Читать книгу Im Krebsgang von Günter Grass: Reclam Lektüreschlüssel XL - Theodor Pelster - Страница 6
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ОглавлениеAls Ich-Erzähler stellt sich der Journalist Paul Pokriefke vor, der bei mehreren bundesrepublikanischen Zeitungen gearbeitet hat und seit langem gedrängt wird, »diese Die Geschichte vom Untergang der GustloffGeschichte« (S. 7) vom Untergang der Gustloff aufzuschreiben. Seit Jahren hat ihn seine Mutter, Ursula Pokriefke, von Kind an »Tulla« (S. 12) genannt, vergeblich gebeten, über das »Unglück« (S. 12) zu berichten. Erst als die lange zurückliegenden Ereignisse von Rechtsradikalen im Internet propagandistisch ausgeschlachtet werden, versucht der Erzähler herauszufinden, wer unter der Adresse »www.blutzeuge.de« anzutreffen ist und was es mit der »Kameradschaft Schwerin« auf sich hat (S. 8). Unterstützt wird er von einem »Namenlosen«, der über Informationen verfügt und ebenfalls Interesse hat, dass die Sache erforscht wird, aber selbst nicht in Erscheinung treten will.
Pokriefke überwindet sich, die gesamte Geschichte, die »vor mehr als hundert Jahren […] in der mecklenburgischen Residenzstadt Schwerin« (S. 7) begann, genau zu recherchieren.
Zunächst gibt er einen Überblick über die Lebensläufe: Gustloff, Frankfurter, MarineskoLebensläufe der Menschen, die am engsten mit der Geschichte des Schiffes verknüpft sind.
Er beginnt mit Wilhelm Gustloff, der am 30. Januar 1895 in Schwerin geboren wurde, früh in die Partei der Nationalsozialisten eintrat und in den dreißiger Jahren »Landesgruppenleiter der NSDAP« (S. 10) in der Schweiz wurde. In der schweizer Gemeinde Davos wird er am 4. Februar 1936 von dem Medizinstudenten David Frankfurter erschossen, der so die von Deutschen an Juden begangenen Grausamkeiten rächen will: »Ich habe geschossen, weil ich Jude bin« (S. 28). Wilhelm Gustloff gilt von nun an als »Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung« (S. 29), dem zu Ehren Straßen, Plätze, Schulen und das neu erbaute Schiff benannt werden. Das Schiff ist wichtiges Propagandamittel der nationalsozialistischen »Kraft durch Freude«-Bewegung (abgekürzt: KdF). Es wird am Ende des Zweiten Weltkriegs durch den russischen U-Boot-Kapitän Alexander Marinesko, der 1913 in Odessa geboren wurde, zerstört. Marinesko wird dadurch zum »Helden der baltischen Rotbannerflotte« (S. 14). Die Geschichte der drei historisch bezeugten Personen Gustloff, Frankfurter und Marinesko bildet den äußeren Rahmen der Novelle.