ob noch weitere Soldaten hinter den Bäumen verborgen sind.“
Der Leutnant runzelte die Stirn und rief dann erneut in der fremden Sprache: „Wir werden uns jetzt nach Südwesten bewegen. Sie gehen nach Nordosten, immer die Straße entlang. Nach einhundert Metern schicken wir Ihren Kameraden zu Ihnen.“
Es dauerte einen Moment, bis die Antwort kam: „Einverstanden!“
„Wir schicken zwei Mann hoch! Nicht schießen.“
„Wir auch.“
Atemlos wartete der junge Soldat auf das Zeichen seines Zugführers, und er schloss kurz die Augen, als er sah, dass er einer dieser beiden war. Er schluckte schwer, hielt die Waffe vor der Brust, drückte sich hoch und stand dann langsam auf. Sein Kamerad, derjenige, der ihm erzählt hatte, dass sie alle gleich quieken würden, stieg bereits zurück auf die Straße.
„Gewehr schussbereit, aber nicht im Anschlag!“ raunte der Feldwebel von hinten.
Zwei Soldaten des Gegners tauchten aus dem gegenüberliegenden Straßengraben auf. Er sah sofort, in welch gutem Zustand die Bekleidung und die Waffen waren. Er hingegen hatte ein Gewehr in der Hand, das einer der besiegten Armeen eines anderen Feindes gehört hatte, eine alte Waffe, die, wie er fürchtete, ihn im Ernstfall mehr bedrohen könnte als den Gegner.
Misstrauisch musterten sich die vier Männer. Sie sind etwas älter als ich, mutmaßte der junge Soldat, gut genährt, austrainiert. Wir, wir haben erschöpfte Veteranen und minderjährige Rekruten wie mich.
Im Straßengraben gegenüber war eine Bewegung zu erahnen. Die gegnerischen Soldaten krochen ein paar Meter von dieser Stelle fort und kletterten dann ebenfalls zurück auf die Straße. Die vier Männer, die hier voreinander standen, stellten sicher, dass niemand dem anderen beim Abzug in den Rücken schoss.
Auch seine Kameraden waren inzwischen teilweise, einige Meter in der anderen Richtung, auf dem Weg erschienen, und die beiden Trupps entfernten sich nun, langsam rückwärts gehend. Der feindliche Soldat, der zur falschen Seite gesprungen war, wurde vom Feldwebel wie ein menschlicher Schutzschild gehalten, dann aber tätschelte der ältere Mann dem Gegner beinahe besänftigend auf die Schulter, bevor er sich weiter zurückzog.
Der feindliche Soldat rührte sich immer noch nicht.
„Komm!“ forderte ihn einer seiner Kameraden auf. „Wir gehen.“
Der junge Soldat und sein Kamerad wechselten einen Blick. Die Situation schien sich zu entspannen, beide Trupps waren inzwischen etliche Meter voneinander entfernt, und sie würden sich an der nächsten Wegbiegung aus den Augen verlieren.
„Komm jetzt!“ wurde der feindliche Soldat erneut aufgefordert, und nun löste er sich aus der Schockstarre, lief erst langsam, dann immer schneller, an den vier Männern in der Mitte vorbei, folgte seinen Kameraden, verschwand in ihrer Mitte.
„Ok“, nickte einer der beiden anderen Soldaten. „Das war’s.“
Der Kamerad des jungen Soldaten nickte zurück. „So sieht es aus“, antwortete er in der Sprache des Gegners.
Rückwärts gehend entfernten der junge Soldat und sein Kamerad sich, während die beiden anderen Männer ihnen nachschauten. Er kam ins Stolpern, weil er auf dem unebenen Fahrweg umknickte, fiel beinahe rückwärts auf die Erde und konnte sich gerade noch auf den Beinen halten.
„Obacht“, flüsterte sein Kamerad. „Wer weiß, wenn du hier umfällst, ob dann irgendeiner denkt, du wärst abgeschossen worden. Dann geht hier ein Geballere los.“
„Es ist schon gut, es ist nichts passiert.“ Nervös blickte der junge Soldat zu seinem Leutnant, der nur wenige Meter entfernt stand, dann zurück zu den beiden gegnerischen Soldaten. Einer ging seinen Kameraden nach, der andere kletterte, zu seinem Erstaunen, aus dem Straßengraben. Was hatte er dort gemacht? dachte der junge Soldat. Das war unsere Seite.
„Stopp!“
Die Stimme ließ ihn zusammenzucken. Irgendwie hatte er geahnt, dass er gemeint war. Er sah aus den Augenwinkeln, wie zwei seiner Kameraden hinter ihm, noch bestimmt ein gutes Dutzend Meter entfernt, die Gewehre in den Anschlag brachten, und beinahe befürchtete er, nun die Schüsse zu hören, die bisher auf so wundersame Weise ausgeblieben waren.
Der feindliche Soldat stand nun mitten auf dem Weg, beide Hände in die Höhe gereckt. Hinter ihm war, schon einige Meter entfernt, sein Kamerad zu sehen, und das Entsichern eines Gewehres war deutlich zu hören.
„Moment, Moment, nein!“ schrie der Soldat auf dem Weg, und er reckte einen seiner Arme noch weiter empor. Er hielt etwas in den Händen, ein Stück Papier. Er machte eine begütigende Geste zurück zu seinem Kameraden, wandte sich dann wieder nach vorne, streckte die Arme, so weit er konnte, halb zur Seite, halb nach oben und machte dann langsam und vorsichtig einige Schritte auf den jungen Soldaten zu.
Der Leutnant rief dem Herannahenden in dessen Sprache entgegen: „Was wollen Sie? Wir hatten doch vereinbart, dass wir…“
„Jemand hat etwas verloren. Ich möchte es zurückgeben.“ Der fremde Soldat hielt das Papier von sich, als ob es sich um einen hochexplosiven Gegenstand handelte.
„Schauen Sie nach“, ordnete der Leutnant an und machte dem jungen Soldaten ein Zeichen.
Vorsichtig ging dieser nun auf den fremden Soldaten zu, immer dessen Hände im Blick. Würde jemand schießen? Käme hier das Ende?
„Ein Foto“, sagte der fremde Soldat, als sie wieder voreinander standen. „Es lag im Graben.“
Es durchzuckte ihn heiß. Es war SEIN Foto. Das Foto des Mädchens, das er so sehr liebte. Er erinnerte sich, dass er es vorhin nur notdürftig verstaut hatte, und offenbar war es ihm herausgefallen, als er in den Graben gesprungen und den kleinen Abhang hinuntergerollt war. „Es ist meines“, schluckte er, „ich hatte es vorhin…“
„Ist das deine Freundin?“ Der fremde Soldat entspannte sich etwas und drehte das Foto zu sich, um es zu betrachten.
„Es ist kein besonders gutes Foto. Wenn du sie siehst, ist sie viel hübscher.“
„Du findest das Foto hässlich?“
„Nein!“
Der andere Soldat lachte hämisch und streckte ihm das Bild hin. Schnell griff er danach und schob es in seine Tasche. Es wäre eine Katastrophe gewesen, hätte er es verloren.
„Möchtest du mein Mädchen sehen?“
Ehe er reagieren konnte, hatte sein Gegenüber, eine Hand immer noch zur Seite gestreckt, in seine Uniformjacke gegriffen und ein anderes Bild hervorgezogen. Eine adrette Dunkelhaarige strahlte ihm entgegen. „Schön“, sagte er. Sie war nicht sein Typ, aber warum sollte er den anderen Mann enttäuschen?
„Das ist sie, Mann.“ Der andere Soldat schnalzte mit der Zunge. „Und küssen kann sie…“ Er lachte erneut. „Ich bin allerdings nicht sicher, ob sie nicht vielleicht auch woanders küsst. Na ja, wählerisch zu sein, ist zur Zeit nicht die Option, oder?“
Nun musste auch er lachen: „Nein, da hast du Recht.“
„Und deine? Küsst sie woanders?“
„Sie bekommt ein Kind“, entfuhr es ihm.
„Von dir?“
Er antwortete nicht.
„Ist es dir peinlich?“
„Es ist nicht einfach, wie du selbst sagst.“
Der andere Soldat langte erneut in seine Uniformjacke und zog schließlich eine Zigarette hervor: „Zur Nervenberuhigung. Gutes Kraut. Nicht so ein Zeug, wie ihr es raucht.“
Er griff zu: „Du hast ja noch nie eine anständige Zigarette geraucht.“ Er fummelte in seiner Tasche, bis er seine Zigaretten fand, so dass er nun auch eine anbieten konnte.
Der andere Soldat nahm sie ihm ab: „Ich werde mich überzeugen.“
„Ich auch.“
Für einen Moment schauten sich die beiden Männer in die Augen, und er sah nichts anderes als Neugierde und Freundlichkeit im Blick seines Gegenübers. Er war der Gegner! sagte er zu sich. Aber dort stand ein Mann, Anfang Zwanzig. Ein Mensch. Einfach nur ein Mensch.
„Alles Gute“, sagte er schließlich.
„Das wünsche ich dir auch…“
„Ich danke dir für das Bild. Ich würde dir ja die Hand geben…“
„Aber das könnte missverstanden werden, nicht wahr?“
„Stimmt. Beim nächsten Mal also.“
„Genau, in besseren Zeiten.“
Er streckte sich. „Danke noch einmal für das Bild.“
„Gern geschehen.“
Sie drehten sich langsam voneinander fort und gingen, jeder für sich, halb nach vorn, halb nach hinten sichernd, zu ihren jeweiligen Kameraden. Er sah, wie der andere Soldat seinen Kameraden erreichte, und beide verschwanden nur Sekunden später hinter der nächsten Biegung.
„Und?“ fragte ihn der Leutnant.
Der junge Soldat wirbelte herum. Sein Kamerad war längst bei den anderen Zugmitgliedern, so dass er alleine mit dem Offizier war: „Ich habe ein Bild meiner Freundin verloren, Herr Leutnant.“
„Ich habe es gehört.“
Es durchlief ihn heiß.
„Ich habe auch gehört, dass Ihre Freundin ein Kind bekommt.“
„Ich…“ Er überlegte fieberhaft. Wenn bekannt würde, dass er der Vater war, wäre dies ein unglaublicher Skandal. Was würde es für Folgen haben, dass er mit dieser jungen Frau ein Verhältnis hatte?
„Sie sind mir keine Rechenschaft schuldig, wenn Sie sich das fragen.“ Der Leutnant starrte geradeaus, dorthin, wo die gegnerischen Soldaten verschwunden waren.
„Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie das derartig betonen, Herr Leutnant.“
„Sie sagten, dass die Situation schwierig ist. Bei mir sind Gerüchte aufgelaufen, Sie betreffend, dass Sie Rassenschande betreiben. Sollte ich nach dem Namen und der Herkunft des Mädchens auf dem Foto fragen?“
Erneut durchlief es ihn heiß.
„Wenn ich Ihnen etwas raten darf: Seien Sie vorsichtig. Seien Sie sehr vorsichtig. Und sprechen Sie nie wieder über diese Frau. Haben Sie verstanden?“
„Jawohl, Herr Leutnant. Danke, Herr Leutnant. Ich habe verstanden.“
„Alles Gute Ihnen und Ihrer Freundin.“ Die letzte Bemerkung war nur gemurmelt, kaum verständlich, und schon hatte sein Vorgesetzter sich abgewendet, um zum Rest des Zuges zurückzukehren. Nachdenklich folgte er. Egal was kommen würde, war dieser Tag doch lehrreich für ihn gewesen, denn er hatte Menschlichkeit im Krieg erlebt, ein überaus seltenes Gut für einen Soldaten in vorderster Linie.
Er blickte noch einmal zurück, dort, wo die generischen Soldaten verschwunden waren. Menschlichkeit würde er in nächster Zeit kaum finden. Er würde weitere Grausamkeiten des Krieges erleben, nun nicht als Heranwachsender, sondern als Soldat. Er würde beschossen werden, er würde zurückschießen, und vielleicht würde er verwundet werden oder sogar sterben. Und möglicherweise würde er andere Menschen töten.
Krieg ist so grausam… Er hatte eine in etwa gleichaltrige Cousine, die vor ein paar Tagen bei einem Bombenangriff auf die Heimat vor einem Haus verbrannt war. Er hatte sie nie besonders gemocht, nur hatte er gehört, dass die verkohlte Leiche von ihrer viel jüngeren Schwester gefunden worden war. Er selbst hatte bisher Glück gehabt. Er hatte zwar einige Bombenangriffe erlebt, doch nie waren die Bomben direkt über ihm abgeworfen worden. Sie hatten nur immer in den Luftschutzbunkern gesessen und in atemloser Stille gehofft, dass es andere treffen möge. Dass sie das Leid der anderen nicht sehen mögen.
Seine kleine Cousine, sie hatte nicht so viel Glück gehabt. Was mochte in dem kleinen Kind von sechs Jahren vorgegangen sein, als es die noch rauchende Leiche ihrer großen Schwester gefunden hatte?
Was mochte in so vielen Menschen vorgehen, die ihnen nahestehende Personen verloren? Bisher hatte seine Familie Glück gehabt. Seine Cousine war das einzige Opfer, doch irgendwie zweifelte er daran, dass das so bleiben würde.
Der junge Soldat legte seine Hand auf sein Herz, dort, wo er das Foto wieder verstaut hatte. Dieser andere Mann, dieser Feind, er hatte ihm gezeigt, dass es Menschlichkeit gab. Und sein Feldwebel, er hatte verhindert, dass sie den Soldaten, der fälschlicherweise zu ihnen gesprungen war, niedergeschossen hatten. Er schluckte schwer. Nur weil dieser eine Soldat zur falschen Seite gesprungen war, hatte er vermutlich vielen Männern das Leben gerettet. Nur weil diese Situation so bizarr war, weil sie gelacht hatten, hatte das Morden und Töten für einen Moment innegehalten.
Er blickte zum Himmel. Keine Wolke war dort mehr zu sehen, und das Blau strahlte im Sonnenlicht.
„Kommen Sie jetzt endlich!“ hörte er seinen Leutnant rufen.
„Ja… Jawohl, Herr Leutnant.“ Schnell eilte er den anderen hinterher.
Solange man lebte, solange gab es auch noch Hoffnung…