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KAPITEL 3 Zwei verschiedene Immunsysteme

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In meine Praxis in San Francisco kommen oft Patienten, die von ihrem „Immunsystem“ sprechen, wenn sie darauf hindeuten wollen, dass sie in letzter Zeit häufiger krank sind. Ihr schlechter Gesundheitszustand bedeutet für sie, dass ihre „Immunabwehr“ geschwächt ist. Sie haben oft keinen Begriff davon, was das Immunsystem ist oder tut. Fairerweise muss man aber dazusagen, dass auch das, was Forscher davon zu wissen glaubten (und dabei oft unwissend waren) innerhalb des vergangenen Jahrzehnts durch die Erkenntnisse über das Mikrobiom und die nützlichen Darmbakterien gehörig auf den Kopf gestellt wurde. Bestimmte Grundlagen blieben dabei jedoch unverändert und diese sind für unser Thema der Autoimmunerkrankungen von Bedeutung. In diesem Kapitel soll daher eine ‒ zugegebenermaßen stark vereinfachte ‒ Einführung in dieses komplexe Thema folgen, die dem Anspruch, den Rahmen für ein neues Verständnis zu setzen, hoffentlich Genüge tun wird.

Einen Patienten kläre ich in der Regel zunächst darüber auf, dass sich unser Immunsystem aus einer zweistufigen Abwehr zusammensetzt, die uns im funktionalen und kooperativen Zustand robuste und verlässliche Gesundheit beschert. Die zelluläre Immunabwehr, die sich durch die Aktivität der weißen Blutkörperchen auszeichnet, bildete sich mit der Höherentwicklung der Lebewesen als Erste aus und ist folgerichtig in vielerlei Hinsicht einfacher und primitiver als die zweite Form, die humorale Immunabwehr.

Konkret gestaltet sich die zelluläre Immunabwehr als Immunantwort auf chemischer Ebene, mittels derer weiße Blutkörperchen ausgesendet werden, sobald eine Körperregion mit Fremdsubstanzen „befallen“ ist. Das können Viren, Bakterien und Pilze, aber auch Giftstoffe wie Aluminium und Quecksilber sein.

Nehmen wir das Windpockenvirus (Varizella zoster), das Tausende von Zellen vorwiegend im Atmungstrakt infiziert, wenn ein Kind ihm zum ersten Mal ausgesetzt ist. Der Körper produziert daraufhin chemische Botenstoffe, um weiße Blutkörperchen in das Areal zu senden, wo die kranken und infizierten Zellen eliminiert werden müssen. Entweder werden die infizierten Zellen direkt gefressen und verdaut oder mit Stickstoffmonoxid „eingesprüht“, was sie zunächst unbeweglich macht und später abtötet. Die weißen Blutkörperchen entsorgen dann den Abfall, in der Regel über die Haut (daher entstehen Ausschläge) oder durch die Bildung von Schleim, der abgehustet oder ausgeschnaubt wird.

Der entscheidende Punkt bei der zellulären Immunabwehr ist die primäre Immunantwort der weißen Blutkörperchen auf Infektionen oder Giftstoffe im Gewebe. Diese Antwort schließt die Eliminierung mit ein, die sich als Fieber, Hautausschlag, Schleim oder Husten zeigen kann, was wir gemeinhin als „krank sein“ verstehen. Mit anderen Worten: Was zu den als Krankheit verstandenen Symptomen führt, ist die Reaktion unserer zellulären Immunantwort. Es ist ganz wichtig zu verstehen, dass es nicht die Viren, Bakterien oder Schadstoffe sind, die uns „krank machen“. Diese äußeren Stoffe lösen eine körpereigene Reaktion aus und diese Immunantwort nehmen wir als Kranksein wahr. Konkret gesagt geschieht das Kranksein also an dem Ort, wo die Schadstoffe (z. B. eine Infektion) vom Immunsystem eliminiert werden.

Ein Mensch mit einer defekten zellulären Immunabwehr wird nicht akut erkranken. Er kann sogar vollkommen symptomfrei an einer massiven Windpockeninfektion sterben, da sein Körper zu keiner Reaktion in der Lage war. Und das Immunsystem zu untergraben ist genau das, was Ärzte tun, wenn sie Medikamente verschreiben oder rezeptfreie Pillen empfehlen. Wir sind auf die zelluläre Immunantwort angewiesen, um unerwünschte Eindringlinge aus dem Körper zu werfen; das entspricht nun einmal unserer Natur. Wenn Patienten keine effektive zelluläre Immunabwehr aufbauen bzw. diese durch Medikamente wie Prednison, Antibiotika oder Schmerzmittel (Aspirin, Ibuprofen etc.) behindert wird, können die Folgen verheerend sein.18

Als die Lebewesen komplexer wurden und insbesondere in ihrem Verdauungstrakt Hohlorgane ausbildeten, die anfälliger für Wurm- und Parasitenbefall waren, kam die zelluläre Immunabwehr an ihre Grenzen. Die Parasiten waren oft zu groß, um von den Leukozyten einfach gefressen zu werden und das Einsprühen mit großen Mengen Stickoxid würde auch umliegendes Gewebe verätzen. Daher entwickelte sich darüber hinaus die humorale Immunabwehr, deren Antikörper sich an spezifische Proteine bzw. Antigene des Eindringlings binden, um diesen entweder zu vernichten oder für die Eliminierung durch andere Immunzellen zu markieren.

Bei den Windpocken läuft es z. B. so ab, dass zunächst die zelluläre Immunabwehr gegen den Erreger vorgeht, indem sie alle toten, infizierten Körperzellen ausräumt, was zwischen 7 und 10 Tage in Anspruch nimmt. Dann bilden sich in einem Zeitraum von 6 bis 8 Wochen durch die humorale Immunabwehr spezifische Antikörper, die auf das Antigen der Windpocken passen. Wenn das Kind später einmal erneut mit dem Virus in Kontakt kommt, werden diese Antikörper die Erreger abtöten, bevor irgendwelche Zellen damit infiziert werden können. Ohne Infektion auf Zellebene muss die zelluläre Immunabwehr gar nicht erst eingreifen, was bedeutet, dass die betreffende Person keine Symptome der Windpocken entwickeln wird.

Aus dieser zweistufigen Abwehr setzt sich unser Immunsystem zusammen. Sie operiert präzise und verlässlich; so ist es fast ausgeschlossen, dass ein Mensch sich mehr als einmal im Leben mit einer Kinderkrankheit anstecken kann. Die Antikörper, oder zumindest die Blaupause für die notfalls sofortige Produktion dieser Antikörper, begleiten uns unser gesamtes Leben und schützen uns somit davor, uns immer wieder mit den gleichen Krankheiten anzustecken.

Diese zweistufige Immunantwort ist das Ergebnis von Millionen von Jahren „evolutionärer Feinabstimmung“. In ein derart präzises und altbewährtes System einzugreifen, birgt das gewaltige Risiko einer unerwünschten Kettenreaktion und sollte nur mit äußerster Vorsicht und Voraussicht vorgenommen werden. Unglücklicherweise hat sich das Vorgehen der Medizin im Laufe des letzten Jahrhunderts als besonders rücksichtslos bezüglich unseres Immunsystems erwiesen.

Dies gilt insbesondere für unsere zelluläre Immunabwehr, deren Begleitsymptome wir gelernt haben zu fürchten oder zumindest als schädlich anzusehen. Bei traditionellen Völkern begegnete man ihr mit Ehrfurcht, wir hingegen tun unser Möglichstes, um sie zu unterbinden. Wenn aber ein Kind Fieber, Husten, Ausschläge oder Schleim entwickelt, dann zeigt das doch nur, dass die Immunabwehr aktiv ist und mit schweißtreibenden Anwendungen oder Kräutergaben (zum Austreiben des Schleims und der toten Zellen) unterstützt werden sollte. Hautausschläge können gefördert oder in hartnäckigen Fällen sogar provoziert werden, damit sie „an die Oberfläche kommen“. Die Möglichkeiten, die zelluläre Immunabwehr zu unterstützen, sind vielfältig, folgen aber immer dem gleichen Prinzip: Schwitzhütten als Indianisches Ritual, Einreibungen mit Brennnessel oder „Spanischer Fliege“ auf schmerzhafte Gelenke, Apitherapie bei Arthritis, Panchakarma im Ayurveda oder Salben und Einreibungen in der TCM. Die Homöopathie macht sich die Prinzipien der Verdünnung und Potenzierung zunutze, um ihrerseits eine Immunantwort zu provozieren und dem Körper beim Ausleiten von Schadstoffen und abgetöteten Erregern zu helfen. Früher galt es als selbstverständlich, dass bei Patienten mit einer chronischen Krankheit die zelluläre Immunabwehr angeregt und der Körper „entgiftet“ werden müsse.

Entgiftung ist also nichts weiter als ein Synonym für die Ausleitung, die die zelluläre Immunabwehr über verschiedene Körperkanäle betreibt. Die zelluläre Immunabwehr (mit Begleitsymptomen) führt diese Entgiftung nach einem bestimmten System durch und stellt das Selbstheilungs-Epizentrum des Körpers dar: Fieber kann sogar Krebs heilen. All das sollte sich jedoch mit den Anfängen der modernen Kinderheilkunde und der Einführung der Impfungen ändern.

In der modernen Pädiatrie wird das Immunsystem im Wesentlichen unter Beschuss genommen. Am Beispiel von Impfungen lässt sich das wunderbar illustrieren. Anstatt zuzulassen, dass sich Kinder mit einem Virus anstecken, verabreichen wir ihnen ein nachgebautes Antigen der jeweiligen Krankheit, in der Hoffnung, eine Antikörperreaktion ohne zelluläre Immunantwort zu stimulieren. Der Haken dabei ist, dass ein Antigen allein noch keine zureichende Antikörperreaktion hervorruft. Also kam die Impfforschung auf die Idee, es an Adjuvantien zu binden. Ein solches Adjuvans kann aber, um die erwünschte Reaktion zu erreichen, keine harmlose Substanz wie eine Salzlösung sein; stattdessen braucht man einen Reizstoff, oder sagen wir besser Giftstoff. Nach diesem Muster werden alle modernen Impfstoffe hergestellt: Isoliere das Antigen eines Virus, kombiniere es mit einem Toxin und hoffe auf lebenslange Antikörperproduktion.

Wenn das die gesellschaftliche Strategie zur Erhaltung unserer Gesundheit ist, dann sollten wir zumindest einige offene Fragen überprüfen. Die erste lautet: Wenn man Kinder mit einem Giftstoff spritzt, um die Antikörperbildung zu stimulieren, und zugleich die zelluläre Immunabwehr mit einem Fiebermittel unterdrückt, wie soll der Körper den Giftstoff loswerden? Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass Acetaminophen, Aspirin und andere nicht-steroidale Entzündungshemmer, wenn sie zeitgleich mit Impfungen verabreicht werden, das Auftreten negativer Nebenwirkungen begünstigen – was auch der Fall ist, wenn sie einem kranken Kind gegeben werden, anstatt der Krankheit ihren natürlichen Verlauf zu lassen.19

In beiden Fällen greift die gleiche Erklärung: Die zelluläre Immunabwehr ist der einzige Weg für den Körper, diese Giftstoffe aus dem Gewebe zu leiten. Wenn wir diesen Prozess unterbinden, dann wird der Kontakt mit den Schadstoffen weitaus schlimmere Folgen haben.

Die nächste Frage lautet, ob eine Impfung die gleiche Immunität wie eine durchgemachte Krankheit bietet. Diese kann sogleich verneint werden, gut daran zu erkennen, dass Impfungen regelmäßig aufgefrischt werden müssen, weil die Immunität im Laufe der Zeit nachlässt. Mitte der 1960er-Jahre wurde noch öffentlich behauptet, dass eine einzige Masernimpfung lebenslange Immunität verleihe. Wir wissen aber längst, dass das nicht stimmt. Wenn man die zelluläre Immunantwort umgeht, kann man keine lebenslange Immunität erwarten.

Was aber vielleicht am wichtigsten ist: Wenn man dauerhaft die humorale Immunabwehr stimuliert und die zelluläre Immunantwort unterdrückt, dann wird das langfristige Folgen haben. Eine mögliche Folge ist, dass die Antikörperreaktion massiv und unverhältnismäßig ausfällt, was das Kennzeichen von Autoimmunität ist. Wenn nämlich das Immunsystem eines Menschen aus (zumindest für die meisten Ärzte) unbekannten Gründen derart aktiviert ist, dass es in großen Mengen Antikörper produziert, die sich nicht nur gegen die anvisierten Erreger, sondern schließlich auch gegen das körpereigene Gewebe richten, dann sprechen wir von Autoimmunität.

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis (einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) reagieren Antikörper aus dem Blut auf die Schilddrüsenzellen wie auf fremdes oder virales Gewebe. Die Schilddrüse wird mit der gleichen Vernichtungstaktik markiert und anvisiert, als ob sie ein Wurm oder ein Parasit wäre. Diese destruktive Antikörperreaktion führt zu Entzündungen und Fehlfunktionen des Organs. Ist es daher so abwegig zu fragen, ob Autoimmunität nicht die natürliche Folge einer Überstimulation der humoralen Immunabwehr ist, genau wie wir es durch die Impfpraxis tun?

Forscher der Universität Kōbe in Japan versuchten 2009, diese Frage zu beantworten. In Versuchen impften sie verschiedene Tiere gemäß dem aktuellen Impfplan und schlussfolgerten, dass „Autoimmunität die unvermeidliche Folge einer Überstimulation des wirtseigenen Immunsystems durch wiederholte Immunisierungen zu sein scheint“.20 Diese Studie erregte zwar kein großes öffentliches Interesse, ergänzt sich aber gut mit zahlreichen anderen Studien, in denen der Zusammenhang zwischen Impfungen und Autoimmunität aufgezeigt wurde, u. a. dadurch, dass es bei geimpften Kindern häufiger zu Autoimmunerkrankungen kommt als bei ungeimpften.21

Der Zusammenhang ist offensichtlich: Die willkürliche Anregung von Antikörpern bei gleichzeitiger Umgehung der zellulären Immunabwehr schafft ein Ungleichgewicht im Immunsystem und führt schließlich zur übermäßigen Produktion von Antikörpern, was per definitionem das Hauptmerkmal einer jeden Autoimmunerkrankung ist. Wenn also Millionen von Menschen an Autoimmunerkrankungen leiden und das in einem Ausmaß, das vor Einführung der Impfungen undenkbar gewesen wäre, wie kann man dann diesen Zusammenhang anzweifeln? Freilich sind Impfungen nicht die einzige Ursache für die übermäßige Antikörperbildung, aber ich würde behaupten, dass sie den Haupteinfluss darstellen.

In dieser Hinsicht ist es keinesfalls verwunderlich, dass sich die Krankheitsbilder der vergangenen 50 Jahre stark verändert haben; etwas anderes wäre im Grunde auch nicht zu erwarten gewesen.

Impfungen und Autoimmunerkrankungen

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