Читать книгу Frauen im Kriegsdienst - Thomas Hanifle - Страница 6
ОглавлениеAls Mann verkleidet stand Victoria Savs im Ersten Weltkrieg aufseiten Österreichs gegen die Italiener. Bei einem Angriff in den Sextner Dolomiten soll die Tirolerin, die zeitweilig in Meran lebte, 20 italienische Gefangene trotz feindlichem Artilleriefeuer hinter die österreichische Linie gebracht haben, so die Legende. Dafür erhielt sie die Tapferkeitsmedaille. Die Propaganda entlarvte nach der heldenhaften Aktion ihre wahre Identität und machte aus ihr das Heldenmädchen aus Tirol, umso mehr als sie bei einem Angriff ein Bein verlor. Nach dem Krieg wurde sie vergessen, später schenkte ihr Hitler ein Holzbein und sie ließ sich für die NS-Propaganda einspannen.1 Jeanne d’Arc, bekannt als Johanna von Orléans, schaffte es im 15. Jahrhundert sogar zur Nationalheldin, als sie es gegen die Engländer aufnahm, die große Teile Frankreichs besetzt hatten. Mit den Truppen des Königs, die sie anführte, befreite sie die Stadt Orléans und den südlichen Teil des Landes von den Aggressoren. Jeanne D’Arc wurde von den Engländern gefangen genommen und hingerichtet, ihr Mythos ist seither ungebrochen.2
Mit solchen Heldinnengeschichten kann es Anna Ruepp nicht aufnehmen. Die Südtirolerin war gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Flakhelferin der Deutschen Wehrmacht und bediente ein Horchgerät, um feindliche Flugzeuge zu orten. Nachts bewachte sie abwechselnd mit ihren Kameradinnen und bewaffnet mit einer Pistole das Areal ihrer Flakscheinwerfer-Abteilung bei München und hoffte, die Waffe nicht benutzen zu müssen. Über der Uniform der Luftwaffe trug sie die Lammfelljacke des Vaters, damit sie nicht fror. So wie Anna Ruepp ging es Tausenden jungen Frauen, die bei Kriegsende für den Abwehrkampf verpflichtet wurden. Die NS-Elite um Hitler wollte nichts unversucht lassen, um die drohende Niederlage noch abzuwenden.3