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KAPITEL 1 Wie sich Kinderkrankheiten verändern können

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Als ich in den frühen 1960er-Jahren aufwuchs, gab es in meiner Grundschule in einem Vorort von Detroit einen Jungen mit Asthma. Ich erinnere mich so gut daran, weil dieser oft damit aufgezogen wurde, dass er nicht richtig atmen konnte. Als ich die vierte Klasse besuchte, gab es ein anderes Kind, das an einem Gehirntumor starb. Auch daran kann ich mich gut erinnern, da dies für unsere Klasse und die gesamte Schule ein traumatisches Erlebnis war. Abgesehen davon ist mir kein Kind in Erinnerung, das in irgendeiner Form chronisch krank war oder Medikamente nahm. Trotz der üblen Ernährung bei den meisten von uns kam es in der Regel nicht zu chronischen Krankheiten. Auch von Autismus hatte man weder bei Kindern noch bei Familienangehörigen jemals gehört. Nahrungsmittelallergien, in dem Maße, dass jeder davon sprach, waren unbekannt. Zu Sportfesten wurden überall Erdnusstütchen ausgeteilt. Sonderschulen waren noch nicht erfunden, auch wenn es die notorischen „Langsamlerner“ natürlich schon immer gab.

Meine ärztliche Ausbildung beendete ich 1984 und ließ mich dann als Allgemeinarzt im Staat New York nieder. Einige Jahre später zog ich mit meiner jungen Familie nach New Hampshire, wo wir uns bald in die aktive anthroposophische Community eingliederten, die der Waldorf-Pädagogik, vollwertiger Nahrung und naturverbundenem Leben zugetan war. Meine eigene Arztpraxis in New Hampshire war eines der Projekte, die auf Betreiben der Community entstanden, ebenso wie eine der größten Waldorf-Schulen Nordamerikas sowie eines der ältesten Waldorf-Internate der Welt. Mit Unterstützung der Gemeinde begründeten wir die erste Landwirtschaftsinitiative Nordamerikas, engagierten uns stark für das Leben und die Versorgung behinderter Menschen und bauten vor dem Hintergrund von Kunst, Biodynamik und Anthroposophie weitere kleine Projekte auf. Ich blieb dort fast zwanzig Jahre lang als der Gemeindedoktor, bevor ich 2003 nach San Francisco übersiedelte, wo ich auch heute noch praktiziere.

Da die Community aus vielen jungen Familien bestand, kamen deren Kinder als Patienten zu mir. Nur wenige Eltern bestanden auf einer Impfung, was mir entgegenkam, da ich nach meiner Zusatzausbildung in Anthroposophischer Medizin zu dem Schluss gekommen war, dass Impfen und Fehlbehandlung von Akutinfekten die Hauptursachen für chronische Krankheiten sind. Tatsächlich war Tetanus der einzige Impfstoff, mit dem ich je hantierte und den ich vielleicht zwanzig Mal in meiner gesamten Arztkarriere verabreichte.

Mit fortlaufender Praxis gewann ich mehr Einsichten in die ärztliche Behandlung von Kindern, die Altersgruppe, in der Impfungen die größte Rolle spielen. Ich hatte also Gelegenheit, Kinder, die sich vollständig bzw. teilweise an den Impfplan hielten, mit jenen zu vergleichen, die überhaupt nicht geimpft waren. Da ich zu dem Zeitpunkt, als ich meine Praxis aufnahm, bereits eine gute Portion Skepsis gegenüber den orthodoxen Behandlungsmethoden mitbrachte – was natürlich der Grund dafür ist, dass meine Ausrichtung von der Schulmedizin abwich – kann ich nicht behaupten, ein unparteiischer Beobachter gewesen zu sein. Was ich aber in Anspruch nehmen kann, ist, dass meine Beobachtungen meine ursprüngliche Position nie infrage stellten, sondern sie lediglich bestärkten.

Ich sah in meiner Praxis selten ein ungeimpftes Kind mit irgendeiner Form von chronischer Krankheit. In der Regel waren dies gesunde Kinder mit einer guten Ernährung, die viel draußen spielten. Im Gegensatz dazu musste ich bei Kindern, die in der Vergangenheit bei anderen Ärzten durchgeimpft oder teilgeimpft wurden, immer wieder chronische Krankheiten wie Asthma, Hautausschläge, Epilepsie und Verdauungsstörungen behandeln. Im Laufe der Zeit litten immer mehr geimpfte Kinder unter diesen Einschränkungen. Ich glaube, dass dies daran liegt, dass im Zeitraum von 1989 bis 1995 nicht nur viele weitere Immunisierungen eingeführt, sondern Impfstoffe nun auch mit Zusatz- und Konservierungsstoffen versehen wurden.

Meine Praxis in New Hampshire gab mir auch die Gelegenheit, jene Krankheiten zu behandeln, gegen die der Großteil der Kinder routinemäßig geimpft wird. Ich habe Hunderte Fälle von Keuchhusten gesehen (einschließlich aller meiner drei Kinder), Hunderte Fälle von Windpocken, ungefähr fünfzig Fälle von Masern, einen Tetanusfall, ungefähr zwanzig Fälle von Mumps, einige Kinder mit Röteln, kein Kind mit Diphtherie, Meningitis, Kinderlähmung oder einem Erstausbruch von Hepatitis B. Zwei Kinder aus meiner Praxis mussten infolge von Komplikationen stationär behandelt werden: eines mit Windpocken und eines mit Tetanus. Soweit ich weiß, haben sich alle Kinder, einschließlich der beiden im Krankenhaus, gut und ohne lebenslange Spätfolgen von ihrer Erkrankung erholt.

Ein paar Jahrzehnte später ist es nicht nur üblich, dass in jeder Familie mindestens eine Person wegen chronischer Krankheit behandelt wird, sondern auch dass Autismus, Lernblockaden, Asthma und Nahrungsmittelunverträglichkeiten in Anzahl und Schwere förmlich explodiert sind. Schätzungen zufolge hat

1 von 2,5 Kindern eine Allergie.3

1 von 6 Kindern eine Entwicklungsstörung.4

1 von 9 Kindern ein Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (AD(H)S).5

1 von 11 Kindern Asthma.6

1 von 13 Kindern ernsthafte Nahrungsmittelunverträglichkeiten.7

1 von 36 Kindern Autismus.8

Diese Zahlen spiegeln einen landesweiten Notstand wider. Wie konnte das passieren? Wie können wir als Gesellschaft, als Eltern, als Erwachsene und als Bürger zulassen, dass so etwas geschieht? Es ist eine Krise epischen Ausmaßes, eine, die uns dazu zwingen sollte, innezuhalten und uns zu fragen: „Was in aller Welt passiert hier gerade?“ Im Grunde stellen sich ja viele von uns bereits diese Frage, als Individuen der Gesellschaft, also Eltern, Bürger oder einzelne Ärzte. Aber die beiden Organe, die in dieser Angelegenheit am meisten bewirken könnten, nämlich die Regierung und das Gesundheitswesen, weigern sich, die Schwere dieser Krise anzuerkennen, und machen weiter wie bisher.

Manche Menschen behaupten, dass dieser massive Anstieg an chronischen Krankheiten bei Kindern das Ergebnis besserer Diagnosewerkzeuge ist. „Besser“ ist allerdings eine sehr zweifelhafte Umschreibung für aktuelle Diagnoseverfahren, von denen viele darin bestehen, dass der Arzt eine Checkliste auf dem Computer abhakt und dabei mitunter kaum auf den Patienten eingeht bzw. ihn genauer anschaut. Es gibt also definitiv ein Problem mit dieser Art von Diagnose, aber selbst die sogenannte Überdiagnose kann nicht das explosiv ansteigende Krankheitsgeschehen erklären. Manche Erkrankungen mögen im Verborgenen entstehen, ein Kind mit Autismus zu erkennen ist aber nicht schwer. Die Verhaltensmuster und Bedingungen, an denen man Autismus erkennt, kamen erstmals 1937 auf, blieben aber noch bis in die 1990er-Jahre praktisch unbekannt.

Andere behaupten, dass es sich um genetische Faktoren handelt. Es ist richtig, dass bestimmte Personen eine genetische Prädisposition für umweltbedingte epigenetische Schäden haben. Wir sollten dies aber nicht fälschlicherweise als „genetisch bedingt“ bezeichnen, da die betroffenen Familien über mehrere Generationen ohne nennenswerte Einschränkungen ihrer Gesundheit leben können, bis umweltbedingte Auslöser oder Schadstoffe ins Spiel kommen. Zum Beispiel haben manche Menschen eine genetisch bedingte Entgiftungsschwäche von Schwer- und Leichtmetallen, sodass sie besonders unter dem zugesetzten Aluminium in Impfstoffen leiden. Auch die Behauptung, dass Erkrankungen „genetisch“ sind, entspricht nicht der weitaus differenzierteren Realität. Es wäre daher akkurater, von „umweltbedingten“ Krankheiten mit genetischer Prädisposition zu sprechen, aber diese ätiologische Erkennung von „Umweltauslösern“ würde uns dazu zwingen, auch etwas dagegen zu unternehmen.

Tatsächlich ist der explosive Anstieg von chronischen Krankheiten direkt auf den Rückgang von akuten Infektionen zurückzuführen, da Letztere das Immunsystem „trainieren“. Impfungen hingegen sind weit davon entfernt, das Immunsystem sinnvoll zu trainieren. Vielmehr provozieren sie, unter anderem durch die Einschleusung von Giftstoffen, die der Organismus verzweifelt versucht, wieder loszuwerden, eine überschießende Immunantwort, die die Medizin in der Folge mit fiebersenkenden Mitteln (Antipyretika) bekämpft.

Die Medizin und insbesondere die Kinderheilkunde sollten einen Schritt zurücktreten und ihre Behandlungsmethoden an bereits erkrankten Kindern erneut überprüfen. Ein krankes Kind mit Fieber befindet sich in keiner Notlage. Es geht durch einen Lernprozess, der nicht permanent unterbrochen werden darf, um Körper, Geist und Immunsystem auf ihre lebenslangen Aufgaben vorzubereiten. Eltern und Ärzte, die um das Wohl von Kindern bemüht sind, sollten ihr auf Angst basiertes Verständnis von akuten Infektionen ablegen, das im modernen Gesundheitswesen vorherrscht. Eltern sollten vor allem darin geübt werden, ihre Kinder durch diese Art von Krankheiten unterstützend zu begleiten. Jedes Mal, wenn vorschnell ein Fiebermittel oder ohne dringenden Grund ein Antibiotikum verschrieben wird, lähmen wir das Kind in seiner Entwicklung. Um das zu ändern, bedarf es nicht nur einer neuen Sichtweise auf die Entwicklung des Immunsystems, sondern auch Mut seitens der Eltern, ihren Kindern jene menschlichen Erfahrungen zuzumuten, eine Krankheit zunächst zu erleiden, um sie schließlich zu überwinden. Das zumeist stillschweigende Versprechen der modernen Medizin besteht hingegen darin, auf dem Sprung in eine Welt ohne Krankheit, Schmerz oder Leid zu sein. Diese Irreführung sollte als die grausame Illusion entlarvt werden, die sie ist. Sie vernebelt unser Urteilsvermögen mit Wunschdenken und macht uns unfähig zu vernünftigen, weisen Entscheidungen. Diese fordern unsere Kinder von uns, ebenso wie unsere Begleitung und Orientierung auf ihrem Weg in die Zukunft jedoch zu Recht ein.

Impfungen und Autoimmunerkrankungen

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