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3 Bauhaus Weimar, Lehrer Matze in Vollersroda

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Gropius wollte zum Handwerk zurück. Der mittelalterliche Dombau, die Dombauhütte, so als gedachtes Ideal. Im April 1919 teilte Gropius alles dem Weimarer Hofmarschallamt mit und man wünschte die sofortige Berufung der Künstler Feininger, Johannes Itten, Cesar Klein und Gerhard Marcks an das neu gegründete Bauhaus.

Feininger sah die Sache praktisch. Er sah, welche neue Chancen sich eröffneten. Er hatte schon während der Kriegszeit mit seinen Holzschnitten experimentiert. Also würde er zum hochfliegenden Bauhaus-Programm auch wieder einen Titelholzschnitt beisteuern. Seine Kathedrale der Zukunft, was für ein Bekenntnis. Kathedrale und Zukunft und Sozialismus – mit diesem weitgreifenden Denkansatz konnte Feininger zugleich seine schöne Eigenwilligkeit demonstrieren. Er war Erster Lehrer am Staatlichen Bauhaus in der Klassikerstadt Weimar! Julia in Berlin las … Aber, weisst Du das Allerherrlichste? das ist das neue Atelier! … Der gute Gropius! er hats mir gleich gegeben. Überhaupt, war er überall mit mir in der Schule und ich habe auch den Kupferdruck-Raum gesehen! Oh herrlich! Weisst Du, wir werden hier wie im Malerhimmel sein! … Verschiedene Schüler … haben uns gesehen und wissen nun wohl auch Bescheid…

Ein Malerhimmel über Weimar? Als Matze eingezogen war, fühlte er sich dem Himmel von Vollersroda ein Stückchen näher und war nur ein paar Kilometer vom hellen Weimarer Kunsthimmel entfernt. „Ist das mein Atelier hier?“, überlegte er.

Feininger bekam jetzt viele neue Kontakte. Andere Maler waren da, ebenso interessierten ihn Musiker des Weimarer Hoforchesters. Aber dann dieses Gelmeroda… Schon bei seinem allerersten Besuch in der Stadt, als Julia noch auf der Großherzoglichen Kunsthochschule war, fuhr er raus nach Gelmeroda. Er besuchte Julia, das war jetzt über zehn Jahre her, damals schon fuhr er raus und sah diesen spindeldürren Kirchturm von Gelmeroda. Diese ausgefallene Proportionalität und Architektur. Er würde Gelmeroda nie wieder vergessen. Aber er war damals auch in Tiefurt, Oberweimar und Vollersroda.

Um Vollersroda herum bekam es Feininger beständig mit neuen Poesien und Fantasien zu tun. Er erzählte sich selbst Geschichten, eine um die andere, er genoss die weitläufige grüne Landschaft, er entdeckte, dass einst hier schon Goethe durchgekommen war. Lebendig war ihm der Ort, die Menschen, die er dort traf. Zum Beispiel Frau Hoevelmann. Die wohnte eigentlich in Legefeld, sie war aber auch in Gelmeroda und Vollersroda und Mellingen unterwegs, als ob sie genau wüßte, dass da der Feininger irgendwo herumsitzen und zeichnen würde. So war sie unter Leuten, war lebendig. Im schlimmsten Falle schienen die kleinen thüringischen Ortschaften in finsterem, beinahe mittelalterlichem Zustand dahinzudämmern. Bei schlechtem Wetter allemal.

Ja, Feininger konnte wieder gut laufen nach all den Jahren. Von Weimar aus die Belvederer Allee hoch, am Schloss und Schlosspark vorbei, an Neuehringsdorf vorbei, den Lindenberg zur rechten Seite, dann links ab auf Vollersroda. Wirklich erstaunt war er, wie gut er laufen konnte. Und wenn er keine Lust hatte, war ihm sein Fahrrad, sein Cleveland-Rad, willkommen. Das teilte er Julia mit und sie gab ihren drei Jungen das Gefühl, dass sie bald alle nach Weimar gehen und den Papa wiedersehen würden.

Über viele Jahre hin lebte Feininger mit seiner geliebten Frau in einer Art Fernbeziehung. Er schrieb ihr diese vielen Briefe nach Berlin, legte Ansichten über sein künstlerisches Schaffen dar und erfuhr von seinen kleinen Söhnen Andreas, Laurence und Lux.

Nur manchmal begegnete er der Frau Hoevelmann, die mitunter auch ganz fürsorglich war. Die konnte durchaus Feiningers verhaltende Miene, sein In-sich-gekehrt-sein etwas auflockern. Mitunter beugte sie sich neugierig über seine Natur-Skizzen, sie brachte es sogar einmal fertig, dem Maler irgendwo am Ende einer ablaufenden Gasse einen Teller Suppe zu organisieren. Meist brauchte der Mann aus Weimar aber unbedingte Ruhe.

Montag Nachmittag ging ich nach Vollersroda

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