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Оглавление5. Dezember: Flip und Flop in der Nikolausnacht (K)
„Ich bin ja wirklich mal gespannt, was uns erwartet.“
Flip reckte sich und versuchte, im Halbdunkel etwas zu erkennen. „Hey, wie kannst du denn jetzt schlafen?“ Vorwurfsvoll sah er zu seinem Bruder, der schon wieder leise schnarchte, und stupste ihn an.
„Was hast du gesagt?“ Flop sah sich verwirrt um. „Was ist los? Wo …? Warum …?“
Flip lachte. „Du kannst wirklich überall schlafen. Sogar beim Reden.“
„Beim Reden?“, wiederholte Flop verständnislos.
Flip grinste. „Na ja, mir scheint, dein Kopf schläft immer noch, auch wenn du redest.“ Er sah sich erneut um und ergänzte: „Zu Wo? kann ich dir sagen: Wir sind im Wohnzimmer. Warum? Tja, wenn ich das mal wüsste. Ich habe gestern Abend nur gehört, dass Milo irgendwas von Überraschung und Stiefeln und Geschenken erzählt hat.“
„Aber wir sind doch keine Stiefel“, wunderte sich Flop. „Und außerdem gehören wir doch Franzi. Weiß sie überhaupt, dass wir hier sind?“
„Ja, da kann ich dich beruhigen. Milo hat sie gefragt.“ Flip kicherte. „Allerdings erst, nachdem er uns aus dem Schrank geholt und hierhin gestellt hatte.“
„Das passt zu ihm.“ Flop gähnte und schüttelte sich. „Mir ist kalt. Und ich bin müde. Sooooo müde …“
„Na das ist doch nichts Neues“, stellte Flip fest. „Aber kalt ist es wirklich. Und es riecht auch ganz anders. Sommer ist grad bestimmt nicht.“
„Könnt ihr nicht ein bisschen leiser sein?“, grummelte der Wanderschuh neben Flop. „Ich bin auch müde und muss meine Kräfte sammeln. Morgen stürzen sich wieder alle auf uns. Dafür brauche ich starke Nerven. Sonst ertrage ich das nicht.“
„Du weißt, weshalb wir hier sind?“ Aufgeregt rutschte Flip etwas näher. „Erzähl!“
„Bitte!“, ergänzte Flop.
Die Flip-Flops setzten ihren Welpenblick auf und bettelten. „Bitte, bitte, bitte!“
„Na gut.“ Der Wanderschuh drehte sich zu seinen neugierigen Nachbarn. „Morgen ist Nikolaustag. Und am Abend vorher putzt jeder aus der Familie seine Stiefel oder anderen großen Schuhe und stellt sie für den Nikolaus hin. Der kommt nämlich noch in dieser Nacht und füllt uns mit Geschenken. Das ist so Tradition. Immer am Nikolaustag finden die Kinder dann morgens kleine Überraschungen in ihren Schuhen. Manchmal auch die Erwachsenen der Familie.“ Nachdenklich betrachtete er die Flip-Flops neben sich. „Warum ihr aber heute mit dabei seid, ist mir noch nicht ganz klar.“
„Oh, da kann ich helfen!“, meldete sich der hohe Stiefel vom Rand. „Ich stand schon ganz zu Beginn hier und habe alles mitbekommen.“
„Ja, bitte, erzähle es uns!“ Flip nickte überschwänglich. Selbst Flop hatte sich inzwischen aufgerichtet und lauschte mit großen Augen.
„Wie gesagt, meine Schwester und ich, wir waren als Erste fertig.“ Fast zärtlich sah der Stiefel zu seinem Zwilling hinüber. „Franzi hat uns direkt geputzt, nachdem sie mit den Hausaufgaben fertig war. Ganz sorgfältig hat sie es gemacht. Zuerst hat sie den groben Schmutz entfernt, hat uns dann mit Schuhcreme eingerieben und uns sogar poliert. Ach, das war toll. Eine richtig schöne Massage. So intensiv gibt es die leider nur einmal im Jahr. Also, wenn ihr mich fragt, könnte häufiger Nikolaustag sein.“ Der Stiefel lachte. „Aber das interessiert euch ja gar nicht. Dazu seid ihr noch zu jung. In meinem Alter zählen nicht mehr aufregende Ereignisse. Entspannung und Wellness sind da viel interessanter.“
„Hmmm, vielleicht ist mein Zwilling dann gar nicht mein Zwilling, sondern ist eigentlich viel älter?“ Flip kicherte und zeigte auf seinen Bruder. „Für Flop zählen jetzt schon mehr Erholung und Schlaf.“
„Ich genieße halt mein Leben“, konterte der andere Flip-Flop. „Könntest du auch mal.“
„Nicht streiten, meine Lieben!“, besänftige der Stiefel. „Jeder ist so, wie er ist. Und das ist auch gut so.“ Er klimperte mit dem Reißverschluss. „Aber was wollte ich denn eigentlich erzählen? Ach ja, warum ihr da seid. Eigentlich stellt ja jeder nur ein paar Schuhe oder Stiefel hin. Milo hat auch mit seinen Winterstiefeln angefangen. Doch dann ist ihm plötzlich eingefallen, dass ein Junge in einer Geschichte auch mal mehrere Schuhe für den Nikolaus aufgestellt hat. Das Buch hat er am Wochenende erst von Oma und Opa geschenkt bekommen, als er bei ihnen war. Und was macht er? Er kramt das Buch aus dem Köfferchen raus, in dem seine Sachen immer noch eingepackt waren, schlägt es auf und sieht sich das Bild zur Geschichte an. Und dann holt er ein Paar nach dem anderen, das er dort sieht. Seine Hausschuhe, die Klettschuhe und eben auch euch, liebe Flip-Flops. Und da er keine eigenen Flip-Flops hat, hat er seine große Schwester gefragt, ob er ihre Schuhe ausleihen dürfte.“
„Vielleicht auch erst, nachdem wir schon hier standen“, stellte Flip klar.
„Ist doch egal.“ Flop zuckte mit den Riemen. „Hauptsache, er hat überhaupt gefragt. Außerdem, eigentlich ist es doch ganz cool hier.“
„Ja, finde ich auch“, stimmte Flip zu. „Eine Geschichten-erzähl-Nacht sollte es häufiger geben. Und irgendwie sind wir ja sogar mittendrin in der Geschichte.“
„Und sie ist ja noch gar nicht zu Ende.“ Flop sah zu den großen Schuhen. „Wenn ich es richtig verstanden habe, passiert ja noch etwas, oder?“
„In der Tat." Der Wanderschuh stellte sich aufrecht hin und sagte mit bedeutsamer Stimme: „Jetzt warten wir auf den Nikolaus.“
„Den Nikolaus? Das ist der, der die Geschenke bringt?“ Flip konnte vor Aufregung nicht mehr stillstehen.
Die Stiefelfrau lächelte und nickte. „Ja, das ist richtig.“
„Und wie sieht er aus?“, erkundigte sich Flop.
„Das, meine Lieben, dürfen wir nicht verraten.“ Der Stiefel neigte entschuldigend den Kopf. „Das ist ein Geheimnis.“
„Genau“, bestätigte der Wanderschuh. „Wir haben von Schuhen gehört, die es verraten haben. Und im nächsten Jahr waren sie dann nicht mehr mit dabei. Sie waren zu klein geworden oder kaputt gegangen. Was auch immer. Auf jeden Fall haben sie den Nikolaus danach nie mehr gesehen.“
„Und das soll uns nicht passieren!“ Der Stiefel richtete sich zu voller Größe auf und grinste. „Schließlich will ich meine jährliche Massage auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Außerdem werdet ihr ihn ja auch bald live erleben. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild von ihm machen.“ Er dachte kurz nach und ergänzte dann. „Und wenn ich euch einen Tipp geben darf? Versucht bis dahin noch ein bisschen zu schlafen. Dann vergeht die Zeit schneller.“
„Und ihr könnt den Stress morgen besser verkraften“, grummelte der Wanderschuh. „Sag ich ja. Denn Stress ist es. Der Nikolaus ist schön gemütlich. Das darf ich sagen. Der ist nicht anstrengend. Aber morgen, wenn die Kinder aufstehen, stürzen sie sich auf uns und reißen aus uns die Sachen heraus, die der Nikolaus so liebevoll in uns verteilt hat. Sie schütteln uns, halten uns kopfüber, kitzeln uns bei dem Versuch, auch noch die letzten kleinen Süßigkeiten vorn aus dem Zehenbereich herauszubekommen. Und dann landen wir achtlos in der Ecke.“
„Das klingt aufregend!“ Flip sah begeistert zu seinem Bruder hinüber. „Toll, dass wir dieses Jahr mit dabei sein dürfen!“
„Und ich träume jetzt noch ein bisschen vom Nikolaus. Und von Geschenken. Und wie er die in und bei uns versteckt.“ Flop gähnte. „Das wird toll!“
Die Flip-Flops kuschelten die Köpfe aneinander und träumten. Vom Nikolaus, der Ketten aus Süßigkeiten um ihre Riemchen wickelte, mit denen sie dann durch die Wohnung gingen. Flip, Flop, Flip, Flop, Flip, Flop …